Hundsmiserabel

chmul

Moderator
Teammitglied
Es ist ja nun nicht so, als sei ich nicht offenen Auges in mein Verderben gelaufen, aber es erstaunt mich doch irgendwie, dass es so weit kommen konnte. Eine gescheiterte Ehe bietet viel Raum, um aus Geschehenem Schlüsse für künftiges Verhalten zu ziehen. Eine ebenfalls gescheiterte Folgebeziehung mit erschwerendem Hintergrund in Form von Kindern der Partnerin bietet die Möglichkeit zu beobachten, welche Schlüsse man zuvor gezogen, dann aber ignoriert hat. Und man hat den Vorteil aus dem Problemfeld "Patchworkfamilie" Vorsätze für künftige Beziehungen zu fassen.

Das ist natürlich Quatsch. Zumindest was den praktischen Nutzen solcher Erfahrungen angeht. Dass man die Möglichkeit hätte, gewisse Gefahrenquellen von vorne herein auszuschließen, ist zwar erwiesenermaßen korrekt, aber was schert einen die Vergangenheit, wenn man sich neu verliebt? Eben!

Und so arrangierte ich mich nicht nur mit zwei Patchkindern, sondern auch noch mit zwei Katzen. Ich hatte an anderer Stelle schon einmal erwähnt, wie sehr mir Vierbeiner am Herzen liegen. Vereinfacht gesagt, ist mein Verhältnis zu Haustieren vergleichbar mit dem zu Brennnesseln. So lange ich nicht damit in Berührung komme, stören sie mich nicht. Ich will jetzt nicht näher auf die einzelnen Episoden meiner gestörten Beziehung zu den Katzen in unserem Haushalt eingehen, aber ich habe mich schon das eine oder andere Mal gefragt, was ich in meinem vorherigen Leben verbrochen haben mag, um eine solche Strafe verdient zu haben. Aber was tut man nicht alles für die Liebe?

Ich bewege mich rasant auf die 50 zu. Es wäre also durchaus angemessen, mich mit einer Midlife-Crisis zu beschäftigen und mir erst eine Lederjacke und dann die dazu passende Harley zu kaufen. Wie aber die einleitenden Worte bereits vermuten lassen, lebe ich in einem permanenten Zustand der Patchwork-mit-Katzen-Krise, da ist für weitere Krisen kein Platz mehr.

Mein Liebling sagt von sich selbst, sie habe bereits mehrere Lebenskrisen hinter sich gebracht, weshalb ihr neuester Anschlag auf mein Nervenkostüm nichts mit einer Midlife-Crisis zu tun habe. Und tatsächlich ging es weder um eine Lederjacke noch um eine Harley. Viel schlimmer. Es ging um einen Hund. Dabei – und Stammleser sind sicher nicht überrascht – fing alles ganz harmlos an.

Zum besseren Verständnis meiner Verzweiflung möchte ich noch etwas anderes vorausschicken. Die oben erwähnten Katzen wurden beide schon angefahren. Während die eine viel Glück hatte und nur leichte Verletzungen davon trug, hat die andere vermutlich bei ihrem Unfall acht ihrer neun Leben auf einen Schlag aufgebraucht. Es liegt mir fern des Lesers Gemüt mit grausigen Details zu belasten, Tatsache ist, dass diesem Unfall ein längerer Klinikaufenthalt und mehrere Operationen folgten. Mit dem Ergebnis, dass das arme Tier zwar überlebt hat, nun aber so viel Metall im Körper hat, dass eine normale Sicherheitskontrolle am Flughafen zur Tortur würde, sollte sich das Tier dazu entschließen, mit dem Flugzeug zu verreisen (meinen Segen hätte die Katze übrigens).

Sei's drum, mangels entsprechender Sprach- und Verhaltenskenntnisse kann ich nur annehmen, welche Belastungen diese ganze Angelegenheit für das Tier bedeutet haben. Die Belastungen des Frauchens hingegen, konnte ich ganz deutlich wahrnehmen. Sie endeten mit der Erkenntnis, dass es endgültig vorbei sei mit den Haustieren, wenn diese beiden Katzen dereinst das Zeitliche segnen. Und das kam von ihr. Ohne mein Zutun!

Aber zurück zu "es fing ganz harmlos an". Eines Tages erwähnte mein Schatz mehr oder minder beiläufig, dass sie in jungen Jahren mal einen Hund hatte und sich gut vorstellen könne, sich wieder einen zuzulegen, wenn wir dann mal pensioniert wären. Dies ist ein klassisches Beispiel für Nachrichten, deren Inhalt vom Absender ganz anders bewertet wird, als vom Empfänger. Ich habe in etwa Folgendes aus dem Gespräch gefiltert: "… in 15-20 Jahren vielleicht einen Hund, kann ich mal die Butter haben". Inzwischen weiß ich, dass ich da wohl etwas falsch verstanden habe. Wobei ich vermutlich mit 98% aller Männer im selben Boot sitze. Tatsächlich bedeuteten die Worte vielmehr, nämlich: Ich beschäftige mich intensiv damit, mir einen Hund zuzulegen.

Ich bin nicht sicher ob das eine evolutionäre Technik ist, um Männer bewusst in die Irre zu führen, es ist aber meiner Ansicht nach offensichtlich, dass die Info über die Vergangenheit und der Verweis auf die ferne Zukunft lediglich schmückendes Beiwerk sind, ohne jegliche bindende Relevanz. Entsprechend überrascht war ich auch, als mein Liebling vor zwei Wochen freudestrahlend auf mich zu kam und mir verkündete, sie habe den perfekten Hund gefunden.

Mein kleiner Kopf hat schon genug damit zu kämpfen, sich die vielen wichtigen Dinge zu merken, deshalb können unwichtige (oder noch nicht wichtige) Dinge nur so lange gespeichert werden, wie es für das unmittelbare Gespräch zwingend notwendig ist. Das Thema Hund war demzufolge schon wieder gelöscht, nachdem ich aufgefordert wurde, die Butter rüberzureichen.

Ich war also überrascht. Vom Thema an sich, aber auch davon, wie weit die Überlegungen bereits gediehen waren. Nämlich sehr weit. Nach dem Studium von zig Internetplattformen für ausgesetzte oder entlaufene Hunde, war der richtige Kandidat gefunden. Klein bis mittelgroß, dem Welpenalter entwachsen, weder aggressiv noch psychisch gestört. Was will man mehr?

Keinen Hund! Das ist zumindest meine Meinung. Und dies brachte ich auch deutlich zum Ausdruck. Ich sagte, und ich zitiere mich da wörtlich, "Ich will keinen Hund." Hatte ich das mit der unterschiedlichen Interpretation von Nachrichten schon erwähnt? In diesem Beispiel wähnte sich der Absender ob seiner klaren Worte und des einfachen Satzbaus auf der sicheren Seite. Die Empfängerin hingegen hat aus unerfindlichen Gründen in etwa Folgendes verstanden: Ich bin von dieser Idee genauso begeistert, wie von bitterkalten Nächten im Caravan oder als Spaziergang getarnten Wanderungen durch die Alpen. Aber wie immer füge ich mich natürlich gerne meinem Schicksal, wenn es Dich nur glücklich macht.

Kritische Leser mögen an dieser Stelle einwenden, dass ich nicht wissen könne, wie mein Schatz meine klare Ablehnung interpretiert hat. Doch kann ich. Nachfolgend zitiere ich das vollständige Gespräch:

"Ich will keinen Hund!"

"Das meinst Du nur!"

Noch Fragen?

Dass mein Standpunkt in der oben beschriebenen Weise interpretiert worden war, lässt sich auch daraus ableiten, dass in der Folge der Vermieter gefragt wurde, ob Hunde in der Wohnung erlaubt seien, dass parallel dazu Informationen gesammelt wurden, was man so alles tun muss, um einen Hund halten zu dürfen und – der endgültige Beweis meiner These – dass bereits im Tierheim angefragt war, wann der Hunde denn abgeholt werden könne.

Es ist ja nun nicht so, dass mir nicht genügend Gründe eingefallen wären, die gegen einen Hund sprächen, zumal mir der Grund "Ich will keinen Hund" absolut ausreicht, dennoch habe ich mich mit Googles Hilfe ein wenig mit dem Thema beschäftigt. Und zwar mit dem Ziel, den Elan meiner Frau mit fundierten Argumenten zu bremsen. Vergebliche Mühe? Pff, das weiß ich jetzt auch.

Dennoch will ich an dieser Stelle einen Fakt einbringen, der mir mehrfach untergekommen ist, während ich nach den geschätzten Kosten für einen solchen Hund suchte. In praktisch allen Kalkulationen, die ich gefunden habe, war ein mehr oder minder hoher Betrag enthalten, der für Schäden gedacht war, die der Hund in der Wohnung anrichtet. Zerbissene Schuhe, zerrissene Kissen, umgestoßene Lampen usw.

Haben Sie schon einmal versucht, Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter zu erklären, dass die neue Freundin oder der neue Freund die gleichen Verhaltensweisen an den Tag legten, wie die Pfeife zuvor und er/sie deshalb besser vorsichtig sein sollte? Die Antwort darauf lautet in den meisten Fällen in etwa so: Nein, bei ihr/ihm wird das alles ganz anders! Zufällig war unser Mädel schon in genau dieser Situation und von ihrer Mutter sollte man deshalb erwarten, dass sie dieses "nein, er ist ganz anders" als zwar verständliche aber dennoch irrtümliche Entscheidung bewertet. Aber mein Hinweis auf das unkalkulierbare Zerstörungspotential eines Hundes wurde genau in dieser Art vom Tisch gewischt. Das sei bei diesem Hund ganz anders. Er sei ja klein und nicht aggressiv. Thema beendet.

Ein Running Gag unserer Beziehung ist die Aussage "Meins gibt es nicht mehr". Damit ist gemeint, dass wir zusammen sind und unser Leben und alles was darin ist teilen. Der Spruch wird gerne dann zitiert, wenn der eine etwas vom anderen haben will. Wird mir zum Beispiel ein Schluck Cola aus dem Glas entwendet wird meine Entrüstung mit den Worten "Meins gibt es nicht mehr" im Keime erstickt. Auch die Frage, weshalb der Nachwuchs meinen Computer verwenden muss, um Schularbeiten zu erledigen, wird mit dem Hinweis auf "Meins gibt es nicht mehr" beantwortet.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die wirkliche Aussagen "Deins gibt es nicht mehr, meins schon" lautet, aber darum geht es hier ja gar nicht.
Ich nahm diesen Running Gag nämlich zum Anlass nochmals zu untermauern, dass es mir mit meinen Bedenken ernst war. Ich verwies nämlich darauf, dass der Hund nicht in diese Kategorie gehören würde. Der Hund wäre einzig und allein ihre Sache, mich ginge das Tier absolut nichts an. Gassi gehen bei Dunkelheit und Starkregen? Viel Spaß, aber ohne mich! Den Hund im Auto mitnehmen? Wir nehmen Dein Auto. Im Hotel sind keine Hunde erlaubt? Dann fahre ich eben alleine in den Urlaub.

"Das meinst Du nur!"

Na prima.

Für einen Moment glomm dann aber doch nochmal ein Funken Hoffnung für mich auf. Der "perfekte Hund" hatte nämlich inzwischen schon ein neues Heim gefunden. Und da mein Schatz ja äußerst sorgfältig gesucht und dabei viele unpassende Kandidaten ausgesondert hatte, sollte das Thema ja nun vom Tisch sein. Vermutlich war es meine Verzweiflung, die mir das Hirn vernebelte. Sonst wäre ich natürlich nicht auf einen so unsinnigen Gedanken gekommen. Dass der perfekte Hund nicht mehr verfügbar ist, bedeutete lediglich, dass es doch nicht der perfekte Hund war. Sonst wäre er ja verfügbar gewesen.

Hätte es zu diesem Zeitpunkt noch eines Belegs bedurft, dass meiner Frau die Sache ernst war, könnte das vergangene Wochenende herangezogen werden. Wir hatten kinderfreien Urlaub und verbrachten einige Tage in unserem Caravan bei Interlaken. Mein Schatz liebt den Caravan und die Gegend dort. Sie blüht regelrecht auf, wenn wir dort sind und es gibt kaum etwas, das sie davon überzeugen könnte, früher als unbedingt nötig wieder nach Hause zu fahren.

Dieses Mal war geplant nicht erst am Sonntagabend zurück zu fahren, sondern bereits am Morgen, damit wir noch das Fußballspiel ihres Sohnes ansehen konnten. Die zweite Sache, die mein Schatz nur aus sehr wichtigem Grunde verpassen würde.

Es kam für mich deshalb völlig überraschend, als ich gefragt wurde, ob wir schon am Freitagnachmittag oder doch erst am Samstagmorgen nach Hause fahren sollten. "Äääh … hä?" Sie wolle noch einen Hund ansehen gehen, deshalb. Am Samstagmorgen waren dann erstmalig die Rollen vertauscht. Plötzlich war sie es, der es nicht schnell genug gehen konnte mit dem heimfahren.

Aber damit nicht genug. Nachdem sie von der Besichtigung zurück war, fragte sie mit intensivem Augenklimpern, ob ich am Sonntag ihren Sohn zum Fußball begleiten könne. Sie müsse nämlich den Hund abholen.

Und jetzt haben wir also einen Hund. Er stammt aus Griechenland, war dort herrenlos aufgegriffen und in der Folge von einer Schweizerin vor dem Einschläfern gerettet worden. Er wurde Lenny genannt, aber angesichts der Tatsache, dass er erst eine Woche in der Schweiz war, wird er sich daran noch nicht so sehr gewöhnt haben. Ich nenne ihn deshalb Gyros.

Gyros verweigert bislang den Großteil der eigens für ihn beschafften Hundenahrung (und mein Schatz hat alle möglichen Sachen gekauft. So kommt es mir zumindest vor). Nudeln mit Hackfleisch kann er aber offensichtlich nicht widerstehen. Damit reiht er sich nahtlos in das fragwürde Fressverhalten ein, das unsere Katzen an den Tag legen. Die eine schleckt nur die Soße von jeglicher Art Nassnahrung und die andere ist selektiver Vegetarier (frisst nur bestimmtes, frisches Fleisch).

Bis jetzt (also nach knapp zwei Tagen) hat Gyros nur zwei Mal gebellt und noch nichts zerstört. Ich werte das als gutes Zeichen, auch wenn ich der Sache noch nicht so richtig traue. Die Katzen halten sich fern von ihm und belästigen mich deshalb während des Fernsehens nicht mit ihrem Schnurren. Das kann ich schon mal als klaren Vorteil werten. Und Spaß hat mir Gyros auch schon gemacht. Gestern Abend warf sich mein Schatz voll in Montur fürs Gassi gehen. Dicke Jacke, Mütze, Handschuhe, Gummistiefel (es regnete nämlich und war kalt) und natürlich ein blinkendes Band um den Oberarm, um im Dunkeln besser gesehen zu werden. Auch Gyros bekam eine Blink-LED ans Halsband und nach nur 20 Minuten der Vorbereitung waren Frauchen und Hund bereit fürs Gassi gehen.

Wobei das nicht ganz die Wahrheit ist. Nachdem Frauchen nämlich die Tür geöffnet hatte, legte sich der Hund auf den Boden und war nicht dazu zu bewegen, das Haus zu verlassen. Gyros, der alte Grieche, hat es offensichtlich nicht so mit kühlen Regenwetter.

Fortsetzung folgt …
 
Vier Erkenntnisse:

1) Dein Caravan hat 'ne beschissene Heizung :D

2) Du bist kein Frauenversteher ;)

3) Tiere sind etwas ganz tolles, du weisst es nur noch nicht :smokin

4) Du hast zu viel Zeit zu schreiben :ROFLMAO:
 
Ich bin ja auch mal vor gut 8 Jahren mit rationalen Denken förmlich gegen eine "Ich-will-unbedingt-einen-Hund-Front" gerannt.

Damals habe ich mich einfach von dieser Entscheidung mit Null Verantwortung und Null Verpflichtung distanziert und manifestiert,
dass ICH unter keinen Umständen mich um den Hund kümmern werde, außer vielleicht mal zu Spiel und Spaß.

Nun, mit dem Gassigehen hat das weitestgehend geklappt.

Aber spontan irgendwo hinfahren ist nicht mehr. Die Entscheider (Frau und Tochter) von damals haben aber dazu gelernt:
Einen neuen nächsten Hund gibt es nicht mehr! (Bis jetzt ist das zumindest so.) :D

Kleine Anmerkung: Ich mag den Hund trotzdem.
 
Ich mag Hunde und Katzen (und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen, die Viecher mögen mich auch ;)) und in meiner Kindheit und Jugend hatten meine Eltern beides oft parallel.

Ich selbst halte mir aber weder das eine noch das andere.
Katzen kämen für mich nur als Freigänger in Frage, nie im Leben würde ich mir ein Katzenklo in die Wohnung stellen, dass ist für mich der Gipfel der Unhygiene.
Und so lange ich berufstätig bin kann ich mich nicht so um einen Hund kümmern, wie ich es für erforderlich halte.

Ich mache aber schon öfter mal übers Wochenende Dogsitting im Freundes- und Bekanntenkreis und mein Vermieter hat auch einen Hund, der mich so ziemlich jeden Abend besuchen kommt und je nach Laune mal nur 10 Minuten oder mehrere Stunden bleibt.

Die echten Tierfreunde kann man imho oft auch daran erkennen, dass sie eben keine Haustiere haben, weil sie diese nicht artgerecht halten können und/oder keine Zeit haben, sich angemessen um die Tiere zu kümmern.
 
Das ist eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache. Mich mögen die Vierbeiner auch. Ich kann sie noch so sehr ignorieren, es hilft nichts! :cry:

Ich habe wenig bedenken, dass der Hund ausreichend umsorgt wird, dazu ist der Rest der Familie viel zu tierlieb. Ich befürchte nur, ich kann mich nicht ewig raushalten. Heute kam ich von der Arbeit nach Hause und meine erste Aufgabe war es, zum Fressnapf zu fahren, weil irgend ein Hundeding eine Nummer zu klein gekauft worden war. Ich war zwar nur der Fahrer, den Umtausch hat die Tochter meiner Freundin erledigt, aber es fängt ja immer klein an. :mad
 
Aber sehe es mal positiv: Der Hund wird dir ausreichend Stoff für dein drittes Buch liefern.
"Wie ich eigentlich auf den Hund gekommen bin."
 
Auferstehung? Das hieße ja, dass ich verstorben wäre!
Nein ich bin munter und lebendig und es freut mich zu sehen, dass hier noch einige von den Alten aktiv sind.
 
Grainger schrieb:
Ich mag Hunde und Katzen (und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen, die Viecher mögen mich auch ;)) und in meiner Kindheit und Jugend hatten meine Eltern beides oft parallel.

Ich selbst halte mir aber weder das eine noch das andere.
Katzen kämen für mich nur als Freigänger in Frage, nie im Leben würde ich mir ein Katzenklo in die Wohnung stellen, dass ist für mich der Gipfel der Unhygiene.
Und so lange ich berufstätig bin kann ich mich nicht so um einen Hund kümmern, wie ich es für erforderlich halte.

Im ersten Absatz laufen wir noch konform, im zweiten haben wir sogar noch die gleiche Meinung, aber tatsächlich lebe ich mit zwei Katzen zusammen. Nicht so wirklich freiwillig, aber so ist es halt gekommen.
Das mit den Katzenklos finde ich total nervig, besonders auch, weil ich diese regelmäßig vergesse auszuschaufeln und die Viecher nach einer Weile mich dann daran erinnern, indem sie Tretminen in der Wohnung verteilen. Zudem sind die zwei auch noch so anspruchsvoll, das zwei Toiletten benötigt werden und sie auch nur bestimmte Sachen fressen.

Leider, und das bedaure ich sehr, sind beide eben auch für diese Wohngegend keine Freigänger. Deren Lebensbereich beschränkt sich auf eine 51qm Wohnung und den Katzenausbruchssicheren Balkon. Etwas, was ich persönlich eigentlich als absolutes No-Go erachte. Wobei beide schon Schlimmeres erlebt haben bevor sie bei mir ankamen.
Der eine ist irgend so ne Promenadenmischung, die andere hat nen Stammbaum der länger als meiner ist. So ne richtige Zuchtmiez. Was ich an und für sich schon ziemlich krank und Verabscheuungswürdig erachte.
Beide sind sozusagen adoptiert worden. Die Alternative wäre für beide das Tierheim gewesen.

Besonders anstrengend empfinde ich die allgegenwärtigen Katzenhaare. Er hat ein braun-schwarzes Fell, sie ist sozusagen dreckig-weiß. Beide Katzen haben eine Vorliebe für frisch gewaschene Wäsche. Sie bevorzugt dunkle Kleidung zum draufrumliegen, er helle Wäsche. Er verteilt besonders gerne sein Unterfell mit diesen sehr kurzen dunklen Haaren, sie hinterlässt bevorzugt Flöckchen an weißen Haaren wenn sie irgendwo hoch- oder runterspringt, sich schnell bewegt oder ähnliches.

Eine artgerechte Haltung sieht klar anders aus. Im Vergleich zu dem, was ich jedoch in dieser Stadt inzwischen alles gesehen habe, hoffe ich doch, das die zwei es nicht ganz so schlimm erwischt hat wie viele andere Artgenossen.

Ein Hund jedoch, auch wenn mir in ziemlich regelmäßigen Abständen einer oder mehr angeboten wird, lehne ich schlicht hab. Das gibt hier - schon auf dieser Ecke von Hamburg, die im Vergleich zu anderen Orten in dieser Stadt sogar eher für Hunde geeignet wäre - dermaßen viele verhaltensgestörte Köter... Zudem bin ich regelmäßig schon mit mir und meinem Leben überfordert und das mit den zwei Katzen hatte ich gerade erwähnt... das will ich echt keinem Hund antun.

Seltsamerweise, wie ich es bei einigen Nachbarn von mir hier im Viertel mitbekomme, gehen deren Vorstellungen von einer heilen Familie irgendwie mit automatisch mit dem Besitz eines Hundes einher. Die allerwenigsten ist jedoch klar, was dies für eine Verantwortung und eben auch welchen Zeitaufwand dies bedeutet. Es reicht nicht aus mit nem Hund dreimal am Tag "Gassi zu gehen" - an der Leine wie es sich gehört - da muss viel mehr kommen. So ein Hundevieh brauch eine Aufgabe und schlicht Raum für seinen Spieltrieb. Und eben auch Erziehung. Das kostet alles Zeit, die der Normalbürger nicht mal so eben aus dem Ärmel schütteln kann.

Mal völlig abgesehen von den kranken Individuen, die sich nen Hund oder ne Katze als Statussymbol anschaffen. Nen Kampfhund haben ist ja so coool. :wand :wand

Oder diese allein erziehende Mutter von zwei kleinen Kindern die vier Katzen und so nen riesigen Hund (ich muss an dieser Stelle raten, was das für ein Vieh war. Ich würde mal auf Bullmastiff tippen.) hatte und mit den Kiddies - die Kleine konnte schon laufen, der Kleine noch nicht und kam immer im Kinderwagen mit - die hier im Stadtteilzentrum vor einigen Monaten regelmäßig rumlief. Mit dieser kam man auch mal ins Gespräch und "der Hund ist super und voll lieb und so brav,...etc. & pp.
Tja, irgendwann hat dieser jedoch das Lieb und das Brav wohl mal vergessen und hier in der Fußgängerzone mal richtig Gas gegeben. Da war dann kein Halten mehr. Selbst mit Frau und Kind und Kinderwagen nicht, die natürlich fest verbunden über die Leine waren. Die wurden einfach mal so knapp 200 Meter mitgeschleift.
So im Sommer über Gehwegplatten geschleift zu werden, stelle ich mir recht unangenehm vor. - Nach diesem Vorfall habe ich auch den Hund bzw. diese kleine Familie nicht mehr gesehen. Krankenwagen und Polizei war da... die haben vielleicht noch ein bisschen mehr gefunden. Wer weiß....?!


Nach allem, was ich in den letzten 25 Jahren in Hamburg gesehen habe, würde ich rund zwei Drittel der Leute hier ihre Haustiere abnehmen. - Einschließlich mir!
Wobei ich hier nicht nur Hunde und Katzen darunter verstehe. Auch Reptilien, Amphibien, Insekten und diverse andere Arten von Säugetieren sollten den Leuten hier schlicht entzogen werden, weil sie eben NICHT in der Lage sind, diesen Tiere ein Zuhause anzubieten, wie es sich gehört.

Diese Stadt ist schon häufig genug nicht in der Lage genügend Freiraum für die hier lebenden Menschen anzubieten. Für diese Tiere muss das noch viel schlimmer sein.
 
...
Nach allem, was ich in den letzten 25 Jahren in Hamburg gesehen habe, würde ich rund zwei Drittel der Leute hier ihre Haustiere abnehmen. - Einschließlich mir!
Wobei ich hier nicht nur Hunde und Katzen darunter verstehe. Auch Reptilien, Amphibien, Insekten und diverse andere Arten von Säugetieren sollten den Leuten hier schlicht entzogen werden, weil sie eben NICHT in der Lage sind, diesen Tiere ein Zuhause anzubieten, wie es sich gehört.
...

Und dann? Ab ins Tierheim mit den Tieren. Oder gleich keulen? :unsure: Was hast du mit ihnen vor?
In Hamburg leben zu müssen ist mit Sicherheit für Hunde und ihre Halter/innen nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, wohl eher eine (rot-grüne) Strafe. Umziehen nach München z.B. würde den Hunden und ihren Haltern mit Sicherheit gut tun :D In München gibt es keinen allgemeinen Leinenzwang und wegen frei laufenden Hunden im Englischen Garten regt sich in aller Regel niemand auf.
Hunde sind übrigens auch nicht gleich Hunde. Daß ein Afghane nicht in das hundefeindliche (allgemeiner Leinenzwang) Hamburg paßt, okay, aber laß doch wenigstens der Oma ihren Chihuahua. Er braucht nicht täglich zig Kilometer Auslauf und schützt sie vor Einsamkeit in der Wohnung und auch im Freien, denn mit Hund an der Seite finden sich Gesprächspartner jeden Alters und Geschlechts ganz automatisch. Und ja, eine Familie ohne Hund (oder wenigstens Katze) ist einfach nicht komplett. Frag mal Kinder :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab das mit Absicht = wohin mit den Viechern??? - weggelassen. Da gibt es nämlich eigentlich keine Alternative.
Despo schrieb:
Und dann? Ab ins Tierheim mit den Tieren. Oder gleich keulen? :unsure: Was hast du mit ihnen vor?
In Hamburg leben zu müssen ist mit Sicherheit für Hunde und ihre Halter/innen nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, wohl eher eine (rot-grüne) Strafe. Umziehen nach München z.B. würde den Hunden und ihren Haltern mit Sicherheit gut tun :grins In München gibt es keinen allgemeinen Leinenzwang und wegen frei laufenden Hunden im Englischen Garten regt sich in aller Regel niemand auf.

Die Tierheime die ich bisher erleben musste, waren immer überlastet. Nach dem letzten Bericht von Mario Barth wundert mich das nicht.
Ich pranger ja gerne den Staat an, das mit den Tierheimen ist jedoch ein kommunales Problem (also etwas, was direkt vor deiner Tür ist und besteht und du es ändern könntest!!)

Ich habe ein wenig München (nicht überall, nicht alle Stadtteile) kennen gelernt. Auch dort laufen viele Hunde rum, die in keinster Weise Artgerecht gehalten werden können.
Der Mensch ist leider völlig ziemlich gleich, völlig egal in welcher Stadt. - Und gerade München würde ich jedem normal denkendem Menschen schlicht nicht empfehlen. Völlig egal ob dieser ein Haustier hat oder nicht. Die Schizophrenie in der Bevölkerung in dieser Stadt und der Umgebung durfte ich in über 15 Jahren am eigenen Leib erfahren.
Und dann? Ab ins Tierheim mit den Tieren. Oder gleich keulen? :unsure: Was hast du mit ihnen vor?

Ehrlich?


Solange man ein Tier noch kaufen kann - weil es eben als Ware angesehen wird, was man eben kaufen kann - wird es schlicht keine Verantwortung geben bei ganz vielen Menschen. Da ist es völlig egal wie du oder ich zu dem Leben eines Tieres (und das ist nun einmal die Definition... auch wenn wir selbst im Grunde genommen nur zu den Tieren gehören) stehen.

Dein Einwand zwischen München und Hamburg egalisiert sich in mehreren Punkten. Das was da bei euch erlaubt ist im englischen Garten ist meines Wissens nach extrem stark reglementiert.

P.S.

Das Problem liegt nicht bei den eben nicht so entwickelten Säugetieren, sondern an der Beschränktheit des Menschen und seinem Zwängen, die ihm die Welt aufdrücken.
Anstatt sich dagegen aufzulehnen und den zwanghaften Zustand zu ändern, versucht das kleine Mensch sich mit Vertrautem zu umgeben. - Schick für die Mächtigen.. die müssen keine Spiele mehr bringen - völliger Verlust für Mensch und Tier.
Die einen Lügen sich was in die Tüte und Hund und Katz haben eh keine Stimme und müssen mit ihrem Schicksal leben, weil sie nicht sprechen könne.

Ich stehe nachwievor zu meiner Aussage, das ich rund zwei Drittel der Bevölkerung mit Haustieren diese schlicht entziehen würde, da sie aus meiner Erfahrung heraus eben NICHT für diese Tiere eine auch nur halbwegs gerechte Haltung bewerkstelligen könnten.
Schon rein statistisch ist für die angemeldete Summe an Tieren überhaupt nicht soviel Platz vorhanden, wie sie es eigentlich bräuchten.

Ich würde jedoch auch gerne rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung schlicht als Intelligenzflüchtlinge ausweisen lassen! Bei einer Bevölkerung, bei dem das Dschungelcamp in egal welcher Minute die höchsten Einschaltquoten hat, bin ich irgendwie falsch. - Nur wohin?

Und da sind wir dann wieder bei deiner Frage: Wohin? - Totkeulen?.. in Deutschland nicht machbar, weder bei Tier noch Mensch.
 
Zuletzt bearbeitet:
... Und gerade München würde ich jedem normal denkendem Menschen schlicht nicht empfehlen. Völlig egal ob dieser ein Haustier hat oder nicht. Die Schizophrenie in der Bevölkerung in dieser Stadt und der Umgebung durfte ich in über 15 Jahren am eigenen Leib erfahren. ...

Schizophrene Bevölkerung in München und Umgebung? :ROFLMAO: Wenn du einen derartigen Eindruck von den Menschen dort bekommen hast, stellt sich mir zwangsläufig die Frage, ob das nicht auch eventuell an der persönlichen Situation und am Auge des Betrachters gelegen haben könnte ;) http://www.katelein.com/tag/saupreis/ :D Ich habe bis vor kurzen (Umzug als Rentner aufs Land) fast 40 Jahre in München gewohnt und habe mich dort als "Saupreiß" privat und auf der Arbeit sauwohl gefühlt.
Und ich bleibe dabei, München ist eine sehr hundefreundliche Stadt.
Aber ich glaube, wir haben uns jetzt sehr weit von Chmuls Thema entfernt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tut mir Leid chmul - Und auch an dieser Stelle eine Entschuldigung an euch anderen!

Eigentlich fing mein erster Beitrag ganz normal an, aber im Schreibfluss fing ich dann an mich aufzuregen. Ich sollte mich nicht aufregen! Das geht eigentlich immer irgendwie schief..... ist nun leider doch mal wieder passiert. :(

Nicht, das ich nicht dazu stehe, was ich gesagt habe, aber ich hätte mich auch ein wenig mehr zurück halten können. - was ich ja nun leider nicht getan habe.
 
@Desperado
Ich bin als Berliner Kind in Niederbayern aufgewachsen. Fast ausschließlich im Landkreis Rottal-Inn. Von 1975 bis 1989. Davon fast acht Jahre auf dem Hof Leberfing. (bei Münchsdorf)
Ich war in meinem Leben bisher vier Mal in München. Davon einmal für knapp vier Wochen. Bin da als Obdachloser gestrandet. Das ist jetzt etwas mehr als 20 Jahre her. In diesen vier Wochen hab ich ne Menge Hundebesitzer erlebt, die von Fürsorge, Erziehung, Verantwortung oder ähnlichem anscheinend noch nie was gehört haben. Häufig war das einfach nur ein Präsentationsobjekt. Den Englischen Garten hab ich übrigens nie gesehen.

Meine Erfahrung zeigt mir einfach, das viele Menschen, völlig egal wo, Tiere eben NICHT als fühlende und denkende Wesen betrachten, die man genauso wie Kinder umsorgen und pflegen muss.
Ganz klar gibt es auch solche Menschen die das können, aber viele können es eben nicht.

Zurück zum eigentlichen Thema:

Was mir von einer Bekannten, die wegen einer schwerwiegenden Krankheit nun den Hund ihres Nachbarn regelmäßig ausführt, erzählt wurde.
Es gibt ne Menge Kontakt zwischen Hundebesitzern. Anscheinend reicht es aus Gassi zu gehen mit einem Vierbeiner um das allgemeine Desinteresse (oder den Schutzpanzer oder so) einzureissen vor anderen Menschen, wenn da was an der Leine läuft. Zumindest hier im Randgebiet von Hamburg.
Sie meinte: "Die Menschen ignorieren mich weitestgehend wenn ich hier lang laufe, aber wenn ich den Hund mit habe, werde ich ständig angesprochen"

Ich persönlich halte das für einen durchaus interessanten soziologischen Ansatz.

(Vielleicht mal Cesar fragen?! - Dieser hat schon vor längerer Zeit Nachwuchs bekommen. :) )
 
Zitat Hubert Ries: "Wenn ein Hund dabei ist, werden die Menschen gleich menschlicher." Da ist viel Wahres dran. Mit Hund finden sich Gesprächspartner/Bekanntschaften jeden Alters und Geschlechts wie von selbst :)
Die Hunde, die ich in München kennenlernen konnte, waren alle in den Familien der Besitzer/-innen integriert, also Familienmitglieder. Ich habe nie andere kennen lernen müssen. Unabhängig davon gibt es natürlich auch Verantwortungslose, die vergessen, daß selbst der besterzogendste Hund auch nur ein Hund ist. Ein Nachbar in München z.B. ließ vertrauensselig seinen wirklich gut erzogenen Pitbull des öfteren frei auf einer Spielwiese zwischen den spielenden Kindern laufen. Ich traue meinem Hund (Labrador) auch nicht zu, daß er Kinder/Menschen beißt, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Auf einer Spielwiese würde ich ihn nie frei laufen lassen, mal ganz davon abgesehen, daß ein Hund dort absolut nicht hingehört.
 
Oben