Nachbau der Z3 im Konrad-Zuse-Museum

RollerChris

R.I.P.
Es sind ein Buchstabe und eine Zahl, die bis heute bei Computer-Kennern Entzückung auslösen: Z3. So nannte der Computer-Pionier Konrad Zuse seine legendäre Rechenmaschine, die er mitten im Zweiten Weltkrieg in einer Berliner Wohnung einigen Besuchern vorstellte. An diesem 12. Mai 1941 begann das Computer-Zeitalter, denn Zuse hatte als erster Mensch einen funktionsfähigen, programmgesteuerten und frei programmierbaren Rechner gebaut. Seit Freitag steht im Hünfelder Konrad-Zuse-Museum ein zum 60-jährigen Jubiläum begonnenes und nach Originalplänen entwickeltes Modell der Z3 -- es ist weltweit der einzige voll funktionsfähige Nachbau des Urahns aller modernen Computer.

Das Original wurde noch während des Zweiten Weltkriegs bei Bombenangriffen der Alliierten auf Berlin zerstört. Im Deutschen Museum in München gibt es ebenfalls einen Nachbau, den Zuse selbst rekonstruiert hatte. Aber anders als das Modell in Hünfeld arbeitet die Münchner Z3 mit Fehlern. An dem neuen Nachbau tüftelten Computer-Experten mehrere Jahre lang. Zuses Sohn Horst, Privatdozent für Informatik an der TU Berlin, und der Informatik-Professor Raul Rojas aus Halle leiteten das Team. "Der Nachbau war technisch aufwändiger, als wir gedacht hatten", gibt Horst Zuse zu. So fehlten etwa einige Blätter des Patents, das sein Vater nach dem Zweiten Weltkrieg angemeldet hatte. "Der Respekt vor dem Original ist enorm gewachsen", sagt der Sohn.

Der Nachbau arbeitet exakt nach dem Prinzip des Vorbilds und kann alles das, was die Z3 des Jahres 1941 konnte, auch wenn sie etwas kleiner ausgefallen ist. Zuses Rechenmaschine war so groß wie drei Kühlschränke, der Nachbau passt bequem auf einen Schreibtisch. Die erste programmierbare Rechenmaschine hatte Zuse mit Hilfe der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt gebaut, nachdem er sich erfolgreich einem Einsatz an der Front entzogen hatte. In ihrem Speicher war Platz für 64 Zahlen, die sie addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren konnte. Auch die Quadratwurzel konnte die Z3 ziehen, drei Sekunden brauchte sie dafür.

Mit dem neuen Ausstellungsstück im Hünfelder Museum soll das Andenken des Pioniers bewahrt werden. Zuse starb Ende 1995 im Alter von 85 Jahren in Hünfeld, wo er die meiste Zeit seines Lebens gewohnt hatte. Die neue Z3 soll aber auch Besuchern des Museums zeigen, wie ein Computer funktioniert. "Die Z3 hat von der Logik her eine sehr große Verwandtschaft mit modernen Prozessoren", sagt Horst Zuse. Mit dem Nachbau wollen die Wissenschaftler vorführen, was ein Bit ist, wie ein Speicher arbeitet und wie die einzelnen Schritte einer Rechenoperation ablaufen. Dazu haben sie den Nachbau so entwickelt, dass bei einzelnen Rechenoperationen Dioden aufleuchten und zeigen, welchen Schritt der Computer gerade ausführt. Allerdings wird der Nachbau über einen modernen PC gesteuert. Beim Original übernahmen diese Aufgabe noch Lochstreifen, die in einen Leser eingeschoben werden mussten.

Wer die Z3 verstanden hat, soll auch das Prinzip eines modernen Computers verstehen. Dieser Lerneffekt soll spielerisch und ohne großen Aufwand erzielt werden. Das dürfte ganz im Sinne des Erfinders sein. Zuse selbst hatte seine Leidenschaft für die Entwicklung des ersten Computers mit einfachen Worten begründet: "Ich bin zu faul zum Rechnen." (Jan Kuhlmann, dpa) / (jk/c't)
 
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