Sorry Grainger,
wenn ich Deinen Beitrag lese, bekomme ich Brechdurchfall ...
Da gibt es sicher was von Ratiopharm …
Eine Jugendliche, die vermutlich noch ein paar Jahre zu leben hat und die Ergebnisse unseres Handels live erleben wird, hat auch das Recht sich deutlich zu äußern.
Sicher hat sie dieses Recht. Trump, BoJo, alle anderen (einschließlich meiner Person) aber auch.
Ich muss mit ihr ja nicht einer Meinung sein, aber um mal Voltaire zu zitieren:
Voltair schrieb:
Ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.
Wobei ich nicht soweit gehen würde für die Meinungsfreiheit Dritter mein Leben zu opfern.
Natürlich können wir uns auch alle zurücklehnen und uns Deiner Meinung anschließen: Die Karre steckt im Dreck, lasst sie da stecken, den kurzen Weg zum Ziel schaffen wir zu Fuß. Und wer noch weiter laufen muss, hat eben Pech gehabt.
Habe ich aber nicht so geschrieben und auch nicht so gemeint. Aber blinder Aktionismus, der im Wesentlichen die großen und wichtigen Ziele alle verfehlt, wird auch nicht helfen.
Selbst wenn wir in Europa beispielsweise den Schadstoffausstoss aller Verbrennungsmotoren auf Null reduzieren werden schon 10 neue Kreuzfahrtschiffe das vollkommen negieren.
Auch der immer noch steigende Ferntourismus bringt mehr Umweltbelastung mit sich als wir durch kleinkarierte Maßnahmen kompensieren können.
Dazu kommt noch, dass Schiffe und Flugzeuge auf eine Nutzungsdauer von 30 (und mehr) Jahren ausgelegt sind. Jedes Kreuzfahrtschiff und jeder Jet, die heute vom Band laufen werden die Umwelt sicher noch mindestens die nächsten >30 Jahre belasten.
Man muss bei den großen Brocken anfangen, damit das was bringt, viele kleine Maßnahmen mögen natürlich auch ihr Scherflein beitragen, aber sind in Summe dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Momentan ist der Schadstoffausstoß von ungefähr 10 Kreuzfahrtschiffen genau so groß wie der der gesamten europäischen Automobilflotte, was bringt denn da eine Reduzierung der Autoabgase um 50%?
Eine Reduzierung der globalen Kreuzfahrt- und Flugzeugflotte um 50% würde hingegen alle unsere Klimaziele für die nächsten 30 Jahre auf einen Schlag erfüllen.
Und wäre ziemlich schmerzfrei, da man nur auf den absoluten Luxus des Tourismus verzichten müsste.
Es geht nicht mehr darum, die fortgeschrittene Umweltverschmutzung und den Klimawandel rückgängig zu machen. Das funktioniert nicht (zumindest zur Zeit nicht, wer weiß, was die Zukunft bringt), aber man sollte alles tun, um die negativen so gering wie möglich zu halten und die Entwicklung zumindest auszubremsen.
Rückgängig machen können wir das so oder so nicht, zumal auch zweifelhaft ist ob der Klimawandel überhaupt zum größeren Teil vom Menschen verursacht wird.
Selbst wenn es ein auf natürlichen Ursachen beruhender Klimawandel sein sollte gehe ich aber ganz sicher davon aus, dass die Menschheit diesen Prozess beschleunigt und verstärkt.
Aber vor wenigen tausend Jahren waren die Durchschnittstemperaturen auch viel höher als heute, das Rhein-Main-Gebiet war zur Römerzeit eine Malaria-Hochburg.
Und Hannibal konnte die Alpen nur deswegen mit seinen Kriegselefanten überqueren, weil diese fast vollkommen eis- und gletscherfrei waren.
Ich persönlich finde es eher befremdlich, das erwachsene Menschen lieber über das Auftreten und die möglichen Hintergründe einer 16-jährigen Klimaaktivistin diskutieren, sie beleidigen und versuchen zu diskreditieren, als auf die Worte zu hören und das eigene Handeln zu überdenken.
Ich persönlich finde ihr Auftreten eben teilweise befremdlich. Das trifft aber auch auf das von Trump oder BoJo zu (was ich hier in verschiedenen Threads übrigens auch schon erwähnt habe
).
Ist mir etwas entgangen und wurde Greta inzwischen heilig gesprochen?
Tatsächlich eines der Probleme, die zu lösen sind. Aber verschließen wir uns deswegen jetzt vor dem, was wir als Bevölkerung einer Industrienation (die maßgeblich an der Umweltverschmutzung beteiligt ist) tun können? Eine sehr intelligente Sichtweise. Beim Auto des Nachbarn geht das Rücklicht nicht, also lasse ich meine Bremsen auch nicht reparieren ...
Auch das habe ich nicht geschrieben.
Aber um in deinem Beispiel zu bleiben: wenn bei meinem Auto die Bremsen nicht funktionieren bringt es auch nichts, wenn ich statt dessen die Rücklichter am Auto meines Nachbarn repariere.
Umweltpolischer Whataboutism bringt niemandem etwas und wird auch in Zukunft nichts bringen. Irgendwer muss anfangen. Das war bei bleifreiem Benzin der Fall und ist es auch bei alternativen Energien. Und wenn die reichen Industrienationen nicht in der Lage sind, umweltfreundliche (oder zumindest weniger umweltfeindliche) Technologien zu entwickeln und so günstig zu machen, dass sie auch in Schwellen- und Entwicklungsländern genutzt werden können, kacken wir uns echt auf die Hacken. Damit werden nämlich nicht nur die Grundlagen für ein Überleben auf diesem Planeten geschaffen, sondern auch die Zeit bis zum Ende erträglicher gestaltet.
Natürlich müssen wir Technologien entwickeln, um unsere Umwelt weniger (im Idealfall gar nicht mehr) zu belasten. Und natürlich werden wir diese Technologien den Ländern der Dritten Welt irgendwie zur Verfügung stellen müssen, was realistisch betrachtet darauf hinauslaufen wird, dass wir sie ihnen schenken müssen (denn sie werden sie sich nicht leisten können oder wollen).
Aber um das zu machen müssen die Industrienationen auch genug Ressourcen haben um sich solche Geschenke leisten zu können. Uns durch blinden Aktionismus selbst dermaßen zu entreichern, dass wir uns weder die Entwicklung noch die anschließende (wahrscheinlich kostenfreie) Zur-Verfügung-Stellung dieser Technologien leisten können ist auch nicht zielführend.