Telekom verliert durch Call-by-Call massiv Marktanteile
Die Deutsche Telekom hat durch die Einführung von Call-by-Call-Gesprächen
im Ortsnetz Mitte des Jahres massiv Marktanteile verloren. Wie die
Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) am Donnerstag
in Bonn mitteilte, wird das Unternehmen Ende des Jahres voraussichtlich
nur noch für 75 Prozent aller Verbindungsminuten stehen.
Ende 2002 waren es noch 93,6 Prozent gewesen. Behördenchef Matthias Kurth
erteilte gleichzeitig Überlegungen eine Absage, das Monopol der Deutschen
Post bei der Beförderung von Briefen bis 100 Gramm nach 2007 nochmals zu
verlängern. Einen weiteren Abbau von Briefkästen lehnte er ab.
Den Umsatz der Telefonfirmen in Deutschland stieg der Behörde zufolge 2003
um 2,8 Prozent auf rund 63 Milliarden Euro. Wachstumsbringer waren vor
allem der Mobilfunk und Breitband-Internetanschlüsse via DSL. Zur
Marktöffnung im Ortsnetz sagte Kurth, dort kämen Stadtnetzbetreiber
mittlerweile auf einen Marktanteil von zehn Prozent.
Weitere 15 Prozent seien durch das neue Call-by-Call an die Wettbewerber
gegangen, bei dem der Kunde entweder durch Voreinstellung (Preselection)
oder eine Vorwahl über eine andere Firma telefoniert, ohne den
Hauptanbieter zu wechseln.
Für die Verbraucher bedeute Call-by-Call deutliche Preissenkungen im
Ortsbereich, sagte Kurth. Teilweise lägen die Konkurrenten um 75 Prozent
unter den Angeboten der Telekom. Die günstigsten Tarife in der Hauptzeit
lägen derzeit bei einem Cent pro Minute.
Damit entwickelten sich die Preise vergleichbar dem Fern- und
Auslandsbereich, sagte Kurth weiter. Dort seien die Kosten für die
Verbraucher seit der Marktliberalisierung 1998 um 93 beziehungsweise 97
Prozent gefallen. Der Marktanteil der Telekom-Konkurrenten lag bei
Ferngesprächen demnach zuletzt bei 45 Prozent, bei Auslandsgesprächen bei
60 Prozent.
Allerdings verdient die Telekom an den Geschäften der Wettbewerber kräftig
mit: Laut Kurth gehen im Schnitt 50 Prozent der Einnahmen der Konkurrenz
an den Ex-Monopolisten, weil die neuen Telefonfirmen Leitungen und Dienste
bei der Telekom mieten müssen. Anfang 2002 hatte dieser Wert noch bei 65
Prozent gelegen.
Der Weg zu einem "selbsttragenden" Wettbewerb sei noch "sehr lang",
betonte Kurth und verwies dabei auf die Abhängigkeit der Anbieter von den
Telekom-Netzen und die fast immer von dem Bonner Konzern übernommene
Abrechnung und Rechnungsstellung (Inkasso).
http://www.onlinekosten.de/news/artikel/13393