GDL, der Streik und die elende Juristerei

Thargor

Senior Member
Kann mir mal jemand erklären auf welcher Rechtsgrundlage die Bahn ständig versuchen kann die anstehenden Streiks gerichtlich zu verbieten?
 
Ich kann es dir natürlich nicht erklären.

Aber sind die Lokführer nicht beamtet? Ich weiß es nicht.
Staatsbeamte dürfen nicht streiken. Wie es aber nun bei DB aussieht weiß ich auch nicht.
 
Die Bahn könnte die Züge auch ohne Lokführer fahren lassen. Technisch schon längst kein Problem mehr.

Problem ist auch hier Lohndumping bei der Konkurenz, die mit 2-3% abgefertigt wurde.
Beispiele:
Erfurter Industriebahn GmbH
Süd-Thüringen-Bahn GmbH
MEV Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft mbH, Mannheim

Inzwischen dürfte die Mehrzahl nicht mehr verbeamtet sein und von daher ist ein Streik möglich.
Was das bringen soll in einem einem Unternehmen zwei so krass auseinander liegende Tarifforderungen weiß ich nicht.
Am Ende müssen Berufspendler und sonstige Fahrgäste darunter leiden.
Sicher ein probates Druckmittel, aber ich denke dass sich das anders lösen lässt.
 
Die Lokführer hätten mehr Verständnis, wenn sie die Milch und Butterpreise als Begründung angegeben hätten
Aber der Vergleich mit Piloten von Verkehrsflugzeugen deutet für mich auf eine gewisse Realitätsverschiebung in der Wahrnehmung...

Gruss
Tim
 
Freuet euch, oh Christenheit! Der Streik kommt mit sozialistischen 95,8%! --->

Naja, meinen Urlaub per Bahn hab ich dieses Jahr schon gemacht. Bleibt nur zu hoffen, daß sich die Auswirkungen auf den Nahverkehr in meiner Region in Grenzen halten.

Einerseits hab ich zwar Verständnis für die Lokführer (ein miserabler Verdienst für Schichtarbeit und das Risiko bei einem Unfall als Sündenbock herhalten zu müssen), andererseits bin ich von Schiene abhängig. Wobei - bei der akademischen Viertelstunde die im RMV-Gebiet gang und gebe ist, ist man ja schon einiges gewohnt. :rolleyes:

Mein Beileid gilt allen, die jetzt wegen ihrer Urlaubsplanung zittern müssen. :trost
 
Naja, was so mancher Lokführer jetzt schon verdient, hätten gerne so einige aus dem Einzelhandel und die haben meiner Ansicht nach mehr Streß als Lokführer. Verantwortung haben alle, ob Lokführer, Busfahrer oder jeder Autofahrer.
Was würde der Bahn übrig bleiben, wenn die Gewerkschaft ihre Vorstellung von der Lohnerhöhung durchsetzen könnte? Preise erhöhen? Stellen streichen?
 
Die 31% sind Verhandlungsbasis, damit überhaupt etwas bei rumkommt. Zumal es der Bahn als solches gut geht. Man fürchtet schon massive Engpässe, vor allem im Güterverkehr, nachdem dort vor ein paar Jahren massiv Strecken stillgelegt worden sind. Geld wird da schon verdient. Dummerweise scheint es bloß zu "gelegentlichen" Fehlentscheidungen und -planungen seitens des Managements zu kommen. :angel

Das es vielen anderen auch nicht gut geht, steht auf einem anderen Blatt, wobei der Einzelhandel ja auch zugegeben unter einem enormen Preisdruck leidet. Die Bahn hingegen ist Monopolist und wird staatlich geschützt & gestützt. Wenn unter solchen Bedingungen keine anständigen Löhne drin sind, wann dann?
 
Das es vielen anderen auch nicht gut geht, steht auf einem anderen Blatt, ...
Und sicher auch kein Argument gegen gewerkschaftliche Forderungen, irgend jemand geht es immer schlechter (und wenn nicht in Deutschland, dann eben in China oder Südamerika oder Afrika oder ...).

Am 01.01.2008 beginnt offiziell die neue Tarifrunde im Öffentlichen Dienst, nach einer sehr moderaten Lohnrunde 2005 und zwei Nullrunden 2006 und 2007 werden die Arbeitgeber sich auf ziemlich hohe Forderungen einstellen müssen (u.a. auch weil bei weiteren Nullrunden ver.di die Mitglieder weglaufen).

Und nachdem die Krankenhausärzte (bzw. der Marburger Bund) 2006 auch 30% gefordert (wenn auch nicht bekommen) haben, die Lokführer ebenfalls rund 30% wollen, unser Staat über Milliarden Euro zusätzlicher und unvorhergesehener Steuereinnahmen jubelt wird ver.di sicher mit Forderungen von deutlich über 10% antreten müssen (das ist nur eine Vermutung von mir).
 
Wird zwar langsam Off-Topic, aber ehrlich gesagt - ich hab Verständnis für hohe Lohnforderungen. Die 90er hieß es, daß Deutschland moderate Abschlüsse braucht um Arbeitsplätze zu schaffen. Die Arbeitslosigkeit stieg trotzdem. In der ersten Hälfte der 00er hieß es, daß Deutschland moderate Abschlüsse braucht um die vorhandenen Arbeitsplätze zu halten. Trotzdem gab es jeden Tag neue Berichte über Stellenstreichungen. Irgendwann ist halt auch mal Schicht im Schacht. Zumal da auch sicher ein psychologisches Moment mit hineinspielt. Die Leute haben einfach die Schnauze voll. In den letzten Jahren wurde eine Sau nach der anderen durchs Dorf getrieben. Ständig forderte die Arbeitgeberseite neue Opfer. Dieter Hundt zB hat praktisch vor den Kameras campiert und eine Forderung nach der anderen gestellt.

Jetzt gehen die Leute halt danach "Opfer nützen eh nix, jetzt ist Zahltag!". Bei der Wirtschaftslage ja auch angemessen. Und wenn ein Lokführer in Deutschland weniger verdient als in Italien, dann kann man das auch verstehen.
 
/ot

Gestern kam noch ein schöner Bericht über "Quo vadis Bahn?" (evtl auf West3)
Die Bahn will an die Börse, IMO 2008.
Schönen Dank Herrje Mehdorn & Tiefensee. :wand

49% sind dann privatisiert, aber der Bund schustert in den nächsten Jahren noch
~45 Milliarden Eureo rein, bekommt ~14 Milliarden wieder raus. Die Privaten
dürfen mit dem Geld machen, was sie wollen, auch weitere Teilstrecken stillegen
und sind niemandem verpflichtet. Bislang wurden ungefähr 250 Milliarden in das
Streckennetz reingepulvert, vornehmlich in die bekloppten ICE-Trassen.

Wo ich beim nächsten Thema wäre - ICE Berlin-München. Momentan wird
in Thürigen was weiss ich wieviel untertunnelt und Brücken gebaut, um diese
Strecke fertigzustellen (Reisezeit ~4h). Der Witz an der Sache - der Tunnel
dafür ist erst 2018 :eek: fertig (in 11 Jahren also).
 
Die Bahn könnte die Züge auch ohne Lokführer fahren lassen. Technisch schon längst kein Problem mehr.

Was auf dem Papier steht, heißt noch lange nicht das es auch in der Praxis funktioniert. Faktoren wie das Wetter spielen dabei eine wichtige Rolle.

Am Ende müssen Berufspendler und sonstige Fahrgäste darunter leiden.
Sicher ein probates Druckmittel, aber ich denke dass sich das anders lösen lässt.

Wie sollte ein Streik bei den Lokführern denn sonst aussehen? Wenn die Züge stehen, dann betrift es nun mal die Fahrgäste.

Es ist bekannt das die Löhne der Lokführer seit 1993 nicht gestiegen, sondern gefallen sind. Die Mehrwertsteuer ist gestiegen und es hat sich kein Schwein gerührt. Die Krankenkassenbeiträge wurden angehoben und es hat keinen interessiert. Die Jahresgehälter der Vorstände im Bahnkonzern sind von 1999 bis 2003 um 300% herauf gesetzt worden und es wird als normal angesehen.

Jetzt verlangen ein paar Lokführer eine Lohnerhöhung und halb Deutschland schüttelt nur den Kopf und hat kein Verständnis für diesen Streik. Wie soll man das überhaupt verstehen? - Ich nenne es Neid!

Edit: Und zum Thema Lohndumping eine Stellenanzeige für Lokführer bei "Metronom":

Wir bieten:
...
* eine leistungsgerechte Vergütung bei guten Sozialleistungen, z.B.
o Grundlohn zwischen 2.200 bis 2.500 €
...

metronom - Engagiert in Bewegung
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Wo ich beim nächsten Thema wäre - ICE Berlin-München. Momentan wird
in Thürigen was weiss ich wieviel untertunnelt und Brücken gebaut, um diese
Strecke fertigzustellen (Reisezeit ~4h). Der Witz an der Sache - der Tunnel
dafür ist erst 2018 :eek: fertig (in 11 Jahren also).

ot:
Wenn ich dir erzählen würde, wie viel Geld in den neuen Bundesländern verpulvert wird (z.B: Flughafen Leipzig sollte die ICE-TRASSE vermeiden => geworden ist totes Flugfeld, der in diesem Jahr noch ausgebaut worden ist :stupid oder Autobahnteilerneuerung zwei Monate vor der Komplettsanierung usw.) . Es sind dort wieder Sippschaften entstanden, die in dieser Form im Westen nie möglich wären (vielleicht nur in Bayern). Firmen, die Ausschreibungen gewinnen und die Bauzuschläge bekommen, kassieren das Geld und verschwinden, um unter anderen Namen wieder zu erscheinen und um neue Billigaufträge wieder zu bekommen - der Steuerzahler zahlt das (wähl die Linken, dann kannst noch mehr drauf zahlen), die "Zuschlagsgebendenbeamten" dürfen dann ein neues Projekt bearbeiten und weiteres Geld verpulvern.
Es ist einfach zu :kotz2
 
Wie sollte ein Streik bei den Lokführern denn sonst aussehen? Wenn die Züge stehen, dann betrift es nun mal die Fahrgäste.
In den Güterzügen sitzt kaum mal jemand ;).
Da würde ich den Schwerpunkt setzen. Wenn die Personenzüge stehen, sind die Menschen sauer, und da die meisten heutzutage nur an sich selbst denken, ist es dann mit dem Verständnis für die Streikenden nicht weit her.
Wenn aber hier und da eine Fabrik abgestellt werden muss, weil das Material nicht mehr beikommt, dann wird die Industrie zwar auch vorne herum auf die Streikenden schimpfen, aber hintenrum Druck auf das Bahn-Management machen.
 
>> aber hintenrum

Hintenrum wird das meiste daher auf die Strasse verlagert. Und nicht nur, weil
die Bahn dafür auch kleinere Teilstrecken schon seit Jahren stilllegt.
Die Bahn ist das unpünktlichste Unternehmen überhaupt.
 
Ich halte das ja eher für nen Egotripp von beiden Seiten:

Die Bahn hat Lohnerhöhungen bzw. Einmalzahlungen angeboten, will aber einen Einheitlichen Tarifvertrag für alle Angestellte (find ich nachvollziehbar), die Lockführergewerkschaft will aber in jedem Fall den eigenen Tarifvertrag durchdrücken und zeigt sich bei der Lohnhöhe kompromissbereit...

Also alles in allem der totale Schwachsinn.
 
Hi,

zit.Bio:"Die Bahn hat Lohnerhöhungen bzw. Einmalzahlungen angeboten, will aber einen Einheitlichen Tarifvertrag für alle Angestellte (find ich nachvollziehbar)"

Finde ich auch, zumindest, wennsich auch Mehdorn und Kumpane daran halten. In einem Interview mit dem Vize der LokGewerkschaft hat dieser bemerkt, dass sich der Vorstand 2006 über 60% und der Aufsichtsrat über 200% genehmigt hat....... Wie auch immer, ich muß beruflich oft mal mit der Bahn fahren, und ich sehe keine Unterschiede zu Lufthansapiloten (ausser dem Image)... 30% fordern heißt auch nicht 30 % erwarten...

Und ich bin nicht der Meinung, dass durch Lohnverzicht in einem Hochpreisland Arbeitsplätze gesichert werden. Im Gegenteil ...
 
LOL
Ich sehe geringfügige Unterschiede in der Qualifikation
Ausserdem hat eine Lok weniger Knöpfe zum Spielen...

Gruss
Tim
 
Oben