Nunja, über das Hin und Her in Berlin wird ja nun auch lang und breit berichtet und geredet. Zudem heißen die Parteien auch noch überall gleich. Da kommt der normale Bürger schon einmal gerne durcheinander.
Hessen hat halt derzeit die Probleme, die der Durchschnittsdeutsche hat. Miete, Kita, Bildung, Fahrverbote - das sind die typisch hessischen Themen. Dummerweise wurden die schon zu genüge auf Bundesebene durchgewalkt. Mit dem bekannten Ergebnis. Die Wahlkämpfer haben es nicht verstanden, diese Themen konkret auf Hessen zuzuschneiden.
Was nützt es mir als Hesse, wenn ein TSG abstrakt den Kampf gegen hohe Mieten verspricht? Das hat die SPD auch auf Bundesebene getan, aber es hat nichts geholfen. Hier wäre die Nennung konkrete Maßnahmen sinnvoll gewesen. Beispielsweise bessere Zuganbindungen an die Großräume, um das "billige" Wohnen auf dem Land attraktiver zu machen. Sprich: "Mittlere Einkommen können sich das Häusschen in der Großstadt nicht mehr leisten? Wir sorgen dafür, dass ihre Kinder im Grünen aufwachsen und sie trotzdem schnell auf der Arbeit sind. Hierzu planen wir die Anbindung der Orte X,Y,Z." Oder Lehrer- und Erziehermangel: "Wir starten ein Sofortprogramm, bei dem in den Abergängerklassen gezielt um Kräfte geworben wird. Diese bekommen Schnupperpraktika in den Kindergärten, Grundschulen und unteren Klassen vermittelt." Alternativ: FSJler und BuFDis können diese Berufe testen, werden intensiv betreut und das Jahr wird, zumindest teilweise, auf das Studium bzw. die Ausbildung angerechnet.
Etwas Konkretes, was dann die hessischen Probleme lösbarer erscheinen lässt als die deutschen.
Und was haben Bouffier und Al Wazir geleistet? Hessen geht es gut? Jupp, aber das tat es schon immer. Gegen die bekannten Probleme haben sie auch nichts unternommen.
Es reicht halt nicht zu beschwören, dass es um Hessen und nicht um Berlin geht. Man muss es halt auch zeigen.
Ein Elektrobusprogramm für die Ballungsgebiete (Wiesbaden macht das gerade in Eigenregie).
Ein Anbindungsprogramm für den ländlichen Raum (wie seinerzeit der Odenwaldexpress).
Eine Ausbildungskampagne für Erzieherinnen.
Ein Sanierungsprogramm für die maroden Schulen in Kooperation mit den Kreisen.
Und das auch wirklich in die Öffentlichkeit tragen. Nicht erst einen Monat vorher, wenn sich der Wahlkampf gar nicht mehr vermeiden lässt.
Ich wurde nur einmal in der ganzen Zeit auf der Straße angesprochen, als die Grünen mir einen Apfel schenken wollten. Ansonsten hat man es nur anhand von Wahlplakaten gesehen, dass überhaupt Wahlkampf war. Und ich lebe im Ballungsgebiet, nicht irgendwo in einem nordhessischen Kuhkaff oder im tiefsten Odenwald.
Sorry, aber das ist einfach zu wenig. Da orientieren sich die Wähler nun mal am Sicht- und Hörbaren. Und das war und ist diese erbärmliche Koalition auf Bundesebene.
Ich weiß "vox populi - vox rindvieh", aber diese ständige "Die Wähler sind schuld!" find ich halt nicht wirklich zielführend. Das hat uns die AfD eingebracht, das hat uns diese kleinen Bundestagswahlen in Bayern und Hessen eingebracht und das wird uns noch mehr Probleme einbringen.