Diskussion Krankes Gesundheitssystem

Gamma-Ray

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Letztens habe ich mir wieder mein übliches Rezept beim Arzt abgeholt, alles Medikamente, die ich bis ans Lebensende nehmen muss.
Von einem Medikament meinte die Apothekerin dann: das ist in der 100-er-Packung nicht vorrätig und muss bestellt werden. Aber Sie können auch eine 98-iger-Packung nehmen, die ist 5 EUR günstiger. :eek:
Die Preispolitik der Pharmakonzerne soll einer verstehen, das ist doch eindeutig manipuliert. Die Ärzte sollen wohl die 100-er-Packung verschreiben und wer Selbstzahler ist, fragt in der Regel nach, was günstiger ist. Eigentlich müsste es eine offizielle Preisdatenbank für die Apotheken geben, auf die man auch als normaler Anwender kommt. Es gibt zwar eine App Medizinfuchs, aber die ist anscheinend auch nicht optimal. Ich werde jedenfalls die Preise jetzt stärker verfolgen, wenn auf diese Weise Patienten abgezockt werden.

Wenn man dann in der Apotheke auch noch mitbekommt, dass ein Mann, der ebenso ein wichtiges Standardmedikament benötigt dann auch noch 0,56 EUR zuzahlen muss, dann frage ich mich ernsthaft nach der Sinnhaftigkeit eines solchen Betrages und dessen Verwaltungsaufwand. Warum lassen die Krankenkassen und der Gesundheitsminister Spahn eigentlich so eine eindeutig manipulierte Preispolitik zu?

Herr Spahn beschäftigt sich stattdessen nicht mit Zulassungen für die Ärzte, vielmehr hat er jetzt vor, dass Ärzte die mehr Patienten behandeln auch besser bezahlt werden. Für mich läuft das auf "Masse statt Klasse" hinaus, also mehr kann man dazu nicht sagen. Er will alles regeln, aber an der falschen Stelle.
Wir haben hier im Ort eine Neurologin und das ist eine echte Flitzpiepe, denn wer wirklich krank ist, sollte es tunlichst vermeiden, dort hin zu gehen. Weitere Zulassungen sind nicht geplant.
Es gibt Gegenden, da fährt man sich einen Wolf ab, um einen Arzt zu bekommen.
Da wundern sich die Leute, wenn die Notaufnahmen der Krankenhäuser wegen jedem Scheiß belästigt werden und kollabierende Patienten nicht rechtzeitig versorgt werden? Auch hier müssen solche Lappalien abgewiesen werden, nur diese Leute müssen auch vertretbar einen Arzt aufsuchen können.

Ganz schön krank dieses Gesundheitssystem! :rolleyes:
 
Herr Sphan bzw. sein Ministerium hat auch die Pflegepersonaluntergrenzenverordnung (PpUGV) erfunden.

Das mag zwar gut gemeint sein, leider ist aber auch hier (wie so oft) "gut gemeint" das genaue Gegenteil von "gut gemacht".
Die Umsetzung dieser Verordnung ist mit einem ungeheuren Verwaltungsaufwand verbunden, die ganze Verordnung macht den Eindruck mit der heißen Nadel und unter Zeitdruck entstanden zu sein. Sie ist rein handwerklich einfach schlecht gemacht und hat in einigen Punkten überhaupt keinen Praxisbezug.

Es gibt für die Krankenhäuser in Deutschland keine verbindlichen Richtlinien für die Personalbemessung (mehr), auch mit der PpUGV nicht. Sie soll auch ausdrücklich keine Personalbemessung sein, sondern stellt ein Regelwerk auf das den Krankenkassen finanzielle Sanktionen erlaubt, falls bestimmte Mindestvorgaben nicht erfüllt werden.

Tatsächlich wird das aber dazu führen, dass die wenigen Stationen, die bisher (noch) halbwegs gut mit Personal ausgestattet waren, abgespeckt werden falls sie die Grenzwerte der PpUGV überschreiten. Denn die Geschäftsführung jeden Krankenhauses wird zwar versuchen, finanzielle Sanktionen nach Möglichkeit zu verhindern. Sie wird aber im Gegenzug vermutlich die PpUGV auch dazu nutzen, Personal abzubauen wenn dadurch eben keine finanziellen Sanktionen drohen.
So knapp wie bei den meisten Krankenhäusern die finanziell Decke ist wird auch gar nichts anderes übrig bleiben.
 
Es fängt doch schon mit der Ärzte-Ausbildung an. Der Mangel ist seit Jahren bekannt. Anstatt den Unis Fördermittel in Aussicht zu stellen, sofern sie ihre Studienplätze ausbauen, macht man nichts. Und das Uni die billigen Geisteswissenschaftler den teuren Medizinern vorziehen, ist klar. Fragt sich nur, welcher Soziologe einen Blinddarm entfernen kann. Versteht mich nicht falsch, ich bin selbst Geisteswissenschaftler, aber ich sehe hier schon lange keine rationale Handlungsgrundlage mehr, auf der unsere Institutionen operieren.

Kurzfristiges Denken, Lippenbekenntnisse und Verschleppung. Das es so etwas schon immer gab, ist klar. Allerdings hat es auch meiner Sicht immer weiter zugenommen. Die beliebten Buzzwords "Entwicklung" und "Gestaltung" haben für mich mittlerweile was von einer Betriebsbesichtigung des Staatsraatsvorsitzenden. Farbe drüber, damit es gut aussieht und danach geht es weiter wie gewohnt. Bis in den Abgrund. Und wie der im Gesundheitsbereich aussieht, kann man auf der Insel besichtigen.
 
Ja dieses Denken "lasse es doch die anderen bezahlen/machen" macht sich in unserer gesamten Gesellschaft breit.
Für mich ging das ganze los, als die ersten Consultingunternehmen ihr Unheil trieben und den Leitern in allen Bereichen eine Einsparung garantierten. Ich bin immer für Optimierung zu haben, aber da war es nur eine Schieberei im Sinne von: Ein Problem lösen heißt sich vom Problem zu lösen.

Die Consultingunternehmen haben einfach 25% Einsparung versprochen, egal auf welche Knochen auch immer das ging, meist war bei der Umverteilung einfach jemand da, der die Arschkarte ziehen musste und an Personalbemessungsgrundlagen haben die sich ohnehin nicht orientiert.

Wenn ein Ministerium aber so oberflächlich arbeitet und alles damit schön rechnet, dann ist das meist nur der bekannte Strohfeuereffekt.
Führungskräfte werden deshalb auch regelmäßig neu besetzt, damit sie die Vergangenheit nicht einholt.
Wenn das Gesundheitswesen völlig am Boden liegt, ist Herr Spahn sicher wieder auf einem neuen Job, von dem er keine Ahnung hat. :devil

Wenn wir weiter ein derartiges System zulassen, dann ist irgendwann keine Luft mehr zum Atmen da. Sie ist komplett wegoptimiert.
In Deutschland gehen viel zu wenig Menschen auf die Straße, um Rabbatz zu machen.
Und wenn so ein Rattenfänger erst mal alle rhetorisch platt gemacht hat, dann laufen ihm alle hinterher.
Ich kann den Ausdruck "das kann niemand finanzieren" nicht mehr hören in einem Land, das so tut, als wäre es ein Entwicklungsland. :kotz
 
Für mich ist der Ärztemangel real und das Problem wird auch nicht kleiner, sondern größer.
Mag sein, dass in einigen Großstädten noch eine Vollversorgung möglich ist. Statistisch gesehen kann man so ein Problem auch herunter rechnen. Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Ich weiß aber aus dem gesamten Bekanntenkreis, dass dieses Problem schon längst brennt und die Krankenkassen können es auch nicht schön reden.

Ärztemangel: Frank Ulrich Montgomery fordert mehr Stellen in Kliniken - SPIEGEL ONLINE
 
@Schpaik: Aus meiner Sicht ist die absolute Zahl an Ärzten erst einmal irrelevant. Es kommt auf die Relationen an. Wie viele Fälle kommen auf einen Arzt?

Hast du 90 Gesunde und 10 Kranke auf einen Arzt ist es etwas anderes, als wenn du 50 Gesunde und 50 Kranke auf zwei Ärzte hast.

Angesichts der Überalterung, der gestiegenen Bereitschaft sich mit psychischen Problemen in Behandlung zu begeben (früher kurierte man das mit den Hausmittelchen Alkohol und Strick), aber auch Problemen wie zunehmender Fettleibigkeit oder der Angst von Heli-Muttis bzw. ihrer hausmedizinischen Unkenntnis (die Oma noch hatte), steigen einfach die Behandlungszahlen.

Hinzu kommen die regionale Versorgungsprobleme auf dem Land.

Ich lebe in einer Metropolregion. Hier wartest du monatelang auf einen Hautarzttermin und der einzige Augenarzt nimmt schon gar keine neuen Patienten mehr an.

Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Ärzte mittlerweile mehr Freizeit einplanen, aber letztendlich bleibt der Mangel an Ärzten. Mein Hausarzt nimmt auch niemanden mehr an. Und ich lebe im Zentrum Europas im Speckgürtel der Börsenmetropole Frankfurt.
 
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Komisch - ich habe bisher:
- immer einen Haus- oder Facharzttermin bekommen, wenn ich es kurz- oder mittelfristig brauchte (sprich auch am selben Tag (Hausarzt) in den kommenden Wochen (Facharzt))
- noch nie gehört "wir nehmen keiene Patienten mehr an"
- immer den Arzt wechseln können, wenn mir dessen Nase nicht passte

Ich höre und lese von solchen Problemen immer wieder, habe aber glücklicherweise andere Erfahrungen gemacht.
(Meine Azubine wartete eine Woche auf die Versorgung ihres abgebrochnen Zahnes, aber bei mir ging das am selben Tag.)

Habe in der Nähe von Bonn gewohnt und nun in der Nähe von Braunschweig, ländlich bis kleinstätisch, aber Großstadtnah.
 
Ich mache das meist - also wenn ich denn tatsächlich mal zum Arzt gehe - sehr pragmatisch. Ich gehe da einfach hin. Hin und wieder muss ich dann durchaus auch mal drei, vier Stunden warten.

Ganz klar ist das anders bei Neurologen, Psychiatern, Radiologen und ähnlichem Gesocks. Anmelden kann man sich noch hin und wieder, eine Wartezeit von sechs, acht Monaten oder länger, scheint durchaus Gang und Gebe zu sein. Meiner Erfahrung nach.

Oder nehmen wir mal den Platz beim Therapeuten. Ewig lange herum telefoniert. Auf der Warteliste von 18 Therapeuten gewesen. Durch puren Zufall über die Uni-Hamburg gestolpert. Dort innerhalb von vier Monaten einen Termin bekommen. Frau Therami (oder so ähnlich) meinte dann zwischendurch, das ich mich vielleicht besser auch anderweitig umsehen sollte, da es gerne noch zwei bis drei Monate dauern könnte, bis ein Platz frei werden könnte. Ich: "Nix da! Ihr nehmt mich, hier bleib ich! Es gibt nirgendwo anders freie Plätze für mich." - Sie: "Dann haben Sie sich nicht ordentlich schlau gemacht, ich schicke ihnen gerne Alternativen." - Ich: "Viel Spaß!"

Vier Wochen später bekam ich einen sehr lieben Brief von ihr. Nach dem Motto: Ich hab recht und sie hat keine Ahnung. :cool:

Ich wohne auch in einer Metropolregion. Rahlstedt hat von den 109 Stadtteilen die höchste Bevölkerungsdichte in Hamburg mit alten Menschen (die zumindest ein bisschen Geld haben). Hier blühen Ärzte noch und nöcher auf. Und alle haben sie keine Zeit. NUR MIT TERMIN heißt es überall. - Aber was für eine seltsame Farce ist das denn? Ich weiß in den seltensten Fällen im Voraus, wann ich krank werde.

Meine Taktik: Ich gehe dort, bei Bedarf, einfach hin. Wer mir dann dumm kommt, den konfrontiere ich zum einen mit dem hippokratischen Eid und zum anderen bitte ich ganz grundsätzlich kurz um ein Telefon um die KV anrufen zu dürfen. In den letzten drei Jahren gab es zwei Arztpraxen, die sich auf diese Konfrontation eingelassen haben und einen orthopädischen Möchtegern, der mir etwas andrehen wollte. Alle drei gibt es nicht mehr.
Nicht, das ich so grundsätzlich groß Alarm gemacht habe, aber Ärzte sind auch nur Menschen und die KV ist sehr daran interessiert, die Sicherstellung der Versorgung zu gewährleisten. Oder auf gut Deutsch: NIEMAND will unter die Lupe genommen werden von der KV.

Aber so ganz im allgemeinen neige meist dazu, mich persönlich vorzustellen, wenn ich einen Termin haben will. In deinen Beispiel Keuchhusten sprichst du von einem Hautarzt. Ohne nun zu wissen, was dort bei dir vorliegt würde ich der Sprechstundenhilfe/Arzthelferin/Telefontippse oder wem auch immer am Empfang dann meine Haut mit dem Problem zeigen, nach dem Motto: "Jetzt sofort oder brauch ich einen Termin?"
Dies hängt bei mir jedoch auch damit zusammen, weil ich mir so ganz grundsätzlich vorher ein Bild machen muss, wo ich denn eigentlich hin muss. Sprich: Um etwas zu finden, muss ich einmal da gewesen sein. Und wenn ich denn eh schon einmal dort bin, dann kann ich doch auch einfach schon einmal fragen. ;)

Ganz klar werden wir immer Älter. Supernature hat vor Jahren mal einen sehr genialen Spruch geschrieben:
"Jeder Mensch hat zwei Leben. Das Zweite beginnt, wenn man merkt, dass man nur Eines hat!"

In diesem zweiten Leben werden wir im allgemeinen sehr viel misstrauischer, was unsere Körperfunktionen angeht und wir werden panischer, wenn etwas nicht mehr so funktioniert, wie es es eigentlich immer getan hat. Ich kann davon mehrere Lieder singen.
Der Unterschied zu früher, liegt meiner Ansicht darin, das wir alle inzwischen besser informiert sind. Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, im tiefsten niederbayrischen Land, dann kann ich mich an ganz viele alte Menschen erinnern, die zwar ständig über ihre Beschwerden geklagt haben, aber in keinem Fall in Krankenhaus oder zu "so einem neumodischen Arzt" wollten.
Besonders schlimm war es wohl Ende der 70er für Menschen in Aldersbach. Der einzige fähige Zahnarzt in der Nähe dort war ein Iraner. Wir sind immer bevorzugt behandelt worden, weil keiner zu diesem gehen wollte. (Im Nachhinein vermute ich, das er sich durch diese überaus freundliche Art so eine Art Werbung erhofft hat. - Da wir als Familie jedoch eigentlich ein genauso gesehenes Unikum waren wie er, war das wahrscheinlich nicht wirklich hilfreich.)

Heute ist das anders.

Als ich vor ein paar Jahren mitten in der Nacht wegen Schmerzen im unterem Bereich des Bauches wach geworden bin, tat ich das Übliche dagegen, als es sich dann nicht besserte, machte ich mich im Internet schlau darüber. (Irgendwo hab ich hier im Forum darüber auch schon geschrieben.)
Als ich dann beschloss, das diese Schmerzen außergewöhnlich sind, rief ich den Notruf an.
Die freundliche Stimme hat mir diverses vorgeschlagen, was ich nicht alles dagegen machen könnte. Im Grunde genommen hat diese Stimme so ziemlich alles versucht um darum herum zu kommen, mir einen Krankenwagen zu rufen.
Als ich das Geschwafel von diesen Heinz abbrach, indem ich schlicht und unmissverständlich einen Krankenwagen forderte, kam dieser auch eine halbe Stunde später.
Ich hab meiner Mitbewohnerin Bescheid gegeben, mir eine kleine Tasche gepackt und stand an der Straße.
Die beiden Notfallfuzzies haben mich ganz klar nicht ernst genommen. Meine Schmerzen waren inzwischen groß.

Im Krankenhaus gab man mir ein Schmerzmittel und ließ mich fast sieben Stunden lang alleine. - Als man dann sich meiner erbarmte, dauerte es weitere drei Ärzte und fünf Stunden, bevor jemand Frau Doktor Kim (ist der Vorname.. an den Nachnamen kann ich mich nicht mehr erinnern) zu Rate zog, um das Bild im meinem Bauch zu deuten. Diese wurde SEHR UNHÖFLICH DEUTLICH ihren Kollegen gegenüber und 20 Minuten später lag ich im OP unter Vollnarkose.

Nachdem die Geschichte durch war, habe ich mich auf die Suche nach der Telefonstimme gemacht. Diese habe ich gefunden. Mit Ulf habe ich inzwischen einmal privat gesprochen.

Seiner Aussage nach: Jeder Hans und Franz meldet sich beim Notruf. Es gilt hier nicht ein umfassendes medizinisches Wissen zu haben, sondern die Richtigen von den Falschen zu unterscheiden. Jeder kann im Internet nachsehen, was jenes und dieses sein könnte. Aber medizinisches Wissen haben die nicht.. die melden sich halt wegen allem und jedem.
Mich hielt er durch meine Vermutung durch das Internet für einen Falschen und gab das dann auch so weiter.
Ist klar die Erklärung für mich, warum die beiden Sanitäter mich in dem Fahrzeug so Menschenunwürdig behandelt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach, haben sie Ulfs Einschätzung auch dem Krankenhauspersonal mitgeteilt. Auch dort war das Verhalten aus meiner Sicht nicht in Ordnung.

Das Problem ist also: Jeder kann lesen und meldet sich wegen jedem kleinen Scheiß bei nem Arzt oder im Krankenhaus. Er konnte die Symptome ja zweifelsfrei im Internet nachlesen. Muss ja so sein. Internet lügt ja nicht.

Das wir bei so einer Praxis der Möchtegernpatienten einen Ärztemangel haben, wundert mich nicht. Wobei man natürlich nicht vergessen sollte, das Ärzte nach Tätigkeit und nicht nach Vorhandensein bezahlt werden. (Also die meisten) Die sind nicht wie Nachtwächter, die immer herumstehen und nur im Falle eines Falles zum Telefon greifen.

Als ich mich hier auf meiner Ecke (nach neun Monaten Wartezeit) mal mit einem Psychiater unterhielt, wegen meinen immer wiederkehrenden Angstzuständen, verschrieb der mit Tabletten OBWOHL ich ihm im Gespräch deutlich mitgeteilt habe, das ich auf Tabletten nur im äußersten Fall kann. Eigentlich nur, wenn ich mit anderen Menschen arbeite und eben diese vor mir schützen muss.
Ein knappes Jahr später kam es zufällig zu einem Gespräch mit dem Neurologen, über den ich meine Diagnose zum Klinefelter-Syndrom hatte. Der lachte mich schlicht aus und sagte mir ziemlich deutlich: "Das ist ein Schwätzer! Der hat keine Ahnung! Um das zu verstehen, was Sie sind, benötigt man eine Zusatzqualifikation die kaum einer hat. Ich hab mit dem studiert. Gehn Sie da am Besten nie wieder hin."
Die Praxis von dem Psychiater ist IMMER rappelvoll. - Anderseits werden Ärzte und ähnliches nach Arbeitsleistung bezahlt. Und nichts ist so sicher wie Geld für einen Psychiater wie Patienten, Patienten, Patienten. Ob gut oder schlecht beraten.... die Leute sind doch eh verrückt.
 
Ich kenne inzwischen mehreren Arztpraxen, die getrennte Eingänge und Wartezimmer für Kassen- und Privatpatienten haben, damit die doofen Kassenpatienten nicht merken das man ständig die Privatpatienten vorzieht und die Kassenpatienten einfach länger warten lässt.

Zu diesen Ärzten gehe ich nicht mehr, ich selbst bin freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenkasse und habe mich aus verschiedenen Gründen gegen eine private Krankenversicherung entschieden.

Einer der Gründe ist, dass ich dieses Zwei-Klassen-System nicht mag und auch nicht fördern will. Persönlich bin ich für die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherungspflicht bei der gesetzlichen Krankenversicherung (die aber auch deutlich abgespeckt werden muss, es braucht keine ~180 Krankenkassen, jede mit eigener Verwaltung, Vorstand, Geschäftsführung, usw.) und einem klar definierten Leistungsspektrum. Alles was über dieses Spektrum hinaus geht (vor allem die ganzen "Komfortfunktionen" wie Einbett-Zimmer, Chefarztbehandlung, usw.) kann man dann auf eigene Kosten zusätzlich abschließen (wenn man das denn will).

Wird aber nie passieren, dafür wird die Lobby der Versicherungen schon sorgen.
 
Jein, die Privaten ächzen unter der Überalterung. Das Paradies der Besserverdiener gerät ins Wanken. Die Kosten für die Überführung in die Gesetzliche werden dann aber wir alle zahlen dürfen.
 
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Selbst in der Apotheke lohnt sich das nachfragen.

Mein Medikament, gleiche Zusammensetzung u.s.w. nur von einem anderem Hersteller,
kostet mich momentan nicht mal mehr die Rezeptgebühr.
Da meine Krankenkasse einen Vertrag mit dem Hersteller hat.
 
Jein, die Privaten ächzen unter der Überalterung. Das Paradies der Besserverdiener gerät ins Wanken. Die Kosten für die Überführung in die Gesetzliche werden dann aber wir alle zahlen dürfen.

Der Gesetzgeber hat in den letzten ~20 Jahren etliche der Lücken geschlossen, die es langjährig privat Versicherten ermöglichten bei Bedarf mal schnell wieder in die gesetzliche Krankenkasse zurück zu kehren.

Das hoppen zwischen PKV und GKV war jahrzehntelang eine geduldete Praxis zu Gunsten der Besserverdiener, es reichte einen einzigen Monat unter die Beitragsbemessungsgrenze zu kommen, sich schnell als Mitglied in der GKV anzumelden und dann dauerhaft als freiwillig Versicherter in der GKV zu verbleiben. War sehr beliebt, das ganz kurz vor der Rente zu machen.

Das geht heute gar nicht mehr, und das ist auch richtig so. Die Menschen, die sich aus der gesetzlichen Solidargemeinschaft ausgeklinkt haben und lieber privat versichert sein wollen dürfen das auch im Alter (wenn der Arbeitgeberzuschuss zur PKV entfällt) gerne beibehalten. Wie sei das dann finanzieren ist ihre Sache, ich kann diese ewige Rosinenpickerei nicht ausstehen.
 
Ich fürchte da eher den Tag, an dem die Privaten die weiße Fahne hissen und sich mit den Altersrückstellungen auf und davon machen, während die Gesetzlichen dann plötzlich für einen Haufen Leute aufkommen dürfen, die nie einen Pfennig eingezahlt haben.
 
Ich fürchte da eher den Tag, an dem die Privaten die weiße Fahne hissen und sich mit den Altersrückstellungen auf und davon machen, während die Gesetzlichen dann plötzlich für einen Haufen Leute aufkommen dürfen, die nie einen Pfennig eingezahlt haben.

Mit den (nicht ausreichenden) Altersrückstellungen werden die sich nicht auf und davon machen, ich könnte mir eher vorstellen das die in das GKV-System als einmalige Leistung eingezahlt werden und damit die ehemaligen PKV-Mitglieder in die GKV aufgenommen werden. Das wäre (mal wieder) ein Geschenk an die Versicherungswirtschaft (so wie die Riesterrente), aber durchaus vorstellbar.

Es gibt ja jetzt schon die Möglichkeit, dass sich PKV-Versicherte im Alter auf den sog. Basistarif stellen lassen, der deutlich preisgünstiger ist aber auch nur die Leistungen einer GKV enthält. Diese Versicherten sind zwar noch in einer privaten Krankenversicherung, aber die erstattet ihnen nur noch Behandlungskosten in dem Umfang wie es bei einem GKV-Mitglied der Fall wäre.

Diese Patienten verursachen schon jetzt viele Störungen im System, denn sie nehmen häufig weiterhin alle Leistungen eines vollwertigen PKV-Mitglieds in Anspruch ("Ich bin doch privat versichert!") und bekommen die dann natürlich auch in Rechnung gestellt. Wenn die PKV dann aber nur die Leistungen erstattet, die auch einem gesetzlich Versicherten zustehen, bleiben sie auf den Mehrkosten (die schnell ein paar tausend Euro ausmachen können) sitzen, reklamieren ihre Rechnungen und hoffen auf Kulanz.

Die dafür zuständigen Abteilungen in den Krankenhäusern können ein Lied davon singen.

Wenn wir uns jetzt mal ein Szenario vorstellen, in dem alle PKV-Mitglieder in die GKV zurück geführt würden, aber ihr Anspruchsdenken natürlich mitnehmen und weiterhin bevorzugte Behandlung (dann aber zum Nulltarif) erwarten, … :D
 
Mal eine Zwischenfrage:

Ein Bekannter von mir hatte sich kurz nach seiner Schulzeit Selbständig gemacht und dies auch rund dreißig Jahre lang durchgehalten.
Aufgrund von argen Fluktuationen bei seinen Aufträgen, hat er irgendwann aufgehört sich privat zu versichern. Einfach um Kosten einzusparen.

Nun hat er mir erzählt, das falls er jetzt in ein Angestelltenverhältnis kommt (die Möglichkeit stünde ihm durchaus offen) die Krankenkasse von ihm jedoch Nachforderungen stellt.

Ich habe das Damals einfach mal so hingenommen, aber nachdem ich mir das genauer durch den Kopf habe gehen lassen, empfinde ich das als unlogisch.

Weiß einer von euch über so etwas genaueres bzw. kann mir das erklären, wie die Krankenkassen auf solche Ideen kommen?
 
Krankenkasse von ihm jedoch Nachforderungen stellt

Auf welchem Zeitraum beziehen die sich denn? Wie schon erwähnt in D besteht ein Versichungszwang, gesetzlich oder privat. D.h. der kann nicht über längere Zeit 'ohne' gewesen sein
 
Keuchhusten & Jonn schrieb:
In D besteht Versicherungspflicht. [...] der kann nicht über längere Zeit 'ohne' gewesen sein

Der Zeitraum ist in etwa 20 Jahre.
Und natürlich kann man 'über einen längeren Zeitraum ohne" gewesen sein. Gerade wenn man Selbständig ist, geht Mr. Staat davon aus, das dies der Selbstständige gefälligst automatisch selber tut. Diese Beiträge sind jedoch nicht gerade klein. Und wenn es einem schlecht geht (Lage ist doof, nicht genügend Aufträge, etc.) müssen die Ausgaben verringert werden.

https://www.welt.de/wirtschaft/article173828837/GKV-Viele-Selbststaendige-koennen-Mindestbeitrag-nicht-zahlen.html

In diesem speziellen Fall ist mein Bekannter jemand, der in seinen 30 Jahren Selbständigkeit niemals zu einem Arzt gegangen ist über irgend eine Versicherung. Wenn etwas schwerwiegendes war, hat er das aus seinem eigenen Geldbeutel bezahlt. Er ist niemand, der offene Rechnungen stehen lässt.

Aber warum will nun die Krankenkasse, wenn er sich jetzt in ein Arbeitnehmerverhältnis begibt, Tausende von Euro haben? (Die er nicht hat. Hätte er dieses Geld, müsste er sich nicht in solch eine Arbeit begeben.)
 
Seit dem 01. 01. 2007 gilt die gesetzliche Krankenversicherungspflicht. Damit ist er, unabhängig von Inanspruchnahme von Leistungen, verpflichtet, sich zu versichern. Sprich: Seit 2007 ist er mit seinen Beiträgen in Verzug.
 
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