Yahoo ändert E-Mails Worte im Mund verdreht

RollerChris

R.I.P.
Donnerstag, 18. Juli 2002
"Was hat Yahoo gegen Mokka?" könnten User des kostenlosen Mail-Dienstes von Yahoo fragen. Der Online-Dienst verdreht ihnen nämlich nach dem Versand von E-Mails das Wort im Mund. So kommt das englische "mocha" beim Empfänger als "espresso" an.
Eine Hilfe zu besseren Formulierungen? Nein, die Wortklauberei soll Yahoos Kunden vor schädlichen Codes in E-Mails schützen, wie sie in HTML-Mails mit Formatierungen enthalten sein können. So ist "mocha:" ein Befehl der Web-Programmiersprache JavaScript. Der Befehl öffnet eine "Konsole" – ein Fenster, in dem weitere Befehle eingegeben werden können (zum Ausprobieren kann man "mocha:" in Netscape eingeben).
Ein Angreifer könnte so weitere Befehle auf fremden Computern ausführen. Um dies zu verhindern, ersetzt Yahoo automatisch Schlüsselworte - ohne seine User darüber zu informieren.

Neue Sprache
Der JavaScript-Befehl "eval" wird in "review" geändert – selbst wenn die vier Buchstaben Teil eines anderen Worts sind: Aus "evaluate" wird "reviewuate", aus "medieval" wird "medireview". Nach einer Übersetzung davon wird man im Wörterbuch nicht fündig. Wohl aber im Internet: Yahoos veränderte Worte sind schon so verbreitet, dass die Suchmaschine Google 1170 Fundstellen für "medireview" liefert. "Reviewuate" kommt erst 171 mal vor. So schafft das Netz seine eigene Sprache.
Mails in deutscher Sprache können ebenso betroffen sein: aus "form" wird "xform". Auch andere Web-Mail-Anbieter filtern JavaScript, allerdings ohne Wörter in Mails zu verändern.
 
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