[Formel 1] «Außerirdisch»: Michael Schumacher feiert weiter

RollerChris

R.I.P.
«Außerirdisch»: Michael Schumacher feiert weiter

Spa-Francorchamps (dpa) - «Außerirdisch», «kaiserlich», «phänomenal»: Solo-Künstler Michael Schumacher hat schon den nächsten Weltrekord im Visier und setzt die roten Feier-Tage mit einer Riesen-Party am Nürburgring fort.

Der Überflieger der «Formel Schumacher» kommt am Sonntag zu den deutschen Fans und kann danach beim Ferrari-Heimrennen in Monza wieder eine Bestmarke brechen. «Da kommen jetzt ein paar schöne Tage auf uns zu», meinte der Weltmeister nach der Rekord-Show von Spa-Francorchamps. Am Ring warten Zehntausende auf ihn. «Wir können uns auf eine große Party mit vielen deutschen Fans freuen», sagte Walter Kafitz, Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, über die «Ferrari Racing Days» in der Eifel, wo «mindestens» 30 000 Leute erwartet werden.

Sogar dem fünfmaligen Champion, der beim Großen Preis von Belgien eins der besten Rennen seiner Karriere zeigte und alle Verfolger zu Statisten degradierte, scheint die Dominanz unheimlich. Auf schnellen Kursen sei das Auto «phänomenal, einfach außerirdisch», bemühte der sonst so sachliche Sieger ungewöhnliche Superlative. Nachdem er als erster Pilot der Formel-1-Geschichte 10 Siege in einer Saison feierte, kann er beim bevorstehenden Großen Preis von Italien seinen eigenen Saison-Punktrekord aus dem Vorjahr von 123 übertrumpfen. Der 63-malige Grand-Prix-Gewinner hat jetzt 122, dabei stehen noch 3 Rennen aus. «Es war ein extrem tolles Jahr. Sich noch mehr vorzustellen, wäre fast schon unverschämt», so Schumacher.

Die Zuschauer mögen über Langeweile klagen, die Konkurrenten immer frustrierter werden - Ferrari hat noch nicht genug. «Nun sprecht mir um Himmels willen nicht von Langeweile», forderte Präsident Luca di Montezemolo, der sich zum 55. Geburtstag den Spa-Sieg gewünscht hatte, «wir wollen noch sehr lange gewinnen.» Technik-Chef Ross Brawn versicherte: «Es wird bestimmt überhaupt nicht langweilig für uns.»

Selbst die englische Presse verneigte sich vor Schumacher nach dem sechsten Spa-Triumph. «Eine majestätische Darbietung eines wahren Champions», sah die «Daily Mail». Der «Daily Express» wähnte Schumacher «in einer eigenen Welt». Italiens «Gazzetta dello Sport» nannte ihn «kaiserlich», die Zeitung «Tuttosport» meinte: «Die Erdlinge gehen in die Knie - gegen König Schumi ist nichts zu machen.» Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug erklärte: «Ferrari und Bridgestone sind nicht zu schlagen.»

Schumacher arbeitet fleißig weiter. Am Dienstag und Mittwoch testet er in Monza für das Ferrari-Heimspiel in zwei Wochen. «Ich hoffe, wir können unseren Tifosi eine besondere Freude machen. Wir werden jedenfalls hart dafür arbeiten», kündigte der 33-Jährige an. Am Samstag reist er zur Hochzeit seines Bruders Ralf nach Salzburg, danach zur traditionellen Veranstaltung von Ferrari Deutschland an den Nürburgring.

Jetzt nur über die «Formel Gähn» zu klagen, würde der Leistung Schumachers nicht gerecht. Er war in Spa teilweise bis zu drei Sekunden pro Runde schneller als Teamkollege Rubens Barrichello, erzielte die 50. schnellste Runde seiner Karriere, fuhr dann sehr vorsichtig, um den Motor zu schonen. Barrichello, in der WM Zweiter (51) vor den Williams-BMW-Piloten Juan Pablo Montoya (44) und Ralf Schumacher (42), wagte erst gar nicht, um Stallorder für ihn zu bitten: «Da war keine Chance, denn Michael war so dominant.»

Zum 50. Mal in Folge kam ein Ferrari-Pilot aufs Podium, 2002 gewannen die «Roten» 12 von 14 Rennen, feierten sechs Doppelsiege. Bei diesen Zahlen kam Chef-Stratege Brawn beinahe in die paradoxe Situation, sich rechtfertigen zu müssen: «Dass wir solche Rennen wie in Spa haben, ist nicht unsere Schuld.» Den Konkurrenten bleibt nur noch, unter Hochdruck für 2003 zu arbeiten. Der neue BMW-Motor soll im Oktober im Auto getestet werden. McLaren-Mercedes hat sich mit zwei Top-Designern verstärkt. Aber Ferrari kann sich wegen der früh entschiedenen WM auch voll auf die Entwicklung konzentrieren. «Das neue Auto sieht vielversprechend aus», so Brawn. Teamchef Jean Todt meinte: «Wir müssen immer vorsichtig sein. Vielleicht ist das unser Erfolgsrezept.»
 
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