Diskussion Unfassbar: Die EU will das Bargeld abschaffen. Morgen. Oder noch früher!

Bevor das Bargeld komplett abgeschafft werden kann, muss zuerst einmal das Internet in Deutschland ausgebaut und stabilisiert werden. Denn ohne jenes geht auch keine Kartenzahlung.

Ich kann da ein gutes Beispiel nennen:

Bei einer sehr großen Lebensmittel-Kette ist vor ein Paar Monaten mal Berlin-weit der Internetzugang seitens Provider abgeschmiert und es konnte halt auch Berlin-weit niemand für 3 Stunden mit Karte zahlen. Es war eine Katastrophe! Weil halt ein Großteil unserer Kunden der festen Meinung sind, Bargeld sei Teufelswerk und gehöre verboten. Tja, wir durften dann, abgesehen von duzenden meckernder und sogar beleidigender Kunden, hunterte von Artikeln wieder wegräumen weil die alle nicht bezahlt werden konnten. Und das konnte ich nur in meiner eigenen Filiale beobachten, ich kann mir gar nicht genug vorstellen, wie es in den anderen zahlreichen Filialen gewesen ist, die nochmal ein Paar tausend Quadratmeter mehr an Größe haben.

Als ich noch selber einkaufen ging, habe ich ausschließlich Kartenzahlung getätigt, weil ich Großeinkäufe erledigt habe (mehrere Getränkekisten usw.). Und schleppe ich auch kein Bargeld dafür mit, nur als Notfall. Selbst dann hätte es niemals für meine Einkäufe gereicht. Das mit dem Absturz ist zwar Pech, aber dafür hätte ich als Kunde vollstens Verständnis. Ich wäre aber so höflich gewesen, selber den Einkauf einsortiert. Habt ihr wenigstens ein Schild hingestellt am Eingang, dass zurzeit keine Kartenzahlung geht?

Dazu kommt noch die Tatsache, dass massenhaft Kunden/Menschen ihr Konto gar nicht im Blick haben und Monatsende uns Kassierer immer beschimpfen, weil angeblich unsere Kartenlesegeräte Müll sind und nicht gehen, obwohl die einfach nur nicht mehr genug Geld auf ihrem Konto haben. Viele können zum Glück dann auf Bargeld umsteigen (oft komplett oder nur einen Teil des Einkaufs bezahlen, aber immerhin), aber bei den Uneinsichtigen ist wieder das Gesüller und Geheule groß.

Wer seine Konten nicht im Blick hat, kommt generell nicht mit dem Geld klar.
 
Mein Vater hat Anfang der 60er Jahre noch nicht mal ein Bankkonto gehabt.
Da gab es noch die klassischen Lohntüten (alle 2 Wochen war Zahltag) und da war der Lohn in bar drin, auf den Pfennig genau abgezählt.
Mein Vater war immer der Meinung, als einfacher Arbeiter braucht man kein Bankkonto.

Nun waren aber die Arbeitgeber irgendwann mal erpischt darauf, den Lohn lieber zu überweisen (die Barauszahlung hat in größeren Betrieben natürlich einen immensen Aufwand in der Lohnbuchhaltung verursacht) und haben versucht, ihre Arbeiter zur Einrichtung eines Bankkontos zu bewegen.
Aber das wollten viele nicht, da war ein immenses Misstrauen den Banken gegenüber vorhanden (das ich inzwischen nach den Bankskandalen der letzten Jahre durchaus verstehen kann :D).

Es gab dann mal eine gemeinsame Aktion des Arbeitgebers meines Vaters und der regionalen Sparkasse, bei der jeder Arbeiter, der ein Konto einrichtete und sich den Lohn unbar überweisen ließ, ein Sparbuch für jedes Familienmitglied mit einem Guthaben von je 5,00 DM als Geschenk erhielt.
Wir waren eine vierköpfige Familie und das waren dann in Summe 20,00 DM netto. Das muss so um 1965 gewesen sein und damals war das viel Geld für einen einfachen Arbeiter, dass wollte sich mein Vater nicht entgehen lassen und so hat er sich dann endlich ein Bankkonto eingerichtet.

PS:
Damals gab es noch keine 40-Stunden-Woche und der durchschnittliche Stundenlohn lag irgendwo bei um die 1,90 DM (also rund 0,98 €), da entsprachen diese o.a. 20,00 DM also gut 10 Stundenlöhnen (und das netto = brutto gerechnet, netto = netto sicherlich mindestens 15 Stundenlöhnen).
 
Das mit den Lohntüten hatte auch noch einen anderen Grund, die Ehefrauen mussten sehr oft warten, bis Vattern mit dem "Rest" nach Hause kam. :saufduo

Und die waren auch froh, dass es endlich ein Bankkonto gab.

Da gab es doch mal diese Geschichte von einem kranken Dampflokführer, der die Tüte nicht mehr selbst abholen konnte.
Und die Frau wunderte sich dann, warum da viel mehr drin war.
Hat der doch glatt behauptet, er müsste davon noch den Heizer für die Kohlenfeuerung bezahlen. :ROFLMAO:
 
Ich bekam selbst noch den Lohn in einer Tüte samt Lohnstreifen überreicht. Ein lustiges Erlebnis hatten wir als junge Touristen 1973 dazu, allerdings in Polen. Wir wunderten uns, daß an einem Tag die Kneipen in der Stadt ausnahmslos geschlossen waren und es in den geöffneten Speiserestaurants nur alkoholfreies Bier gab. Man klärte uns auf: "Heute ist Lohntag. Da soll kein Pole in Versuchung geführt werden, seinen Lohn einem Kneiper statt seiner Frau zu geben :ROFLMAO:
Die Barauszahlung verführte auch zu Lohnraub, Kriminelle im großen Stil, aber leider auch Kollegen aus den Spinten im Umkleideraum.
 
shinshan schrieb:
Habt ihr wenigstens ein Schild hingestellt am Eingang, dass zurzeit keine Kartenzahlung geht?

Ich habe alle 5 Minuten auf deutsch und englisch eine Durchsage gemacht, zumindest bis zu meinem Schichtende. Danach hoffentlich irgend ein anderer Kollege. Schilder an der Tür werden bei uns grundsätzlich nicht beachtet.
 
Das mit den Lohntüten hatte auch noch einen anderen Grund, die Ehefrauen mussten sehr oft warten, bis Vattern mit dem "Rest" nach Hause kam. :saufduo
Das war bei meinem Vater mit Sicherheit nie der Fall, der hat seine Lohntüte immer so wie sie war bei Muttern abgegeben.
Mein Vater ist damals Fernverkehr durch ganz Europa gefahren.
Aber überwiegend die Benelux-Route + Frankreich, weil er fließend flämisch und französisch sprach.

Das war ja lange vor der EU (auch vor deren Vorgänger EWG), da konnte sich ein cleverer Fernfahrer durch ein bisschen schmuggeln einiges "dazu verdienen".
Mein Vater hatte immer so viel Schwarzgeld im Geldbeutel, der brauchte seine Lohntüte gar nicht. :D
 
shinshan schrieb:
Tauschen? Wie jetzt? Unter tauschen verstehe ich, dass ich was gebe und ich bekomme dafür was anderes. Was kann ich denn bitte mit einem Bettler/Straßenmusiker etc tauschen? Wenn ich dem ein Bonbon (als Beispiel) hinlege, darf ich mir was anderes mitnehmen als Tausch?

Du kannst auch genauso gegen eine Dienstleistung tauschen. Ich kann bei uns z.B. Computer reparieren gegen eine Massage, von einer professionellen Masseuring bei uns in der Gemeinschaft tauschenn bzw. meistens die Netflix und Spotify Mitnutzung ihrer Tochter gegen eine Massage.
Vom Straßenmusiker bekommst Du die Musik und vom Bettler ein reines Gewissen, wenn Du es denn nötig hast. ;)
Dem kannst Du ja dann auch ein Kaffee und ein Brötchen vorbei bringen statt Kleingeld, und selbiges mit Karte zahlen. Wobei, da muss ich auch zu geben, die Zeit würde ich mir eher nicht nehmen.

Ansonsten ist ein weiterer Vorteil, wenn ich jetzt die ganzen Kleinbeträge mit Funk-EC zahle, ist's im Kontoauszug und in meinem Budgetierungsprogramm gleich drin.
Dabei war der größte Aufwand den ganzen Kleinkram einzutippen, was ich dann auch immer unterlassen habe. Dafür hab ich dann auch regelmäßig mein monatliches Snackbudget (vermutlich) überschritten. ;)

ot:
Dummerweise ist gerade unsere Erfahrung, dass wir uns bei steigendem Einkommen sehr dynamisch mit den Ausgaben anpassen können, daher sollte ich dringend mal wieder unsere Budgets pflegen..
 
Meiner Erfahrung nach ist kein System oder Programm unknackbar. Darauf zu vertrauen, das einfach elektronische Daten verschickt werden, ohne ein Risiko einzugehen, ist meiner Meinung nach sehr leichtsinnig.

In diesem Forum wurde hier und da mal immer mal wieder gezeigt, das z.B. web.de, Mircosoft, Origin, etc. irgendwo mal ne Datenlücke hatte. Zudem werden nicht nur die Zahlungen übermittelt, sondern eben auch die Daten über das Kaufverhalten. Sozusagen "Datenschutz ole" (mist, ich hab die Welle auf der Tastatur leider nicht gefunden!)

Jede Supermarktkette wirbt inzwischen damit, das sie Karten ausgiebt, die man in nen Scanner halten kann um Bonus-Punkte zu erhalten. Ich selbst hab inzwischen vier davon, von vier unterschiedlichen Menschen. Gibt ja Partnerkarten.

Wissen ist Macht!

Es geht um die Erkenntnis wie das Verhalten von Menschen ist. Viel billiger als Studien. Zudem kann man so die Rechtsbestimmungen schlicht umgehen. (Schon alleine weil Menschen dämlich sind und auf alles aufspringen was nach Schnäppchen klingt.)

Ganz klar ist per Karte sehr viel bequemer für den Endverbraucher. Und ganz klar werden wir irgendwann dort auch hinkommen, dass es nur noch elektronische Überweisungen warum auch immer gibt.

Der Staat (also die BRD) schreibt ja inzwischen vor, das jeder von uns gefälligst ein Konto haben MUSS.


Solange ich kann, werde ich mich dagegen wehren! - Aber Schlussendlich werde auch ich mich der breiten Masse beugen müssen. Mit Glück werde ich das nicht mehr erleben müssen, aber wir sind Dantenschutzrechtlich klar auf nem absteigenden Ast.

Die Bequemlichkeit siegt, die Freiheit geht unter. :cry:
 
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