Jamaika-Sondierungsgespräche gescheitert

Deutschland wird sich auf das einstellen müssen, was in anderen Ländern schon üblich ist,
eine Mehrparteienregierung oder Groko.
 
Politik ist immer auch Kompromiss. Leider scheinen das in der FDP einige nicht verstanden zu haben. Ich kann auch den Wunsch nach Neuwahlen nicht verstehen.
Politik ist doch nicht "wir wählen so lange bis uns das Ergebnis gefällt" - das ist DDR, nicht Politik. Man muss auch mal mit unkomfortablen Situationen umgehen können.

Schade, hier wurde eine Chance für eine Neuregelung der deutschen Koalitionslandschaft vertan.

Ich vermute jetzt wird es tatsächlich auf Neuwahlen hinauslaufen. Nur ob das Ergebnis die FDP stärkt, wie sich Herr Lindner offenbar ausrechnet, wage ich zu bezweifeln.
Eher wird die Politikverdrossenheit steigen und das nächste Ergebnis noch komplizierter. Ich hoffe in diesem Fall auf die SPD, deren Verweigerungshaltung kann ich auch nur
Herrn' Schulz verletzter Eitelkeit ob des Wahlverlustes zuschreiben.
 
An dem Scheitern kann man (ich) gut erkennen, dass in den meisten Fällen nur an sich und den eigenen Vorteil gedacht wird, an die eigenen Ziele und Vorstellungen.

Ein Land soll regiert werden - zum Wohle aller -
da sollten sich doch genug kompromissbereite Politiker/Parteien finden, die erkennen,
dass man nicht alles auf einmal erreichen kann, sondern viel eher mit kleinen Schritten,
dass Regieren Zusammenarbeit und Kompromisse bedeutet,
dass man für das Volk da sein sollte, nicht um das eigene Ego aufzupolieren.

Neuwahlen werden sicher ein anderes Ergebnis bringen, weil möglicherweise die frustrierten Wähler gar nicht hingehen.
Das ist dann eine Chance für die Extremeren.

Ob es wirklich das ist, was die größeren Parteien sich wünschen?
 
Ich vermute jetzt wird es tatsächlich auf Neuwahlen hinauslaufen.

Sollte es wirklich dazu kommen (was ich ebenso glaube), werden die "etablierten" Parteien erneut feststellen müssen, dass ihre Wähler (bzw. noch mehr davon) Richtung AFD wandern. Viele Wähler werden keinen Bock mehr auf eine weitere Runde Jamaika-Sondierungen nach den Neuwahlen haben (oder GroKo-Sondierungen, die ja eigentlich von den Parteispitzen bereits jetzt ausgeschlossen werden).
 
Der Volksmund sagt:"Viele Köche verderben den Brei." Mit den Grünen waren ein paar Köche zu viel in der Küche. Die links-grünen Gewürze paßten einfach nicht ins Rezept der Regierungssuppe. Eine CDU/CSU-FDP-Koalition stände mit Sicherheit längst auf der Polit-Bühne arbeitsbereit.
Ich denke, das Nein der FDP hat ihrem Ruf, eine Umfallerpartei zu sein, die um jeden Preis mitregieren will, zumindest vorerst mal widersprochen. Sie wird bei einer Neuwahl vielleicht davon profitieren können.
Auch die CSU des Horst Seehofer, dem ja der Ruf anhängt, immer wieder mal als Tiger abzuspringen und als Bettvorleger im Hause Merkel zu landen, könnte von einer Neuwahl profitieren, wenn sie einen Nachfolger für Seehofer verkündet und dadurch Wählerstimmen zurück gewinnen kann, die sie an die AfD verloren hatte.
Die CDU wird/würde ohne A. Merkel verlorene Wählerstimmen zurück gewinnen können.
So könnte es nach einer Neuwahl zu einer CDU/CSU-FDP-Koalition kommen, worin mir die FDP immer noch nicht schmecken würde, aber mit dem Kompromiss könnte ich irgendwie leben ;)
Die Gefahr, daß Deutschland zu einer Bananenrepublik wird, ist vorerst gebannt. Was wäre das denn für eine Regierung geworden, die vielleicht bei der Verabschiedung von Gesetzen auf Stimmen aus dem Oppositionslager hätte hoffen müssen, wenn eine der kleinen Koalitionsparteien ihre Zustimmung verweigert hätte.
 
Das Problem ist nur, dass durch die aktuelle Parteienlandschaft (AfD dabei) nur Grokos oder 3-Parteien-Koalitionen zustande kommen werden.
Das heisst nach den Neuwahlen wird es wohl voraussichtlich auch nicht besser werden. Aber wir werden sehen...
 
Diese schier unerträgliche Selbstdarstellung von einigen PolitikerInnern nützt in Wirklichkeit nur solchen wie der AfD weil viele das nicht mehr ernst nehmen
 
@BigMäc
Ich bin kein Freund einer GroKo, aber ich halte eine GroKo für ein weitaus kleineres Übel als eine 4-Parteien-Koalition. Fehlte nur noch, daß Die Linke und die AfD mit ins Boot geholt worden wären. Dann wäre das Chaos perfekt gewesen :D Wenn es denn stimmt, daß die Grünen gestern kurz vor Toresschluß plötzlich erneut die Forderung auftischten, daß alle EU-Staaten für die Schulden einzelner EU-Staaten aufkommen sollen, kann ich verstehen, weshalb die FDP, die ja mit Steuerentlastungen um Wähler geworben hatte, das Handtuch warf. Kompromissbereitschaft ist zwischen 4 Parteien sicherlich unumgänglich, aber Kompromisse auf Teufel komm raus kann keine Partei von einer anderen verlangen.
Warten wir mal ab, ob A. Merkel auch das Handtuch wirft. In dem Fall würde ich der SPD einen Rücktritt vom Rücktritt zutrauen. Noch lehnt die SPD das ab. Noch ...
 
Ich sehne die übersichtlichen Zeiten zurück. Die Zeiten, als Alfred Tetzlaff über die Regierung Brandt schimpfte oder auch den Muff der Kohl-Jahre.
 
Diese schier unerträgliche Selbstdarstellung von einigen PolitikerInnern nützt in Wirklichkeit nur solchen wie der AfD weil viele das nicht mehr ernst nehmen

Wenn niemand die AfD gewählt hätte, dann hätten wir das Problem nicht. Wenn die jetzt auch noch von
der Kompromisslosigkeit profitieren, dann fasse ich mir an den Kopf. :stupid
Ausgerechnet diese Schwachmaten, das geht überhaupt nicht.
 
Naja, wenn scheinbar selbst CSU und Grüne schon bei der Migrationspolitik soweit waren einen Kompromiss zu finden, muss man sich schon wundern, warum die FDP so abrupt ausgestiegen ist. Vielleicht war es auch gar nicht so abrupt sondern am Ende so geplant. Jedenfalls ist es schon bezeichnend, dass CDU, CSU und Grüne erklären, eine Einigung sei durchaus möglich gewesen, wenn die FDP nicht abgesprungen wäre.

Ach ja: Und das Land wird jetzt nicht regiert statt falsch?
 
Die Meinung des Chefs der Wirtschaftsweisen zum Scheitern von Jamaika:

"Ein Bündnis, deren Partner sich in den kommenden Jahren vor allem gegenseitig blockieren würden, wäre wohl noch schlechter als eine schleppende Regierungsbildung", sagt Christoph Schmidt, der Chef der Wirtschaftsweisen. Der Abbruch der Gespräche habe die Ausgangslage für die deutsche Wirtschaft kaum verändert.

Quelle: Jamaika-Aus im Newsblog: Merkel will bei Neuwahlen wieder kandidieren
 
Seltsam, dass selbst die CSU der FDP den schwarzen Peter zuschiebt. Eigentlich hätte ich erwartet, alle auf die Grünen. Allerdings bin ich auch der Meinung, das die durchgesickerten Kompromisse, die die Grünen gemacht haben sollen, niemals durch den Parteitag gegangen wären.

Ausgesprochen stark war heute unser Bundespräsident. Er hat recht, alles, nur keine Neuwahl.

Im übrigen, was würde denn passieren, wenn Merkel von Steinmeier zur Kanzlerwahl bestellt wird und sie (z. B. durch Stimmen der SPD) gewählt wird. Es bleibt spannend.
 
1.)
Lindner wollte auf coole Sau machen, hat aber nur eine beschissene Situation verursacht. Die FDP ist und bleibt eine kleine Partei, wenn sie irgendwie etwas bewirken will, dann nur als kleiner Partner. Dazu muss sie koalitionsfähig sein - ist sie offensichtlich nicht.
Das mögen viele FDP Anhänger in Ordnung finden, andere aber sicherlich nicht. Falls es Neuwahlen gibt, wird diese Showeinlage nicht zum Vorteil sein.

2.)
Gehässig: Vielleicht wäre eine Minderheitsregierung nicht schlecht, dann müsste alles im Bundestag verhandelt werden und nicht nur von denen, die zufällig da sind, abgesegnet wrden. Die Abgeordneten wären im Bundestag und würden ihre Arbeit machen, anstatt in irgendwelchen Vorständen und bei Lobbyisten abzuhängen.

Gesendet von meinem Todesstern über SkyNet
 
Die FDP hat die Sondierungsgespräche abgebrochen und somit Jamaika scheitern lassen. Ich bin froh darüber.
Yep, dafür! :D

Interessant finde die Begründung. Für mich absolut nachvollziehbar. Die FDP ist vor einigen Jahren komplett gelutscht worden von Mutti, verlor daraufhin ihre Regierungsbeteiligung und kam nicht mal mehr über 5%. Das diese Partei es überhaupt noch einmal versucht hat (und überhaupt noch einmal Wähler gefunden hat) verwundert mich eigentlich sehr.

Nun hat sie es jedoch aufgrund eines klar definierten Wahlprogramms geschafft. Was jetzt so genau mit "Vertrauensbasis" gemeint ist, kann ich nicht nachvollziehen, aber das Lindner Konsequent genug ist, nen Strich zu ziehen, wertet ihn in meinen Augen klar auf. Die FDP war in den letzten Jahrzehnten immer eher so eine Art von Kuschel-Partner von CSU/CDU. Das hat er (hoffentlich) endlich mal geändert.

Das der Rest der Bande sich jetzt beschwert und der FDP den schwarzen Peter zuschiebt, war abzusehen, ist in meinen Augen jedoch nur Meinungsmache und schlicht billig.

Wenn ein Spieler in einer Mannschaft nach vier (sechs?, acht?) Wochen auf einmal aussteigt, dann muss man was falsch gemacht haben. Aber NÖ.. nur die FDP ist Schuld.
Man hätte ja alles irgendwie hinbekommen.... bla,bla,bla


Das "die Grünen" mal eben wieder MIT IHRER BETEILIGUNG für dieses Jahr für 1.37 Milliarden Euro an Waffen verkauft haben wird kaum erwähnt. - Und na klar sind die zufrieden mit ihrem Kuschelkurs. Die wollen einfach nur dabei sein. Wirkliche Ziele haben die ja nicht mehr. Das höchste Ziel war der Atomaustieg.. den haben wir ja nun jetzt.
 
Die Grünen verraten für eine Regierungsbeteiligung ohnehin jedes ihrer angeblich heiligen Prinzipien.

Als selbsternannte Friedenspartei tragen sie auf Landesebene aktuell nicht nur jede Form von Waffenexporten mit, während ihrer Koalition mit der SPD haben sie auch den Auslandseinsätzen der Bundeswehr zugestimmt (die nach meiner persönlichen Meinung immer noch verfassungswidrig sind).

Ich vermute allerdings, dass der wahre Grund für den Ausstieg der FDP vermutlich deren Gier war, die FDP war bisher bei jeder Koalition scharf auf möglichst viele Ministerposten. In einer Jamaika-Koalition müssen diese Posten aber durch 4 geteilt werden (die CSU will ja auch ein paar Pöstchen an ihre Amigos vergeben). Die FDP hat wohl nicht bekommen (können) was sie wollte und hat sich schmollend zurück gezogen.

Wenn die Größe des Kuchens mehr oder weniger vorgegeben ist und der nun auf einmal unter mehr Parteien als zuvor verteilt werden muss, dann werden die einzelnen Stücke eben kleiner. Da aber jeder ein möglichst großes Stück für sich reklamiert ist der Konflikt vorprogrammiert.

Es kam ja zwischenzeitlich auch mal die Idee auf, dass wir unter Jamaika zwei Vizekanzler bräuchten. Nicht weil Deutschland tatsächlich zwei von der Sorte benötigt, sondern um einen Posten mehr zum Verteilen zu haben. Verstößt dummerweise gegen die Verfassung und war somit gleich wieder vom Tisch.

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Verteilung (und ggf. Neuschaffung) von Pöstchen der wesentlichste Punkt bei den Jamaika-Verhandlungen war, die Diskussionen um Parteiprogramme und -prinzipien sind da wohl eher für das Wahlvolk und die Medien gedacht.
 
Ne, nicht wirklich.

Also ja, ich weiß, das es ne Menge Posten für "Staatssekretäre" und ihre Zuarbeiter gibt. Als die FDP aus Berlin gehen musste, haben rund 500 Leute ihren Job verloren. (Stand irgendwo im Spiegel)

Aber jeder von den schon irgendwo mal genannten Personen bekommt für (wenn ich mir so die Politik der letzten Jahrzehnte ansehe) reine Anwesenheit ein Schweine-Geld. Wieso sollte da irgendjemand scharf auf ein Pöstchen mit mehr Geld sein?
 
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