Diskussion Nationalstolz? Rechts? - oder einfach nur Musik?

Schpaik

jeder nach seiner Façon
Über einen Gast bei Trackmania bin ich auf die Band Frei.Wild aufmerksam gemacht worden. Mir selbst war die Band bis dahin völlig unbekannt. Mir wurde auch sofort sozusagen klar gemacht im Chat, das diese Band "keinesfalls Rechts oder rechtes Gedankengut in ihren Lieder hat".

Über Umwege habe ich jetzt sozusagen zum Probehören ein Live-Album von denen, wessen ich durchhören darf.

Und...mh..... von meinem Gefühl - von diesem Live-Album her - finde ich das ziemlich gruselig, was ich da zu hören bekomme.

Ein bisschen wie eine Neuauflage von den Böhsen Onkelz. Halt aus Südtirol. (Unter anderem auch deswegen. Eben weil Südtirol. Gesänge von "Deutschland über Alles", aus einer Gegend, die Italien sehr viel näher liegt, als dem Land, wofür sie rein stimmlich kandidieren. :eek:)

Auf diesem Life-Album wird hier und da mal der Nationalstolz erwähnt und irgendwann zwischendrin dann aber auch, innerhalb eines Liedes, niemand "Nazis oder Anarchisten" sind, die diese Band hören, bzw. die Bandmitglieder sind.

Aber hier scheiden sich vielleicht einfach die Geister.

Ich für meinen Teil habe erkannt, das ich mir niemals aussuchen konnte, in welchem Land, mit welchen Eltern, mit welcher Religion, zu welcher Zeit, etc. ich geboren worden bin.
Jetzt großartig Stolz zu sein, das Deutschland irgendwie schon vor 1000 Jahren erwähnt worden ist, ist nichts wert.
Mich darauf zu berufen, welche Errungenschaften Menschen geschafft haben, die zufällig im gleichen Land wie ich geboren sind, zeigt meiner Ansicht nach nur, wie minderbemittelt ich wäre, falls mir dies irgendwie etwas bedeuten würde.

Nur ist Nationalstolz schon Rechts?
 
Die Frage ist ja nicht mit einem Satz zu beantworten.
Und sie ist für mich eine Suggestivfrage, denn wenn mich jemand fragt, ob ich es bin. Dann sage ich immer "NEIN".

Aber ich kann froh sein, hier zu leben und mein Leben in Frieden mit anderen zu teilen. Und hier gibt es viele schlechte Dinge nicht, die es woanders gibt und umgekehrt.
Ich bin aber deshalb auch nicht froh, dass es mir gut und den anderen schlecht geht.

Und warum soll es denn nicht genügen, wenn jemand froh über die eigene Situation, jedoch nicht stolz?

Ein wenig Patriotismus kann nicht schaden, aber im Sinne dessen, dass man zum Beispiel soziales Verhalten fördert und etwas für andere Menschen macht. Das kann auch sein, dass man an die Umwelt denkt usw. Vor allem, dass man nicht immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist.

Also ist die Frage nach Nationalstolz überflüssig.
 
Nach Nationalstolz solltest du keine Deutschen fragen. Deutsche sind da befangen. Frage Franzosen, Engländer, Italiener, Polen, Russen, Amerikaner, Brasilianer, Japaner, ... , wenn du eine offene und ehrliche Antwort auf die Frage bekommen willst, ob und weshalb sie Nationalstolz besitzen. Das Menschen in aller Welt Nationalstolz besitzen, zeigt schon eine Fußball-WM ganz deutlich. Ist die deutsche NM Weltmeister geworden, dann heißt es, wir sind Weltmeister geworden, Deutschland ist Weltmeister geworden. Wir sind stolz darauf. Da unterscheiden sich Deutsche und Italiener, Franzosen, Spanier, Brasilaner, ... in keinster Weise.
Nationalstolz ist mMn kein Übel, wenn er mit gesundem Patriotismus verbunden ist und nicht nationale Überheblichkeit zum Ausdruck bringt. Ob man ihn nun mag oder nicht mag, für berechtigt oder unberechtigt, für sinnvoll oder sinnlos hält, er lebt in den Menschen in aller Welt.
 
Nach Nationalstolz solltest du keine Deutschen fragen. Deutsche sind da befangen.
Das ist mindestens so stark pauschalisiert, wie der Nationalstolz selber.


Wie man in den letzten Jahren immer wieder sieht, kommen genug Gestalten unter irgendwelchen Steinen hervor gekrochen, die wahnsinnig stolz auf Deutschland sind. Bei vielen stellt sich mir aber die Frage, warum eigentlich? Das die Schulbildung kein Grund sein kann, lässt sich recht schnell mit einem kurzen Gespräch herausfinden. Das Deutschland ja eigentlich voll kacke ist, merkt man spätestens, wenn die Klagen über das Einkommen, die Rente, das Kindergeld oder sonstige Kleinigkeiten kommen. Also worauf sollte man stolz sein? Der Flecken Erde, auf dem wir geboren wurden?

Warum sollte ich mir sowas wie Nationalstolz zu eigen machen. Zunächst kann ich meines Erachtens nach nur auf etwas stolz sein, was ich selber geleistet oder geschaffen habe. Natürlich hätte ich mich vor meiner Geburt auch so lange in der Gebärmutter festklammern können, bis meine Eltern mal im Ausland sind. Dann hätte ich ein Recht darauf, stolz zu sein! ;)

Ich habe kein Problem mit einem gesunden Patriotismus, lehne aber den Begriff "Nationalstolz" ganz klar ab, weil dieser Begriff etwas darstellt, was ich persönlich für ziemlichen Bullshit erachte, nämlich das man Stolz darauf sein kann, in einem bestimmten Land zur Welt gekommen zu sein.

Ich bin jetzt auch nicht der emotionale Typ. Wenn jemand meint, er liebe sein Land, dann frage ich mich immer, warum der sich so einen großen Fetisch ausgesucht hat. Ich mag Deutschland, zumindest das meiste daran. Oder besser ich mochte Deutschland, weil ich unser Land in seiner Gesamtheit als aufgeklärt, fortschrittlich und geschichtsbewusst wahrgenommen habe. In den letzten Jahren habe ich da eher andere Erfahrungen sammeln müssen und daher sehe ich das heute auch etwas differenzierter. So richtig wohl fühle ich mich hier nicht mehr. Und das liegt nicht an irgendwelchen Flüchtlingen, sondern eher daran, dass viele Menschen in den letzten Jahren ihr wahres Gesicht gezeigt haben und ich feststellen muss, dass es auch in meinem direkten Umfeld ein paar ziemlich hässliche Fratzen gibt ...
 
So gesehen hätte man den Echo schon 2016 einstampfen sollen/müssen:
https://www.deutschlandfunkkultur.d...st-nah-am.2156.de.html?dram:article_id=350703

Zwei weitere Artikel
https://www.deutschlandfunkkultur.d...tsangebot.2177.de.html?dram:article_id=415337
https://www.br.de/themen/kultur/freiwild-rechte-band-wie-rechts-sind-freiwild-100.html

Ich kann/konnte mich nicht mit BÖ anfreunden und die hier sind auch nicht mein Ding. Dass dürfte aber eher am Musikstil liegen als am Text. Das "Angebot" gefällt mir eben nicht.
 
Musikalisch sagen mir weder die Böhsen Onkelz noch Frei.Wild zu.
Selbst wenn die Texte auf englisch und/oder poetisch anspruchsvoll wären, die Musik ist dann immer noch nicht mein Fall.

Ansonsten habe ich mit Nationalstolz oder Patriotismus eher weniger am Hut.
Ich bin Deutscher, ich bin nicht stolz darauf, schäme mich dessen aber auch nicht. Es ist einfach eine Tatsache und Teil meiner Identität.

Ich bin froh, in einem Land zu leben, dass politisch stabil ist und seinen Bürgern eine gewisse Sicherheit und Wohlstand bietet.
Und ich bin (innerhalb gewisser Grenzen) auch bereit, diese Privilegien zu verteidigen.
 
Wenn jemand meint, er liebe sein Land, dann frage ich mich immer, warum der sich so einen großen Fetisch ausgesucht hat.
Geht mir ähnlich. Daher finde ich es wahrscheinlich auch so suspekt, das eine Band aus Südtirol in ihren Liedern so sehr danach skandiert unbedingt zu Deutschland zu gehören.
Da liegt immerhin noch irgendwie Österreich dazwischen.

Ich für meinen Teil kann sehen, das ich mir so etwas wie meine Eltern, mein Land, meine Hautfarbe und eben auch meine Krankheit niemals aussuchen konnte. Auch die politischen Strukturen, das Religionsangebot, die Zerstrittenheit im System und darüber hinaus liegt fern meiner Einflussnahme bei meiner Geburt.

Ganz klar hat man mir während meiner Schulzeit so etwas wie Stolz auf meine Heimat aberzogen. Wobei dafür keine großen Anstrengungen vonnöten war. In dem Umfeld von Damals konnte ich kaum so etwas wie Nationalstolz entwickeln. Das rumgenerve von Nazi-Deutschland war zwischen der siebten und neunten Klasse Omnipotent. (Wie ich inzwischen weiß, wurde der Geschichtsunterricht in bayrischen Schulen erst dann genehmigt, wenn es durch die Hände vom U.S.A. Staat gelaufen ist. - Und wenn ich bedenke, das General Custer dort immer noch als Nationalheld gefeiert wird.....)

Ganz klar wäre ich gerne woanders. Die Wahl habe ich jedoch nicht. Stolz auf Deutschland habe ich eigentlich nicht. Ein bisschen Fremdschämen tue ich mich. Meine unmittelbaren Vorfahren waren alles Mörder und Schlächter. Anderseits waren das wahrscheinlich so ziemlich alle Vorfahren in allen Ländern. Wer sich nicht durchsetzen konnte, hatte keine Nachfahren.

Ich würde mir gerne einen Neuanfang für alle wünschen. So mit einer allgemeinen Sprache.

Aber stolz auf Deutschland (oder auf ein anderes Land)..warum? - Die Ländereien sind Zufall, die Errungenschaften auch. Die Grenzen haben sich immer verschoben. Nichts hält ewig, selbst Gebirge nicht.

Ich weiß, warum die Welt so ist, wie sie ist. Dafür reicht eine einfache Analyse wie der Mensch ist. - Aber stolz bin ich darauf nicht.

Das es Bands gibt, die Musik auf Stolz machen - und viel schlimmer, das es Anhänger von solchen Lieder von diesen Bands gibt, empfinde ich als gruselig.
 
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