Strandleben

Keuchhusten

assimiliert
Folgende Situation:

Ich befinde mich gerade an der Ostsee und besuche regelmäßig mit meiner Frau den Strand.
Wir sind in der Regel eine der Ersten, die in bester germanischer Manier ihren Windschutz in den Boden hämmern und ihre Strandmuschel aufbauen.
Aufgrund der sich verbesserten Wetterlage wurde es mit jedem Tag voller. Ergebnis: Wir sind immer mehr in die Mitte gerückt, da die meisten Menschen in der Regel faul zu sein scheinen und es an den Aufgängen immer voller wurde.

Meine Beobachtung:

Trotz der Standortveränderung hatten wir immer denselben Grundstock an Nachbarn. Das mag jetzt nicht verwundern. Vermutlich sind diese Menschen genauso genervt und rücken dementsprechend mit in die Mitte. Auffällig war allerdings Folgendes. Es wurden immer dieselben Abstände und Richtungen eingehalten. Das Aufbaumuster der verschiedenen Parteien war immer dasselbe. Wenn ich von der Sandbank aus meine Muschel suche, kann ich mich anhand von Windschutzmustern und Muscheln gewohnter Nachbarn orientieren. Nachdem mir dies aufgefallen war, habe ich mir mal die letzten Jahre in Erinnerung gerufen. Das Phänomen scheint über die Jahre dauerhaft.

Meine Erklärungen:

Man orientiert sich halt an guten Erfahrungen und Gewohnheiten. Die Pärchen suchen ruhige Nachbarn und die Familien Nachbarn, die kein Problem mit Kindern haben. Hinzu kommen Gewohnheiten bezüglich Ankunftszeiten und Vorlieben bezüglich der Lage. So baut sich automatisch immer wieder ein ähnliches Muster auf.

Meine Frage:

Ist euch ähnliches aufgefallen, oder ist dieses Phänomen spezifisch für meinen Urlaubsort?
 
Moin,

aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich Dir sagen, dass das völlig normal ist. Tatsächlich kenne ich es so, dass man, wenn man irgendwann einen netten Platz am Strand gefunden hat, diesen auch jedes Jahr wieder anpeilt und auch immer wieder Nachbarn aus den Vorjahren entdeckt. Man arrangiert sich so seine eigene kleine Community und das geht so weit, dass "Fremde", die sich innerhalb eines bestimmten Quadranten niederlassen als Eindringlinge betrachtet werden und zumindest misstrauisch beäugt werden. Wir Deutschen sind einfach so konstruiert. ;)

Früher war es ja noch üblich, dass Strandburgen gebaut wurden, um den Besitzanspruch für die jeweilige Parzelle am Strand zu untermauern. Ist dann mal ein Ball in eine dieser Strandburgen gelandet, durfte man nur nach vorheriger Anmeldung und der Überreichung eine Jungfrau als Opfergabe diese Strandburgen betreten um den Ball zu bergen. Zum Glück wurden die Strandburgen mittlerweile wohl an den meisten Stränden verboten, da ganz besonders die Nordrhein-Vadalen, die sich vermutlich aufgrund ihrer Nähe zum Bergbau als begeisterte Strandburgenbauer entpuppten, mitunter dazu neigten, ihre Strandburg mit allen legalen und illegalen Mitteln zu verteidigen. Gegen das, was da früher so gelaufen ist, sind die Handtuch-Kriege in mallorquinischen Hotels als eherentspannte Diskussionen zu werten.
 
Meine Frage:
Ist euch ähnliches aufgefallen, oder ist dieses Phänomen spezifisch für meinen Urlaubsort?
Ahoi,

also spezifisch für den Urlaubsort - Nein
Ich denke der Mensch ist ein Gewohnheitstier und daher ist das eher als normal anzusehen,
habe das Verhalten bei mir auch seit Jahren beobachtet, aber keinen Anlass zur Behandlung gesehen. ;)
Was am Strand geht funktionierte auch bei den letzten Rehamaßnahmen wo in der Kantine freie Platzwahl
möglich war. Da wurden Plätze bis aufs Messer verteidigt, das hätte keine Sitzordnung besser regeln können.
 
Passt nicht zu 100%, fiel mir zum Thema aber eben wieder ein, auch wegen Dufties Schilderung. Ich bin ja tendenziell asozial und lege keinen Wert drauf, irgendwo zu sein, wo andere sind, mit denen ich vielleicht sogar reden muss (die Boardparty ist davon explizit ausgenommen). Als mein Sohn aber noch sehr klein war, ergab es sich im Freibad, dass Mütter aus dem Umfeld meines Fußballclubs ebenfalls immer einen bestimmten Baum auf der Wiese belegten.

Das wuchs sich dann gerne mal zu 20 oder 30 Personen aus, einige Erwachsene und ein Haufen Kinder aller Altersstufen. Morgens, wenn "unsere" Leute noch nicht in großer Zahl an "unserem" Baum lagen, fanden sich von Zeit zu Zeit auch Fremde ein, die den Schatten des Baumes zu genießen suchten. Die legten Ihre Handtücher zwar in gehörigem Abstand auf die Wiese, es konnte aber durchaus sein, dass ein längerer Aufenthalt im Schwimmbecken dazu führte, dass die Eindringlinge ihren Platz im Gewusel kaum mehr wieder fanden. Eben weil der inzwischen inmitten unserer Siedlung lag.

Zahlosen Kinderfüße, die über deren Handtücher spazierten (oder in vollem Lauf darüber sprangen, wenn es schon etwas ältere Kinder waren) führten dann meist gewaltfrei dazu, dass die uberechtigt besetzte Parzelle freiwillig aufgegeben wurde.

Dasselbe Schicksal konnt einen Gegner auch ereilen, wenn er sich in korrektem Abstand wähnend ein Nickerchen gegönnt hat. Der Blick nach dem Aufwachen und die Erkenntnis mitten in einem Kindergarten zu liegen war aber lustiger. :D
 
ot:
dass Mütter aus dem Umfeld meines Fußballclubs ebenfalls immer einen bestimmten Baum auf der Wiese belegten.
Ist mir auch schon aufgefallen, dass die ein oder andere Mutter so wirkt, als wäre sie erst gestern vom Baum gestiegen ...
 
Ich war selbst gerade im Urlaub und lese das erst jetzt.
Ich hab noch ein paar weitere Rückstände, die ich "nachlesen" muss, aber ich glaube, deutscher wird es heute nicht mehr :).
 
Man orientiert sich halt an guten Erfahrungen und Gewohnheiten.
Ich denke, das hängt vom Charakter-Typus ab. Einige von uns ziehen es vor gewisse Routinen zu haben, weil diese ihnen Sicherheiten geben. Andere haben dies eher nicht. Über Urlaub kann ich nicht mitreden. Aber was Arbeitswege angeht (zur Zeit ein aktuelles Problem von mir), sehe ich hier Ähnlichkeiten.

In den letzten Monaten habe ich mich mit diversen Menschen über deren Arbeitsgewohnheiten bzw. eben speziell über ihre Anfahrtswege unterhalten. Recht viele, wie ich finde, fahren jeden Morgen immer den gleichen Weg zur Arbeit. Manchmal schon seit Jahrzehnten. Auch fast immer mit dem/den gleichen Verkehrsmitteln. Meins ist das so überhaupt nicht. Woran es bei mir genau liegt, weiß ich nicht. Tatsächlich habe ich mich mit nur drei Menschen unterhalten, denen es ähnlich geht wie mir. Schon Morgens, bzw. eben vor der Arbeit, bedarf es ein gewisses Maß an Abwechslung, damit es nicht zur Routine für mich verkommt. Weil: Routine = Langweilig und Langeweile erzeugt bei mir Stress. Daher versuche ich nach Möglichkeit sehr flexibel in meinen Verkehrsmitteln zu sein und probiere auch immer wieder neue Anfahrtswege.

Auf Urlaub bezogen, käme es für mich wohl nicht infrage, jedes Jahr "regelmäßig" einen Strand zu besuchen. Schon alleine der Gedanke immer nur zur Ostsee zu fahren, empfinde ich als recht langweilig. Vielleicht zwei, drei Mal, aber dann dürfte man alles gesehen haben.
Insofern kenne ich den Zustand von "immer den gleichen Aufbauten und Nachbarn" gar nicht.


Ergo:
Ist euch ähnliches aufgefallen, oder ist dieses Phänomen spezifisch für meinen Urlaubsort?
Es ist einfach dieser Menschenschlag, der sich dort (oder auch anderswo) eben immer und immer wieder einfindet, hat aber nichts speziell mit dem Urlaubsort zu tun.

:)
 
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