[Diskussion] Sterbehilfe? Legal oder illegal?

Sterbehilfe, legal oder illegal?

  • Ja!

    Stimmen: 9 32,1%
  • Nein!

    Stimmen: 1 3,6%
  • Kommt auf die Umstände an...

    Stimmen: 20 71,4%
  • Dazu habe ich keine eigene Meinung...

    Stimmen: 2 7,1%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    28

QuHno

Außer Betrieb
Sterbehilfe? Legal oder illegal?

Ein provozierendes und polarisierendes Thema, aber ich habe den Prozess des "langsamen" sterbens beim Tod meiner Oma miterlebt.

Geschichte:
Meine Oma hatte Schilddrüsenkrebs. Der Tumor war ca 2cm^3 groß (das ist schon eine gigantische Größe!).
Die Ärzte hatten ihr eine Operation empfoheln - in die sie eingewilligt hat - so weit so gut...

Leider hat sich nach dieser OP der Tumor schlagartig erweitert und hinterher ein Ausmaß von 15cm im Durchmesser erreicht.

Meine Oma war eine lebenslustige Person, die Anfangs noch sagte, dass dieser kleine Tumor sie nicht umbringen könne.


So kann man sich irren...
(Humor ist, wenn man trotzdem lacht...)


Einen Tag vor ihrem Tod war ich an ihrem Krankenbett und sah sie mit all den Schläuchen, die aus ihrem Hals herausführten (eklig gelblich-rötliches Zeug lief dort hinaus) und sie war- im Gegensatz zu früher - nicht mehr die starke Kämpferperson, die meine Mutter und die anderen 5 Geschwister als alleinstehende Mutter in den Nachkriegsjahren großgezogen hatte, sondern nur noch meine Oma!

Ich werde eines ihrer letzten Worte nie vergessen: "Die (Ärzte) experimentieren doch nur noch, die schnippeln doch nur noch an mir herum..."

Was hätte ich tuen sollen, wenn sie mich gebeten hätte, ihr Leiden zu verkürzen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde das man mit Tieren sehr viel humaner umgeht als mit Menschen. Die bekommen eine Spritze wenn sie nicht mehr Fressen oder Saufen oder Schmerzen bekommen.
Menschen muß man erst noch was quälen bevor sie dann endlich Sterben dürfen. Ich frage mich, wieso sich unser Gesetzgeber das Recht herausnimmt über unser dasein zu bestimmen. Mit welchem Recht darf ich nicht über mich selbst bestimmen und warum darf ich nicht Sterben wenn ich es möchte.
Aber dann die Krankenkassenbeiträge erhöhen, weil sie mit dem vorhandenen Geld nicht auskommen. Wieviel Geld könnte gespart werden, wenn jeder der bei bester Gesundheit ist, festlegen würde das er keine Lebenserhaltenden Maßnahmen erhalten möchte.

Ich wäre für Legal.
 
Zuletzt bearbeitet:
[klugscheiss]

Du hast eine 'oder'-Frage gestellt, wie deutet man da die Antworten 'Ja' und 'Nein'?

[/klugscheiss]

Naja, ich denke es kommt wie immer auf die Umstände an. Bei Geld hört nicht nur die Freundschaft auf, sondern auch häufig die Menschlichkeit. Will sagen, dass gierige Erben ein ernst zu nehmendes Risiko darstellen (hör' mal Opa, gib doch auf, willst Du Dich wirklich noch quälen, denk doch an Deine Schmerzen....).

Brötchens Ansatz find' ich gut, eine Erklärung bei gesundem Menschverstand, hinterlegt beim Notar oder als Ausweis (wie beim Organspenden). Aber auch da gibt's eine Menge Punkte die geklärt werden müssen. Beispielsweise, unterhalb welcher Genesungswahrscheinlichkeit überhaupt über das Abschalten der Maschinen entschieden werden soll.

Kniffliges Thema. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass es einem Menschen erlaubt sein sollte, über sein Lebensende selbst zu entscheiden. Als schwerwiegendstes Problem sehe ich aber die Gefahr zum Sterben genötigt zu werden.
 
Klar : Ja! Sterbehilfe sollte legal werden. Da sind uns die Holländer voraus.
Bei kranken...totkranken Menschen. Nicht, weil einer keine Lust mehr hat.... is klar!

Wenn es (wie br schon sagte) Tieren zu schlecht geht, wenn nichts mehr zu "machen" ist, bekommen sie ihre erlösende Spritze. Wieso nicht der Mensch?

Warum soll sich der Mensch quälen? Es wird entschieden, wann er geboren wird, warum soll er (oder Angehörige) nicht entscheiden können, wann er geht?

Monatelang in einem Krankenbett zu liegen, nicht viel "mitbekommend"... das kann es nicht sein. Mit der Medizin wird oftmals das Leben "gestreckt". Wenn Maschine und Pharmazie nicht eingesetzt werden, dann müssen keine Qualen gelitten werden....

Ne frühere Nachbarin.... 102 Jahre alt. Zu Hause im Krankenbett. Nich reden, nich bewegen, gefüttert werden, ....So! Klasse. Das ist dann die Würde des Menschen.....
Ging es ihr besser, wenn die Maschinen weg sind???? Hm...

Meine Oma. Lungenkrebs. "Ja, da is nichts mehr zu machen, Frau ***!"
Jetzt liegt sie im Krankenhaus unter Sauerstoff. Wenn man jetzt, ich weiss, hört sich hart an, die Maschine weglässt.... hört dann das weinen und "Ich - kann - nicht - mehr - " Gemurmel auf????

Alles soll man allein entscheiden. Das darf man nicht..... verdrehte Welt!
 
Original geschrieben von chmul
[klugscheiss]

Du hast eine 'oder'-Frage gestellt, wie deutet man da die Antworten 'Ja' und 'Nein'?

[/klugscheiss]

IMHO genau so!

Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich sagen: RTFM...

BTW:
Warum muss man das extra bei einem Rechtsanwalt oder Notar ablegen?
Warum darf man nicht einfach sagen: "Ich will nicht mehr!"?

Als schwerwiegendstes Problem sehe ich aber die Gefahr zum Sterben genötigt zu werden.
...oder vom Sterben abgehalten zu werden, weil es ja nicht "erlaubt" ist...
 
hmmm, da frag mal im 'glaubensthreat' nach, warum das nicht geht.
leider ist die gesamtdeutsche moral immer noch stark von den kirchen bestimmt. und die postulieren halt, selbstmord sei todsünde (und euthanasie ist ja etwas ähnliches - selbstbestimmtes sterben)...

deswegen tut sich der gesetzgeber nach wie vor schwer mit dem erlass eines entsprechendes gesetzes... ich denke aber, dass jeder mit sich selbst ausmachen muss, ob er's für sünde hält oder nicht. ob er dieses 'letzte prüfung' wegen seines glaubens auf sich nimmt oder sich für einen würdevollen tod entscheidet.
 
@ QuHno
"IMHO genau so! Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich sagen: RTFM..."

??

"Warum muss man das extra bei einem Rechtsanwalt oder Notar ablegen? Warum darf man nicht einfach sagen: "Ich will nicht mehr!"?"

Jo, schon klar, das habe ich darauf bezogen, dass der/die Leidende diese Willensbekundung nicht mehr abgeben kann. In diesem Falle könnte dann der Notar sagen: Für diesen Fall hat meine Mandantin folgenden Willen beurkunden lassen.... Ich sähe das als Möglichkeit die Sache 'wasserdicht' zu machen.
 
BTW:
Warum muss man das extra bei einem Rechtsanwalt oder Notar ablegen?
Warum darf man nicht einfach sagen: "Ich will nicht mehr!"?


Da kommt dann das Problem auf, wie schon chmul beschreibt, die Lachenden Erben. Da muß man vorsichtig sein, wegen Mord.
Sonst gibt es da Verwandschaft die sich nach langer langer Zeit meldet und nur versucht an das Vermögen zu kommen. Dann ist man nachher schneller tot als man eigendlich wollte.
Darum sollte es immer beim Notar hinterlegt werden. Besser noch zusätzlich beim behandelndem Arzt und einer Person meines vertrauens.
Wie war das noch,"alles in dreifacher Ausführung". Denn es könnte ja sein, das der Notar schon vorher verstirbt. Und dann könnten es Schwierigkeiten geben.
 
Ich warte schon auf die Frage: Von wem kam denn die "Nein"-Stimme?
Um ihr zuvorzukommen: Sie stammt von mir.
Wenn jemand unheilbar krank ist, nur noch Schmerzen hat und einfach nicht mehr leben will, dann muss man diesen Wunsch selbstverständlich respektieren. Der eigentliche Missstand liegt doch aber darin, dass Menschen teilweise mit Maschinen und Medikamenten in einer menschenunwürdigen Umgebung am Sterben gehindert werden. Unter diesen Umständen will doch jeder lieber sterben.
Es gibt aber auch sogenannte Sterbe-Hospize, wo die Leute auf eigenen Wunsch hingehen können. Dort werden sie gepflegt, man versucht das Leiden so erträglich wie möglich zu machen, aber man lässt die Leute in Frieden gehen. Das ist sozusagen "Sterbebegleitung".
Wenn Sterbehilfe erlaubt wäre, und ein naher Angehöriger läge schwer krank im Bett, ohne Aussicht auf Heilung, nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Willen selbständig zu äußern - wer von Euch würde es fertig bringen, zum Arzt hinzugehen und zu sagen: "Gib ihm eine Spritze, das ist ja nicht mehr mitanzusehen". Ich könnte es nicht.
Aber um die Befürworter der Sterbehilfe zu "beruhigen": Es ist längst Realität - die Ärzte spielen nach eigenem Ermessen den lieben Gott und bestimmen, wer leben oder sterben darf bzw. muss.
Beispiel: Mein Opa lag mit Lungenkrebs und diversen anderen Krankheiten, jede für sich früher oder später tödlich, im Krankenhaus. Diverse Infusionen, mehrmals täglich Bestrahlungen, die übliche Tortur. Eines Nachmittags kam plötzlich die Schwester rein und zog ihm sämtliche Infusionen raus, auch die Bestrahlung fand nicht mehr statt. Auf die Frage, was das zu bedeuten hätte, antwortete man ihm: "Das hat sich erledigt, wir wollen eine andere Behandlungsmethode versuchen".
Am selben Abend ist er gestorben. Vielleicht waren die Verantwortlichen selbst überrascht, das es so schnell ging, aber uns allen war klar: Die Ärzte hatten seinen Tod beschlossen.
Von daher würde es auch nichts bringen, seinen Willen vorab beim Notar zu hinterlegen. Denn ob der dort vom Betroffenen definierte Zustand wirklich eingetreten ist, wer stellt das fest? Richtig, ein Arzt. Und er hat nicht nur das Wohl seiner Patienten, sondern auch das seines Arbeitgebers im Hinterkopf.
 
Wo liegt das Problem?
Tötung auf Verlangen ist verboten.
Beihilfe zum Selbstmord ist erlaubt.
(aktive bzw. passive Sterbehilfe heisst das)
Man darf die Pillen auf den Schreibtisch stellen, aber nehmen muss der Sterbewillige diese selber.
Daüber hinaus gibt es die Patientenverfügung.
Wer von Euch hat denn schriftlich fixiert, dass er keine lebensverlängernden Massnahmen wünscht??? Keiner???
Also bitte auch nicht jammern.

Gruss
Tim
 
Brötchen schrieb:
Da muß man vorsichtig sein, wegen Mord.

Ich glaube, dass ich die Initialfrage falsch gestellt habe. Mit Sterbehilfe meine ich nicht das jemand anderes entscheiden darf, ob eine Person weiterleben darf oder nicht, sondern dass einer Person, die sterben will (man beachte: Eine Person will sterben) dieses Recht nicht verweigert werden sollte bzw dass es nicht illegal sein sollte, dieser Person die dazu nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, möglichst ohne Schmerzen hinzuscheiden...

Supernature schrieb:
Es gibt aber auch sogenannte Sterbe-Hospize, wo die Leute auf eigenen Wunsch hingehen können. Dort werden sie gepflegt, man versucht das Leiden so erträglich wie möglich zu machen, aber man lässt die Leute in Frieden gehen. Das ist sozusagen "Sterbebegleitung".
IMHO sind Sterbehospize eine sehr gute Idee die leider nicht all zu weit verfolgt wird.
Würdiges (was für mich würdig ist, möchte ich selbst entscheiden dürfen!) sterben ist leider hier in Deutschland nahezu unmöglich. Alleine die "Hemmungen" für Ärzte, schwere Drogen wie Morphium an Personen mit extremen Schmerzen verabreichen zu dürfen sind immens... (Drogenschein & Co)

Auch wenn es sarkastisch klingen mag:
Wenn ich einmal sterben sollte (jadoch, ich will natürlich ewig leben) wünsche ich mir eine "Sterbeparty", wie sie noch zu Zeiten des Barock üblich war...

... und, bitte bitte lieber Arzt, leg' in meine Reichweite die Überdosis schmerzstillender Mittel, damit ich sie einnehmen kann, wenn ich es will... (steht auch in meinem Testament)
Die Ärzte hatten seinen Tod beschlossen.
Haben sie das wirklich? Hatten "die Ärzte" nicht nur einfach erkannt, dass sie nichts mehr tuen können und haben eine "humane" Entscheidung getroffen? Wie hätte die Situation ausgesehen, wenn er nicht behandelt worden wäre?...


Ich persönlich möchte sagen können/dürfen:

So, liebe Freunde - das war's. Freut Euch, denn ich gehe (je nach Glauben der anwesenden Personen) in das Paradies/Nirvana/(bitte entsprechendes einsetzen) ein...
(...und dann trinke ich den Schierlingsbecher, freue mich, dass es sich kalt anfühlt, genieße noch mein letztes Essen mit meinen Freunden und Verwandten und scheide friedlich dahin...)
 
Sterbehilfe muß eigentlich nicht sein, was ich aber überflüssig finde, eine 80jährige Person an Maschinen anzuschließen und am Leben zu erhalten, statt diese "friedlich" sterben zu lassen. Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass es der Medizin nicht darum geht Leben zu erhalten, sondern um Kosten zu verursachen um den eigenen Beutel zu füllen.
 
Original geschrieben von rsjuergen
Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass es der Medizin nicht darum geht Leben zu erhalten, sondern um Kosten zu verursachen um den eigenen Beutel zu füllen.

Das kann einem wirklich so vorkommen. Wenn ich mir dann alledings ansehe, was ein durchschnittlicher AiP verdient, wenn er/sie sein/ihr Praktikum im Krankenhaus ableistet und wieviele Stunden pro Tag er/sie dafür arbeiten muss, wird mir ganz anders...

Werden die Kosten nicht durch ganz etwas anders verursacht?



Aber nun einmal ein Ansatz in eine ganz andere Richtung:

Was ist Sterbehilfe überhaupt?

Ich habe es bei der Umfrage ganz bewußt außen vor gelassen, ob ich aktive oder passive Sterbehilfe meine (einige bezeichnen diese beiden Sachen auch als Mord bzw Hilfe zum Selbstmord...) oder ob ich Sterbehilfe auch in einem anderen Sinn meine - gut, durch "legal oder illegal" ist natürlich (Selbst)Tötung implizit - aber sollten wir da nicht ein wenig weiter denken?

Könnte es nicht sein, dass ich damit gemeint habe, dass einer Person geholfen wird in Frieden mit sich und ihrer Umwelt von der Bühne des Lebens abzutreten?

Ich war 2 Jahre lang Rettunsassistent (die Karriere habe ich aus persönlichen Gründen abgebrochen) und habe dabei ein wenig Einblick erhalten können/müssen wie teilweise mit Patienten, welchen nach den Regeln der Schulmedizin nicht mehr geholfen werden konnte/sollte/wollte, umgesprungen wurde...

Da gab es ein "Sterbezimmer" (eine Art bessere Besenkammer mit einem Kreuz an der Wand, kalkweiß, einsam und fern aller anderen Personen) in welches "Patienten", für die "keine Hoffnung auf Heilung" bestand, abgeschoben wurden damit die anderen Patienten nicht durch die "sowieso schon fast tote Person" (...) "gestört" werden...

Dort starben sie dann alleine, einsam und verlassen...

Das schlimmste war für mich, dass sie dort einsam starben, ohne Begleitung, ohne eine Person, die ihnen die Angst nehmen könnte.
(Ich will nicht sterben und habe Angst davor, ich weiss zwar, dass ich nicht ewig leben werde, aber dennoch...)
 
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