[Diskussion] Alles um die Irak/USA-Krise

Ich stimme Rod zu.

Es wäre wirklich sehr interessant, mal etwas aus erster Hand zu erfahren.
Auch mich würde das sehr interessieren.
 
Original geschrieben von Rod
Hallo boardprobk,

na denn hoffe ich, dass du die Alarmanlagen und Klebestreifen nie brauchst.

Wie erlebst du denn die Stimmung unter den Jugendlichen in Washington? Hier in Deutschland sind es vor allem die Schüler, die gegen den Krieg protestieren. Gerade wieder gestern tausende in Dresden.





naja... also ehrlichgesagt verhalten sich die schueler ganz normal... die stimmung is etwas down aber relativ normal... es glaubt auch keiner wirklich an ein atomaren anschlag oder aenliches.

Mehrere Wochen nach dem 11 September hatten wir immer einen Sicherheitspolizist im Eingang... keiner kam rein ohne sich auszuweisen.... Im Moment haben wir an den Ausgaengen nur so billige Alarmanlangen. N'Bulle waere im Moment viel besser, weil einige Schueler gestern einen 'Test' gemacht haben, und die Tuer von innen und assen aufgemacht haben... der Alarm ging nicht an. (Die Tueren duerfen ja nicht vershclossen werden, da es son keine notausgaenge mehr gaebe... naja)...


Und ale Besucher muessen hier einen Aufkleber mt der Aufschrift 'Visitor' tragen. Toll! Hehe!
In letzter Zeit kommen viele Reporter und Fernseh Teams aus Deutschland und befragen uns wie wir uns im Moment fuehelen! (RTL, ProSieben, Bayern, ZDF, ARD und Radiosender, Zeitschriften etc....) Es wird viel zu viel uebertrieben!
 
Bei dem Stichwort "Gefahr atomarer Schlag usw." fällt mir noch etwas ein:
Ich denke daß die Amis erst nach dem Krieg so richtig in Gefahr kommen. Die Anschlag-Rate wird sicherlich deutlich erhöht werden, selbst wenn der Krieg gewonnen ist. Ben Laden lebt wohl noch. Der kann in vielen Ländern hocken und mit seinen Anhängern Anschläge verüben.
Hussein selber war nur noch eine Gefahr für sein eigenes Volk. So doof ist er nun auch wieder nicht daß er ein Nachbarland angreifen würde. Dann wären die Amis ja sowieso gekommen. Und das wollte er schon verhindern. Das sieht man übrigens daran, daß er zum Schluß doch in einigen Punkten den Waffeninspekteuren nachgegeben hat. Das hätte er früher nie gemacht.
Also ein Angriff auf Kuwait z.b. wäre sein Todesurteil gewesen. Und die Türkei angreifen? Wie gesagt so doof war er nicht. Ich weiß gar nicht wo sich die Türkei bedroht fühlt. Die wollen doch auch nur ihre Kurden verdrängen. Nur können sie jetzt nicht so wie sie wollten da sie noch auf den EU-Beitritt hoffen.
 
Hallo boardprobk,

danke für die ersten Eindrücke.

Wenn du vielleicht mal in den "Spiegel"-Artikel reingeguckt hast - wie wird denn bei euch an der Schule über den Irak-Krieg geredet? Ist das ein Thema? Reizthema? Dafür, dagegen, so la la?

Ich vermute, dass im wesentlichen deutsche Schüler auf deine Penne gehen. Hast du Kontakt zu amerikanischen Schülern? Was sagen die zum Krieg? Du gehörst ja immerhin zu der Nation der "Kriegsunwilligen". Wirst du darauf angesprochen? Musst du dich rechtfertigen? Oder business as usual?

Wenn ihr als Deutsche mit Amerikanern sprecht, hat sich da das Klima geändert? Wird der Krieg im Alltag mit dir/euch Deutschen direkt angesprochen? Fragen gestellt? Verständnis/Unverständnis über die deutsche Haltung geäußert? Alles bewusst ausgeklammert? Oder ist das einfach kein Thema?

Tja, das haste jetzt davon. Kommst hier rein, sachst freundlich hallo und gleich sollste nen Aufsatz schreiben, so sind wir hier. :)

Gruß, Rod
 
...und wenn Du denn schon am Schreiben bist: mich würde auch die Meinung Deiner amerikanischen Kollegen, Wohnnachbarn oder eben allgemein außerhalb des Schulbetriebs interessieren.
Hier hört man als amerikanische "Volksmeinung" immer nur die beiden Extreme, absolut pro oder absolut gegen. Hierbei fällt mir immer nur auf, dass die befragten Bush-Befürworter sich sehr allgemein halten ("Ich stehe hinter meinem Präsidenten", "Saddam must die" usw.), während auf der anderen Seite (z. B. Michael Moore) schon sehr genaue Angaben über den Grund der Ablehnung gemacht werden. Wahlfälschung, Recherchen über die privaten Interessen der Bush-Administration am Krieg, Ungereimtheiten im Zusammenhang mit 9/11 u. ä. werden hier zusammen getragen.
Aber wie ist der Stand der Diskussion z. B. im "Cheers" oder wie Deine Feierabendkneipe heißen mag. Wie nimmt der Durchschnitts-Ami die Diskussion in Europa wahr?
Musst ja nicht gleich 20 Seiten schreiben, aber so ab und zu mal einen Erlebnisbericht, einen Stimmungsbenchmark oder einen Statusreport könnten wir hier sicher gut brauchen.
Wär wahnsinnig nett! Danke!

Gruß, Delwin :)
 
Und das neueste aus den Nachrichten:
Wie erwartet hat Rungsfeld Syrien angegriffen. Sie würden Waffen an Irak liefern und das wird als Angriff betrachtet.
War ja klar daß die Amis ganz Arabien "aufräumen" wollen. Ich hoffe daß die Araber sich jetzt zusammenschließen und das US-Regime aus ihren Ländern verjagen.
 
Die Position der Schiiten im Süd-Irak und die Probleme der USA:

Die Amerikaner haben im Süd-Irak auf Unterstützung der Saddam-feindlichen Schiiten gehofft. Bisher bleibt die Unterstützung aus. Die Schiiten sind vorsichtig geworden, wurden sie doch im letzten Golf-Krieg von Bush senior aufgefordert, sich gegen Saddam zu erheben. Als sie gegen die Schergen aus Bagdad vorgingen, wurden sie von den USA im Regen stehn gelassen und von Saddams Soldaten niedergeschossen. Etwa 100 000 Widerstansdkämpfer der Schiiten sollen Saddams Soldaten zum Opfer gefallen sein.

Die heutige Haltung der Schiiten beschreibt der "Spiegel" so:

"Die größte schiitische Oppositionsgruppe im Irak hat bereits angekündigt, nach dem Sturz von Saddam Hussein eine amerikanische Besatzungsmacht zu bekämpfen. "Die Kräfte der Koalition sind uns so lange willkommen, so lange sie dem Volk helfen, die Diktatur von Saddam Hussein zu beenden. Falls sie unser Land besetzen oder kolonialisieren wollen, werden sich die Iraker wehren", sagte der Führer der Gruppierung Oberster Rat für die Islamische Revolution in Irak, Ajatollah Mohammed Bakir al-Hakim, in Teheran."
Link: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,242159,00.html

Das deutet schon die Schwierigkeiten an, mit dem der Nachkriegs-Irak zu kampfen haben wird. Siehe auch die beiden "heise"-Artikel über die irakische Auslandsopposition auf dieser Seite weiter oben.


Noch ne Geschichte zum Thema: Im Krieg stirbt zuerst die Wahrheit:

Tony Blair hatte ja gerade im Parlament dem Irak vorgeworfen, britische Kriegsgefangene hingerichtet zu haben. Die Rede wurde spektakulär auch hier im Fernsehen gezeigt und die "Bild"-Zeitung machte damit am nächsten morgen auf. Nach Blairs massiven Vorwürfen meldete sich die Schwester eines der Toten und erklärte, die britische Armee hätte ihr versichert, dass ihr Bruder im Kampf gefallen sei:

"Die Schwester eines der beiden Soldaten sagte dem "Daily Mirror", sie sei äußerst verwundert über Blairs Behauptung, ihr Bruder sei "hingerichtet" worden. Ihr und dem Rest der Familie sei gesagt worden, der 24-jährige Luke Allsopp und sein 36-jähriger Kamerad Simon Cullingworth seien im Kampf getötet worden. "Wir verstehen einfach nicht, warum diese Leute lügen", sagte Nina Allsopp, 29, der Zeitung. Der Oberst aus der Kaserne ihres Bruders habe sogar persönlich die Familie besucht, um ihr zu sagen, dass Luke Allsopp nicht hingerichtet worden sei."
Link: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,242371,00.html

Die britische Regierung erklärte dann später, es habe alles darauf hingedeutet, dass die beiden Soldaten hingerichtet worden seien.

Da werden wir uns von beiden Seiten noch oft "Wahrheiten" anhören müssen, die sich dann später in Luft auflösen.

Gruß, Rod
 
Nun, der Irak hat eigentlich genügend Waffen, Syrien hat wohl das geliefert, was den Einsatz der Waffen effizienter macht (wie die Amis so sagen würden), und deshalb hat sich auch der amerikanische "Kriegs"-minister so echouffiert. Es soll sich um Nachtsichtgeräte handeln. Steht wohl auch auf der UN-Embargoliste. Aber diese dürfte wohl jetzt während des Krieges sowieso Schall und Rauch sein.
 
Mit diversen "Wahrheiten" von beiden Seiten, muss man sehr vorsichtig umgehen, um nicht irgendeiner Propaganda zum Opfer zu fallen.

Was mir momentan viel Sorge macht:
Je länger dieser Krieg dauert, und je mehr Zivilisten ums leben kommen, umso mehr wird sich die Stimmung der restlichen Arabischen Länder gegen die USA bzw. Aliierten richten.
Die Ami's züchten mit ihrem Krieg jeden Tag neue Anhänger für Saddam.
Einen Flächenbrand halte ich nicht für ausgeschlossen.
 
Selbst wenn Nachtsichtgeräte auf der UN-Embargoliste stehen - die Amis selbst sagen doch, daß die Regeln der UN nicht bindend sind.
Aber zum Thema, ich halte die gegenwärtige Stimmung für sehr gefährlich. Vor Allem beobachte ich gerade auf www.spiegel.de eine Art schadenfreudige Berichterstattung, wenn bei den Alliierten mal wieder was daneben gegangen ist. Der Krieg ist schlimm, und ich bin nach wie vor dagegen. Nicht weil ich irgendwelche Sympathien für den Irak oder Saddam hege, sondern weil das internationale Völkerrecht mit Füßen getreten wurde. Wenn darauf kein Verlass mehr sein kann, ist die Stabilität des Weltfriedens, so es ihn denn überhaupt jemals gab, stark gefährdet.
Durch den Alleingang der USA ist in der ganzen Welt eine starke Uneinigkeit entstanden, und man weiß gar nicht mehr, wen man härter verurteilen soll.
Was man aber auf keinen Fall zulassen darf ist, daß man dem vermeintlichen Außenseiter wie beim Fußball heimlich die Daumen drückt und schadenfroh lächelt, wenn wieder irgendwo ein Hubschrauber runtergekommen ist. Denn bei allem Ärger über die USA darf man nicht vergessen: Die arabischem Staaten betrachten die gesamte westliche Welt als ihre Feinde und geben einen Dreck auf uns, unabhängig von der Haltung zum aktuellen Konflikt.
Wenn auf den Demo-Bannern "kein Krieg gegen den Irak" steht, dann ist das ein falsches Signal, denn damit stellt man sich unbewusst auf die falsche Seite. "Stoppt den Alleingang der USA", "Rettet die internationale Diplomatie" oder "Gleiches (Völker)Recht für ALLE" - das sollten die Botschaften sein.
 
Peter Scholl-Latour ein wirklicher Kenner des Nahen Osten hat gestern abend (Phoenix) dringend angeraten die Bundeswehrtruppen aus Afghanistan abzuziehen. Die Sicherheit der Truppen ist im Kontext mit ihrem Auftrag nicht mehr einzuhalten. Auch dies hat etwas mit der gegwnwärtigen Gesamtsituation im Nahmen Osten. Die Stimmung kippt, auch in den arabischen Ländern, die bislang eine US-freundliche Haltung eingenommen haben. Eine Ausbreitung des Konflikt's ist nicht mehr auszuschließen. Eine Gefahr droht besonders, wenn der Iran in den Konflikt hineingezogen wird.
 
@Astrominus, da droht ein Flächenbrand und widersinnigerweise entstehen im "Kampf gegen den Terror" unter Umständen mehr Terroristen als "ausgeschaltet" werden:

Aus der "Fintimes" (26.3.) "Jüngsten Umfragen zufolge denken nur zehn Prozent der Jordanier positiv über die USA, in Saudi-Arabien sind 97 Prozent negativ gegenüber Amerika eingestellt." Wobei die "FTD darauf hinweist, dass diese Staaten starke Unterdrückungsapparate haben, die sie auch brutal gegen die eigene Bevölkerung einsetzen.
Link: http://www.ftd.de/pw/in/1048234734175.html?nv=se

Und im "Spiegel": "Die syrische Tageszeitung "Teshreen" spricht davon, dass in ganz Syrien "Millionen der Söhne unseres Volkes" an den Aufmärschen gegen die amerikanisch-britischen Angriffe teilnehmen. Die ägyptische Zeitung "al-Ahram" berichtet mit ihren Korrespondenten aus mehreren arabischen Ländern über weitere Demonstrationen im Oman, Bahrain, Jemen, Tunesien, Libanon und Marokko."
Link: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,242136,00.html

@rsjürgen: Na ja, Saddam hat genügend Waffen um sein Volk zu unterdrücken. Sie werden allerdings nicht ausreichen, um gegen den US-Brit-Angriff zu bestehen. Deshalb droht jetzt auch eine Belagerung von Bagdad und anderen Städten, die Bevölkerung wird am meisten leiden. Sollte es gar zu einem Häuserkampf kommen, dann droht ein Massaker.

Gruß, Rod
 
Ja Rod, mit den Terroristen hast Du wohl recht.

Nun stellt sich mir hinter diesem Hintergrund die Frage:
Haben die Ami's im Vorfeld nicht über die weiteren Folgen nachgedacht, oder um einmal etwas Zynisch zu argumentieren. Nehmen sie das gar in Kauf, um nach der Einnahme Irak's genügend Rechtfertigungen zu haben, weitere Länder anzugreifen.
 
Es geht schlicht um die Errichtung der "Pax-America" im Nahen Osten, also langfristig die gesamte Neuordnung dieses Gebietes nach Vorstellungen der amerikanischen Adminsitration. Nicht die Demokratisierung des Nahen Osten, sondern die Unterordnung ins eigene Herrschaftsgefüge, das ist das langfristige Ziel und da Europa ja auch vom Öl des Nahen Osten abhängt, auch die Disziplinierung der "Partner" hier.
 
Rumsfeld hat Syrien vorgeworfen, den Irak mit Waffenlieferungen zu unterstützen.
Weiterhin hat Rumsfeld angekündigt, dafür Syrien zur Verantwortung zu Ziehen.

Es fängt schon an, weitere Kreise zu ziehen :(
 
@Supernature

Endlich auch mal jemand der sich wirklich Gedanken macht und nicht unzählige Linklisten aus dem Netz postet.

Für eine eigene Meinung und Meinungsbildung, ist das Netz zwar auch zum Teil wichtig, zu einem Resultat kann man da aber ohne seine Hausaufgaben zu machen nicht kommen.

Wer von den wirklich betroffenen hat schon einen Internet Zugang und wenn konnte er da wirklich seine Meinung verfassen?

Es ist gefährlich, sich nicht auch mit der Vergangenheit zu beschäftigen.
Warum haben wir nun wieder Krieg? Was ist in der Vergangenheit falsch gelaufen?

Und, und, und, ich werde mich nicht dazu hinreissen lassen meine persönliche Meinung mit Artikeln aus dem Netz zu untermauern, dann ist es nicht mehr meine Meinung.
Diese besteht aus einem Puzzle unzähliger Quellen in den letzten Jahren. Nicht alle kann man Archivieren.

Aber sie bilden Meine Meinung, diese kann allerdings auch in einigen Sachen nicht die Mehrheit finden.

Aber es ist meine.

Demonstrationen gegen Krieg in allen Ehren, aber es reicht nicht wenn man sein Handeln auf einen Banner reduziert "Kein Krieg für Öl".
Wenn man hinterfragt wissen Schüler oft nicht mal grundlegensten Dinge über den Irak und seine Geschichte.
 
@Supi: "Aber zum Thema, ich halte die gegenwärtige Stimmung für sehr gefährlich. Vor Allem beobachte ich gerade auf www.spiegel.de eine Art schadenfreudige Berichterstattung, wenn bei den Alliierten mal wieder was daneben gegangen ist.Berichterstattung"

Der "Spiegel" prononciert immer deutlich, das hat er aber auch mit der jetzigen Regierung gemacht, der er eher nahesteht als der Kohl-Regierung.

Supi: "Denn bei allem Ärger über die USA darf man nicht vergessen: Die arabischem Staaten betrachten die gesamte westliche Welt als ihre Feinde und geben einen Dreck auf uns, unabhängig von der Haltung zum aktuellen Konflikt."

Ich würde "die arabischen Staaten" nicht in einen Topf werfen. Diese Staaten haben eine höchst unterschiedliche Geschichte und unterschiedliche politische Systeme. Wenn du dir die Entscheidungsprozesse und Abstimmungen in der Arabischen Liga anschaust, dann zeigt sich die Vielfalt in der Uneinigkeit. Meine Sorge ist eher, dass sich die arabischen Staaten unter dem Eindruck der Angriffe enger zusammenschließen. Dass auch die dem Westen näher stehenden Länder sich von uns entfernen und dass radikal-religiöse Fanatiker dort Zulauf bekommen.


@klasch: "Für eine eigene Meinung und Meinungsbildung, ist das Netz zwar auch zum Teil wichtig, zu einem Resultat kann man da aber ohne seine Hausaufgaben zu machen nicht kommen" (...) Und, und, und, ich werde mich nicht dazu hinreissen lassen meine persönliche Meinung mit Artikeln aus dem Netz zu untermauern, dann ist es nicht mehr meine Meinung.

klasch: Deine Meinung musst du dir nach wie vor selber bilden und keiner will dir irgend eine Meinung aufzwingen. Es wäre nur hilfreich, wenn du deine behaupteten Tatsachen einfach belegst.


@Astrominus: "Haben die Ami's im Vorfeld nicht über die weiteren Folgen nachgedacht, oder um einmal etwas Zynisch zu argumentieren. Nehmen sie das gar in Kauf, um nach der Einnahme Irak's genügend Rechtfertigungen zu haben, weitere Länder anzugreifen"

Darüber habe ich mir auch schon länger Gedanken gemacht. Gehen wir mal von einem US-Politiker aus, der die Lage rein nach militärpolitischen Gesichtspukten der Bush-Doktrin beurteilt. Dann könnte es aus seiner Sicht sehr grob gedacht zwei Entwicklungslinien geben:

1. Der Irak-Krieg wird relativ schnell gewonnen und in Bagdad eine halbwegs stabile Verwaltung aufgebaut, unter welcher Oberhoheit auch immer. Dann hat Washington:
1.1. gezeigt, dass mit der Anwendung der Bush-Doktrin einen Diktator stürzen kann
1.2. gezeigt, dass die USA nicht mehr auf Bündnisse wie die UNO angewiesen sind (Perle: UNO unwichtig)
1.3. die Vormachtstellung der USA in der Welt gefestigt
1.4. allen Gegnern und Feinden, auch potentiellen, vorgeführt, was passiert, wenn sich die USA durch sie bedroht fühlen (pe-emptives Handeln)

2. Der Irak-Krieg dauert sehr lange, die Verluste an Menschen, Moral, Ansehen und Material sind äußerst hoch, aber Bagdad wird nach vielen Monaten nieder gerungen. Dann könnten folgende, ich nenn sie mal Strukturprobleme auftreten:
2.1. Viele arabische Staaten werden sich gegen die USA stellen.
2.2. Terroristische Gruppierungen werden Zulauf bekommen und die Anschläge auch in westlichen Staaten werden dramatisch zunehmen.
2.3. Die Bevölkerung - auch in den westlichen Staaten - wird zunehmend nach der "starken Hand" rufen.
2.4. Multilaterale Bündnisse wie UNO, NATO usw, werden völlig an Bedeutung verloren haben, die USA werden sich unilateral mit einzelnen Staaten oder Staatengruppen verbünden.
2.5. Angesichts dieser weltweiten Unsicherheit und Instabilität könnte Bush, oder wer auch immer dann auf dem US-Präsidentenstuhl sitzt, an die Völker die Gretchenfrage stellen: Reiht ihr euch ein in die Allianz der Willigen? Die mit uns in den Kampf gegen das Böse ziehen? Oder reiht ihr euch nicht ein und zeigt damit, dass ihr die Schurkenstaaten unterstützt? (wie der Rumsfeld-Vergleich: Achse: Kuba, Libyen, Deutschland). Dann müssten sich alle Staaten entscheiden und die USA könnten hoffen, dass die Mehrzahl der mächtigen Länder auf ihrer Seite sind und sie somit über die "Achse des Bösen" letztendlich - auch bei weiteren Angriffen auf Länder wie Syrien - siegen.

Beide Varianten wären aus Sicht der Bush-Doktrin rpt aus Sicht der Bush-Doktrin letzlich erfolgreich.

Klar, das ist äußerst grob gedacht. Aber aus dem Blickwinkel eines in der Logik der Bush-Doktrin Denkenden konsequent.

Gruß, Rod
 
@Rod:
Deine Auflistung der wahrscheinlichsten Kriegsfolgen ist sehr hilfreich, um einen Überblick zu er- oder behalten.
Aber:
In diesem Thread wurde bisher, je nach Diskussionsstand mal die Außenpolitik und mal der amerikanische Präsident fokussiert. Ich meine aber, dass es in einer Darstellung der Kriegsfolgen wichtig wäre, beide Aspekte gleichzeitig zu erfassen und etwas mehr.

Es gibt neben der Invasion des Irak noch jede Menge öffentlich bekannter Tatsachen. Soweit sie nicht sowieso schon durch die ständige (Vorkriegs-)Berichterstattung geisterten, habe ich sie aus dem Buch "Stupid White Men" von Michael Moore.
Leider besitze ich nicht Deine Fähigkeiten zu streng strukturiertem Denken und stelle deswegen als weitere Punkte zur Diskussion:

Ein Krieg dient fast immer der Ablenkung der Öffentlichkeit von anderen Vorgängen.

Der amerikanische Präsident ist ein Trunkenbold (Alkoholiker bleibt man, medizinisch gesehen, lebenslang), der unter pseudo-christlich verbrämten Visionen leidet. Er ist (nicht war) der Versager innerhalb seiner Familie, die seit mehreren Generationen nur super-erfolgreiche Geschäftsleute und Politiker hervorbringt, wobei ohne jede Skrupel beide Fächer munter miteinander verquickt werden. Hier müßte nun ein Exkurs über die psycho-sozialen Strukturen der oberen Konservativen in den USA bzw. Texas eingefügt werden.

Dass Georgieboy bei diesem und anderem Durcheinander nur beschränkten Durchblick genießt, erleichtert seine Steuerung durch die Bushies bzw. deren langjährige befreundete Clans wie Rumsfeld, Cheney, Norton, Ashcroft und wie sie alle heißen. Allen gemeinsam ist ihre politische Vergangenheit seit Johnsons und Nixons Zeiten - und ihre Art, Raffgier als positiven Charakterzug darzustellen.

Selbst Hillary Clinton fungierte unter Georgie Bush senior als Direktorin einer seiner Ölfirmen.

Die politischen Abenteuer, die diese Clique seit 35 Jahren immer wieder inszeniert, sind gekennzeichnet durch politische Ignoranz, anti-demokratische Einstellung und ökonomische Kurzsichtigkeit bei gleichzeitigem brutalem Vorgehen gegen Gegner oder eventuellen Zeugen (also auch ehemaligen Bundesgenossen).

George W. wurde nicht zum Präsidenten gewählt. Er (bzw. die oben genannten Familien) hat bei den Wahlen nur dermaßen schamlos die geltenden Gesetze gebeugt und umgangen, dass seinen Gegnern der Mund sperrangelweit offen stehen blieb. Bis sie wieder zu sich selbst gefunden hatten, waren sämtliche Beweise für den Wahlbetrug verschwunden.

Es fehlen noch immer ECHTE Beweise für den Zusammenhang zwischen 9/11, Osama BinLaden und Saddam Hussein. Die bisher gelieferten Belege können genauso gefälscht sein wie dijenigen, die dem UN-Sicherheitsrat als Angriffsgrund vorgelegt wurden.

George Bush senior war langjähriger Leiter des CIA zu Zeiten, als die "unmöglichsten" Verwicklungen desselben in aller Welt bekannt, aber sofort wieder gedeckelt wurden.

Warum ist es eigentlich tabu, von der augenblicklichen Bush-Administration Enlastungsbeweise zu verlangen für die Verursachung bzw. Beteiligung an dem Anschlag auf das World Trade Center? Angesichts der hier aufgezählten Tatsachen müßten die o.g. Familien doch das größte Interesse haben, sich selbst rein zu waschen.(Hoffentlich läuten jetzt nicht gleich die Schulglocken, und nach 20 Minuten muß einer von Euch fragen: "Wo ist eigentlich Delwin?" :ROFLMAO:)

Diese (sehr unvollständige) Aufzählung soll die bisherige Diskussion nicht shreddern, sondern ergänzen. Ich hoffe, das ist einigermaßen rübergekommen.

Gruß, Delwin :confused
 
@Rod

Da sieht man wieder wie die Regierungen das Volk belügen (jetzt auch Blair), nur um viele Leute auf seine Seite zu ziehen. Aber das Volk ist so blöde und bemerkt das nicht bzw. bestraft die Lügen auch nicht, wenn sie herauskommen.

Daß es den anderen Arabern natürlich nicht gefällt wenn das US-Regime nach dem Sieg die Kolonialmacht spielt, das dachte sich ja wohl jeder. Ich weiß nur nicht was die US-Führer denken. Glauben die echt daran daß sie mit Blumen empfangen werden und dann das Öl abernten können? Oder wissen die schon wie die Araber reagieren und nehmen weitere Kriege in Kauf?
Ein Recht auf weitere Kriege haben sich die Amis gestern ja schon eingeräumt. Man drohte dem Iran und Syrien, daß sie mit Repressalien rechnen müssen wenn sie weiter die Irakis unterstützen. Das wird dann sicherlich wieder als ein Freibrief gewertet (ein Grund, warum man dann die anderen Araber auch einnehmen darf). Es geht ja um die Achse des Bösen.

Es war ja schon seit 1997 geplant, diese Achse des Bösen zu kultivieren. Jetzt sucht man schon einmal im Vorgriff Gründe.

Für wie dumm halten die Amis eigentlich den Rest der Welt?

Inzwischen muß ich in meiner Meinung auch schon Antiamerikanische Züge feststellen. Noch vor Jahren hoffte ich daß uns die Amis vor den Russen beschützen. Inzwischen wäre ich dankbar, wenn die Russen und Chinesen etwas mächtiger wären um ein Gleichgewicht in der Welt herzustellen.
Es kann und darf nicht sein daß ein Land alleine bestimmt, was in der Welt gemacht wird.

Beim Irak-Krieg freue ich mich inzwischen sogar schon über Mißerfolge der Amis. Ich wünsche ihnen daß die Araber sich zusammenraufen und die Kriegstreiber aus dem Osten verjagen. Die sollen erst einmal schauen daß sie ihre Wirtschaftsprobleme daheim lösen anstatt immer ins Ausland abzulenken.
Irgendwann merken es auch die dümmsten Amis (bei denen geht es halt ein wenig länger). Bish wird dann sicher auch im eigenen Land Probleme bekommen wenn er die nächsten 75 Mill. anfordert und dann nochmal usw.
Letztendlich hatte dann sein entlassener Minister doch recht, als er meinte, daß der Krieg 100 - 200 Millarden kostet , und daraufhin gekickt wurde. Aber wer gibt schon zu daß er dem eigenen Land finanziell schadet. Bei Geld hört schließlich die Freundschaft auf. Also alles verharmlosen. Deshalb auch die saubere Berichterstattung, damit die Amis glauben, ihre Söhne nehmen im Irak an einer LAN-Party teil und nicht an einem Krieg mit echten Toten.


@Delwin:
Stimme dir zu. Bush ist ein Versager. Und der Alkohl hat sicherlich einige Gehirnzellen vernichtet. Von Geschäften hatte er ja bisher auf legale Weise auch recht wenig Ahnung.
Würde mich mal interessieren was Daddi Bush zum Krieg meint? Gabs da schon ein Interview? Mir wäre keins bekannt.
Ich kann mir nicht vorstellen daß Daddi so begeistert ist wenn sein mißratener Sohn soviel kaputt macht, nur um ihm etwas beweisen zu können.




zu den Kriegsvarianten (immer noch Rod):

Variante 2 trifft wohl zu. Es wurde schon eingeräumt daß er Monate gehen kann. Die Häuserkämpfe ziehen sich dann noch in die Länge. Weiter kommen vermutlich Erschwernisse dazu (Helfer aus anderen Arabischen Ländern, Türken, Kurden usw.).


muß auch bezüglich der Lügen/Fälschungen zustimmen. Was die für verzweifelte Versuche unternommen haben, nur um den Krieg zu legalisieren.
Ich traue keinem Bush, Blair oder sonst einem Politiker mehr wenn er den Mund aufmacht. Das gilt natürlich auch für die Deutschen, was ja die Wahllügen bestätigt haben.
 
Dass die Amis nicht am Fassen der Terroristen interessiert sind habe ich eben in einer interessanten Sendung gesehen (Interviews mit ex-CIA-Leuten usw., Vorlagen von Schriftstücken usw.):
1994 hat der Sudan offiziell Amerika und dann auch noch das FBI angeschrieben, daß sie wissen wo Ben Laden sei und andere Terroristen. Die Amis haben abgelehnt. Kein Interesse, obwohl die Sudaner mehrmals nachhakten u. darum baten, daß gemeinsam nachgeforscht wird. Passte wohl nicht in den Kram, wenn man Länder unter dem Vorwand der Terroristenjagd einnehmen will.
Ein schnelles Schnappen der Terroristen hätte ja die ganzen Pläne durcheinander gewirbelt, aber dafür wenigstens den 11.sept. verhindert.
 
Oben