[Diskussion] Alles um die Irak/USA-Krise

Dazu wird es nicht mehr kommen. Eben kam im Radio, dass Hussein mit sofortiger Wirkung Massenvernichtungswaffen im Irak verboten hat...
 
Das wird Bush nicht hindern. Er möchte unbedingt den Krieg, koste es was es wolle. Er sucht sich dann neue Gründe, warum er den Irak unbedingt angreifen muß. Jetzt versucht er auch hinzudrehen, daß der Binladen mit Hussein zusammenarbeitet, obwohl dieser ja klar auf dem Tonband geäußert hat, daß die Iraker ungläubige sind. Aber so etwas überlesen die Amis gerne, da sie ja den Islam bekehren wollen. Als nächstes kommen dann SaudiArabien, Sudan u.v.a. dran.

Bush will die Weltherrschaft mit vielen unterdrückten Völkern und einigen Mithelfern, die machen was er möchte.
 
Mal ein Zwischenstand:

New York (dpa/WEB.DE) - Die Waffeninspekteure haben im Irak nach Angaben ihres Chefs Hans Blix bisher keine Massenvernichtungswaffen gefunden.

Er wisse, dass Geheimdienste der Auffassung seien, dass solche Waffen existierten. Diesen Diensten lägen möglicherweise Beweise vor, über die jedoch die Inspekteure nicht verfügten.

Blix sagte, er könne weder völlig ausschließen noch belegen, dass rund 1000 Tonnen chemische Stoffe existierten. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation, Mohammed el Baradei, äußerte sich zufrieden über den Zugang der Kontrolleure zu irakischen Einrichtungen. Es seien keine schlüssigen Beweise für Versuche des Iraks gefunden worden, ein Nuklearprogramm aufzubauen, sagte el Baradei.
 
ich will ja nicht pätzen: aber ich weiß jemand der nuklearwaffen machen könnte. ist allerdings in einem asiatischen Land ohne Erdöl. (Nordkorea). Die haben die Kontrolleure rausgeworfen. Mal sehn was da passiert. Aber die Amis haben hier kein Interesse.
 
@god2000

Ich sehe das so wie Du:

der Krieg ist unausweislich, die Amerikaner haben schon zuviel investiert, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.
Irgend ein Grund wird sich schon finden. Etwas anderes zu glauben ist imho naiv.
 
Ich glaube daß nur das eigene Volk in Amerika ihren Präsi stoppen kann. Auf andere hört der Weltherrscher sowieso nicht mehr. Er macht was er will. Hat er auch in letzter Zeit bei anderen Themen wie Umweltschutz usw. bewiesen.
Wer nicht für bush ist ist gegen ihn...
 
Mein Vorschlag: Da die Waffenlobby in USA ja auch scharf darauf ist, daß die alten Raketen entsorgt werden sollte er ein paar km nach osten verlegen und sich für Korea interessieren . Was die bringen ist viel härter.
Wenn er das nicht macht dann räumt er ein, daß er eigentlich wirklich nur den Islam säubern will (so ne Art moderne Kreuzzüge).
 
Original geschrieben von god2000
ich will ja nicht pätzen: aber ich weiß jemand der nuklearwaffen machen könnte. ist allerdings in einem asiatischen Land ohne Erdöl. (Nordkorea). Die haben die Kontrolleure rausgeworfen. Mal sehn was da passiert. Aber die Amis haben hier kein Interesse.

Ich werde mich nicht weiter an dieser Diskussion beteiligen aber folgende Bemerkung muss noch sein, obwohl ich genauso gegen eine Wand reden könnte:

Selbst eine Supermacht wie die USA können es sich nicht leisten an zwei Fronten gleichzeitig Rabatz zu machen. Und da es wohl höchst unwahrscheinlich ist, dass es nicht zum Krieg gegen den Irak kommt, müssen sich die USA zurück halten, was Nordkorea angeht.

Aber selbst wenn der Irak kein Thema wäre, grenzt Nordkorea an China und da werden die USA eh vorsichtiger sein müssen.

DAS sind die Gründe warum Nordkorea so davon kommt. Öl hat damit nichts zu tun. Aber wem erzähl' ich das....
 
Naja, ganz kann ich dir nicht zustimmen. Bush müsste sich ja nur an einer Front beschäftigen. Er könnte die eh schon sehr geschwächten Iraker links liegen lassen, und seine Truppen ein paar KM weiter nach Osten verlegen. Dann hätte er nur ein Problem. Und vermutlich würden die Koreaner dann auch nachgeben. Leider bringt ihm das wirtschaftlich nichts, da er ja sehr viel Geld in den Krieg gesteckt hat und man von ihm erwartet, daß er die Raketen abfeuert, damit die Waffenlobby neue bauen kann. Außerdem gehts den Amis wirtschaftlich auch nicht glänzend. So eine kleine Aufbesserung im Ölgeschäft würde denen schon weiterhelfen.
Jeder weiß ja inzwischen daß die Iraker nur noch 1/4 so stark sind wie vor 12 Jahren. Also kein Grund angst zu bekommen. Außerdem haben die ja keine Raketen die weit reichen.
Die Gefahr bezüglich Pocken usw. besteht weiterhin, aber nicht vom Irak sondern von BinLaden, der überall in der Welt Helfer hat. Sogar in Deutschland saßen und sitzen vermutlich noch welche. Auf ihn sollte sich die Welt konzentrieren. Aber das geht schlecht mit Raketen. Dann müsste man ja jedes Land angreifen, wo potentielle Terroristen hocken (vermutlich sogar das eigene Amerika) :)

Mir kann keiner erzählen daß die Amis Angst vor Hussein haben. Nur ein Vorwand.
Es gibt aber Pläne, nach welchen nach dem Irak noch ein paar andere Länder amerikanisiert werden sollen. Also hört der Krieg mit Irak nicht auf, sondern geht dann im Iran, Saudi oder sonst noch wo weiter.

Daß man Amerika vor der eigenen Regierung bewahren muß sagt auch aus, daß ehemalige Präsidenten u. wichtige Leute (amerikanische) selber gegen den Krieg sind. Bush ist ja bekannt als mittelmäßig intelligenter Mensch (leider hat Gore nicht gewonnen). Diese schießwütigen Texaner waren schon immer gefährlich. Er weiß vermutlich noch gar nicht was er für eine Terrorwelle auf Amerika zieht, wenn er die islamischen Länder zu echten Christen gemacht hat. (und das Öl abgeerntet).

... und zu den gefürchteten biologischen u. chem. waffen: Es gibt nur 2 Länder die sich anmaßen diese Waffen produzieren zu dürfen. Das sind Amis und Russen. Wieso nehmen die sich solche Sonderrechte heraus?
 
erstens, wenn es zum konflikt zwischen nordkorea und usa kommt, schaltet sich china kaum ein(höchste auf diplomatische ebene). die zusammenarbeit zwischen den 2 länder ist längst net mehr so rosig wie zur anfangszeiten der komunismus.

aber die amis haben viel zu grossen angst davor das die nk's atomwaffen einsetzten, ich glaube die haben soetwas druf.

zweitens, un nu zum "weichei" irak, nur ein beispiel, balkankrieg(kosovo).als die amis mit flugzeugen die serbische armee vernichten wollten und alles in schut und asche legte, haben sie auch damit geprallt das das militär der serben am boden liegt(zumindest im kosovo). pustekuchen,die sin heil und froh grinsend abgezogen als ob nix gewesen wäre.

in afganistan(auch ein "weicheistaat") sind immer noch truppen des taliban aktiv und bereiten den amis ziemlichen kopfzerbrechen.

und was die amis sich leisten könn bzw nicht, hmmm heute wurde eine summe von 50Mrd. dollar für das militär genehmigt und was die im balkankrieg für gelder verpulvert hab ist doch für die n klaks.

und nun zum öleinkauf auf amerikanisch(ich hab mich schon dazu geäußert). die usa importiert ungefähr 90% ihren ölbedarfs(sie haben selbst genug von dem zeug,alaska,golf v. mexiko). die haupt importöre sind die südamerikaner und afrika.

ich hab bewusst auf links und zitate verzichtet, es gibt ja genug in anderen foren.lasst es uns keine vermutungen anstellen und erstma abwarten, spekulationen bringen uns net weiter.


rsjuergen, du triffst immer den nerv der nation, soll kein kritik sein:D :) grüsse aus halle
 
Jetzt versucht er auch hinzudrehen, daß der Binladen mit Hussein zusammenarbeitet, obwohl dieser ja klar auf dem Tonband geäußert hat, daß die Iraker ungläubige sind.
Eine "Waffenbrüderschaft" zwischen Bin Laden und Hussein halte ich nicht für unwahrscheinlich. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn der sich dort verkrochen hat. Natürlich wird Bin Laden Saddam Hussein nicht als Gebetsbruder loben.
Auch eine SED-Diktatur bestritt einst den Vorwurf der Unterstützung von RAF-Terroristen. Und was kam später raus?
 
Ja, ein bißchen was ist schon dran, was in dem Spiegel-Interview zum Vorschein kommt. Daß Bush nicht ganz knusper ist hat ja inzwischen wohl jeder gemerkt. Solche Leute sind gefährlich. Und gerade dieser Schwachsinnige muß auch noch so eine mächtige Armee in seine Finger bekommen.
 
Haun`n die USA nur drauf, oder was denken die sich eigentlich?

Die USA haben eine neue Strategie, man sollte sie kennen :)

Die Kriegsvorbereitungen Washingtons gegen den Irak sind keine Reaktion nach dem Muster, jetzt reichts uns aber. Die Entscheidung, unter Umständen allein und mit Militärgewalt gegen Schurkenstaaten vorzugehen, liegt eine Wende in der amerikanischen Strategie zu Grunde. Alles steht letztlich in dem Bericht über die National Security Strategy vom 17. September 2002.

Ich habe einige Auszüge und Interpretationen dieser Strategie zusammengetragen, mir Lese-Appetithappen und Links, wie immer.

Gruß, Rod

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Für Leser die eine US-freundliche Position bevorzugen:

„Handelsblatt“ :

„An diesem 17. September aber setzte Bush im Weißen Haus auch seine Unterschrift unter den Bericht über die National Security Strategy – unspektakulär, ohne Publicity, nahezu beiläufig“.

Auszug:
„Das Papier markiert eine bemerkenswerte Abkehr von jenen multilateralen Grundsätzen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht nur die amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik bestimmt haben. „Amerika besitzt eine Position unvergleichbarer militärischer Stärke; diese werden wir um jeden Preis verteidigen.“ Und dann werfen Bush und seine Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice so ziemlich ersatzlos über den Haufen, was seit 1940 als Rahmenwerk amerikanischer Politik und globaler Sicherheitsplanungen galt: Abkommen zur Abrüstung und gegen Weiterverbreitung von Waffen – zumeist hinfällig.
Die Strategien zur Eindämmung von Gewalt und das Kalkül der Abschreckung – mehrheitlich Makulatur. Und: Amerika werde nicht mehr warten, bis es angegriffen wird, sondern das Land werde gegebenenfalls zuerst zuschlagen. Dem multilateralen Netzwerk aus Institutionen und Abkommen, die den Frieden in den vergangenen 50 Jahren sicherten, folgt ein unilaterales Konzept nach dem Motto: Amerika nimmt die Dinge selbst in die Hand.“
http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!204082,204100,593501/SH/0/depot/0/

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Für eher US-kritische Leser:

„American Empire als Wille und Vorstellung (von Rainer Rilling)

Das zweite Element dieser Politik ist die Doktrin der „preemption“ („Zuvorkommen“, „aktives Verhindern“) und vor allem der „prevention“. („Vorbeugen“, „Verhüten“). Das Mittel des Präventivkrieges war eine zuvor eher im Hintergrund gehaltene und selten artikulierte Option. Beispiele hierfür waren die Androhung des Einsatzes von Nuklearwaffen gegen Nordkorea oder die Begründungen der Cruise-Missile-Attacken auf Afghanistan oder den Sudan unter Clinton. Unter Bush wurden beide Optionen aufgewertet und die Differenz zwischen Präemption und Prävention zugunsten der Ausweitung des Gedankens der Prävention verwischt „

http://www.rainer-rilling.de/texte/empire.html

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Für Leser, die nur autorisierte Originale zur Kenntnis nehmen:


Die neue Nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten

Nachfolgend dokumentieren wir die am 20. September 2002 publizierte Einleitung von Präsident George W. Bush zur neuen Nationalen Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten sowie einen kurzen Überblick zum Strategiepapier (Teil I der Doktrin). Beide Papiere in einer von der US-Botschaft autorisierten Übersetzung sowie im amerikanischen Original.

Auszug:

„Um mit dieser Bedrohung(schemenhafte Netzwerke von Einzelpersonen) fertig zu werden, müssen wir jegliches uns zur Verfügung stehende Mittel anwenden: militärische Macht, verbesserte innere Sicherheit, Strafverfolgung, nachrichtendienstliche Tätigkeiten sowie energische Anstrengungen zur Unterbindung des Finanznachschubs für Terroristen. Der Krieg gegen weltweit agierende Terroristen ist eine globale Unternehmung von ungewisser Dauer. Die Vereinigten Staaten werden Nationen helfen, die im Kampf gegen den Terrorismus unsere Unterstützung brauchen. Die Vereinigten Staaten werden Länder zur Rechenschaft ziehen, die dem Terrorismus Vorschub leisten und solche, die Terroristen Zuflucht gewähren, denn die Verbündeten des Terrors sind die Feinde der Zivilisation. Die Vereinigten Staaten und die Länder, die mit uns zusammenarbeiten, müssen Terroristen daran hindern, neue Basislager einzurichten. Gemeinsam werden wir danach streben, ihnen jeglichen Zufluchtsort zu verwehren.“

http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/USA/doktrin-bush.html
 
Wer die "Frankfurter Rundschau" zu Hand hat, der kann im heutigen Feuilleton - nur für die Picklingen, die nie ne Frau abkriegen - ein Interview mir dem Historiker Heinrich Winkler zum Thema lesen. (FR, Sa 15.2.03, S 9 im Feuilleton)

"Historiker Winkler plädiert für einen europäischen Weg

U.Sp. FRANKFURT A. M., In der Debatte über die deutsche Haltung in der Irak-Frage hat sich der Berliner Historiker Heinrich August Winkler in einem FR-Interview zu Wort gemeldet. Den Vergleich Schröders mit Wilhelm II. hält er zwar für "absurd". Dennoch kritisiert Winkler die frühe Festlegung Deutschlands für eine zweite Abstimmung im UN-Sicherheitsrat. Vielmehr sei dringend ein gemeinsamer europäischer Weg als Gegenentwurf zur US-Position nötig. Winkler mahnt an, die Washingtoner Strategie vom September 2002 ernster zu nehmen. Es handle sich um ein "Manifest", das "so etwas wie die informelle Weltherrschaft" proklamiere. Interview im Feuilleton"

Link: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/international/?cnt=131015

Leider kein Link zum ganzen Artikel, ihr müsst das Blatt kaufen. Gute Infos gibt es nicht immer umsonst, und wird es immer seltener für lau geben; auch gute Schreiber wollen leben.

Gruß, Rod
 
Schade,
der Artikel beim Handelsblatt war nicht da,
der zweite Artikel enthält nur wenige relevante Informationen
dafür eine ganze Menge neu erfundener Kunstwörter.
z.B.:Korumption, reaganitisch usw.
Da ensteht dann irgendwie der Eindruck, daß man das gelesene gar nicht verstehen soll.

trotzdem Danke, ich lese mal den nächsten...
 
Hallo Wulf,

ja, der Text von Rainer Rilling ist harte Kost, sprachlich bisweilen eine Zumutung, aber er ist inhaltlich sehr gut. Lohnt sich auch zu lesen, wenn man mit R.`s Schlußfolgerungen nicht einverstanden ist. Am besten du gehst auf seine Seite und druckst den Text per PDF aus. So ab Seite 4, unter Strategie, wirds dann besser.

Hier nochmals der "Handesblatt.com" Link, einfacher zu lesen :) :

http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!204082,204100,593501/SH/0/depot/0/

Gruß Rod
 
Hm, der "Handelsblatt.com"-Link scheint nicht mehr zu funktionieren. Hier der Text:

Gruß, Rod

Essay: Der ungeliebte Hegemon
Von Thomas Knipp

Die Welt steht vor einem Krieg. Oder doch nicht? So eindringlich und nachhaltig sind wir schon lange nicht mehr auf einen Waffengang vorbereitet worden, von dem nicht feststeht, ob er überhaupt stattfindet. Und genauso nachdrücklich beherrscht Furcht die Diskussionen um die Jahreswende; sie dämpft nicht nur Festtagsfreuden, sondern auch Investitionsentscheidungen – persönliche und unternehmerische. Die imaginäre Invasion belastet die Weltwirtschaft, noch bevor sie begonnen hat. Amerika also rüstet zum letzten Gefecht mit Saddam Hussein. Oder doch nicht? So paradox es erscheinen mag: Es geht nicht um die aktuelle Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und dem Irak, sondern um die Strategie dahinter. Gibt es eine? Wenn ja: Welche? Und wie langfristig ist sie angelegt? Ist es eine Strategie, die Amerika mit seinen wichtigen Verbündeten erarbeitet oder zumindest teilt? Und: Wie verhalten sich diese Verbündeten? Antworten auf diese Fragen sind für die geostrategische Lagebeurteilung im nahenden neuen Jahr – und darüber hinaus – wichtiger als die Spekulation darüber, wann der Einmarsch in Bagdad denn nun beginnen möge.

Fast anderthalb Dekaden nach dem Ende des Kalten Krieges beginnt die westliche Staatengemeinschaft widerstrebend und eher reagierend denn agierend mit der Diskussion über einen neuen geostrategischen Sicherheits- und Politikentwurf. Es ist die Suche nach einer Blaupause für den Kampf gegen Terrorgruppen à la El Kaida und Staaten, die diesen Terror direkt oder indirekt unterstützen. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass es ein durchdachtes, breit diskutiertes, integriertes Konzept gäbe. Und das ist das Versäumnis nicht nur der Vereinigten Staaten, sondern auch der Europäer, die weder durch einen gemeinschaftlichen Auftritt noch durch strategische Entwürfe glänzen. Europa scheint sich ohnehin in der Rolle des global schwächeren, lieber lamentierenden denn agierenden Partners zu gefallen, von dem Tatendrang doch nicht ernsthaft erwartet werden könne. Jedenfalls geht von Europa keine nennenswerte Initiative aus, die Diskussion um das neue Konzept spürbar mit eigenen Ideen zu prägen. Das ist nicht nur ein Tribut an die Verschiedenartigkeit Europas, sondern auch ein Zeichen dafür, dass wir uns (noch) nicht als Macht- und Einflussfaktor in der Weltpolitik verstehen wollen. Damit liegt die Initiative bei der US-Regierung. Die ließ sich denn auch nicht lange bitten. Der amerikanische Präsident George W. Bush nutzte die Vorlage des Berichtes zur nationalen Sicherheitsstrategie (National Security Strategy) ohne allzu viel Aufhebens dazu, seine Ideen für eine neue Weltordnung vorzustellen.

Offiziell vermerkt der Kalender des Präsidenten keine außergewöhnlichen Ereignisse für den 17. September 2002: Anmerkungen zum Verfassungstag, Besuch des Islamic Centers in Washington, Wahlkampf-Mittagessen in Nash- ville. Business as usual – auf den ersten Blick. Ein Jahr und sechs Tage nach den Anschlägen in New York und Washington stand nicht der Kampf gegen den Terror im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sondern die bevorstehenden wichtigen Wahlen zum Senat und Repräsentantenhaus, die zugleich die Hälfte der Amtszeit eines Präsidenten markieren. An diesem 17. September aber setzte Bush im Weißen Haus auch seine Unterschrift unter den Bericht über die National Security Strategy – unspektakulär, ohne Publicity, nahezu beiläufig.

Das Papier markiert eine bemerkenswerte Abkehr von jenen multilateralen Grundsätzen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht nur die amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik bestimmt haben. „Amerika besitzt eine Position unvergleichbarer militärischer Stärke; diese werden wir um jeden Preis verteidigen.“ Und dann werfen Bush und seine Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice so ziemlich ersatzlos über den Haufen, was seit 1940 als Rahmenwerk amerikanischer Politik und globaler Sicherheitsplanungen galt: Abkommen zur Abrüstung und gegen Weiterverbreitung von Waffen – zumeist hinfällig. Die Strategien zur Eindämmung von Gewalt und das Kalkül der Abschreckung – mehrheitlich Makulatur. Und: Amerika werde nicht mehr warten, bis es angegriffen wird, sondern das Land werde gegebenenfalls zuerst zuschlagen. Dem multilateralen Netzwerk aus Institutionen und Abkommen, die den Frieden in den vergangenen 50 Jahren sicherten, folgt ein unilaterales Konzept nach dem Motto: Amerika nimmt die Dinge selbst in die Hand. Bush verspricht, man werde die Stärke des eigenen Militärs nicht dazu nutzen, einseitige Vorteile für die Vereinigten Staaten zu erlangen. Man wolle mit den Alliierten und internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen zusammenarbeiten. Das Ziel: „Wir streben ein Machtgleichgewicht an, das Demokratie, persönliche Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit des Eigentums, Glaubensfreiheit, Prosperität und freien Handel möglich macht.“ Und: „Wir werden diese Werte und das Konzept der Freiheit über den gesamten Globus verbreiten.“

All dies – ein sinnvoller, pragmatischer, edler, humanitärer Ansatz, eine Ordnungsidee für die Welt von morgen? Viele – auch mit Bush sympathisierende – Beobachter sehen das anders und äußern zumindest starke Zweifel an der Durchsetzbarkeit der neuen Doktrin. Denn: Bushs Strategie setzt etwas als gegeben voraus, über das das Papier nicht spricht: Hegemonie. Die absolute, unanfechtbare Vormachtstellung der USA ist die Grundlage, auf der nur Bush seinen Anspruch aufbauen kann. Dass auch der Präsident das so sieht, zeigt sich in der Bemerkung, man werde die Position unvergleichbarer militärischer Stärke um jeden Preis verteidigen. Dies und die Anmerkung, die USA wollten mit anderen Staaten und internationalen Organisationen kooperieren – es will für Skeptiker nicht zusammenpassen. Ein nachvollziehbarer Eindruck.

Amerika sollte die Opposition nicht kalt lassen. Skeptiker und Kritiker gab es selten in so großer Zahl wie in diesen Tagen. Das zeigt etwa eine Umfrage unter 38 000 Personen, die die Zeitung International Herald Tribune im Spätsommer in 44 Ländern der Welt abhalten ließ. Das Ansehen der USA, so stellte sich heraus, hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschlechtert – trotz der Sympathiewelle, die es nach dem 11. September gab. Und das nicht nur in Nationen mit einer überwiegend moslemischen Bevölkerung, sondern auch bei engen Verbündeten wie Kanada, Mexiko, Deutschland und England. Während die Befragten den Kampf gegen den Terror in allen Ländern mehrheitlich befürworten, beklagt eine ebenso deutliche Mehrheit die „aggressive US-Außenpolitik“, die zu wenig Rücksicht nehme auf die Interessen von Freunden und Alliierten. Gerade den avisierten Krieg gegen den Irak sehen viele als Beweis für diese Einschätzung. In nahezu jedem Land beklagt man den „steigenden amerikanischen Einfluss“.

Eine Schlussfolgerung lässt sich aus der Umfrage vor allem ziehen: Hegemonen haben es schwer in einem Zeitalter nach dem Ende des Kalten Krieges, von dem die Welt erhoffte, das Streben großer Nationen nach Vormachtstellung gehöre der Vergangenheit an. Zumindest aber gilt: Die Hegemonen von heute müssen sich um die Zustimmung der Welt bemühen. Denn: Ohne das Einvernehmen mit den Alliierten, der Uno und den Staaten der arabischen Welt wird etwa ein Feldzug gegen Saddam Hussein vielleicht zwar im militärischen Sinne, nicht aber unter dem Aspekt strategischer, geopolitischer Stabilität gelingen können. Amerika setzt in seiner Strategie vehement darauf, moralisch im Recht zu sein, und kalkuliert daher fest mit der Unterstützung der Alliierten und der Zustimmung der Bevölkerung etwa im Irak. Aber: Was, wenn diese Zustimmung ausbleibt? „Dies ist die größte Schwachstelle der neuen Doktrin. Sie funktioniert nur, wenn sie auch jenseits der USA Unterstützung findet“, sagt US-Militärhistoriker John Lewis Gaddis von der Yale-Universität. Dieser Unterstützung freilich hat sich die Regierung Bush in vielen Ländern beraubt – durch ihren Rückzug von internationalen Projekten wie dem Kyoto-Protokoll oder der Einrichtung des Internationalen Gerichtshofes. „Wir verhalten uns wie ein halbstarker, schmollender Teenager und haben daher weniger Unterstützung, als wir für eine solch riskante Strategie benötigen“, sagt Gaddis.

Soll die Suche nach einem neuen geostrategischen Konzept tragbare, nachhaltige Ergebnisse produzieren, kommt es nun darauf an, dass sich die USA trotz ihrer unbestreitbaren, vielfach auch gewünschten und sinnvollen Vorreiterrolle schnell wieder in die Weltgemeinschaft einbinden lassen. Sie müssen ihre immer wieder spielerisch geäußerten Gedanken an Isolation und Alleingänge aufgeben. Amerika benötigt die Alliierten. Und seine neue Doktrin hat die Unterstützung der Verbündeten und der internationalen Staatengemeinschaft gerade mit Blick auf die angestrebte Verbreitung von demokratischen Werten, Menschenrechten und Wohlstand auch verdient. Aber die Amerikaner müssen ihren Verbündeten dann auch nachdrücklich glaubhaft versichern, dass sie ihre Werte und politischen Zielvorstellungen achten; sie müssen zu Zugeständnissen und echter Zusammenarbeit bereit sein. Sonst bleiben sie der ungeliebte Hegemon.

Aber nicht nur Amerika muss sich in die Pflicht nehmen lassen. Die Europäer sind ebenso gefragt, bei der Suche nach einer neuen Weltordnung ihren Beitrag zu leisten. Der Rückzug in die Nische des zur Durchsetzung nicht fähigen Beobachters der Weltpolitik wird nicht funktionieren. Genauso wie Deutschland nach der Wiedervereinigung seine Rolle in der Welt neu definieren muss, hat auch das stetig wachsende Europa die Pflicht, sich aktiv und konstruktiv zu beteiligen. Wer sich passiv zurücklehnt oder sich mit markigen Wahlkampfsprüchen auf deutschen Marktplätzen aus der Liga der Glaubwürdigen katapultiert, der darf sich nicht beklagen, wenn andere die Führung übernehmen. Das Versagen Europas bedeutet: Es gibt nach dem Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion keinen echten Wettbewerb der Ideen mehr, weil den Vereinigten Staaten ein – im friedlichen und konstruktiven Sinne verstandener – Gegenpol fehlt. Diese Rolle können aus heutiger Sicht nur die Europäer übernehmen. Nur im Wettstreit der Ideen lassen sich Konzepte entwickeln, die dem Terror gegen Personen und Sachen in Amerika, Europa und dem Nahen Osten ein Ende setzen. Dabei werden die großen Mächte bewusst nicht mehr primär auf Einflusssphären und Marktchancen achten dürfen, sonst wird die Übung nicht gelingen. Wer stark ist, kann auch (begrenzt) nachgiebig sein.

Amerika und Europa müssen nun im Dialog ein integriertes Konzept entwickeln, das über den Tag und die aktuelle Krise hinausschaut. Es muss dem Primat folgen, dass der Globalisierung der Wirtschaft nun die Globalisierung der Politik folgt. Es muss berücksichtigen, dass es für diese Politik keine toten Winkel auf der geostrategischen Landkarte der Welt mehr geben darf, weil auch noch so kleine Konflikt schnell globale Wirkung zeigen. Die Blaupause für die geostrategische Zukunft muss zunächst alle Konflikte, alle potenziellen Krisenherde erfassen und alle Elemente, die dazu beitragen – seien es politische Unwägbarkeiten, Handelshemmnisse, Überbevölkerung, Armut oder schlicht die Unterdrückung von Freiheit. Dabei gilt es, den einseitigen Blickwinkel zu vermeiden. Die zu verurteilende Unterstützung des Terrors durch Staaten des Nahen und Mittleren Ostens etwa kann eben nicht losgelöst betrachtet werden von dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Wer einerseits Recht, Freiheit und Prosperität predigt, darf in diesem Konflikt nicht schlicht dem stärkeren – also Israel – freie Hand gewähren. Gerade dieser Konflikt zeigt aber, was nun vor allem gefordert ist: aktive Einmischung im positiven Sinne. Also: Amerika und Europa bestehen druckvoll darauf, dass solche Krisen in Verhandlungen beendet werden, bestimmen aber nicht zwingend die Art und Weise der Lösungen
.
Für das neue Konzept gilt das alte Motto Woodrow Wilsons: Es muss die Welt sicher gemacht werden für die Demokratie, sonst ist die Demokratie in der Welt nicht mehr sicher. Dies kann nur gelingen, wenn der Globalisierung von Wirtschaft und Politik ein weiterer Aspekt hinzugefügt wird – die Suche nach einem globalen Wertesystem. „Eine solche Welt verlangt, dass wir die Wände unserer Wahrnehmung einreißen, die Arm und Reich, Weiß und Schwarz, Christen und Muslims voneinander trennen – damit wir auf neuen Wegen voneinander lernen, über die Grenzen von Nationalstaaten, wirtschaftlicher Entwicklung und Rasse hinweg“, sagt Uno-Generalsekretär Kofi Annan: Das ist ein idealistischer Ansatz. Aber seiner bedarf es neben militärischer Stärke auch, wenn der Welt weitergeholfen werden soll.
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