Projektchef der Chipfabrik Frankfurt/Oder steigt aus

RollerChris

R.I.P.
Frankfurt/Oder (dpa) - Die geplante Milliarden-teure Chipfabrik in Frankfurt/Oder hat lange vor einem Start einen ihrer Gründerväter verloren. Der Chef der Aufbaugesellschaft Communicant Semiconductor Technologies, Klaus Wiemer, ist ausgestiegen. «Er hat die Position im gegenseitigen Einvernehmen aufgegeben», sagte der Sprecher des Chipfabrik-Betreibers Communicant, Dirk Obermann, am Freitag der dpa. Über die Gründe des Ausscheidens sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Obermann, der nun Wiemer vertritt.

Schon seit Monaten wurde in der Brandenburg gerätselt: Arbeitet der in Duisburg geborene Manager, der jahrelang der in der US- Halbleiterbranche aktiv war, überhaupt noch an der Oder? Für Journalisten war Wiemer schon lange nicht mehr erreichbar. Er halte sich derzeit in den USA auf, hieß es am Freitag. Es wird gemutmaßt, dass der Chip-Fachmann mit dem amerikanisch-gefärbten Deutsch mit den bürokratischen Regelungen für Investitionen in Europa nicht klar kam.

Noch immer haben die Betreiber des Prestige-Objektes mit behördlichen Hürden zu kämpfen - vor allem in Brüssel. Die EU- Wettbewerbskommission muss noch die staatlichen Hilfen genehmigen. Im Finanzierungskonzept für das Chipwerk sind rund 357 Millionen Euro aus staatlichen Fördertöpfen eingeplant. In Brüssel steht zudem die Umweltverträglichkeit des Projekts auf dem Prüfstand. Nach Auffassung der EU-Kommission verstößt der Bau des Werkes gegen europäisches Umweltrecht. Es gibt nun noch eine vertiefte Prüfung.

Unklar ist auch noch, ob die Verträge zwischen den Eigenkapitalgebern für das Chipwerk hieb- und stichfest sind. Die Fabrik nahe der Oder, kostet voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro. Sie soll nach bisherigen Planungen Mitte 2003 starten und 1500 neue Arbeitsplätze sowie weitere 1500 Stellen bei Zulieferern sichern. Das Eigenkapital in Höhe von 374 Millionen Euro soll von der Investitions- und Landesbank des Landes Brandenburg (ILB), von Intel und vom Emirat Dubai.

Der «Tagesspiegel», der auch von Wiemers Rücktritt berichtete, schrieb am Freitag, die Verträge seien nun perfekt. Allerdings hatte die ILB bereits Ende März mitgeteilt, das Vertragswerk der Partner sei unterzeichnet und das Eigenkapital gesichert. Dabei handelte es sich nach Angaben des Sprechers von Intel Deutschland, Hans-Jürgen Werner, um Vorverträge.

«Der Stand hat sich nicht geändert. Wir haben die private Finanzierung an Bord und müssen noch die finalen Verträge unterschreiben», sagte Werner am Freitag der dpa. «Wir stehen hundertprozentig hinter dem Projekt.»

Zum Thema Eigenkapital sei Verschwiegenheit vereinbart worden, hieß es bei Communicant und bei der ILB. Auch das Wirtschaftsministerium hüllte sich in Schweigen - mit Hinweis auf vereinbarte «Vertraulichkeit».
 
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