[Diskussion] Aktive Sterbehilfe

---rOOts---

Senior Member
Aktive Sterbehilfe

Es würde mich mal interessieren, wie Ihr darüber denkt.

Doch eines Vorweg!

Bitte macht Euch ernsthaft Gedanken darüber,
dieses Theme ist einfach zu ernst, als dass man
einfach mal so seinen Senf dazu ab gibt.

Und lasst bitte Gott und andere übersinnliche Kräfte
aus dem Spiel!
( Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch fliegen kann,
dann hätte er ihm Flügel verliehen)

Es soll eine sachliche Diskussion werden !!
 
uii, da sprichst Du aber ein sehr heikeles Thema an !

Die Frage die sich mir da immer stellt ist : "Wer soll das entscheiden" ?

Die Ärzte, die Angehörigen oder gar Richter ?
 
Was verstehst Du unter einer sachlichen Diskussion?

Denn wenn jemand aus christlichen Gründen die Sterbehilfe ablehnt, wird er wohl nicht umhin kommen, auch Gott ins Spiel zu bringen. ;)
Oder möchtest Du gläubige Menschen von dieser Diskussion ausschließen?

Aber nun zu meiner Meinung zum Thema:
Ich bin für ein würdiges Sterben, wie das im einzelnen aussieht, mag jeder selbst entscheiden.
Ich persönlich möchte niemals durch Maschinen künstlich ans Leben gezwungen werden.
 
Ich will mal so sagen:

Wenn ich +/- Hirntot an einer Maschine hänge, habe ich nichts dagegen, wenn mir jemand den Stecker/Schlauch zieht.
-> ist keine aktive Sterbehilfe!

Es gibt ja Fälle, wo Menschen bei vollem Bewustsein völlig bewegungsunfähig rumliegen und nur noch die Augen rauf und runter bewegen können (defekt am Stammhirn).
Da kann man sich streiten:
Ernährung abstellen und warten, bis man verhungert ist? Da könnte man mit etwas Strichnin ruhig nachhelfen, wenn es der Betroffene wünscht.
 
Zunächst möchte ich jedem von euch die Empfehlung geben, eine Patientenverfügung zu machen. Damit kann man schon jetzt bestimmte Sachen ausschließen.

Nun ist das Thema mal wieder aktuell und Palliativmedizin soll mehr Humanität für schwerkranke Schmerzpatienten bringen. Komisch, in Zeiten knapper Kassen soll dafür 250 Millionen zur Verfügung gestellt werden.

Für mich stimmt die Relation nicht. Einerseits sterben (läßt man sterben!) jeden Tag ein Unmenge Menschen, die gerettet werden könnten, mit wesentlich weniger Aufwand. Sind die weniger wert?
Für alle Gläubigen: macht sich der Mensch da nicht selbst zum Gott, wenn er entscheidet wann jemand sterben darf oder nicht?

Ich finde schon, dass es eine Sterbehilfe geben soll und die Vorschläge der Kontrolle darüber sind doch nicht krimminell. Sterben gehört auch zum Leben.


Edit: Da war der @Jurek schneller
 
Über eine Patientenverfügung habe ich auch schon nachgedacht, aber gab es nicht schon Fälle, in der eine solche Verfügung von Angehörigen erfolgreich angefechtet wurde?
Das macht mich dann doch noch etwas unsicher.

Aber zurück zur "aktiven" Sterbehilfe.
Was versteht man eigentlich genau darunter?
Ist eine Maschine auszuschalten schon aktive Sterbehilfe oder greift das erst, wenn man dem Patienten "sterbebeschleunigente" Mittel verabreicht?
 
Ich kann mir ehrlich gesagt nur schwer eine Meinung darüber bilden.
Was man aber bei dem Thema berücksichtigen sollte: Derjenige, dem das Sterben ermöglicht wird, muss nachher auch nicht mehr darüber nachdenken. Der (Nach)Helfende aber muss noch sein ganzes Leben lang damit umgehen. Ich wüßte daher nicht, ob ich es überhaupt fertig bringen würde, jemanden darum zu bitten.
 
Astrominus schrieb:
Über eine Patientenverfügung habe ich auch schon nachgedacht, aber gab es nicht schon Fälle, in der eine solche Verfügung von Angehörigen erfolgreich angefechtet wurde?
Das macht mich dann doch noch etwas unsicher.
...
Ja, es ist möglich das anzufechten, aber deswegen soll man es jede paar Jahre erneuern. Wenn das mit Hilfe eines Notars gemacht wird, wird man es nicht anfechten können!
 
Zusätzlich zur Patientenverfügung ein Testament machen und verfügen, das jeder, der die Patientenverfügung anficht, enterbt wird.
Das meine ich absolut ernst, aber das macht natürlich nur Sinn wenn es auch was zu vererben gibt.

Grundsätzlich bin ich für Sterbehilfe, ich habe in jungen Jahren meine leibliche Mutter auf eine Art und Weise langsam an Krebs sterben (das ist fast zu verharmlosend ausgedrückt, "verrecken" trifft es eher) sehen, das wünsche ich noch nicht mal meinem schlimmsten Feind.

Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber der Vorgang des Sterbens kann einem schon je nach den Umständen Angst machen.
Ich würde mir selbst im Falle eines Falles gerne langes und sinnloses Leiden ersparen wollen, so lange ich noch die geistigen Fähigkeiten und die körperliche Kraft dazu hätte würde ich sicher selbst dafür Sorge tragen können, aber was ist wenn ich keinen Suizid mehr begehen kann?
 
Supernature schrieb:
Ich wüßte daher nicht, ob ich es überhaupt fertig bringen würde, jemanden darum zu bitten.
Würde es Dir leichter fallen, jemanden darum zu bitten, Dich im Extremfall jahrelang zu pflegen?
Woran trägt ein Angehöriger schwerer?
Pflegeheime sind ja auch nicht für jedermann erschwinglich.

Aber der Kernpunkt ist eigentlich WER will das entscheiden (wie Blacky bereits sagte), wenn der Patient das selbst nicht mehr kann?
Und wie sieht es mit der Strafverfolgung aus?
 
Wenn jemand noch den Wunsch auf eine aktive Hilfe äussern kann, dann ist es auch möglich, dass die Sterbehilfe passiv ist.
Deutlicher:
Durch entsprechende technische Hilfsmittel könnte man erreichen, dass der Patient selbst etwas auslöst.
Hawking ist ein Beispiel dafür, was alles geht.
Für eine ja/nein Information braucht es viel weniger

Gruss
Tim
 
Die technischen Möglichkeiten von Hawking hat aber leider nicht jeder.
Mit den Augen einen Sprach-PC zu steuern ist ja schon beachtlich und nicht mit dem Monatslohn eines Facharbeiters zu bezahlen. ;)

So lange ein Patient sich noch in irgendeiner Weise äußern kann (Und sei es durch das Hochziehen einer Augenbraue), sollte sein Wunsch respektiert werden, was aber, wenn ihm diese Möglichkeit nicht mehr gegeben ist?
 
Für mich als gläubigen Mensch (nicht unbedingt im christlichen Sinn) ist es keine Frage: Das unerklärliche Lebensgeschenk muss um allen Preis angenommen werden und bis zum letzten Blutstropfen verteidigt und "ausgekostet" werden, alles andere lädt imho Schuld auf unsere unsterbliche Seele!

Als Chemiker hätte ich auch die Möglichkeiten zu einer schnellen Lebensbeendigung für mich selbst in den Händen, das wäre mit Strychnin oder Zyankali überhaupt kein Problem. Aber soweit wird es nie kommen. Obwohl der Gedanke dazu vor einer 100g Flasche Zyankali oder Strychnin (schmeckt aber abartig bitter!), wie auch beim Bergwandern bei einem 500m Abgrund schon mal da war.

Je älter ich aber werde, umso entschiedener stelle ich mich gegen jedwede Form der (aktiven) Lebensverkürzung. Dass ein Hirntoter nicht ewig an einer "lebenserhaltenden" Maschinerie vor sich hinvegetieren sollte, ist klar, das ist nicht das Thema!

Noch ein interessanter Link zum Thema:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/index_frameset.html?/news/artikel.php?id=92098

gruß schrotti :) :)
 
So, nun muss ich wohl eingreifen, da diese Diskusion nicht in die
richtige Richtung führt. Ich möchte ja etwas heraus finden.

aus christlichen Gründen die Sterbehilfe ablehnt

Nein ich möchte nur verhindern, dass sich jemand auf Gottesgesetz
beruft! Damit ist die Diskution nähmlich beendet, da unumstöslich.

Die Frage die sich mir da immer stellt ist : "Wer soll das entscheiden" ?

Ganz einfach, Du für Dich selber.


Es geht hier nicht nur um solche Fälle !!

Patientenverfügung

Ist im gewissen Sinne gut, aber was Sterbehilfe angeht,
nichts Wert.

Aber zurück zur "aktiven" Sterbehilfe. Was versteht man eigentlich genau darunter?

Nun, Du bist krank und äuserst den Wunsch, dass Du nicht mehr leben willst.
Dann komm ich und gebe Dir ein "Sterbemittel".
Moment, wenn Du selber das Mittel einnehmen kannst, passiv,
wenn ich Dir das Mittel geben muss, aktiv.
 
Nun, Du bist krank und äuserst den Wunsch, dass Du nicht mehr leben willst.

Mhh,
das ist etwas sehr allgemein gehalten. Eine Krankheit kann viele Wege gehen. Ich kenne einige, denen ich die Erleichterung eines schnellen Todes gegönnt hätte, andererseits ist es sehr schwer Grenzen zu ziehen.

Bei fest abgesteckten formellen Hürden halte ich es in bestimmten Fällen für sinnvoll. So wie Du die Frage formuliert hast, würde ich es eher ablehnen, da Du davon ausgehst, daß man die Entscheidung selber treffen kann. Das ist aber in vielen Fällen nicht möglich, weil der Patient durch Medikamente oder Unfall/Krankheitbedingter Ausfälle nicht mehr in der Lage ist diese Entscheidung selbst zu treffen. Das heißt, daß gerade diejenigen, bei denen die Sterbehilfe "angebracht" wäre, fallen durch das Raster.
 
Jurek schrieb:
Ich will auch nicht vegetieren.
Um das zu erreichen sollte man sich eine Patientenverfügung erstellen und in regelmässigen Abständen sie erneuern! :)

OT:
Bevor ich mich auf das eigentliche Thema einlasse, muss ich schnell mal was zur Patientenverfügung loswerden. Eine Patientenverfügung muss nicht in regelmässigem Abstand erneuert werden, wenn sie notariell erstellt wurde. Früher war das so, aber das ist geändert worden. Also einmal beim Notar unterzeichnet, ist sie bis zum Widerruf gültig. (Zusätzlich kann man sich gegen Aufpreis in ein Register eintragen lassen)


So nun zum eigentlichen Thema:
Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch selbst entscheiden sollte, wann er sein Leben nicht mehr als lebenswert empfindet. (Damit meine ich körperliche und keine geistigen Gebrechen)
Also, wenn ich in einem Krankenbett liegen würde und mich nur noch irgendwelche Maschinen am Leben erhalten, bitte ich darum, dass man mir schon eine kleine Spritze gibt, die mich davon befreien.
Das ist bei Tieren doch auch möglich, warum nicht bei uns Menschen.
 
Eben, und deswegen ist (im Gegensatz zu Hawking, Astrominus) ein eventueller technischer Aufwand einmalig und ´wiederverwendbar´ (hört sich ja furchtbar an)
In dem Moment, wo der Betreffende selber den Auslöser betätigt ist es KEINE Tötung auf Verlangen, sondern Beihilfe zum Selbstmord.

Gruss
Tim
 
@Tim
Das wäre natürlich eine hervorragende Lösung, setzt aber vorraus, das der Patient noch geistig auf der Höhe ist.
 
Oben