Keine Karte für Grönemeyer & Co.? Internet als Alternative

RollerChris

R.I.P.
Hamburg (dpa) - Wenn Musikstars wie Herbert Grönemeyer ausverkaufte Konzerthallen zum Kochen bringen, sind zahlreiche Fans zum Draußenbleiben verdammt. Die heiß begehrten Konzertkarten sind wie bei Deutschlands derzeit erfolgreichstem Rockmusiker nicht selten bereits nach wenigen Stunden vergriffen. Doch für die leer ausgegangenen Musik-Anhänger ist Hoffnung in Sicht, und das Zauberwort heißt einmal mehr Internet.

Zu Hause auf der bequemen Couch verfolgten am Sonntagabend tausende Grönemeyer-Fans das Auftakt-Konzert vor dem Computer. In einer Kooperation übertrugen der NDR 2, SWR 3 und Internet- Dienstleister Tiscali Deutschland die Veranstaltung live in Ton und Bild. Live-Stream nennen das die Experten. «Wir hatten mehr als 140 000 Zugriffe auf die Webseite», sagte SWR3-Pressesprecherin Grazyna Glanowski und nannte dies einen «Riesenerfolg». Da die Zugriffe nicht die tatsächliche Anzahl von Zuschauern wiedergebe, könne man von einer weitaus größeren Zahl ausgehen. «Es war die deutschlandweit größte Konzertübertragung, vielleicht sogar europaweit.»

Mit dem englischen Wort «Streaming» (strömend, fließend) wird in der Fachsprache die digitale Audio- und Video-Übertragung über das Internet bezeichnet. Die Übertragungen können live oder auch zeitversetzt abgerufen werden. Der Nutzer profitiert vor allem davon, dass er die Daten nicht langwierig herunterladen muss und zur gewünschten Zeit ansehen kann.

Voraussetzung für den Genuss von Grönemeyer & Co. im Internet sind ein schneller Computer und eine schnelle Internetverbindung. Die Kosten halten sich aber im Gegensatz zu einer Konzertkarte in Grenzen. «Der Stream an sich ist kostenfrei, der User (Nutzer) zahlt nur die Verbindungskosten, die je nach Provider (Anbieter) anfallen», erklärte NDR-2-Wellenchef Torsten Engel.

Doch neben dem fehlenden Live-Erlebnis, das bei vielen Fans für Gänsehaut und unvergessliche Momente sorgt, ist auch die Technik nicht immer bis ins letzte Detail ausgereift. Zu wackelig und verschwommen waren die Bilder vom rockenden «Herbie», zu verzerrt der Sound, als dass man von einem musikalischen Hochgenuss sprechen konnte. «Technische Aussetzer sind bei Internet-Übertragungen mit Bild und Ton nicht vollständig auszuschließen», gab Engel zu.

Dennoch ist er zuversichtlich, dass durch weitere Verbesserungen wie schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten Konzerte per Internet in Zukunft noch attraktiver werden. Mit einer Bild- und Tonqualität wie im Fernsehen sei kurzfristig allerdings kaum zu rechnen. «Zurzeit sind Übertragungen im Netz noch eine gewisse technische Extravaganz, mit denen Benutzern eine zeitgemäße Neuerung präsentiert werden soll», sagte Engel.

Vorreiter in Sachen Internet ist Grönemeyer allerdings nicht. Neben anderen nutzten die Altrocker von Kiss, Pop-Diva Madonna und die irische Band U2 in den vergangenen Jahren schon das Medium Internet für ihre Zwecke. Zuletzt übertrugen im September die amerikanischen Erfolgsrocker von Bon Jovi dank modernster Technik ihr Londoner Konzert in mehr als 63 Länder.
 
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