Die Forenkultur

Keuchhusten

assimiliert
Habe gestern in meinen Lesezeichen den Link zu meinem zweitältesten Forum gefunden, an dem ich mich aktiv beteiligt habe. War zwar schon lange auf read only gestellt, aber man konnte sich immer noch einloggen. Jetzt scheint es untergegangen.

2001 hab ich mich dort angemeldet. Vor 16 Jahren! :eek:

Wahnsinn. Vor allem, wenn man bedenkt, wie heiß und innovativ doch die Forentechnologie damals schien. Heute scheinen Foren wie Relikte aus einer anderen Zeit.
 
Da fragt man sich, weshalb die Hipster dieses Kommunikationsformat noch nicht wieder entdeckt haben. Wer mit Polaroidkamera Fotos macht, für den wären doch auch Foren interessante Kommunikationsmittel. :ROFLMAO:

Bei dem oben genannten Forum habe ich jetzt den Grund für den Untergang entdeckt. Der Betreiber scheint seit Jahren massive psychische Probleme zu haben. So richtig schön mit Psychose, Paranoia und Besichtigung der Geschlossenen. Krass. Damals war er noch U20 und erschien eigentlich ganz cool und abgebrüht. Jetzt scheint er ein ziemliches Wrack zu sein. :eek:

Kinder, wie die Zeit vergeht!

Ich weiß noch, wie ich mich damals bei Alando angemeldet habe und daraus eBay wurde. Damals hat man sich noch zum Spaß abends an die Kiste gesetzt und hat mit halsbrecherischer ISDN-Geschwindigkeit die Angebote auf eBay durchforstet. War ja auch noch alles überschaubar und die Oberfläche viel angenehmer. Heute ist ein Besuch auf eBay eher weniger angenehm und meist eine Pflichtübung, weil man etwas spezielles sucht, was es sonst nirgendwo gibt.

Und das Netz scheint immer kleiner zu werden. Man nutzt immer dieselben Seiten. Die Entdeckungstouren von früher gehören irgendwie der Vergangenheit an bzw. werden über Pinterest erledigt. Wobei Pinterest einen der seltsamsten Filter hat, den ich kenne. Entweder, mir wird immer dasselbe gezeigt, oder Pins, bei denen ich mich frage, was das mit meinen Interessen zu tun hat (Frauen-Diäten, Artikel über die Periode oder ähnliches).
 
Die immer weiter steigende Informationsflut führt zwangsläufig zur Oberflächlichkeit bzw. dazu, dass nur noch konsumiert wird in den neuen Medien.
Die Foren sind da immer noch ein kleiner Garant dafür, dass sich die Menschen intensiver miteinander beschäftigen. Diverse Forentreffen können das
auch bestätigen.
Immer weniger Menschen legen überhaupt auf das Miteinander wert, das liegt an der sich verändernden Gesellschaft und an dem derart komplexen
Medien- und Internetangebot, das kein Mensch mehr verarbeiten kann. Erst recht nicht, was überhaupt noch real ist, weil überall nur noch gelogen
und betrogen wird. Warum das so ist? Das frage ich mich auch.

Gestern waren wir den ganzen Tag unterwegs mit Freunden aus England hier auf der British Flair Veranstaltung. Abends noch lecker zusammen essen
und das ist das, was Menschen wirklich verbindet. Echte soziale Kontakte! Kein fast food aus dem Internet.

Die Forenwelt ist mir immer noch die liebste, weil ich einige Menschen persönlich kennengelernt habe und die ich nicht persönlich kenne, aber die hier
auch schon lange über Dinge schreiben, die man nicht als fast food bezeichnen kann, die sind mir ebenso recht.

Ich hoffe, dass diese und besondere DIESE HIER noch lange besteht. :)
 
Ich war neulich mit ein paar Freunden bei unserem lokalen Griechen lecker essen.
Am Nachbartisch saß ein junges Pärchen, das gefühlt 80% der Zeit, die sie nicht mit essen und trinken verbrachten, seine Handys befingerte und beglotzte. :angel

Ich glaube, die haben keine 10 Worte miteinander gewechselt.

In meinem Freundeskreis hat es sich etabliert, die Handys bei Gesellschaften nach Möglichkeit auszuschalten oder zumindest nur selten zu benutzen. Das fällt den Jüngeren unter uns aber sichtlich schwer.
Teilweise zu meinem Erstaunen aber auch den Älteren (muss man denn wirklich die von der Tochter gerade gemachten Fotos der Enkelkinder unbedingt betrachten, wenn man mit Freunden unterwegs ist? Die sind ein paar Stunden später doch auch noch da!).

Und das schätze ich auch an Foren: ich kann eine Frage oder einen allgemeinen Beitrag schreiben und mir später ansehen, was sich im Thread so getan hat. Ist zwar alles etwas langsamer als mit WhatsApp, Facebook, usw., aber das kommt mir durchaus entgegen.
 
Mir waren schon die Chats immer zu schnell. Facebook, WhatsApp und Co konnten mich nie ansprechen.
Und obwohl ich als einer der Erster in der Schule ein Handy hatte, ist meine Faszination dieses Dings auch schnell erloschen.

Ich mag Kommunikationsmöglichkeiten, bei denen ich entscheide, wann und wie schnell ich kommuniziere. Handy, SMS und WhatsApp sind mir zu allgegenwärtig und Facebook war ja auch immer eine weitaus umfassendere Angelegenheit als ein einzelnes Forum. Mann muss sich bei diesen Kommunikationsformen immer rechtfertigen, wenn man mal nicht sofort verfügbar ist.

Bei Foren entscheide ich, ob ich mich einklinke. Bei Foren entscheide ich, in welcher Geschwindigkeit ich mich unterhalte.
 
Ich sah gestern eine schöne Postkarte mit dem Aufdruck:
Wozu etwas in einem "Drei-Minuten-Telefonat" klären, wenn man auch acht Stunden Whatsappen kann?
:D (y)
 
Okay, jetzt noch mal ernsthaft :D

Ich verstehe diese ganze neumodische Handy-Whatsapperei und Twitterei nicht so richtig. Gut, ich bin über 40, insofern fast tot und per Definition technologisch rückschrittlich, aber trotzdem.

Ein Beispiel:
Als Wohnwagen-Fan habe ich viel in einem entsprechenden Forum gelesen, und auch geschrieben. Man hat sich dort technisch ausgetauscht, Verabredungen getroffen und Geschäfte gemacht
("ich brauche diese Markise, willst du dafür diese Aussenspiegel?"). Alles war fest gepostet und nachlesbar.
Das hat sich komplett zu Whatsapp verlagert. Am Tag kommen da 200+ Nachrichten durch, ich habe mittlerweile keinen Überblick mehr wer wann wohin fährt oder was braucht/abgibt. Total nervig.
Aber es ist "in" bzw. man ist ein Dinosaurier wenn man kein Whatsapp hat. Ich habe mich da fast zwei Jahre lang gegen gewehrt und WA runtergelöscht, woraufhin ich quasi im gesellschaftlichen Abseits war.
Mittlerweile habe ich es wieder drauf. :rolleyes: Unser nettes kleines Forum - wegen Nichtbeachtung geschlossen *nerv*

Ich gebe zu, es ist für bestimmte Situationen total praktisch, wenn man weiß der Gegenüber liest regelmäßig. Aber so ein Forum hat eben andere Vorteile. Scheint nur fast niemanden mehr zu interessieren.

Und diese permanente Handy-Seuche wie oben von Grainger beschrieben finde ich auch grauenhaft. Manche Menschen können gar nicht mehr ohne Handy. Da sitzt man sich am Tisch gegenüber und postet sich lustige Videos :rolleyes:

Aber zum Glück gibt es noch zu einigen Dingen vernünftige Foren, die moderiert, besucht und auf dem Laufenden gehalten werden, da schreibe ich dann auch noch.

Edith meint noch: OP guck dir mal die Registrierdaten gewisser Schreiber hier an. 2001 :ROFLMAO:
 
Auch ich finde es traurig, wie die Forenkultur mehr oder minder aus dem Netz verschwindet.
Für mich waren und werden Foren immer der Dreh und Angelpunkt von Informationsaustäuschen sein.
Ich kann und will mich nicht damit abfinden, das irgendein zuckerbergsches Programm entscheidet, welche Information für mich wichtig ist.
Zumal es sich bei Plattformen wie Facebook oder Twitter meiner Meinung nach nicht um Informationsaustausch im Sinne einer Diskussion handelt. Da wird vielmehr einfach irgendetwas in die Weiten des Internets gekotzt und dabei interessiert es herzlich wenig, was andere dazu für eine Meinung haben. Allenfalls wird ein Like drunter geklatscht. Selbstverständlich zu 90% ohne das der Text gelesen wurde. Eigentlich will ein Facebooker / Twitterer auch überhaupt nicht Diskutieren. Die Welt muss seine Absonderungen einfach nur konsumieren. Ende Aus.

Vielleicht bin ich ein komischer alter Mensch mit absonderlichen Ansichten. Aber ich finde es maximal bescheuert, wenn ich nach einer Einstellung in einem Programm suche und als erstes 20 YouTube Videos präsentiert bekomme. Zumal die gewünschte Information das 21. Suchergebnis in einem Forum ist. Wenn ich Film gucken will, mache ich das. Für alle anderen Sachen bin ich Mensch genug, die Information auch als geschriebenen Text zu verarbeiten. Auch ohne Haschmichtag.

Ich nutze Whatsapp, warum auch nicht? Ist sicher die bessere Weiterentwicklung der SMS. Und weiter geht auch meine Nutzung eines solchen Dienstes nicht. Einfach nur ne Short Message über einen Service versenden.

Letztendlich bietet aber so eine Einrichtung wie Facebook einen schönen Einblick in die Menschliche Psyche. Da prostituieren sich Menschen in extremster Art und weise, welche außerhalb ihrer FB-Blase nicht in der Lage sind einen "Guten Tag" raus zu würgen.


Ich verstehe es aber, dass man sich diesen neuartigen Einbahnstraßen-Medien nicht verweigern kann, will man im Netz erfolgreich sein. Die Menschheit hat den innigen Wunsch immer schneller zu verblöden und nutzt bereitwillig dazu Katalysatoren wie Twitter, Facebook und andere unverzichtbare Medien. Für Anbieter von Inhalten sind die seichten Gemüter auch viel einfacher zu befriedigen, als sich dem intellektuellen Kern mit redaktionell aufbereiteten Inhalten stellen zu müssen.
 
Ach. Facebook. Ja gut, das hab ich in meinem Rundumschlag vergessen. Das hab ich nicht. Zu alt. Also ich, nicht Facebook :D
 
Das sich Foren ändern/wandeln ist meiner Meinung nach nicht mal das Schlimmste,das liegt in der Natur der Sache aber wenn ich sehe in was für einem Ton manche Leute miteinander reden sind die dann auch nicht ernst zu nehmen.Dazu kommt noch diese Oberflächlichkeit gespickt mit Rechtschreibe- und Grammatikfehler
 
Und wie halt direkt der Beweis erbracht wurde, man muss Facebook überhaupt nicht nutzen. Facebook nutzt sich selbst und zählt stumpf hoch.
Facebook audience inflation a global issue - AdNews study - AdNews

Wie schön, macht unterm Strich 2 Millionen Deutsche Harveys.
Das ist also die neue Internetkultur, von der man immer so viel hört.
Fein, fein ich denke ich werde nicht daran teilnehmen.

Für German Pipel Only:
Die Seite hat ermittelt, das Facebook z.B. in Deutschland nach eigenen Angaben 12 Millionen 20-29 Jährige erreicht.
In Deutschland gibts aber nur knapp 10 Millionen 20-29 Jährige.
 
Ja es ist sehr schade, das Gute alte Foren untergehen. Heute gibt es ja aber für jeden Kack nen eigenes Forum. Manchmal ist es ok die meisten aber sind, naja.
Was auch immer wieder in Foren kommt - ok das war auch schon früher so, aber nicht sooo oft - dass man etwas fragt. Und dann sehr oft erst mal 3 4 Antworten kommen wie. "nutz doch die Suche, frag doch Google, schon wieder einer der es nicht weiß". Etc. pp.

Da kann ich zwar nun nur von mir sprechen. Ich nutze erst einmal die Suche. Leider sind aber die "Suchmaschinen" auf einigen Foren arg für´n Arsch. Auch, nutzen die Leute heute ja kaum noch Aussagefähige Überschriften so dass man sich da auch einen Wolf suchen kann.
Dennoch sind ja die meisten Foren dafür da um Hilfe zu bekommen, wenn man irgendwo als neuer User etwas sucht es aber nicht findet. Dann ist eine Aussage nutze doch die Suche mehr als Sinnloser Konten. Vor allem dann, wenn man schon beschrieben hat mir der Suche nichts gefunden zu haben.

Sicher kann man bei einigen Fragen nicht öffentlich antworten. Dennoch kann man aber das PN System nutzen. Sofern man es denn will. Und nicht gleich och nein das ist aber so nicht legal etc pp. zu kommentieren. Das nach fragen nach etwas ist nicht = immer sofort auch Illegal oder schreit nach "CLOSE ME". Alle diese kleinen aber feinen Punkte. Machen Foren beliebt oder eben nicht.

Finde ich.
Ach ja, oft gibt es auch Menschen, die deutsche Rechtschreibung und Grammatik nicht so 100% innehaben. Da gibt es dann, auch immer wieder Helden, die erst mal schreiben müssen. Da muss nun aber mal ein Komma hin. Oder dies oder das.
Sicher liest sich das, ganze dann gleich viel besser.
Aber es bleibt ein Forum, Menschen auszugrenzen, weil sie nicht so perfekt schreiben können, ist denke ich, nicht der richtige Weg.
 
Als die Foren aufkamen, starben viele Newsgroups und eigentlich alle Mailboxen - die Foren waren einfach eine modernere und bessere Version des Alten. (Strukturierbarkeit, Verbindung von Medien, optische Gestaltung, etc...)
Aber Sinn und Zweck war noch der gleiche, deswegen tat mir das nicht so sehr weh, auch wenn ich finde, daß ich die besten Diskussionsrunden in Mailboxen hatte.
Doch die neuen Medien sind für mich persönlich keine Verbesserung eines bestehenden Systems, sondern haben völlig neue Ziele und Zielgruppen.
Die Dominanz des Handys, welches zur Forennutzung nur bedfingt geeignet ist, trägt sicher zum Aussterben der Foren bei, als auch eine zunehmende Oberflächlichkeit und fehlende Bereitschaft, sich länger einem Thema zu widmen der Nutzer.
Ich hoffe auch wirklich, daß dieses Forum noch sehr lange besteht, denn (ich zitiere Die Partei) "es ist gut."
 
Ein kurzer, rein subjektiver, Eindruck:

Ich stelle fest: Mein "Web 2.0" aus dem letzten Jahrzehnt gibt es kaum noch. Der Forenbereich stirbt immer stärker aus. Egal wo ich mal wieder drüber schaue, der "Tod" war schon da. Alles entweder verlassen wie eine Geisterstadt, oder nur noch mit einem letzten Fähnlein Getreuer.

Schon traurig und man fühlt sich irgendwie alt.
 
Wenn wir alle den Anspruch haben, mit dem SNF das älteste Forum des Universums zu werden,
dann haben wir noch gute Chancen gegen Facebook, Twitter, Whatsapp & Co. anzustinken. :D

Bisher sieht es doch ganz gut aus! :)
 
Der Forenbereich stirbt immer stärker aus.
Das kann ich für viele Foren so bestätigen, die Technik als solche bleibt aber sehr präsent. Oft werden Foren in andere Bereiche des Webs integriert (seien es Angebote aus dem Social Media Bereich, bei Spielen, auf Jobportalen und und und).
Was sich sehr stark geändert hat ist der Nutzerkreis. Zielten die früheren Foren oft darauf ab, möglichst viele Nutzer langfristig an sich zu binden, werden sie heute oft nur als Plattform für den kurzfristigen Austausch über einzelne Themen genutzt.

Das war aber (leider) auch absehbar. Es entstanden immer mehr Foren für spezielle Themen. Je mehr Zeit verging, desto mehr Accounts in Foren häufte man als Internetnutzer an. Je mehr man davon hat, desto weniger der Foren besucht man regelmäßig.
 
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