Welt am Computer spielen - Folgen menschlichen Handelns untersucht

RollerChris

R.I.P.
Bremen (dpa) - Was passiert, wenn der Liter Benzin drei Euro kosten würde? Was würde der Bau einer neuen Chemiefabrik für eine Stadt bedeuten? Solche Fragen will die «M3 Interaktive Umweltsimulation» des Fraunhofer Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) klären. Sie simuliert Umwelt-Entwicklungen und integriert dabei einen bedeutenden, aber unberechenbaren Faktor - den Menschen. Die Forscher machen sich die Lust des Menschen am Spiel zu Nutze. «Wir spielen Welt am Computer», sagte Projektleiter Helge Rose am Montag beim Bremer Wissenschaftssommer.

Ziel des Projekts ist es nach Roses Angaben, neben ökologischen und wirtschaftlichen auch die sozialen Komponenten der Welt in wissenschaftliche Modellen zu berücksichtigen. «Diesen Ansatz verfolgt auch der derzeit laufende Umweltgipfel in Johnnesburg», sagte Rose. Auf dem vergangenen Treffen im japanischen Kyoto hätten sich die Teilnehmer vor allem ökologischen Aspekten gewidmet.

In dem mit wissenschaftlichen Daten gefütterten Internetspiel agieren die Spieler mit einer virtuellen drei-dimensionalen Figur (Avatar). Der Spieler spaziert zum Beispiel über den Berliner Alexanderplatz und zieht sich eine Fahrkarte, um zum Fußballplatz zu fahren. Er trifft Freunde auf dem Weg und macht einen Abstecher ins Café. Was noch gesprochen wird auf der Straße, können Umherstehende wie in einem Internet-Chat am Bildschirm verfolgen. Beim Kaffe trinken geht es dann persönlicher zu und nur die Freunde in der Runde lauschen mit.

Fährt der Spieler zur Arbeit, rechnet der Computer aus, wie viel Schadstoffe das Auto auf der Strecke in die Luft abgibt und wie viel der Passant an der Straßenecke davon einatmet. Die Spieler können auch in die Rolle eines Bauern schlüpfen und sehen, welche Auswirkungen der Weizenanbau auf das nahe gelegene Gewässer hat.

Je mehr Menschen mitmachten, um so übertragbarer seien die Ergebnisse auf die reale Welt, sagte Rose. Die Umweltsimulation soll Wissenschaftler, Bürger, Politiker, Stadtplaner und Unternehmern zeigen, welche Konsequenzen ihr Tun auf Luft, Wasser, Wald und Wetter hat. «Heute gut leben, ohne das Morgen zu gefährden. Das ist für mich nachhaltige Entwicklung», sagte der Computerexperte.

Die Computersimulation befindet sich noch im Aufbau. Sie ist Teil des Projekts «Zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland» der Helmholtz-Gesellschaft. Ende des Jahres will Rose online gehen. Darüber hinaus hofft der Projektleiter durch Kooperationen, mit Spieleherstellern und der freien Computerentwicklergemeinde (Open Source) das Projekt finanziell zu sichern.
 
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