Ich nochmal.
Ja, die Schwierigkeit andere Menschen zu verstehen wie man ist (und bei mir ist es KEINE KRANKHEIT) ist leider ziemlich groß.
Ganz klar habe ich mich hier im Forum und auch schon draußen in der Welt häufig entschuldigt. Das mache ich jedoch vor allem um den Frieden zu wahren. Wie Amon so schön schreibt:
"Wenn du in einem psychotischen Zustand bist, kannst du das nicht kontrollieren. Vernünftig schon mal gar nicht. Das hat auch nichts mit Lernprozess zu tun"
Wenn ich die Kontrolle verliere, dann merke ich das nicht in dem Moment. Dann ist der Zustand eben genau in dem Moment der Richtige. Dann ist das so. Meist, bis ich wieder wach werde. Manchmal dauert das länger. (Tage, Wochen, Monate.. je nachdem) Ob sich das bei mir psychotisch nennt, weiß ich nicht mal. Aber es gibt da auch keine "Heilung" weil ich eben nicht im herkömmlichen Sinne krank bin.
Und auch wenn ich hier und da mal dumm von der Seite angepflaumt werde (auch hier im Forum), so ist mir schlicht bewusst, solange das kein Neurologe mit der Zusatzausbildung eines Psychiaters ist, kann diese Person wahrscheinlich überhaupt nicht begreifen was ich bin. Ich tue mich ja selbst schwer mit mir und keinesfalls verstehe ich mich immer. Ich bin ja nun auch kein Neurologe.
Ganz klar versuche ich möglichst viel über das was ich bin zu lernen. Alleine schon um mich selbst begreifbarer zu machen. Aber nur weil ich dadurch mich besser verstehen kann bedeutet das nicht, das ich die Kontrolle behalte. Es gibt zwar inzwischen durchaus einige Punkte von denen ich weiß, das diese mich unter Druck setzen, aber diese Welt gibt mir nicht die Möglichkeiten auf normalem Wege dem auszuweichen.
Als Beispiel: ich habe eine
Reizfilterschwäche bzw. ich "leide" unter
Reizüberflutung.
Da gibt es wenig zu lernen, das ist so. Ich kann meinen Kopf nur sehr bedingt willentlich beeinflussen.
Zwar ist es mir durchaus möglich eine Zeitlang mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, aber dafür muss ich ungeheure Ressourcen aufwenden. Mein Neurologe hat das mal so schön formuliert: "Sie brennen auf 140%."
Fand ich damals ein bisschen dünn, aber war die Erklärung für mich, warum ich Jobs, Ausbildungen oder ähnliches immer nur so etwa sechs bis zehn Monate ausgehalten habe. Dann war ich nämlich leer! (Leer in etwa wie
Burn-out. Da war dann nix mehr. Nur noch Verzweiflung.)
Inzwischen weiß ich, das ich zum Beispiel auf Kantinen nicht kann. Mein Kopf versucht alles was er sieht und hört in einen Kontext zu setzen. Ich gehe auch nicht auf Konzerte oder ins Stadium. Schon täglich Bus oder Bahn fahren macht mich ziemlich fertig.
Bei meiner Fortbildung 2010 sollten wir am Computer in einem Internetprogramm (ich schrieb an anderer Stelle schon mal darüber) die theoretischen Aufgaben für die Führerscheinprüfung lernen. Eine Woche lang. Von Morgens um acht bis Nachmittags 16 Uhr.
Also 28 Menschen in den Raum und los gehts.
Ich habe genau 90 Minuten durchgehalten. Dann meinen Lehrer und meinen Fahrlehrer informiert, danach bei der ARGE angerufen, die den Spaß finanziert hat und allen gesagt, dass ich das dort in diesem Raum nicht ertragen, geschweige denn ich mich auf die Aufgabe konzentrieren kann. Die Folge war eine "Welle der Empörung". Das darf keiner, die Bedingungen sind für alle gleich, sie werden sehen was sie davon haben, etc. pp.
Ich habe das (war ja ein Internet-Programm) von zu Hause gemacht. Bis auf kleinere Ausnahmen war ich fast Non-Stop in dieser Woche in diesem Programm. Ich komme auf über siebzig Stunden wie protokolliert wurde, wie ich inzwischen weiß.
Ich bin der Einzige aus dem Kurs (auch wenn ich bei drei Fragen ordentlich wackelte) der keinen Fehler hatte. (Die Höchstzahl lag übrigens bei über 150 Fehlerpunkten... [hihihi.. Entschuldige bitte meine Häme... war ein Typ, der mich ernsthaft an das Gute im Menschen hat zweifeln lassen. Diese Moluske hat noch kurz vor der Prüfung seine Angespanntheit an mir ausgelassen.])
Was ich sagen will: Wenn die Bedingungen zur Not zurechtgebogen werden, kann ich wirklich viel und bin eigentlich auch ziemlich gut. Zudem hungert mein Kopf nach Informationen. Ich WILL lernen. Nichts ist schlimmer als Untätigkeit oder Langeweile.
Aber mich nach dem Standard des "normalen Menschen" zu messen, funktioniert nicht. Eben weil ich es nicht bin. Ich selbst tue mich auch ungeheuer schwer es in vernünftige Worte zu fassen. Das liegt jedoch daran, das mir die Informationen dazu fehlen. Ich bin weder ein Neurologe noch ein Psychiater. Die Erkenntnis in Deutschland ist ja tatsächlich erst seit kurzem bereit anzuerkennen, das ADHS bei Erwachsenen meist genetischer Natur ist. Das war vor sechs Monaten noch ganz anders.
Insgesamt helfen da auch keine Aufmunternden Worte wie:
oxfort schrieb:
Das ist einfach ein Lernprozess und kann auch ausgeübt werden.
Natürlich ist es ein Lernprozess. Ich bin mir sicher, das Amon genauso wie ich versucht über sich selber schlauer zu werden. Ich kann nun nicht für ihn sprechen, aber mich stört es zutiefst, das ich nicht so funktioniere wie ich eigentlich will und das ich immer wieder Kontrollverluste habe.
Es mag seltsam klingen (also für mich klingt es seltsam, ich habe jedoch noch keinen anderen Worte dafür), aber ich muss lernen wie ich funktioniere. Das da in mir drin ist nämlich stärker als ich und wenn ich nicht darauf acht gebe, dann fährt das mit mir Achterbahn.
Allgemeine psychologische Hilfen oder das was so im Netz steht, helfen mir jedoch nicht weiter, da ich anders funktioniere. Das
wieso ich anders funktioniere weiß ich ja nun, aber das bringt mich nicht weiter.
Ich habe, wie mein Neurologe so schön gesagt hat: "unter anderem die Symptome von ADHS"
Ich: "Wie jetzt, nur die Symptome? Hab ich nun ADHS oder nicht?"
Er: "Stellen sie sich ADHS also so eine Art Schnupfen vor. Sie als Klinefelter haben eine ausgewachsene Grippe. Schnupfen ist ein Teilaspekt."
Na Danke auch!
Gefällt mir nicht. Aber ignorieren funktioniert auch nicht. Es ist Nichts, was ich aus eigener Kraft abstellen kann. Ich muss mich irgendwie damit arrangieren. Und ich
muss mein Umfeld damit bekannt machen und denen klar machen, dass ich durchaus gewillt bin im Rahmen meiner Möglichkeiten zu versuchen mich anzupassen. Soweit es mir möglich ist.