[Politik] Arafat ist tot

Gamma-Ray

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Arafat ist tot

In den frühen Morgenstunden erlag der Palästinenserpräsident seiner schweren Krankheit. Arafat starb in der Pariser Klinik, in der ihn Ärzte seit zwei Wochen behandelt hatten.

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Paris - Der Chefarzt des Militärhospitals in Paris hat den Tod bestätigt: "Arafat ist am 11. November 2004, um 3.30 Uhr im Militärhospital Percy, Clamart, gestorben", sagte Chefarzt Christian Estripeau den Journalisten, die vor der Klinik warteten.

Kurz zuvor hatte bereits der palästinensische Kabinettsminister Sajeb Erakat den Tod in Ramallah bekannt gegeben. Wenige Minuten später bestätigte Arafats Neffe Nasser al-Kidwa in Clamart die Angaben.

Der 75-jährige lag seit zwei Wochen in der Klinik bei Paris, die auf Krebs und Blutkrankheiten spezialisiert ist. Vor einer Woche fiel er ins Koma. Eine Hirnblutung und das Versagen mehrerer Organe hatten mehrfach zu Berichten geführt, der Palästinenserpräsident sei nicht mehr am Leben. Dies war von dem Krankenhaus und offiziellen palästinensischen Vertretern aber immer wieder zurückgewiesen worden.

Die Vorbereitungen für die offizielle Trauerfeier laufen bereits. Arafats Berater Jassir Abed Rabbo teilte am Morgen mit, Arafat solle am Samstag in Ramallah beigesetzt werden. Am Freitag soll es eine Trauerfeier in Kairo geben.

Die ägyptische Regierung hatte in Übereinstimmung mit der Arabischen Liga angeboten, Arafat in Kairo aufzubahren. Die Palästinenserführung überlege sich das Angebot noch, hieß es. Die Wahl der Arabischen Liga fiel auf Kairo, um ausländischen Staatsgästen die Teilnahme an der Feier zu erleichtern.

Die israelische Regierung hat eingewilligt, Arafat in Ramallah in der Westbank zu beerdigen. Es gebe keine Einwände gegen diesen Wunsch von palästinensischer Seite, berichtete der Armeerundfunk.

Die Palästinenser-Führung hatte bereits darauf verzichtet, Arafats Wunsch nach einer Beerdigung in Jerusalem zu entsprechen. Diesen Wunsch hatte Israel abgelehnt, weil es darin einen Ausdruck des palästinensischen Anspruchs auf einen eigenen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt sieht.

Quelle

Er war eine umstrittene Person. Vieles deutet darauf hin, dass sein Land nicht zur Ruhe kommt.
Ich hoffe sehr, dass der Nachfolger das nötige Händchen hat, das eigene Volk zu bändigen und
die Terroristen in den Griff bekommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Arafat ist tot

Original geschrieben von Gamma-Ray
Quelle

Er war eine umstrittene Person. Vieles deutet daran hin, dass sein Land nicht zur Ruhe kommt.
Ich hoffe sehr, dass der Nachfolger das nötige Händchen hat, das eigene Volk zu bändigen und
die Terroristen in den Griff bekommt.

Ich glaube das wünscht sich jeder damit endlich mal Ruhe in diesem Land ist.

Gruß
 
Mein Beileid an die Familie.
Ruhe und Frieden? Das wäre doch kein Problem, wenn sich die Palästinenser endlich den israelischen Herrenmenschen unterwerfen oder sich einfach verziehen würden.
 
Danke Supi,
Was Du geschrienben hast hätte ich mich nicht getraut, entspricht aber voll und ganz meiner momentanen Stimmung.
gruss
thomas
 
ups....
denkt da einer wie ich?

es gab mal eine zeit.... da gab es den staat israel nicht. bis man ihnen dieses land gab. heute sind sie mit ihrer politik nicht besser.
das die palistinänser mit terror auf sich aufmerksam machen ist nicht richtig... keine frage. aber wie selbstherlich die israelies deren land besetzen und dies rigeros durchsetzen ist schon verwunderlich. sie müssten doch durch die geschichte gelernt haben.... wo sie selbst drunter gelitten haben. wie gesagt... heute machen sie es nicht besser. im gegenteil..... wenn sie das an akzeptanz und toleranz üben würden, was sie von andern verlangen und einfordern..... wäre dort schon längst frieden.
 
Für mich war Arafat selbst ein Terrorist und sein nicht unbeträchtliches Privatvermögen (je nach Quelle ist von 400 Mio. bis zu 1 Milliarde US$ die Rede) wird er sich auch nicht durch den Verkauf von Gänseblümchen erworben haben.

Ich stehe Israels Politik durchaus kritisch gegenüber, aber das macht aus Arafat noch lange keinen Engel.
 
Wenn man Palästinenser und Israelis in einen Sack steckt und drauf haut, trifft man immer den Richtigen. Wobei man betonen muss, dass es auf beiden Seiten auch Friedenswillige gibt.

Arafat war alt und verbohrt. Als Optimist hoffe ich auf eine neue Chance durch gemäßigtere Kräfte an der Spitze. Israel sollte in dieser Phase besonnener als je zuvor reagieren, damit diese Chance nicht wieder zwischen Panzern und Bomben zerquetscht wird.
 
@ Grainger

davon hat keiner gesprochen..... :(
natürlich war er kein engel. er hat für sich damals entscheidungen getroffen..... die nicht in populär waren. er hat sich für sein volk eingesetzt. wieviele staaten haben das schon gemacht.... und mit welchen mitteln.
arafat hat das oslo abkommen durchgedrückt... und den friedensprozes in gang gebracht. das sollte nicht untergehen...
es kommt immer auf den blickwinkel an..... die israelis sollten nicht nur ihren blickwinkel vertretten....
was sein vermögen angeht.....möchte ich mich nicht zu äussern. da sollte man einen genauen einblick haben.

andere staatsmänner haben sich auch bedient...nicht war...
 
Für Sharon ist das ein "echter Trauerfall".
Jetzt kann er Friedensgespräche nämlich nicht mehr mit dem Hinweis verweigern, er würde mit einem Terroristen nicht verhandeln.

Insofern ist es vielleicht auch eine Chance. Zwar eine kleine, aber immerhin.
 
original geschrieben von Helmi arafat hat das oslo abkommen durchgedrückt... und den friedensprozes in gang gebracht. das sollte nicht untergehen...

Ich finde auch, dieser Anteil am Friedensprozess sollte gewürdigt werden.

Der Friedensprozeß von Yitzak Rabin und Arafat eingeleitet durch die Abkommen von Oslo wurde unterbrochen durch die Ermordung Rabins am 4.11.1995. Hier ein Auszug aus dem 1. Osloer Abkommen:

>Oslo I
Am 13.09.1993 unterzeichneten Yitzhak Rabin und Yassir Arafat in Washington die "Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung" (auch Oslo I genannt). Diese stellte einen Meilenstein im Friedensprozeß dar. Beide Seiten erkannten einander erstmals offiziell an. Die Israelis akzeptierten die PLO als offiziellen Vertreter der Palästinenser, die PLO strich aus ihrer Charta alle Passagen, die von der Vernichtung Israels als Ziel enthielten. <

Solange Gebiete besetzt sind und palästinensische Schulkinder von israelischen Panzern attakiert werden, gibt es keinen Frieden. Es gibt auch viele israelische und internationale Friedensaktivisten, die die Palästinenser unterstützen, sie bringen Wasser und Lebensmittel und schützen die Olivenhaine und kleinen Häuser, die keine Chance gegen die Panzer haben, so gut sie können. Mut und Humanität hängt nicht von Nationalitäten ab.

Mary
 
das n1 thema ist doch wer sein vermögen bekommt...
also meiner meinung nach sollte man einen teil des geldes seiner tochter geben und den rest der bevölkerung!!! das land braucht das geld für den wiederaufbau dringender als reiche politiker!!!!!
scheinbar haben sie diese möglichkeit nicht in erwägung gezogen...
wer weiß warum...
 
Hintergrund:

Konfliktgeschichte

Nur durch militärische Stärke konnte sich der Staat der Juden gegenüber seinen arabischen Nachbarn behaupten.

Die seit Jahrhunderten verfolgten Juden haben in Israel ihre "nationale Heimstätte" gefunden, die Palästinenser aber ihre Heimat verloren (Palästina).

Lange Zeit wollten die Araber den Staat Israel nicht anerkennen und die Israelis keinen Palästinenserstaat dulden. Erst die Autonomieabkommen von 1993 und die einsetzenden Verhandlungen zwischen Israel und gemäßigten Palästinenser eröffneten Chancen im schwierigen Friedensprozeß im Nahen Osten.


Zu den Person der jüngsten Geschicht:


JASIR ARAFAT 1929 - 11.11.2004

Politischer und militärischer Führer der Palästinenser, Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), seit 1996 erster gewählter Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PNA), Friedensnobelpreisträger 1994

Mohammed (später Jasir) Arafat wurde in Gaza geboren, wuchs in Jerusalem und später in Kairo auf. Dort studierte er bis 1956 Ingenieurwissenschaften. Bereits während des Studiums war er politisch aktiv und übernahm eine führende Rolle in der Studentenbewegung Palestinian Student Organization (PSO).


Nach dem Suezkrieg verließ Arafat 1957 Kairo, arbeitete in einer Baufirma in Kuwait und gründete mit anderen die Befreiungsbewegung Al Fatah. Mit Unterstützung des ägyptischen Präsidenten Gamal Abd el-Nasser gründeten Arafat und andere sieben Jahre später die PLO; 1969 vereinigte sich Al Fatah mit der PLO, und Arafat wurde Vorsitzender der Organisation, die über Jahre verantwortlich für Terroranschläge (nicht nur im Nahen Osten) gegen Israel war.

Nachdem die Arabische Liga 1974 die PLO als alleinige Vertreterin der palästinensischen Araber anerkannt hatte, bemühte sich Arafat auch um diplomatische Kontakte und versuchte, seiner Organisation international Anerkennung zu verschaffen. Die PLO-Terror-Kommandos blieben aber weiterhin aktiv. Sie gingen dabei meist von ihren Stützpunkten im Libanon aus gegen Ziele im Norden Israels vor. In Reaktion auf die israelische Invasion 1982 im Libanon gaben Arafat und seine Anhänger ihr Hauptquartier in Beirut auf und errichteten u. a. Quartiere in Damaskus sowie in Tripolis, das er aber 1983 wieder verlassen musste.

Mit Beginn der Intifada, dem Aufstand gegen die israelischen Besatzer 1987, rief Arafat ein Jahr später den unabhängigen Staat Palästina aus und sprach aber auch vom Existenzrecht Israels.

Nach langwierigen Geheimverhandlungen unterzeichneten schließlich Arafat und der israelische Premierminister Yitzhak Rabin am 13. September 1993 die Osloer Abkommen. 1994 erhielten Arafat zusammen mit Rabin und Shimon Peres dafür den Friedensnobelpreis.

Im Januar 1996 wurde Arafat mit 85 Prozent der abgegebenen Stimmen zum Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PNA), des durch die Oslo-Verträge geschaffenen Selbstverwaltungsorgans, gewählt.

Nach zahlreichen fehlgeschlagenen, internationalen Vermittlungsversuchen, die zumeist an der harten Haltung Israels gescheitert waren, kam erst wieder Bewegung in den Friedensprozeß, als am 23. Oktober 1998 Arafat und der damalige Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Wye-Abkommen unterzeichneten.

Als Reaktion auf die Weigerung Israels, die Umsetzung des Wye-Abkommens zu verwirklichen, kündigte Arafat Ende 1998 die Proklamation eines souveränen palästinensischen Staates für den 4. Mai 1999 an, zog diese aber vorerst auf internationalen Druck wieder zurück.

Im Juli 2000 versuchten Arafat und der neue israelische Regierungschef Barak unter Vermittlung von Bill Clinton in Camp David (USA) eine Einigung über die Streitpunkte zu erzielen; nach zwei Wochen wurden die Verhandlungen jedoch ergebnislos beendet.

Im September 2000 zerschlugen sich vorerst alle Hoffnungen auf eine Fortsetzung des Friedensprozesses: Nach dem Besuch des israelischen Oppositionsführers Ariel Sharon auf dem Tempelberg brachen zunächst in Ostjerusalem, dann im ganzen Westjordanland blutige Unruhen aus.

Als aus der israelischen Ministerpräsidentenwahl am 6. Februar 2001 Ariel Sharon als Sieger hervorging, waren für den Friedensprozess keine Fortschritte mehr zu erwarten. Arafat dagegen bestand auf der Fortsetzung der Verhandlungen.

Im Mai/Juni 2001 stimmte Arafat wie auch Israel den unter US-amerikanischer Vermittlung zustande gekommenen Plänen zur Deeskalation und zur Schaffung einer neuen Verhandlungsbasis zu. Doch setzten Aktivisten ihre Angriffe und Attentate gegen Israel fort und provozierten damit massive Gegenangriffe Israels: unter anderem auf palästinensische Polizeistationen und Arafats Leibgarde sowie gezielte Attentate auf mutmaßliche palästinensische Terroristen.

Arafat verurteilte zwar die Selbstmordanschläge und forcierte im November/Anfang Dezember 2001, wie von Israel gefordert, das Vorgehen seiner Sicherheitskräfte gegen die Terroristen, aber es gelang ihm bisher nicht, diese Attentate, die von radikalen Organisationen wie Hamas oder Jihad begangen werden, zu unterbinden.

Vor dem Hintergrund erneut zunehmender Gewalt im Januar 2002 ließ Arafat den Führer der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), Ahmed Saadat, festnehmen. Arafat war durch den ihm auferlegten Hausarrest unter Druck gesetzt worden.

Obwohl Arafat weiterhin die nun wieder zunehmenden Attentate verurteilte, wurde er von Israel nach wie vor für die Gewalt verantwortlich gemacht, und auch die USA froren ihre Beziehungen zu Arafat ein.

Im Februar 2002 lockerte die israelische Regierung Arafats Hausarrest, nachdem aufgrund seiner Anordnung drei PFLP-Aktivisten verhaftet worden waren, die für den tödlichen Anschlag auf Tourismusminister Zeevi verantwortlich gemacht werden. Arafat konnte sich wieder in Ramallah frei bewegen, die Stadt aber ohne die Erlaubnis der israelischen Regierung nicht verlassen.

Am 11. März 2002 hob Israel Arafats Hausarrest auf, nachdem auch der letzte der mutmaßlichen Zeevi-Attentäter verhaftet worden war. Einen Tag später besetzte die israelische Armee im Rahmen der größten israelischen Militäroperation seit 20 Jahren Ramallah; nahm aber den Sitz der Autonomieverwaltung, des derzeitigen Amtssitzes Arafats, aus. Tage zuvor hatte die Armee, als Reaktion auf einen Selbstmordanschlag, Arafats Residenz in Gaza zerstört.

Nach weiteren Selbstmordanschlägen rückte die Armee am 29. März 2002 wieder im Westjordanland ein und besetzte die Autonomiestädte. Diesmal stürmte sie auch Arafats Amtssitz in Ramallah und isolierte Arafat von der Außenwelt; am 1. Mai 2002 wurde die Belagerung Ramallahs aufgehoben. Arafat kündigte vor dem Palästinensischen Legislativrat eine grundlegende Reform der Autonomiebehörde sowie Wahlen auf allen Ebenen an.





Ariel Sharon (*1928)

Israelischer Politiker, Militär und Politiker, Ministerpräsident seit 2001.

Sharon wurde als Sohn eines polnischen Vaters und einer russischen Mutter in Kfar Malal bei Tel Aviv geboren. Er engagierte sich von 1942 bis 1948 in der Haganah, wurde als militärischer Befehlshaber im Sechs-Tage-Krieg (1967) und im Jom-Kippur-Krieg (1973) ausgezeichnet. 1973 war er Mitbegründer des Likud und ist seit 1974 Abgeordneter der Knesset. 1977 bis 1981 war er als Landwirtschaftsminister verantwortlich für den illegalen Siedlungsausbau in den besetzten Gebieten. Von 1981 bis 1983 war er dann Verteidigungsminister, von 1983 bis 1992 und 1996 bis 1999 Minister verschiedener Zuständigkeiten, 1998/99 auch Außenminister. Im Mai 1999 kommissarischer, ab September 1999 Parteivorsitzender des Likud.


Als Führer der größten Oppositionspartei bekämpfte Sharon vor allem Ministerpräsident Ehud Barak und seine Nahost-Friedenspolitik. Er warf Barak vor, deutlich zu weit gehende Zugeständnisse an die Palästinenser gemacht zu haben.

Durch Sharons Besuch auf dem Tempelberg am 28. September 2000 brachen blutige Unruhen in Ostjerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen, die so genannte Al-Aksa-Intifada, aus.

Aus den Wahlen am 6. Februar 2001 ging Sharon als Sieger hervor: Er erhielt 62,5 Prozent, Barak nur 37,5 Prozent der Stimmen

Die Wahl Sharons bedeutete einen Rückschlag für die Friedensverhandlungen. In der westlichen Welt stieß seine Wahl auf Skepsis und in der arabischen Welt auf Vorbehalte und Ablehnung.

Sharon hatte schon vor der Wahl erklärt, dass er die von Barak erzielten Ergebnisse des Friedensprozesses als nicht bindend betrachte. Außerdem lehnt er eine endgültige Friedensregelung mit den Palästinensern ab und stellte lediglich Verhandlungen über ein weiteres Übergangsabkommen in Aussicht.

Jasir Arafat dagegen signalisierte Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft auf der Basis des bisher Erreichten; dies aber lehnt Sharon ab und macht Friedensverhandlungen von einem Ende der Gewalt abhängig.

Bereits in den Wochen nach Sharons Amtsantritt nahm die Gewalt erheblich zu: Palästinensische Granatenangriffe auf israelische Siedlungen und Selbstmordattentate beantwortete Sharon mit Raketenangriffen vor allem im Gazastreifen und mit zeitweiser Besetzung der Autonomiegebiete.

Zwar stimmte Sharon wie auch die palästinensische Seite im Mai/Juni 2001 den unter internationaler Vermittlung zustande gekommenen Friedensplänen zu; die darin vorgesehene Waffenruhe untergrub er wie die Palästinenser, durch die nahezu unverminderte Fortsetzung der Gewalt und einer Politik der Gegen- und Präventivschläge und gezielter "Liquidierung" mutmaßlicher palästinensischer Terroraktivisten. Sharon rechtfertigte diese Politik mit Israels "Recht auf Selbstverteidigung". Darüber hinaus lehnte er einen Baustopp für jüdische Siedlungen in den besetzten Gebieten ab, obwohl eine internationale Untersuchungskommission im so genannten Mitchell-Bericht gerade den Siedlungsbau als eine der Hauptursachen des neuerlichen blutigen Konflikts benennt. Sharon bestreitet jeden Zusammenhang.

Nach der Ermordung des Tourismusministers Rehavam Zeevi am 17. Oktober 2001 ließ Sharon mehrere autonome Palästinenserstädte besetzen und mutmaßliche Hamas-Aktivisten töten und erklärte die Palästinensische Autonomiebehörde (PNA) zu einer "den Terrorismus unterstützenden Einheit". Kontakte seiner Regierung zu Arafat erklärte er für "irrelevant" und hielt Arafat in dessen Hauptquartier Ramallah unter Hausarrest.

Die Situation verschärfte sich erneut, als Israel im Januar 2002 im Roten Meer ein mit etwa 50 Tonnen Waffen beladenes Schiff aufbrachte. Trotz mangelnder Beweise erklärte die Regierung Sharon, dieses Material hätte in die Palästinensergebiete geschmuggelt werden sollen, und Arafat sei in den Schmuggel verwickelt. Arafat wies diese Vorwürfe zurück.

Die Spirale der Gewalt nahm wieder mit einem Attentat der Hamas am 9. Januar 2002 zu. Sharon ließ daraufhin gezielt mutmaßliche Aktivisten töten, palästinensische Einrichtungen zerstören: darunter das Hauptgebäude des Rundfunks Palestinian Broadcasting Corporation (PBC) in Ramallah.

Sharon hat bisher keine eigenen politischen Konzepte für eine Lösung des Konflikts entwickelt, sondern setzt auf militärische Mittel und rechtfertigt seine Politik weiterhin mit dem Recht Israels auf Selbstverteidigung. Nach weiteren schweren palästinensischen Selbstmordattentaten erklärte er Arafat zum "Feind Israels" und ließ am 29. März 2002 erneut Ramallah besetzen, Arafats Amtssitz stürmen und den gewählten Präsidenten der Palästinenser von der Außenwelt isolieren.

Die so genannte "Operation Schutzwall" ist die größte israelische Militäroffensive seit dem Libanonkrieg 1982: alle autonomen Palästinenserstädte im Westjordanland wurden besetzt. Mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, die Israel zum sofortigen Rückzug aus den besetzten Gebieten aufforderten, wurden von Sharon nicht beachtet. Die Truppen würden erst dann zurückgezogen, wenn die terroristischen Strukturen zerstört seien. Internationale Vermittlungsbemühungen scheiterten bisher an der unnachgiebigen Haltung Sharons und auch Arafats.

Eine schwere Niederlage erlitt Sharon, als sich im Mai 2002 ein Likud-Parteitag auf Betreiben seines innerparteilichen Widersachers Netanjahu entschieden gegen einen unabhängigen Palästinenserstaat aussprach, für den Sharon in fernerer Zukunft plädiert hatte.
 
Eigentlich sollten wir Europäer doch die Schnauze halten.
Angesichts dessen, was in Ex-Jugoslawien abgelaufen ist und auch angesichts des ewigen Unfriedens in Irland haben wir irgendwie kein moralischens Recht für Analysen, Schuldzuweisungen und Verbesserungsvorschlägen.
Jeder ist eben anders verrückt.


Gruss
Tim
 
Original geschrieben von TBuktu
Eigentlich sollten wir Europäer doch die Schnauze halten.
Angesichts dessen, was in Ex-Jugoslawien abgelaufen ist und auch angesichts des ewigen Unfriedens in Irland haben wir irgendwie kein moralischens Recht für Analysen, Schuldzuweisungen und Verbesserungsvorschlägen.
Jeder ist eben anders verrückt.

Der Unterschied ist nur der, dass Europa zumindest versucht, die Lage friedlich zu lösen und erst wenn es nicht anders geht militärisch eingreift.
Zudem arbeiten wir die Verbrechen so gut es geht wieder auf (siehe die Prozesse in Den Haag).

Ok, bei Jugoslawien haben wir zu lange mit dem militärischen Eingreifen gewartet, aber das läßt sich nicht vermeiden.
Die Lage in Nordirland läßt sich nicht vergleichen:
Dort wird niemand mehr unterdrückt, das ist doch eine reine Stammesfede frei nach Highländer & Co...


Zurück zum Thema:
Auch von mir mein Beileid, heute ist eine wichtige Persönlichkeit gestorben, die zwar nicht unumstritten ist, aber unbestreitbar großes geleistet hat.
 
Original geschrieben von Nightmare
Man darf aber in der ganzen Trauer nicht vergessen das Arafat ein Terroist war der viele Menschen auf dem Gewissen hatte!

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,325329,00.html

ich finde das vollkommen richtig!
alle menschen trauern um ihn und vergessen die tatsache dass er viele menschen getötet hat!
die presse nutzt seinen tod und zerreist sich das maul um gerüchte von dies und das in die welt zu setzten um seine "wahre" todesuhrsache zu vertuschen.

...aber wir deutsche sollten ja sowieso unser maul halten,
weil es NICHT UNSERE ANGELEGENHEIT ist!!!
 
Original geschrieben von KuRcXyZ
...aber wir deutsche sollten ja sowieso unser maul halten,
weil es NICHT UNSERE ANGELEGENHEIT ist!!!

Falsch!
Deutschland hat sehr wohl einiges mit der Angelegenheit zu tun, nicht zu letzt, weil es eine Folge des deutschen Faschismus ist, dass der Staat Israel überhaupt existiert.

Gerade darum hat Deutschland eine wichtige Rolle in diesem Konflikt, nicht zu letzt als Vermittler.
 
Original geschrieben von Bio-logisch
Falsch!
Deutschland hat sehr wohl einiges mit der Angelegenheit zu tun, nicht zu letzt, weil es eine Folge des deutschen Faschismus ist, dass der Staat Israel überhaupt existiert.

Gerade darum hat Deutschland eine wichtige Rolle in diesem Konflikt, nicht zu letzt als Vermittler.

ich meine ja nur dass wir nicht das recht dazu haben die situation zu beurteilen ,
oder unsere meinung dazu zu verkünden!
 
Original geschrieben von KuRcXyZ
ich meine ja nur dass wir nicht das recht dazu haben die situation zu beurteilen ,
oder unsere meinung dazu zu verkünden!

Wieso denn das?
Im Gegenteil: Gerade auf Grund unserer Vergangenheit ist es unsere Pflicht auf Mißstände hinzuweisen und wo möglich zu bekämpfen.
Und die Situation in Palästina ist absolut inakzeptabel, vor allem für die palästinensische Bevölkerung!
Man darf eines nicht vergessen: Der Staat Israel wurde völkerrechtswiedrig auf palästinensischem Gebiet gegründet!

Das soll keine Entschuldigung für den Terror der Palästinenser sein, aber zumindest erleichtert dies das Verständnis der dortigen Situation.
 
Original geschrieben von Bio-logisch
....weil es eine Folge des deutschen Faschismus ist, dass der Staat Israel überhaupt existiert....
Bitte entschuldige, Bio, aber ich glaube, das kann man so nicht stehen lassen. Theodor Herzl hat schon lange vor der deutschen Hysterie einen Staat der Juden gefordert und Israel als mögliches Ziel für den "Zionismus" herzlscher Prägung genannt.
Wenn man von einer Verantwortung für die Existenz des israelischen Staates sprechen will, muss man schon fast ganz Westeuropa des anbrechenden 20. Jahrhunderts in die Pflicht nehmen.

Herzl forschte über die soziale Situation der Juden in Westeuropa und fand bedrückende Fakten, weil eine antisemitische Grundstimmung (in Österreich, wo Herzl lebte, aber auch in Frankreich, in der Schweiz und vor allem in den erzkatholischen Staaten Spanien und Portugal) schon seit Jahrhunderten vorherrschte. Daraus folgerte er, dass die Juden einen zentralen Staat, eine Heimat anstreben müssten.

Die weltweite Diaspora der Juden ist historisch bedingt. Die Juden selbst sehen sie gerne als Folge der biblischen Verschleppung nach Ägypten sowie weiterer derartiger Vorfälle.
Dass bereits in der Bibel en masse Belegstellen für eine Eroberung von Teilen Palästinas, Israels und Libanons seitens der Juden ("Volk Israel") zu finden sind, weiß jeder, der z.B. die Geschichte des Josua oder über Moses´angeblich von Gott "Gelobtes Land" (gelobt= versprochen) nachliest.

Die Jungs waren ihrerseits schon damals nicht besonders zimperlich in der Landnahme.
Das gleiche gilt aber auch für die Nachfahren der biblischen "Feinde Israels". Das waren arabische Nomadenstämme, die sich einen Dreck drum scherten, ob ein Abraham oder sonstwer einen Zaun um sein Zelt gezogen hatte. Die lebten damals vom Schaf- und Ziegenklaun und hatten auch sonst nicht viel mit Eigentum am Hut, genau so wenig wie das ach so unschuldige "Volk Israel". Israel war nur einer der 12 (?) Stämme, die Palästina und Jordanien in biblischer Zeit bevölkerten. Also auch so ne Art Palästinenser.

Die Religion hatten beide Seiten (und noch ein paar Weitere) als ideales Transportmittel für hegemoniale Ansprüche entdeckt, schließlich konnte man mit ein bisschen Hokuspokus allerhand Vorteile über den Gegner erringen, da die Bewohner der Levante und ihrem asiatischen Hinterland historisch bedingt bis heute jede Art von philosophischer Aufklärung ablehnen und sich lieber theokratischen Theorien unterwerfen, als der schwierigen Kunst des Selbst-Denkens zu frönen. Zu deutsch: Man glaubte alles, was mit genug Hokuspokus vorgetragen wurde, und wo das Hirn nicht zu sehr strapaziert wurde.

Daran hat sich zum großen Teil bis heute nichts geändert. Auch nicht durch die Kreuzzüge, während der wir Westeuropäer (nicht nur die Deutschen) in den selben Fundamentalismus - wenn auch christlich begründet - verfielen. Ich erinnere nur an unseren heutigen Star- und Führungspersönlichkeiten-Kult. Der funktioniert genauso wie damals in der Religionsmythologie. Am Beispiel Arafats kann man im Augenblick genau beobachten, wie Legendenbildung und Heiligsprechung funktioniert. Wahrscheinlich wird der in 200 oder 300 Jahren als nächster Mohammed gefeiert werden.

In den Kreuzzügen wäre am ehesten ein Ansatzpunkt für die Verantwortung Westeuropas zu finden. Durch die Aufklärung, die nach dem 30-jährigen Krieg hier einsetzte und das mit dieser verbundene kritische Hinterfragen aller dumpfen atavistischen Stammes-, Volks- und Religionsregeln kann das aber auch relativiert werden, da sich dadurch der Streit zwischen Religion und Intelligenz auf christliches Territorium (Westeuropa) zurückzog, und während der fast 800 Jahre zwischen den Kreuzzügen und Theodor Herzl den Osten sich selbst überließ. Dort konnte sich die mohammedanische Lehre, die in der Bibel (=vormohammedanische Zeit) noch als Baal-Religion und verschiedene andere beschrieben waren, in dieser Zeit ungestört verbreiten.

Dass die Glaubenskriege nach Westeuropa transportiert wurden, wo sie eigentlich von der Entwicklung her gar nichts verloren hatten, ist zum Einen Paulus zu verdanken, durch den das christliche Gedankengut über Griechenland und (hauptsächlich) Rom bis nach Frankreich und Nordspanien gebracht wurde. Sonst hätte man sich da, auch schon zu jener Zeit, herzlich wenig um irgendeinen Rebellenführer namens Christus am östlichen Ende der Welt gekümmert.

Zum Anderen konnte sich der Islam durch Nordafrika hauptsächlich durch die Raub- und Beutezüge der nomadischen Stämme über Gibraltar bis nach Andalusien verbreiten. Da die meisten Araber eine ähnliche Lebensweise hatten, mussten die in Nordafrika lebenden Menschen nicht wie die Einwohner Schwarzafrikas und Westindiens durch Waffengewalt zum Islam bekehrt werden. Man war ja „Bruder im Geiste“.

Zurück zum Zionismus: Durch die Jüdische Diaspora in fast allen westlichen Demokratien konnten die Juden in den einzelnen Ländern genug Einfluss nehmen, um die Idee Theodor Herzls politisch zu realisieren.
Amerika spielte hier eine entscheidende Rolle, obwohl die Levante zu der Zeit noch weitgehend britisches Protektoratsgebiet war. Britannien hatte in der Besetzungszeit die Grenzen zwischen den einzelnen Stammesgebieten willkürlich gezogen, man muss aber entschuldigend dazu sagen, dass eine ethnische Zuordnung zu bestimmten Zonen wegen der teilweise nomadischen Lebensweise der Stämme nicht möglich war. Insofern konnte jeder Versuch einer staatlichen Regelung desavouiert und kritisiert werden. Man kann sich das durchaus wie im ehemaligen Yugoslawien vorstellen, nur dass es dort eben eher Stämme als ethnisch trennbare Volksgruppen waren. Aus diesem Grunde kann man auch nicht sagen, dass Israel komplett auf palästinensischem Territorium gegründet wurde. Teilweise ja, aber wo und wie festlegen?

Amerika und Britannien setzten denn auch unter dem Druck der einwanderungswilligen Juden mit ziemlich rüder Gewalt den Staat Israel durch. Wie gesagt, die Grenzen zwischen den Besitztümern der einzelnen miteinander z. T. verwandten, aber verfeindeten Sheiks waren zwar mutwillig gezogen, aber jede andere Konstellation hätte früher oder später zum gleichen Ergebnis geführt. Jordanien, Palästina, Libanon, auch Syrien hatten ursprünglich gummiartige Grenzen, die sich nicht lokalisieren ließen. In dieses schon bestehende Pulverfass eine Lunte zu legen in Form des israelischen Staates, das war die große Dummheit der beiden Staaten.

Aber Theodor Herzls Idee eines zentralen Staates für die Juden zur Beendigung der Diaspora war so etwas wie ein Selbstläufer geworden. Und wo anders, als in dem nach ihrem Verständnis jüdischen Stammland Israel hätte ein solcher Staat errichtet werden sollen? Die Katastrophe war so nicht mehr abzuwenden. Es fehlte noch der Funke. Und hier hast Du Recht, den gab dann Deutschland mit seinem besten Österreicher.

Da die umliegenden Länder sich z. T. wegen eigener antisemitischer Bedenken weigerten, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen, entstand ein starker Sog Richtung „Neue Heimat“, den Amerika und Britannien dann wieder kurzsichtig unterstützten. Amerika, weil es die logistischen und finanziellen Möglichkeiten, aber auch ein durch die Fluchtbewegung starken jüdischen Bevölkerungsanteil hatte, Britannien als „Besitzer“ der Protektoratsstaaten.

Die Alleinverantwortung Deutschlands für die Nahost-Misere muss also abgelehnt werden. Akzeptieren müssen wir aus unserer Schuld dagegen eine besondere weltweite Verantwortung, Aufklärung statt Glaubenskriege zu betreiben, zu vermitteln, statt Partei zu ergreifen. Aber hier als Vermittler neutral zu bleiben, fällt wegen der Glaubensproblematik in unseren eigenen Staatsgrenzen sehr schwer.

Wenn sich einer erstmal zum „Glauben“ (statt Wissen) entschlossen hat, ist er kaum noch mit friedlichen Mitteln zu überzeugen. Ob man da nun „Nazi“, „Jude“, „Islam“ oder „Moral Majority“ drüberschreibt, ob es sich auf Glaubenskämpfe zwischen 2 Musikrichtungen beschränkt oder einer den anderen aus dem Job mobbt, weil er den „nun mal“ nicht leiden kann, ob einer 1000 Leute aus seiner Firma schmeißt, weil er sich nicht für deren Existenz und Familien verantwortlich fühlt, ob das Seelenheil eines Menschen daran hängt, dass er ne 100stel Sekunde schneller rennt wie wer anderes oder dass in seiner Umgebung nicht geraucht wird, ob dieser Politiker ein besserer Mensch ist als sein Gegner, immer ersetzt ein diffuser „Glaube“ wissenschaftliche oder vernünftige Argumente.

Hier – also überall - liegt der Grundstock zum Fanatismus.
Je mehr Nichtwissen, desto mehr Angst.
Je mehr Angst, desto mehr Klammern an das, was man glaubt.
Glaube heißt: Nicht Wissen.
Man kann sich immer auf ihn berufen, ohne ihn nachweisen zu müssen.
Und er ist ja soviel bequemer als das Lernen.
Selbstverantwortung ist etwas, was wir erst noch lernen müssen
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