[Fussball] Angst vor Pokalblamagen: Die Kleinen jagen die Großen

RollerChris

R.I.P.
Angst vor Pokalblamagen: Die Kleinen jagen die Großen

Düsseldorf (dpa) - Bei der Jagd der Kleinen auf die Großen des deutschen Fußballs geht die Angst vor der Blamage um. «Wir wollen nicht die Ersten sein, die die Segel streichen müssen», nennt Klaus Toppmöller das gemeinsame Ziel der Bundesliga-Clubs für die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal. Vor einem Jahr erwischte es gleich fünf Erstligisten in Durchgang eins, insbesondere Borussia Dortmund sorgte mit dem 0:1 bei den Amateuren des VfL Wolfsburg für «Furore».

Drastischer als Leverkusens Chefcoach Toppmöller, der mit Bayer im Finale am 11. Mai dem FC Schalke 04 2:4 unterlag, formulierte Torhüter Timo Hildebrand von UEFA-Cup-Teilnehmer VfB Stuttgart die Furcht der Profis vor dem peinlichen Aus bei einem «Underdog»: «Verlieren wir beim SC Paderborn, sind wir die Deppen.» Ähnliches gab auch Peter Neururer, Coach von Bundesliga-Spitzenreiter VfL Bochum, zu Protokoll: «Sollten wir bei Erzgebirge Aue ausscheiden, wären wir die Lachnummer der Nation.»

16 Mal führte das Los Amateure und Erstliga-Profis zusammen. Oberligist Concordia Ihrhove gibt in Ostfriesland Meister Dortmund die Chance, sich für die «Schmach von Wolfsburg» zu rehabilitieren. «Das wird kein Selbstläufer», forderte BVB-Coach Matthias Sammer seine Mannschaft auf, die seit 1989 andauernde Pokal-Durststrecke zu beenden. Überaus reizvoll sind auch zwei andere Begegnungen: Schalke muss bei den Amateuren von Bayern München antreten, die Profis des Rekordmeisters messen sich bei den Amateuren von Werder Bremen ebenfalls mit einem Regionalliga-Club.

Bayern-Chefcoach Ottmar Hitzfeld nimmt die Erstrunden-Aufgabe auf dem Weg in das Endspiel (31. Mai 2003) sehr ernst: «Der Pokal hat einen hohen Stellenwert. Wir wollen ins Finale.» Für Schalke gibt es eine besondere Stimulanz: Noch nie hat ein Team den «Pott» drei Mal hintereinander gewonnen. «Das ist ein schönes Ziel», betont Schalke- Manager Rudi Assauer. «Alles geben und frech sein», lautet, stellvertretend für die «Kleinen» das Motto von Bayern-Amateur Peter Trochowski vor der Partie gegen die Königsblauen. Bei denen aoll Neuzugang Gustavo Varela aus Uruguay erstmals zur Startformation gehören.

Zwischen dem USC Paloma Hamburg und dem 1. FC Kaiserslautern prallen zwei Fußball-Welten aufeinander: Die Uhlenhorster waren in der vergangenen Saison noch Landesligist und stehen gegen die Pfälzer vor dem größten Spiel ihrer 93-jährigen Vereinsgeschichte. «Das ist das größte Erlebnis meiner Laufbahn», freut sich Kapitän Volker Ehlert. Auf dem Ankündigungsplakat ist die Sensation schon perfekt: Eine weiße Taube (Paloma) «schietert» einem «Roten Teufel» auf den Kopf.

Auch die Feierabend-Kicker des FC Schönberg 95 träumen vom großen Coup. Der nordostdeutsche Oberligist empfängt mit dem Hamburger SV schon zum dritten Mal hintereinander einen Erstliga-Vertreter. Die Partie ist speziell für Schönbergs Torwart Sven Schmidtke von hohem Reiz: Er trifft auf seinen Trauzeugen, HSV-Mittelfeldspieler Jörg Albertz. Beide kennen sich aus gemeinsamen HSV-Zeiten. «Wir werden gewinnen, und ich haue 'Schmiddel' einen rein», sagte Albertz. Schmidtke glaubt an die Chance. Das Angebot von Albertz, bei mehr als drei Gegentoren ein Abendessen ausgeben zu müssen, schlug der FC- Schlussmann aus. «Der Verlierer zahlt», gab sich Schmidtke forsch.
 
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