Aufbauende Gedanken -Sammlung

Die Steinpalme

Eine Erzählung nach einer Legende aus der Sahara
von Pet Partisch


Es war Spätnachmittag, und es war ein Wind aufgekommen, der leise über die Haare streicht und auf dem Gesicht eine Ahnung von Kühle hinterlässt.
Es war die Zeit, die zum Sprechen verführt, ja, die Lust zum Erzäh-len wurde so zwingend, dass alle den weisen Raman baten, doch eine seiner wundervollen Geschichten zu erzählen.
Der kluge, alte Mann lächelte. Er überlegte einen Augenblick und rief dann: „Wir treffen uns an der Steinpalme, wenn die Feuer angezündet werden!“ „Steinpalme? Was bedeutet das?“ riefen sie hinter dem Alten her.
„Sucht sie!“ Er sagte dies schon im Fortgehen. „Sucht sie! Der Baum ist nicht zu verfehlen.“

Ehe noch die Nacht plötzlich hereinfiel, hatten sie den Baum gefunden.
Neben den vielen Palmen am Strand, die in ihrer schlanken Schönheit wie winkende Frauen zu sein schienen, stand diese eine etwas abseits, doch so, dass ihre starken, dunkelgrünen Blattfächer die neben ihr stehenden Bäume leicht berührten.
Es war eine eigenartig geformte Palme!
Sie war gedrungen, mit einem mächtigen Stamm und starken Fächern, die in ihren Bewegungen sichtbare Mäßigung zu zeigen schienen und nichts von der Heiterkeit hatten, die alle anderen Palmen so weiblich machte.
Das Merkwürdigste aber war die Krone der Palme! Der Baum schien sich mit seinen Blattfächern zur Mitte hin zu neigen.

„Seht nur genau hin“, sagte der alte Erzähler, der sich in die Mitte gesetzt hatte, „achtet auf das nächste Wehen des Windes.“

Und sie konnten es sehen!
Als der Wind die Fächer der Palme etwas auseinanderwehte, da sahen sie es: Im Herzen der Palme, dort, wo sonst die neuen, hell-grünen Triebe aus der Mitte das Stammes nach oben drängten, lag ein mächtiger, rötlicher Stein, ein Stein, wie sie am Strand ungezählt herumlagen.
Raman ließ keine Zeit zum Fragen. Mit einer weiten Armbewegung zeigte er, dass sich alle zum Kreis setzen sollten. Ein Feuer wurde in der Mitte angezündet und die Nacht kam schnell und fiel über alles wie ein dunkles Tuch.
Der Schein des Feuers erreichte den Stamm der großen Palme und malte auf den Schuppen bizarre Zeichen. Wenn eine Flamme hell aufflackerte, konnte man die Krone des mächtigen Baumes ahnen.

„Ihr wollt wissen, wie der große Stein dort oben hinaufgekommen ist?“ begann Raman seine Erzählung. „Nun, dies geschah vor vielen, vielen Jahren, als diese mächtige Palme noch ein winziger Bäum-ling war. Hier waren damals noch keine Häuser und es gab auch noch keinen Brunnen. Nur einige Palmen standen am Strand. Ihnen und dem kleinen Palmbaum genügte das, was sie aus dem Sandboden an Nahrung und vom Himmel an Feuchtigkeit bekamen.

Die kleine Palme liebte das Meer und die Musik des Wassers. Sie liebte den leisen Wind an den Spätnachmittagen und die plötzlich kommende, oft kalte Nacht mit ihrer schattenlosen Dunkelheit. Und sie liebte den Mond in den klaren Nächten, dessen Licht harte Um-risse malt und auf dem Meer lange Streifen zieht, die eine Ahnung von Unendlichkeit geben.

Der kleine Baum wusste, dass wenige Meter hinter ihm die Wüste war. Aber er hatte keine Vorstellung von ihr, er wusste nicht, was wasserlos und leer bedeutete. Er war ein kräftiger, glücklicher Palmenschössling.

Bis zu dem Tag, an dem der Mann kam!

Er kam durch die Wüste. Er war tagelang herumgeirrt, hatte sein Hab und Gut verloren und war vor Durst und Hitze fast um den Verstand gekommen. Seine Hände brannten, wund vom vergeblichen Graben nach Wasser und alles an ihm und in ihm war grenzenloser Schmerz. So stand er vor dem Wasser, vor dem endlosen, weiten, salzigen Wasser.
Der Mann warf seinen ausgedörrten Körper in das Wasser hinein, aber in seinem Mund mit den aufgerissenen Lippen und der dick-pelzigen Zunge brannte der Durst, den das Salzwasser nicht stillen konnte. Da packte ihn rasender Zorn. „Ich habe Anspruch auf Wasser!“ schrie er. „Ich will leben, weil ich einen Anspruch darauf habe!“
Er griff nach einem großen Stein, sein Zorn gab ihm Kräfte, die sein ausgedörrter Körper kaum noch herzugeben hatte und er schrie über die Grenzenlosigkeit des Wassers, schrie gegen die Unauslöschbar-keit der Sonne, schrie gegen die Wüste hin und hinauf zu den uner-reichbaren Kronen der Palmen. Drohend hatte er den Stein erhoben. Seine Arme zitterten und es schien, als wolle alle Kraft ihn endgültig verlassen. Da sah er neben den großen Palmen, zwischen Geröll und Sand, den Palmenschössling stehen, in hellem Grün und voller Hoffnung auf jeden neuen Tag.
„Warum lebst du?“ schrie der Mann. „Warum findest du Nahrung und Wasser und ich verdurste hier? Warum bist du jung und schön, warum hast du alles und ich nichts? Du sollst nicht leben!“
Mit aller noch vorhandenen Kraft presste er den Stein mitten in das Kronenherz des jungen Baumes. Es knirschte und brach, es war, als vervielfachte sich das Knirschen und Brechen bis in die Unendlich-keit der Wüste und des Meeres. Und dann kam eine entsetzliche Stille!
Der Mann brach neben der kleinen Palme zusammen. Zwei Tage später fanden ihn Kameltreiber – man erzählt, dass er gerettet wurde.

Von den Treibern hatte sich keiner um den kleinen zerschmetterten Baum gekümmert. Er war unter der Last des Steines fast begraben, sein Tod schien unausweichlich. Seine hellgrünen Fächerblätter waren abgebrochen und in der heißen Glut der Sonne verdorrten sie schnell. Sein weiches Palmenherz war gequetscht und der große Stein lastete so schwer auf dem zierlichen Stamm, dass er bei jedem leisen Windhauch abzubrechen drohte.
Doch der Mann hatte die kleine Palme nicht töten können. Er konnte sie verletzen, aber nicht töten.

Als sich in dem jungen Baum das entsetzliche Geräusch der brechenden Zweige, das Zerfasern der jungen Triebe und der brennende Schmerz zusammenballten, als alles eine ungeheure, wolkenähnliche Masse von Schmerz und immer wieder Schmerz war, da regte sich gleichzeitig, daneben, ohne Verbindung zum Schmerz und allen zerstörenden Geräuschen, eine erste kleine Welle von Kraft. Und diese Welle vergrößerte sich, fiel in die Wellenbewegung des Schmerzes, wuchs, machte die Pausen zwischen Schmerz und Wieder-Schmerz länger und länger, bis die Kraft größer wurde als der Schmerz.
Der Baum versuchte den Stein abzuschütteln. Er bat den Wind, ihm zu helfen. Aber es gab keine Hilfe. Der Stein blieb in der Krone, dem Herzen der kleinen Palme und rührte sich nicht.

„Gib es auf“, sagte sich die kleine Palme, „es ist zu schwer. Es ist dein Schicksal, so früh zu sterben. Füge dich! Lass dich selber los. Der Stein ist zu schwer.“

Aber da war eine andere Stimme, die sagte:
„Nein, nichts ist zu schwer. Du musst es nur versuchen, du musst es tun.“
„Wie soll ich es tun?“ fragte die Palme, „der Wind kann mir nicht helfen. Ich stehe allein in meiner Schwachheit. Ich kann den Stein nicht abwerfen.“
„Du musst ihn nicht abwerfen“, sagte wieder die andere Stimme. „Du musst die Last des Steins annehmen. Dann wirst du erleben, wie deine Kräfte wachsen.“

Und der junge Baum nahm in all seiner Not seine Last an und verschwendete keine Kraft mehr an das Bemühen, den Stein abzuschütteln. Er nahm ihn in die Mitte seiner Krone. Er klammerte sich mit langen, kräftiger werdenden Wurzeln in den Boden, denn er brauchte mit seiner doppelten Last dort einen doppelten Halt.

Dann kam der Tag, an dem sich die Wurzeln der Palme so tief gesenkt hatten, dass sie auf eine Wasserader stießen. Befreit schoss eine Quelle nach oben, und sie hat diesen Platz hier zu einem Ort der Freude und des Wohlstands gemacht.

Nun, als der Baum festen Halt im Grund hatte und dort dauernde Nahrung fand, begann er, nach oben zu wachsen. Er legte breite, kräftige Fächerzweige um den Stein herum. Man konnte manches Mal meinen, dass er den Stein beschütze.

Sein Stamm gewann mehr und mehr an Umfang und mochten auch alle anderen Palmen am Strand höher und lieblicher sein, der Palm-baum, den die Leute bald DIE STEINPALME nannten, war unbestritten der mächtigste Baum. Seine Last hatte ihn aufgefordert und er hatte den Kampf gegen seinen Kleinmut aufgenommen. Er hatte diesen Kampf gewonnen. Er hatte eine Quelle freigelegt, die seither den Durst vieler löscht und, was sicher das Wichtigste war, der Baum hatte seine Last angenommen und hoch hinausgetragen. Sie lag auch heute noch auf seinem Herzen, aber sie war in seinem Dasein an eine Stelle gerückt, die sie tragbar machte.
„Nur die äußere Last erscheint uns untragbar. Ist sie angenommen, wird sie ein Teil von uns selbst.“

Raman, der Erzähler, legte beide Hände an den Stamm der großen Palme. Das Feuer war fast niedergebrannt, die Zuhörer verließen einer nach dem anderen den Platz. Nur einer blieb noch. Er war spät gekommen und hatte ein wenig abseits gesessen.
Er setzte sich nun zu Raman und beide saßen lange ohne Worte.

„Ich bin der Mann, der den Stein auf die Palme drückte“, sagte der Mann. „Ich hatte es vergessen, doch deine Erzählung weckte alles wieder auf. Was soll ich tun? Ich fühle Schuld.“
„Dann trage diese Schuld wie der Baum den Stein“, antwortete Raman. „Nimm die Schuld an. Versuche so viel du vermagst, von dieser in Liebe zu verwandeln. Vergiss dabei nicht, dass Liebe etwas ist, was man tun muss. Es nützt nichts, sie nur zu erkennen und um ihre Notwendigkeit zu wissen. Lieben ist Leben und wächst allein aus dem Tun.“

Die Männer saßen noch lange unter der Palme und es war ein leichter Wind, der das Feuer wieder zum Brennen brachte.

Schönen Wochenstart
Gruß maetes
 
Gestern war ich beim Orthopäden wegen Rückenschmerzen und er konnte mir helfen!!Ich habe 2 Spritzen in den Rücken bekommen und Schmerztropfen,die ich 4 Mal am Tag nehmen soll!!Danach war ich noch zur Fußpflege und fühlte mich anschließend wieder wohl in meiner Haut!!LG MM °°^^!!^:ufo1!!!
 
AW: Aufbauende Gedanken-Sammlung

Die Geschichte vom Bleistift

Der Junge sah zu, wie die Großmutter einen Brief schrieb.
Irgendwann fragte er:
"Schreibst du eine Geschichte, die uns passiert ist? Ist es vielleicht sogar eine Geschichte über mich?"
"Es stimmt, ich schreibe über dich. Aber wichtiger als die Worte ist der Bleistift, den ich benutze. Es wäre schön, du würdest einmal so wie er, wenn du groß bist."
Der Junge schaut den Bleistift verwirrt an und konnte nichts Besonderes an ihm entdecken.
"Aber er ist doch genau wie alle anderen Bleistifte!"
"Es kommt darauf an, wie du die Dinge betrachtest. Der Bleistift hat fünf Eigenschaften, und wenn du es schaffst, sie dir zu Eigen zu machen, wirst du zu einem Menschen, der in Frieden mit der Welt lebt".

Die erste Eigenschaft: Du kannst große Dinge tun, solltest aber nie vergessen, dass es eine Hand gibt, die deine Schritte lenkt. Diese Hand nennen wir Gott, und Er soll dich immer Seinem Willen entsprechend führen.

Die zweite Eigenschaft: Manchmal muss ich das Schreiben unterbrechen und den Anspitzer benutzen. Dadurch leidet der Stift ein wenig, aber hinterher ist er wieder spitz. Also lerne, hin und wieder Schmerzen zu ertragen, denn sie werden dich zu einem besseren Menschen machen.

Die dritte Eigenschaft: Damit wir Fehler ausmerzen können, ist der Bleistift mit einem Radiergummi ausgestattet. Du musst begreifen, dass Korrigieren nichts schlechtes, sondern dringend erforderlich ist, damit wir auf dem rechten Weg bleiben.

Die vierte Eigenschaft: Worauf es beim Bleistift ankommt, ist nicht das Holz oder seine äußere Form, sondern die Graphitmine, die in ihm drinsteckt. Also achte immer auf das, was in dir vorgeht.

Schließlich die fünfte Eigenschaft des Bleistifts: Er hinterlässt immer eine Spur. Auch du musst wissen, das alles was du im Leben tust, Spuren hinterlässt, und daher versuchen , was du gerade tust, ganz bewusst zu machen.“

Paulo Coelho
 
AW: Aufbauende Gedanken-Sammlung

Riskieren

Zwei Samen lagen Seite an Seite in der früchtbaren Frühlingserde.

Der erste Samen sagte: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln tief in die Erde unter mir aussenden und meine Sprossen durch die Erdkruste über mir stoßen...
Ich will meine zarten Knospen entfalten wie Banner, um die Ankunft des Frühlings zu verkünden...
Ich will die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht und den Segen des Morgentaus auf meinen Blütenblättern spüren!"
Und so wuchs er.
Der zweite Samen sagte: Ich habe Angst! Wenn ich meine Wurzeln in den Boden unter mir aussende, weiß ich nicht, was mir im Dunkeln begegnet. Wenn ich mir den Weg durch die Erde über mir bahne, könnte ich meine empfindlichen Sprossen verletzen...
Was ist, wenn ich meine Knospen sich öffnen lasse und eine Schnecke versucht, sie zu fressen?
Und wenn ich meine Blüten öffne, könnte ein kleines Kind mich aus dem Boden reißen.
Nein, es ist viel besser für mich, zu warten, bis es sicherer ist."
Und so wartete er.
Eine Hofhenne, die im Boden des ersten Frühlings nach Futter umherscharrte, fand den wartenden Samen und fraß ihm prompt.

Moral von der Geschichte:
Jene von uns, die sich weigern,
etwas zu riskieren
um zu wachsen,
werden vom Leben verschlungen.

(Patty Hansen)
 
Zu dem am Ende verlinkten sehr anrührenden Text, mit den ganz vielen anrührenden Kommentaren muss ich etwas vorab sagen:

Das ist ja keine Geschichte - das ist ganz richtiges Leben!
Ich fand sie über Twitter und verlinkte hier im Thread den ersten Text von ihr, den ich las (#75). Auch die Hamburg/Dresdner Podcasts verfolgte ich mit viel Vergnügen und hörte dann Anfang des Jahres genau dort, daß Propinja schwanger ist.
Beide gern schreibende/kommunizierende Elternteile veröffentlichten - zack - einen Blog an ihr Baby --> KIEZKIND - WEIL ELTERN WERDEN ROCK'N ROLL IST!
Jetzt ist es LEIDER so, daß das das Baby (liebevoll Erdnuss genannt) leider nicht lebensfähig sehr krank ist / sein wird...

Die Art und Weise, wie beide damit umgehen ist ganz fantastisch.
Es macht mich sehr sehr nachdenklich! -->
Zwischenstand
 
AW: Aufbauende Gedanken-Sammlung

:) :) :) Moin Moin, Hallo und guten Abend,
hier mal wieder ein Buchstabensüppchen vom Zuckerbäcker.

Habe richtig lange überlegen müssen, in welchem Thread ich mich wieder zu Wort melden sollte.
Denke aber mal, dass ich hier genau richtig bin. Obwohl, das was ich hier zu sagen bzw. zu schreiben habe, könnte durchaus als kontraproduktiv ;) bezeichnet werden.
Ich fange mal vorne an.
Nach meinem Arbeitsunfall, Quadricepssehnenruptur am 02.02.10 war ich über neun Monate gelbbelastet wie der Sportreporter sagen würde, also AU.
Böse Zungen würden Unfall und neun Monate mit einer Schwangerschaft in Verbindung bringen. An sich eine tolle Sache, aber ich kann mich beim besten Willen nicht als werdende Mutter bezeichnen. Zu Zeiten als wir noch voll mit der Familienplanung beschäftigt waren, sah das auch schon mal anders aus:D
Was ich in dieser Zeit ausgebrütet habe, ist aber die schlimmste Ausgeburt meiner eigenen Fantasie.

„Auch den Tantalos sah ich, mit schweren Qualen belastet.
Mitten im Teiche stand er, den Kinn von der Welle bespület,
Lechzte hinab vor Durst, und konnte zum Trinken nicht kommen.
Denn so oft sich der Greis hinbückte, die Zunge zu kühlen;
Schwand das versiegende Wasser hinweg, und rings um die Füße
Zeigte sich schwarzer Sand, getrocknet vom feindlichen Dämon.
Fruchtbare Bäume neigten um seine Scheitel die Zweige,
Voll balsamischer Birnen und grüner Oliven,
Oder voll süßer Feigen und rötlichgesprenkelter Äpfel.
Aber sobald sich der Greis aufreckte, der Früchte zu pflücken;
Wirbelte plötzlich der Sturm sie empor zu den schattigen Wolken.
(Homer / Odyssee)

Aber zurück zum Anfang.

Wiedereingliederung und Probearbeiten war ein Griff in die Keramik. Treppensteigen, Werkzeugkiste schleppen, Möbel transportieren, Renovierungen usw. waren nicht mehr machbar. Mein geliebtes Fahrrad ist mit einer dicken Staubschicht überzogen – auch Radfahren geht nicht mehr, Sch…e!

November, Dezember, Januar - maetes wurde immer weniger. Bis Februar dieses Jahres habe ich mich durch die Tage geschleppt, dann ging nichts mehr. Ich konnte mich nur noch mühsam auf den Beinen halten. Ich fühlte mich wie jemand, der seit Wochen unter einem fahrenden ICE baumelt. Schwellen, Weichen und sogar die Schottersteine kannte ich beim Vornamen. Selbst reichlich Schlaf konnte mich nicht mehr mobilisieren. Dazu kam die Kälte. Trotz langer Unterwäsche, zwei Paar Norweger Socken und dicker Jacken fror ich und zitterte wie Espenlaub.
Der Hausarzt war mit seinem Latein bald am Ende. Eine handfeste chronische Bronchitis konnte das nicht mehr sein. Den ständigen Husten konnte er mir mit Antibiotika zwar „austreiben“, aber die anderen Beschwerden hatten mich weiterhin fest in ihren Klauen.
Überweisung zum Facharzt - Diagnose: COPD Type IV.
Oh shit, dachte ich. Jetzt kannst du dich von den geliebten Sargnägeln verabschieden. Einige Versuche mit dem Rauchen aufzuhören, wären kläglich gescheitert. Und bei dieser Tatsache machte mein Selbstbewusstsein nicht gerade „die Welle“. Noch nicht mal das kriegst du auf die Kette…, Versager!
Nach dem Lungenfunktionstest meint der Doktor: „Da muss noch mehr kommen! Bei diesen Werten kann ich auch mit Medikamenten nichts machen. Wir machen zur Sicherheit mal ein CT – außerdem gibt mir ihr Gewichtsverlust zu denken“…
………………..!
„Tja junger Mann. Da ist etwas, was da nicht hingehört“ !!! Das hätte mir fast die Beine unterm Hintern weggehauen, gut dass ich schon saß.
„Zur Sicherheit würde ich Sie gerne in die Lungenklinik schicken. Dort wird dann eine Bronchoskopie gemacht und die Ärzte entnehmen etwas Gewebe, um vom Pathologen eine aussagekräftige Diagnose zu erhalten. Bummm, das hat gesessen. An den Rest dieses Tages kann ich mich nicht mehr erinnern, Filmriss!
Gut dass mir Hr. Doktor nicht gesagt, dass das starre Bronchoskop so dick wie ein Besenstiel ist. Ich hätte ihm sonst vielleicht mit Schmackes vors Schienbein getreten.
Diese Untersuchung wird allerdings in Vollnarkose durchgeführt und ich habe nichts davon mitgekriegt.
Die restliche Diagnostik erspare ich euch hier.
Bei maetes hatte sich ein Krebs eingesiedelt. Und bei diesem ungebetenen Gast handelte es sich nicht um einen Einsiedlerkrebs - Nein, es war der Andere.
Bei diversen Untersuchungen zeigten die bildgebenden Verfahren keinerlei Metastasen an. Ob ich mich jetzt darüber freuen sollte wusste ich nicht, war mir auch irgendwie egal. Hatte ich mich doch schon von meinen Träumen verabschiedet.
Frau und Sohnemann habe ich sogar schon gezeigt, wo das Notizbuch liegt in dem meine Passwörter notiert sind.

Das faulige Lungengewebe muss raus, wenn es dann noch möglich ist – und das Mördervieh sitzt ganz nah an der Luftröhre!... Um ganz sicher zu gehen sollte auch gesundes Gewebe mit entfernt werden. Das kann ja heiter werden dachte ich und hatte mal wieder eine durchgeheulte Nacht vor mir. Selbst die Schlaftablette verweigerte ihre Wirkung.

Die OP war am 21. April und die Herren der schneidenden Zunft haben mir einen Großteil des Lungengewebes auf der rechten Seite entfernt. Gewebeuntersuchungen versetzten nicht nur mich in eine Art Schockzustand. Da war noch mehr ‚Gammel‘ und der musste unbedingt auch noch raus. 22. April, die zweite OP. Die Chirurgen brauchten ja nur noch den Bindfaden wieder rauszuziehen und schon war ich wieder für alles offen. Der rechte Lungenflügel ist jetzt komplett weg und in dem ‚Hohlraum‘ ist keine Holzwolle. Also, Ausstopfen is noch nich und ich brauche keine Angst zu haben, als röhrender Zuckerbäcker zwischen irgendwelchen anderen Trophäen an der Wand zu hängen. Aber für Gunther von Hagens Körperwelten bin ich jetzt auch nicht mehr zu gebrauchen… :ROFLMAO:
23. April unser 30. Hochzeitstag! Herzlichen Glückwunsch – Du lebst noch… Wofür denn?
So viele schlechte Gefühle auf einem Haufen, das hatte ich noch nicht. Wie viel kann man ertragen, ohne durchzudrehen? Ein Lob an die Pharmazie – Jetzt weiß ich wie sich ein Zombie fühlt.
Nach einer Woche Intensivstation fühlte ich mich reif für die Tonne.
Zwangsbeatmung und immer wieder Bronchoskopien haben mich geschafft. Wenn da nicht die Fixierung gewesen wäre, hätte ich glaub‘ ich irgendwelchen Blödsinn gemacht, nur um endlich Ruhe zu haben - vor allen Dingen im Kopf.
Auf Station zeigten sich dann die Folgen des langen Liegens. Von der Atemmaske war die Haut am Rüssel abgeschrappt und eine dicke Kruste verunzierte mein Riechorgan, („Ach, der Herr wird schon wieder eitel ;)“)
Ein weiteres und durchaus größeres Problem tat sich aber weiter unten auf und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte mich wundgelegen und dieser Dekubitus machte mir das Liegen zur Qual. Von Ausruhen, von Entspannen konnte keine Rede sein, die Pelle hing mir in Fetzen vom Hintern. Der tägliche Verbandwechsel ließ mich aber auch auf andere Gedanken kommen: „Die Schwester kennt deinen Arsch bald besser als deine Frau;)

In der Reha haben mir die Therapeuten wieder eine große Portion Lebenswillen eingehaucht. Gerade die Psychoonkologie ist bei den psychischen Belastungen infolge einer Krebserkrankung durch nichts zu ersetzen. Auch Frau und Kinder konnten merken, dass mir jetzt psychologische Hilfe zuteil wurde. Die Familie konnte auch mal wieder durchschlafen und zwar ohne ständig an den Alten denken zu müssen…

Aus dem letzten Arztbericht konnte ich entnehmen, dass vorerst keine Nachbehandlung notwendig ist. Also Chemo und Strahlentherapie, oder gar eine Kombination von beiden ist nicht angezeigt. Nun ja, dem Frieden traue ich noch nicht so ganz. Aber, mit dem Schicksal zu hadern bringt absolut auch nichts, denn die Sache ist nicht mehr zu ändern.

Jetzt heißt es nach vorne schauen und wieder lernen zu träumen.
Irgendjemand hat mal folgendes publiziert: „Besser den Tagen mehr Leben zu geben, als dem Leben mehr Tage“. Das habe ich mir auf die Fahne geschrieben und es tut gut, jeden neuen Tag als ein Geschenk anzunehmen und das Beste draus zu machen.
Peanuts, die ich früher schon mal als mittlere Katastrophe angesehen habe, fallen jetzt durchs Raster. Scheiß drauf maetes, du hast schlimmeres hinter dir – schließlich bist du dem Gevatter mithilfe von ganz viel Glück und ärztlichem Können von der Gabel gesprungen.

Jetzt sitze ich in der ‚Warteschleife‘. Was kommt noch alles. Was hat der große, alte Silberrücken noch für dich auf dem Zettel? Angst und Schmerzen stehen allerdings nicht bei meinen Wünschen – und auf ein Tripple, Frühjahr 2010, Frühjahr 2011, Frühjahr 2012 bin ich nicht gerade scharf.

Supis Thread-Titel ‚Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche‘ habe ich für mich etwas umgemodelt, da mir eine Woche neuerdings viel zu lang erscheint um auf gute Wünsche zu warten. Ich wünsche euch einen guten Start in den Tag und zwar in jeden Tag, egal was für euch auf dem Zettel steht.

Anfangs habe ich geschrieben, dass meine Zeilen evtl. kontraproduktiv sein könnten. Dem ist aber bestimmt nicht so – Mir hat es Spaß gemacht, das alles für euch aufzuschreiben.
Und wenn ich das eine oder andere Schmunzeln oder Lachen ausgelöst habe, dann ist mir meine Schreibe mal wieder gelungen.
Wenn ihr jetzt das eine oder andere Wort für mich übrig habt, her damit, ich kann sie gut gebrauchen.

Bleibt mir alle heile und gesund
Gruß Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo maetes!
Du machst ja vielleicht Geschichten! :trost

Wenn Du nur geschrieben hättest:

"Alles Scheiße"
(Entschuldigung für dieses böse Wort, aber hier passt es!)

dann hätte ich mir große Sorgen gemacht, aber eine so lange eindringlich erzählte Geschichte zeigt, wie Du Dich damit auseinandergesetzt hast und Dich arrangiert hast.
(y)(y)(y)

Weil ich ähnliches - Gott sei Dank - noch nicht erlebt habe, ist es wirklich schwer, sich in eine solch bedrückende Situation reinzuversetzen.

Ich bewundere Menschen, die mit solchen Problemen scheinbar leicht fertig werden.
Welche Anstrengung und quälende Gedanken, Ängste und Mutlosigkeit dahinter stecken, können wohl nur die Wenigsten erahnen.

Ich wünsche Dir eine lange Kette von guten Tagen - eine SEHR lange Kette!

(y)(y)(y)


Hoffnung ist nicht der Glaube daran, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.
 
Holla aber auch!

Anfangs habe ich geschrieben, dass meine Zeilen evtl. kontraproduktiv sein könnten. Dem ist aber bestimmt nicht so – Mir hat es Spaß gemacht, das alles für euch aufzuschreiben.
Und wenn ich das eine oder andere Schmunzeln oder Lachen ausgelöst habe, dann ist mir meine Schreibe mal wieder gelungen.
Wenn ihr jetzt das eine oder andere Wort für mich übrig habt, her damit, ich kann sie gut gebrauchen.

Bleibt mir alle heile und gesund
Gruß Martin
Was kann besser sein, als sich in einem aufbauende - Gedanken - Thread genau solche einzufordern .. ? :)

Hut ab, Martin - wie Du damit umgehst!! (y)(y)
Ich kann mir schon vorstellen, daß - wenn Mensch so hier auf Erden die Hölle in Bezug auf Körper, Geist und Seele durchgemacht hat - daß er dann ein wenig demütiger (?) mit dem ein oder anderen Zipperlein/Ärger/Problemchen umzugehen weiss.

Aber leicht ist gewiss was andres! ....

Was kann ich Dir sagen?? Eigentlich nur (?), daß Du das toll händelst und ich glaube ganz oft, daß wir alle das so handhaben sollten! Aber meist stehen wir uns da selber im Wege ... aber so genau weiss ich das nicht ..

Behalte Deine kraftvollen Gedanken weiter so für Dich. Hier (bei den Saboteuren des Glücks) stehen ganz viele Dinge, die Du schon umsetzt - viele andere passen gar nicht. Ist ja auch ein allgemeines Thema ..
Aber vielleicht hilft es Dir ja auch ..?

... und noch etwas: mein Avatar mal in Gross:

19.jpg


eigentlich steht da noch drauf

Leben ist stark!

Und DAS sind die Bilder, die sich jeder Mensch jeden Tag überall holen kann.

:)
 
nein, niemand der nicht ähnliches selbst erlebt hat, kann nachvollziehen wie kraftraubend, nervenzerfetzend so eine krankheit sein kann, deren ausgang man nicht bestimmen kann.

ich habe es bei einer freundin, bwz. deren kleiner tochter und einer arbeitskollegin erlebt und bin unfassbar von deren stärke beeindruckt.
vermutlich hätte ich mich schon längst im letzten loch vergraben und wäre in selbstmitleid versunken.

ich drücke dir wirklich die daumen und wünsche dir alles gute!
TSCHACKA........ du schaffst das!

grüße, carialice
 
ich hab noch was :)

muss man nur von rechts nach links lesen ;)

steht so in Potsdam in einem Restaurant:

13.jpg


:)
 
Lieber maetes,

danke für Deine ausführliche, schonungslose und doch so humorvolle Schilderung Deines Leidens und der bewundernswerten Art, damit umzugehen und den Kopf über Wasser zu behalten! Neben den vielen geistreichen, aufbauenden Zitaten, die dieser Thread enthält, ist eine solche selbst überlebte Lebenserfahrung genau das, was ich im Sinn hatte, als ich diesen Thread startete. Du motivierst alle, das Leben zu bejahen, die großen und kleinen Freuden zu genießen und die alltäglichen Schwierigkeiten in der richtigen Proportion zu betrachten. Vielen Dank dafür.

Ich wünsche Dir von Herzen (auch wenn wir uns nicht kennen, da Du Dich hier angemeldet hast, als ich abgetaucht bin) alles Gute für Deine weitere Rekonvaleszenz und dass die Nachsorgeuntersuchungen stets erfreuliche Nachrichten für Dich bereithalten. Wie belastend Deine Situation in der Akutphase und wie nervenaufreibend in der Zeit nach den OPs und den Komplikationen war, kann ich - da ich bisher stets auf der anderen Seite der Nadel oder des Skalpells stehe - zumindest ansatzweise nachvollziehen. Umso bewundernswerter ist Dein Umgang und Deine Verarbeitung der Situation, wie Du es hier zeigst.

Alles, alles Gute!
 
Heute habe ich etwas zugeschickt bekommen - ich glaube, das passt hier rein.

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
"Wer bist du?" fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. "Ich…ich bin die Traurigkeit", flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen.
"Ach, die Traurigkeit", rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
"Kennst du mich denn", fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich", antwortete die alte Frau, "immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber ..." argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?"
"Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst - verzeih diese absurde Feststellung - du siehst so traurig aus?"
"Ich…ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. "So, traurig bist du", wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?"
Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht und ...
"Ach, weißt du", begann sie zögernd und tief verwundert, "es ist so, dass mich offensichtlich niemand mag. Es ist meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine Zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen."
"Da hast du sicher Recht", warf die alte Frau ein. "Aber erzähle mir ein wenig davon."
Die Traurigkeit fuhr fort: "Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll.
Sie sagen "Papperlapapp - das Leben ist heiter", und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot.
Sie sagen "Gelobt sei, was hart macht", und dann haben sie Herzschmerzen.
Sie sagen "Man muss sich nur zusammenreißen" und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.
Sie sagen "Weinen ist nur für Schwächlinge", und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.
Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen."
"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner Anwesenheit helfen, nicht wahr?"
Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Ja, das will ich", sagte sie schlicht, "aber helfen kann ich nur, wenn die Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen.
Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich.
Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten Tränen leerweinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine Wunden wirklich heilen.
Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit."
Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war tief und verzweifelt.
Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. "Wie weich und sanft sie sich anfühlt", dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin.
"Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?"
"Ich", antwortete die kleine alte Frau und lächelte still. "Ich bin die Hoffnung!"

Quelle
 
Ist zwar schon älter und war auch hier schon vorhanden, aber ähnlich.


Vier Kerzen

Vier Kerzen brannten am Adventskranz und draußen war es ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen miteinander zu reden begannen.

Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße FRIEDEN. Mein Licht gibt Sicherheit, doch die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde kleiner und kleiner und verlosch schließlich ganz.

Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße GLAUBEN. Aber ich fühle mich überflüssig. Die Menschen glauben an gar nichts mehr. Es hat keinen Sinn, dass ich brenne." Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.

Leise und sehr zaghaft meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: "Ich heiße LIEBE. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen; denn die Menschen sind zu Egoisten geworden. Sie sehen nur sich selbst und sind nicht bereit einander glücklich zu machen." Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

Da kam ein Kind ins Zimmer. Verwundert schaute es die Kerzen an und sagte: "Aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein."

Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst, denn so lange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen immer wieder anzünden. Ich heiße HOFFNUNG."

Mit einem kleinen Stück Holz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und erweckte Frieden, Glauben und die Liebe wieder zu Leben.​



Versende ich eigentlich erst recht gerne zu Weihnachten.;)
 
Danke oxfort - danke, danke, danke!

Habe bei der Musik Rotz und Wasser geheult und das hat richtig gut getan!
Das Ventil funktioniert bei mir noch, Gott sei Dank.

LG Martin
 
Der Junggeselle und die Pfirsiche

Ein älterer Junggeselle schlendert über einen Wochenmarkt. Ab und zu bleibt er stehen, um die verschiedenen Früchte- und Gemüsesorten zu begutachten.
An einem Stand meint er extrem frische Ware zu entdecken.
Die Pfirsiche haben es ihm besonders angetan. Er entschließt sich, eine ganze Steige von diesen leckeren Früchten zu kaufen.

Zu Hause stellt er die Steige vorsichtig auf den Tisch und betrachtet die gleichmäßig geformten Pfirsiche mit Kennerblick.
Einer gleicht dem anderen aufs Haar. die Haut ist samtig und prall, und ihm läuft das Wasser bereits im Munde zusammen.
Am liebsten würde er alle sofort verspeisen, aber er entschließt sich, dieses Vergnügen auf mehrere Tage verteilen.

Bevor er die Steige in die kühle Vorratskammer stellt, betrachtet er seinen Schatz noch einmal mit verzückten Augen und fährt sanft mit den Fingern über die Früchte.
Dabei entdeckt er an dem einen eine kleine dunkle Stelle und er denkt: "Das geht nicht, das stört das schöne Bild; ich werde diesen Pfirsich gleich essen."

Am nächsten Tag holt er sich die Steige aus der Vorratskammer, um sich an dem Anblick zu erfreuen.
Aber was ist das? Er findet wieder einen mit einer kleinen faulen Stelle.
Diesmal greift er noch schneller zu und der "Störenfried" landet in seinem Magen.

So geht das nun Tag für Tag.
Immer wenn er eine schlechte Stelle entdeckt, nimmt er den Pfirsich heraus, um den perfekten Eindruck nicht zu zerstören.
Irgendwann ist auch der letzte Pfirsich vertilgt.

:unsure: Sinnend sitzt der Junggeselle vor der leeren Steige und denkt:
"Da habe ich mir nun so edle Pfirsiche gekauft und mich darauf gefreut, frisches Obst zu verspeisen - aber wenn ich es recht bedenke, habe ich die ganze Zeit nur angefaultes Obst gegessen!"
 
Das Leben


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man
"AUTHENTISCH-SEIN".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
wie sehr es jemanden beschämt,
ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
noch der Mensch dazu bereit war,
auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß ich, das nennt man
"SELBSTACHTUNG".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört
mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, dass nennt man
"REIFE".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und das alles, was geschieht, richtig ist
- von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich,
das nennt sich "SELBSTACHTUNG".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe
und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise
und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man
"EHRLICHKEIT".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das "GESUNDEN EGOISMUS"
aber heute weiß ich, das ist "SELBSTLIEBE".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man "EINFACH-SEIN".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert,
weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen,
jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick,
wo ALLES stattfindet.
So lebe ich heute jeden Tag und nenne es
"VOLLKOMMENHEIT".


Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
diese Verbindung nenne ich heute
"HERZENSWEISHEIT".


Wir brauchen uns nicht weiter
vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen
manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich,
DAS IST das Leben!


Diese Worte schrieb
Charlie Chaplin
an seinem 70. Geburtstag
am 16. April 1959.
 
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