Wie funktioniert das Internet?

RollerChris

R.I.P.
1. Viele kleine Netze...

Nun, zunächst gab es kleine Netze. Eine Universität beispielsweise
vernetzte ihre Rechner innerhalb des Hauses, damit die Mitarbeiter
leichter von jedem Platz auf ihre jeweiligen Daten zugreifen
konnten. Auch Firmen vernetzten ihre Rechner, um den einzelnen
Mitarbeitern eine einfachere Möglichkeit zu bieten, ihre jeweiligen
Daten auszutauschen. So gab es kleine, räumlich eng begrenzte
Netzwerke. Diese nannte man, weil das ganze aus dem englischen kam,
Local Area Networks. Und weil das ganze so kompliziert auszusprechen
war, kürzte man es ab: LAN...

2. Wenige große Netze ...

Nun hatte man die Grundlage geschaffen, innerhalb einzelner
Institute Daten auszutauschen. Aber wieso sollte die Uni in Kiel
nicht auch auf Daten der Uni Hannover oder der Uni München zugreifen
können? Für die Forschung wäre dies sicher nur vorteilhaft. Also
verlegte man wesentlich längere Netzwerkkabel und verband
beispielsweise einige Unis miteinander. Ein großflächiges Netzwerk
wurde geschaffen. Und auch dieses bekam einen englischen Namen: Wide
Area Network. Oder kurz: WAN. Dieses WAN existiert noch heute und
heißt Deutsche Forschungsnetz (kurz: DFN).

Datenaustausch ist aber nicht nur für Universitäten wichtig.
Datenaustausch wird auch von vielen Unternehmen benötigt. Wieso
sollten aber viele Unternehmen beikommen und Netzwerkkabel quer
durch Deutschland verlegen? Also entstanden ein paar andere
Netzwerkbetreiber, die Ihre Kabel in der Landschaft verlegten und
dann deren Kapazitäten an die Unternehmen vermieteten.

3. Das Internet...

Nachdem es nun einzelne Netze gab, die separat nebenher existierten,
fand man, daß das ganze doch etwas unpratisch war. Denn was hilft es
einem Unternehmen, wenn es nicht die Infos einer Uni abfragen kann,
weil es eben nicht an diesem Netz angeschlossen ist. Also kam man
bei und schloß die einzelnen Netze zusammen. Damit konnte jeder
netzübergreifend Informationen abholen. Da sich hierbei
netzübergreifende Dinge abspielten, nannte man es Internet.

4. Der Zwischenstand...

Stand der Dinge: Es gibt viele kleine Netze. Diese haben sich
verschiedenen großen Netzen angeschlossen. Diese großen Netze
zusammen ergeben das Internet. Daß dabei die einzelnen Betreiber
jeweils nicht im Netz des anderen Betreibers rumpfuschen können,
scheint selbstverständlich...

5. Internet für alle...

Nun ist es aber so, daß ja nicht nur Firmen Interesse an den
Informationen haben. Mein Bekannter Otto Norm zum Beispiel
interessiert sich für die chemischen Vorgänge bei der Herstellung
von Polyethylen. (Wie kann man nur so ein Hobby haben?) Sein Bruder
Thomas interessiert sich aufgrund seines Hobbies "Modellflugbau"
stets für Neuerungen im Sektor der Aerodynamik. (Ich habe noch nie
erlebt, daß seine Eigenkonstruktionen auch wirklich flogen *gg*)
Wieso sollten diese also nicht auf die Informationsvielfalt im
Internet zugreifen können? Also gab es Firmen, die es erlaubten,
sich mit dem Internet zu verbinden. Die Internet Service Provider
(kurz: ISP) waren geboren.

6. Der Irrweg eines Paketes im Internet...

Wie kommt nun Otto an seine Informationen zur Herstellung von
Polyethylen? Nun, er verbindet seinen Computer zu einem dieser
Internet Service Provider. Dort bekommt er eine Rechneradresse
zugewiesen, anhand er in diesem Gewirr von Computern eindeutig
identifiziert werden kann. Dann schickt sein Rechner eine Anfrage
los. "Hallo, Duhu, Rechner www der Uni-Hannover in De, kannst Du mir
einen index.html schicken, was so alles auf Deinen Seiten ist?"
Dieses Paket vertraut Otto's Rechner seinem ISP an. Der ISP ist nur
an das Netz der Deutschen Telekom AG (DTAG) angeschlossen. Daher
reicht er das Paket an dieses Netz weiter. Die Rechner des
DTAG-Netzes schauen sich einmal kurz hilflos um, dann lesen sie, daß
das Paket an die Uni-Hannover in De addressiert ist, schauen kurz
nach, in welche Richtung sie es dann schieben müssen und reichen es
weiter an das DFN. Nun ist das Paket hilflos dem DFN ausgesetzt,
dessen Rechner sich einen Spaß machen und es einmal im Kreis herum
schicken, bevor sie es der Uni-Hannover in De übergeben. Im Netz der
Uni-Hannover schaut sich der Eingangsrechner kurz um, und wirft das
Paket dann dem Rechner www zu. www schaut dann kurz nach, was Otto
von ihm will, schnürt die passenden Informationen ebenso in ein
Paket, beschriftet es noch kurz mit der Adresse von Otto's Rechner
und ab geht das ganze zurück...

7. Wenn was nicht klappt...

Wie oben eindeutig zu ersehen, kann ein Netzbetreiber nichts machen,
wenn die hilflosen Pakete von einem anderen Netzbetreiber nicht
nett, höflich und zuvorkommend behandelt werden. Er kann nur den
jeweils Verantwortlichen _bitten_, seine Rechner mal wieder zur
Raison zu bringen. Sollte es diesem Netzbetreiber nicht möglich
sein, oder sollte der andere Netzbetreiber kein Interesse daran
haben, kann die DTAG zum Beispiel daran auch nichts ändern. Außer
davon abraten, die Rechner im anderen Netz überhaupt erreichen zu
wollen. Aber das ist auch nicht im Sinne des Erfinders. Vielleicht
sollte man einfach mal den Netzbetreiber so behandeln, wie er die
ihm anvertrauten Pakete behandelt. Ob das nicht manchem eine Lehre
wäre?

8. Und trotzdem ist mein ISP Schuld, wenn meine Pakete nicht
ankommen!!!!!

Gaaanz ruhig, die Männer in den weißen Kitteln kommen gleich...

Nein, im Ernst. Wenn man nicht willens ist, Störungen hinzunehmen
oder wer man auf Schuldzuweisungen beharrt, die einfach nicht
haltbar sind, sollte sich als lernresistentes Individuum nicht im
Internet blicken lassen. Wer in einer fremden Stadt hilflos
umherirrt, wird auch jemanden höflich nach dem Weg fragen, statt den
nächsten Passanten anzublaffen, daß der ihm einen direkten Weg zum
Bahnhof baut.
 
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