[Information] Ja, es gibt einen Weihnachtsmann, Virginia!

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Ja, es gibt einen Weihnachtsmann, Virginia!

Ja, es gibt einen Weihnachtsmann, Virginia!

1897, kurz vor Weihnachten, bekam die Redaktion der Zeitung "New York Sun" (der ersten Boulevardzeitung der Welt) einen eigenartigen Leserbrief: Die achtjährige Tochter des New Yorker Arztes Dr. Philipp O?Hanlon, Virginia, fragte die Zeitung, ob es wirklich einen Weihnachtsmann gäbe. "Lieber Herr Redaktor, ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen es gäbe keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, wenn das in der Sun steht, ist es wahr. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann? Virginia O'Hanlon, 115, West 19th Street."
Die Antwort des Redaktors Francis P. Church wurde als Leitartikel auf der ersten Seite gedruckt. Und dieser Text war sofort Tagesgespräch in New York: Der Zeitungsmann hatte mit seiner Antwort unzähligen Menschen aus dem Herzem gesprochen.
Als das Weihnachtsfest 1898 nahte, erreichten Hunderte von Leserzuschriften die ?Sun?-Redaktion, alle mit der Bitte, die Antwort von Church doch noch einmal abzudrucken. Die Zeitung kam dem Wunsch nach ? und schliesslich wurde es Tradition, dass die "New York Sun" jedes Jahr vor Weihnachten den Text ?Ja, es gibt einen Weihnachtsmann, Virginia!? abdruckte.

Hier eine deutsche Übersetzung der Antwort:

"Deine kleinen Freunde haben nicht recht; sie sind vom Zweifel einer misstrauischen Zeit befallen. Sie glauben nur das, was sie sehen. Sie glauben, dass es nichts geben kann, das sie mit ihrem kleinen Geist nicht fassen können. Jeder menschliche Geist, Virginia ist klein; ganz gleich ob es der Geist eines Erwachsenen oder der eines Kindes ist. In unserem grossen Weltall ist der Mensch wie ein Insekt, wie eine Ameise in seinem Verstand, verglichen mit der grenzenlosen Welt, die ihn umgibt, gemessen an dem Geist der fähig ist, die volle Wahrheit und alles Wissen zu fassen.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Es gibt ihn so gewiss, wie es Liebe gibt und Grossherzigkeit und Treue, und Du weisst, sie sind in Fülle vorhanden und schenken Dir das Leben in seiner Schönheit und Freude. Wie traurig wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe; sie wäre so traurig, wie wenn es keine Virginias gäbe. Es gäbe keine dann keinen kindlichen Glauben, keine Poeseie, keine Romantik, die dieses Leben haben ausser den Dingen, die den Sinnen begreiflich und erschaubar sind. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erhellt, wäre ausgelöscht.
Wenn Du nicht an den Weihnachtsmann glaubst, könntest Du genau so gut nicht an Märchen glauben, Du könntest Deinen Papa dazu veranlassen, Leute anzustellen , die am Heiligen Abend alle Kamine bewachen würden, um den Weihnachtsmann zu fangen, aber selbst wenn keiner von ihnen den Weihnachtsmann herabsteigen sähe, was würde das beweisen? Kein Mensch sieht den Weihnachtsmann, aber das heisst nicht, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Die wirklichen Dinge im Leben sind die Dinge, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Hast Du je die Elfen auf der Wiese tanzen sehen? Natürlich nicht, aber das ist kein Beweis, dass es sie nicht gibt. Kein Mensch kann sich all die Wunder ausdenken und vorstellen, die es ungesehen und unsichtbar in der Welt gibt.
Du kannst eine Kinderrassel aufbrechen und innen nachschauen, was das Geräusch verursacht, aber da gibt es einen Schleier, der die unsichtbare Welt verhüllt, den der stärkste Mann nicht zerreissen könnte, den nicht einmal alle stärksten Männer, die je gelebt haben, zusammen zerreissen könnten. Nur Glaube, Fantasie, Poesie, Liebe und Romantik können diesen Vorhang heben und die übernatürliche Schönheit und Herrlichkeit dahinter erblicken. Ist das alles wirklich? O Virginia, es gibt in der ganzen Welt nichts, das wirklicher und beständiger wäre!
Gott sei Dank lebt der Weihnachtsmann und wird immer leben. In tausend Jahren, Virginia, nein, in Zehnmal zehntausend Jahren wird er immer noch da sein, das kindliche herz mit seiner Freude zu erfüllen!
Ja, es gibt einen Weihnachtsmann, Virginia!"
 
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Ich finde, diese Sache mit dem Weihnachtsmann ist ein längst überholtes,
wenn auch sehr bequemes Erziehungsmittel, das leider nur allzuhäufig
bloss das materielle Konsumations-Denken im Kind erweckt. Dazu kommt,
dass Kinder um diese Zeit überall mit Geschenk-Artikel konfrontiert
werden, die ihre Sehnsucht nach finanziell immer teureren Dingen
verstärken, die ihnen aber immer weniger "Inhalt" vermitteln...

Das Fatale dabei ist - es wird Kindern mit diesem Gedanken

"Sei schön brav und tue Gutes (=was deine Eltern dir sagen) -
dann kommt der Weihnachtsmann und erfüllt dir deine Wünsche"

ein moralisches Leitbild vermittelt, dessen Unwahrheit die
erste grosse Enttäuschung in ihrem noch jungen Leben ist.

Dieses prägende Erlebnis wird von den Eltern zumeist bloss
hilflos ignoriert und lehrt dadurch dem Kind nicht etwa
"gesundes Misstrauen" sondern fördert den Verlust der
Sinnhaftigkeit von "Vertrauen" und "Gutes zu tun".

P.S.:

Nein, ich will mich hier nicht als Ebenezer Scrooge aufspielen -
ich möchte lediglich zum Nachdenken über den Sinn des Weihnachtsfestes anregen.

Feiert und genießt Weihnachten - aber denkt daran, dass es Weihnachten
in keinem Geschäft auf der Welt und um keinen Geldbetrag zu kaufen gibt...
 
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