Genialer Betteltrickbetrug ...

Es ist halt alles schwierig. Sowohl was die "freiberuflerischen" Roma-Bettler angeht, welche ein bequemes Leben führen, wie auch bei denen, die über mafiöse Strukturen von ihren Bossen ausgebeutet werden.

Ich gebe denen auch nichts. Die, die sozusagen "prekär" bei einem Boss beschäftigt sind, sehen von dem Geld eh nichts. Und die, die nichts abliefern müssen, können auch arbeiten gehen. Den es gibt in Deutschland auch Roma, die ihr Geld halbwegs ehrlich verdienen. Zumindest durch richtige Arbeit und im Idealfall sogar auf Steuerkarte.
Es ist halt der Preis der Osterweiterung. Die Unternehmen wollten billige Arbeitskräfte. Das wir damit gleichzeitig die sozialen Probleme Osteuropas abbekommen, war klar, wurde aber von der Politik als Kollateralschaden billigend in Kauf genommen.

Was die gescheiterten biodeutschen Existenzen angeht - denen bin ich gegenüber aufgeschlossen. Klar, sind viele an ihrem Schicksal selbst schuld, aber wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Ein paar falsche Entscheidungen und man rutscht ziemlich schnell durch die Maschen, da die Ämter nicht gerade darauf warten, solchen Leuten zu helfen.
Helfen tut man denen nicht, wenn man seinen Geldbeutel um das Kupfer und Gold erleichtert. Aber es ist halt für mich eine Geste der Akzeptanz, wenn mich einer höflich oder lustig angeht. Aber ich kann jeden verstehen, der das als nicht zielführend betrachtet. Gibt schließlich auch Sozialarbeiter, die davon abraten, da es den Druck nimmt, die Ochsentour in ein neues Leben in Angriff zu nehmen. Andererseits, viele von denen sind so kaputt, dass sie nicht mehr wohnfähig sind bzw. psychisch mit den Ämtern zurechtkommen. Ab ca. sechs Monaten Obdachlosigkeit verändert sich die Persönlichkeit und ab einer gewissen Zeit (individuell unterschiedlich) findet man halt nicht mehr in unser bürgerliches Leben zurück.
Was soll man mit denen machen?

Ich mache es mir da halt, eben aufgrund der Alltäglichkeit dieser Fragen, mittlerweile leicht und entscheide von Fall zu Fall nach Bauchgefühl, anstatt mir Kants moralischen Imperativ aufzubürden. Daher wie gesagt auch mein Interesse für die Diskussion. Wie sehen das andere, für die das anscheinend noch nicht so alltäglich ist?
 
Die Thread-Überschrift hat mich am Anfang etwas verwirrt:
Wenn das Wort "genial" benutzt wird, meint man meist "bewundernd"!
Ein Betteltrick, der andere ärgert und der möglicherweise strafbar ist, finde ich nicht genial.

Aber das ist Wortklauberei. Ich wollte eigentlich etwas anderes dazu sagen:

Betteln ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt.
Es gibt natürlich Ausnahmen, wie bspw.:
bei Betrug, Vortäuschung falscher Lebensumstände, bei Fehlen eines festen Wohnsitzes und bei jeglicher Art von Aggressivität.
Auch das "Betteln-verboten-Schild" muss beachtet werden.


Professionelles Betteln ist wie Arbeiten ohne Steuerkarte -
und da hilft wirklich nur: nichts geben.

Aber da gibt es ja immer noch den kleinen Rest der wirklich Bedürftigen.
Können wir uns auch nur ansatzweise vorstellen, wie es einem Menschen geht, der nicht durch faul- oder arbeitsscheu sein so weit unten gelandet ist?
Können wir uns vorstellen, wieviel Überwindung es kostet, sich dem Gespött der Menschen zu stellen, nur um etwas mehr zum existieren zu bekommen, als er möglicherweise vom Staat erhält?
Nicht vergessen:
Ich rede von den wirklich Bedürftigen.

Es sagt sich leicht: der / die ist doch selber schuld.
Ich weiß, dass es genügend Bettler gibt, die wirklich keine Lust zu arbeiten haben.
Die stellen aber meist auch keine großen Ansprüche, weder an sich selbst noch an die potentiellen Spender.
Es sind halt Menschen, die einfach anders ticken als der normale Durchschnittsmensch.
Das Seltsame ist, dass diese Menschen sehr oft zufriedener mit ihrem Schicksal sind, als jene oben erwähnte normale Durchschnittsmenschen.

Ich selbst bin SEHR sparsam, wenn ich die Bettler am Straßenrand sitzen sehe.
Allerdings sehe ich mir die "Kandidaten" genau an, und wenn ich der Meinung bin, dass ich hier eine Ausnahme machen müsste - dann tue ich es halt.
Es gibt auch Menschen, die Musik machen - mit Geige, Akkordeon, Gitarre usw.
Wenn es mir gefällt, was da vorgetragen wird, dann fällt es mir auch nicht schwer, ins Portemonnaie zu greifen.
Wenn ich allerdings Bettler sehe, die auf Knien rutschen und mit vorgestrecktem Becher in der Hand die Leute zum Erbarmen bringen wollen, dann gehen bei mir die Scheuklappen runter.


@Keuchhusten
diskutieren kann man über jedes nur erdenkliche Thema.;)

. . . . Ist für mich halt interessant, dass man darüber diskutiert.
 
Den Spenden sammelnden Gehörlosen bin ich auch schon auf einem Supermarkt-Parkplatz begegnet. Ich war jedoch zwei Jahre lang jeden Morgen mit einer Horde gehörloser Schüler im Zug nach Dortmund, die haben mir ein wenig beigebracht. Und da das Mädel nicht auf meine Frage in Zeichensprache antworten konnte, bot ich ihr in normallauter Sprache an, mit ihr auf die Polizei zu warten, falls sie keinen Spendensammelausweis hat.
Ich glaube, sie mochte mich nicht, sie war so schnell weg...

Straßenmusiker bekommen von mir Geld, wenn mir gefällt, was ich höre. Die seit langem bekannten Bettler und Punks bekommen gelegentlich auch etwas.
 
Es sagt sich leicht: der / die ist doch selber schuld.

Nach den Maßstäben unserer Gesellschaft sind die Meisten selber schuld.

In der Regel ist es eine Kombi aus niedrigem Bildungsgrad, Alkohol (oder anderem Suchtverhalten), Arbeitsplatzverlust, Gefängnis bzw. Scheidung. Meist treffen mehrere dieser Punkte zu und bedingen einander.

Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft, wo so etwas schlecht angesehen ist.

niedriger Bildungsgrad: "Ja, wenn man in der Schule nicht bereit ist was zu lernen!"
Arbeitsplatzverlust: "Wer will, findet Arbeit!"
Suchtverhalten: "Hättest ja nicht mit dem Saufen anfangen müssen!"
Scheidung: "Jetzt reiß dich mal zusammen, andere haben ihre Scheidung auch überstanden!"

Siehst du ja schon an meinem Post, dass ich der Meinung bin, dass Roma auch arbeiten gehen können. Auch wenn die Arbeitsbedingungen, die diese bekommen, vermutlich aus unserer Sicht dann doch schon wieder indiskutabel wären.

Klar gibt es unter den Pennern völlig schuldlose Fälle. Z.B. Gasleck, Haus geht hoch, Familie tot, Vater kriegt einen Trauerschock und fällt aus dem Leben. Die meisten allerdings sind einfach mit den Anforderungen, die unsere Gesellschaft nun mal stellt, nicht fertig geworden.

Daher auch mein Kommentar mit "Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!". Denn der Unterschied zwischen denen und uns besteht nur in ein paar falschen Entscheidungen.

@Keuchhusten
diskutieren kann man über jedes nur erdenkliche Thema.;)

Kann man. Aber es gibt halt offensichtliche Themen (Flüchtlinge, Rente oder Adam sucht Eva) oder weniger offensichtliche Themen. ;) Für mich war das Thema halt weniger offensichtlich.
 
ich spende für nichts und niemanden. Wenn ich mir am Monatsende meine Gehaltsabrechnung und den Unterschied zwischen Brutto- und Netto so ansehe, dann spende ich ohnehin Monat für Monat fast 50% meines Einkommens für den Staat und die Solidargemeinschaft.
Moment, die Story kenne ich von irgendwo her...
Jepp, du bis Ebenezer Scrooge.
 
Seid ihr aber nett. :ROFLMAO:

@Grainger: Eine gute Möglichkeit solchen Anschuldigungen aus dem Weg zu gehen, sind Zitate. Auf die kannst du verweisen, ohne dich bösen Verdächtigungen auszusetzen.

Ich zitiere in solchen Fällen gerne Onkel Dagobert.

"Glaubst du eigentlich, ich hätte heimlich ein Vermögen gehortet?"

"Durch Edelmut wird man nicht reich!"

"Bargeld lacht, ich nie!"
 
Keuchhusten schrieb:
Nach den Maßstäben unserer Gesellschaft sind die Meisten selber schuld.
Du hast hier die mit einer Krankheit vergessen. ;) Also einer Krankheit die sich im Kopf abspielt und die nicht so einfach sichtbar ist. Mit Glück ist diese sehr früh entdeckt worden und es wurden rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen. - Mit Pech ist es lange Zeit nicht entdeckt worden und das Leben der Personen gleicht einer Katastrophe. Siehe dazu bitte auch den Anhang. Wobei das natürlich nur als Beispiel gelten kann.
 

Anhänge

  • ADHS - Eine besondere Art zu sein.pdf
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Wenn ich so einen Text lese bin ich immer wieder sprachlos. Du bist also "Personaler" und "zahlst fast 50% Steuern" für die "Solidargemeinschaft"
Nicht nur Steuern, natürlich auch Sozialabgaben. Also das volle Programm (außer Kirchensteuer ;)).
Wieviel bringst Du dann nach hause? 3.000 Euro, 4.000, 6.000 oder noch mehr? Davon spendest Du null Euro?
Was hat mein Bruttoverdienst damit zu tun?
Laut Bund der Steuerzahler zahle ich rund 75% meines Einkommens in Form von direkten Steuern, indirekten Steuern, Sozialabgaben, Gebühren, usw. auf die eine oder andere Art an den (Sozial)staat zurück.
Reicht das nicht?
Das nennst Du solidarisch?
Ich nenne das solidarisch!
Du hast doch völlig vergessen was die Solidargemeinschaft für Dich tut!

Der so viel gescholtene Staat, der Dir ja nur Infrastruktur, Bildung, Sicherheit und vieles mehr bietet. Was wärst Du denn ohne diesen Staat? Was meinst Du wie weit Du als "Personaler" in Ländern ohne diese Sicherheiten und Strukturen kommen würdest?
Dafür zahle ich doch mehr als genug Beiträge.

Ich habe auch grundsätzlich kein Problem damit, dass ich mehr einzahle als ich "raus hole", denn dass ist nun mal in einer Solidargemeinschaft so das die leistungsfähigeren Mitglieder zur Kasse gebeten werden und glücklicherweise bin ich in der Lage, diesen meinen Beitrag zu leisten.

Darüber beschwere ich mich auch in keinster Weise.

Nur bin ich nicht bereit, darüber hinaus noch etwas zu spenden.
Wer putzt Dir den Hintern wenn Du im Krankenhaus liegst? Die Krankenschwester mit Ihren 1.500 Euro Brutto. Wer löscht dein Haus wenn es brennt? Wer baut das Essen an, das Du mit deinem "schwer" verdienten Geld kaufst?
Eine Krankenschwester in einem Krankenhaus im Stationsdienst hat als Einstiegsgehalt als Berufsanfängerin derzeit einen Bruttolohn von ~2.394 €/Monat.
Dazu kommen noch die Erschwerniszuschläge für Schicht-/Wechselschichtarbeit, Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit, Zusatzurlaube, Jahressonderzahlung, usw.

Eine erfahrene Krankenschwester mit 15 Jahren Berufserfahrung kommt auf 3.220 €/brutto + die Zuschläge.
Die Tariftabellen sind öffentlich zugänglich, kann jeder nach schauen.

Im OP, in der Anästhesie, Intensivstation, usw. mit entsprechender Fachweiterbildung auch mehr.

Das gönne ich ihnen auch, der Job ist anspruchsvoll und weit unterschätzt.

Nur für 1500 € brutto im Monat arbeitet in Deutschland schon lange keine Krankenschwester mehr. ;)
Und Du denkst, mit Steuern zahlen bist Du Teil der Solidargemeinschaft? Leute, die denken wie Du, sind einfach nur ein Teil des Problems!
Klar bin ich Teil der Solidargemeinschaft, z.B. zahle ich ja auch in Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung ein (trotz meines Einkommens bin ich freiwilliges Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung geblieben und habe mich nicht privat krankenversichert).

Leute wie Du, die sich nicht richtig informieren und mit Halbwahrheiten hausieren gehen sind auch ein Teil des Problems. :D
 
Noch ein Grund, warum ich nicht Spende! (ist evtl nicht für Jeden erreichbar)

Darum ist es mir mittlerweile ganz egal, ob Fernsehen, Straße oder sonst wo. Darum kann ich Grainger voll verstehen.
 
Seit wir nicht mehr in Essen sondern in einem Dorf mit 2500 Einwohnern wohnen, hat sich das mit der Bettelei erledigt. Spenden tue ich auch nix, da ich selbst den anerkannten Organisationen nicht traue. Dafür lösche ich euer Haus wenns brennt. Das ist auch solidarisch, finde ich.
 
Ich kann Grainger auch verstehen, teile jedoch seine Ansicht nicht. Muss ich ja zum Glück auch nicht. ;) - Ich bin ihm jedoch, auch im Sinne des Forums deutlich dankbar, das er sich die Mühe macht seine Ansicht so ausführlich aufzuschreiben. (y) Deswegen habe ich mich für seinen Beitrag bedankt.

Dein Beispiel mit dem Fernsehen oxfort, wundert mich nicht. In aller erster Linie ist Fernsehen schmu. Da wird für das tolle Bild, für die tollen Eindrücke oder die tolle Serie.. halt das, was die meinen der Zuschauer sehen will an allen Enden getrickst, gelogen und betrogen. Ich hab in meinem Leben genügend Fernsehshows mit aufgebaut, dass ich das so behaupten kann. Ganz klar gibt es wie überall auch die "ehrlichen" Sendungen, aber es heißt eben nicht umsonst SHOW. Das, was der normale Zuschauer in der Regel im Fernsehen sieht, sind eigentlich alles auf die eine oder andere Art Schauspieler.

Um zum Spenden zurück zu kommen (wobei wir ja eigentlich mit Trickbetrug angefangen haben :ROFLMAO: ) - ich weiß noch genau wann ich das letzte Mal etwas gespendet habe.
Das war hier beim Aldi um die Ecke vor knapp 10 Tagen. Da waren zwei Hintz&Kuntz Verkäufer. Die haben jede Person die in den Markt bzw. jede die aus dem Markt heraus kam, freundlich angestrahlt, die Zeitung hochgehalten und sich irgendwo nen laminierten Ausdruck verschafft, den sie sozusagen als Plakat zusätzlich dazu hochgehalten haben, mit dem Inhalt der Zeitung und einem fetten positiven roten Spruch. - Auch wenn beide wirklich nach Penner aussahen, so war das gerade in dieser gestressten Feierabend-Stimmung einfach ein schöner Augenblick Menschen zu sehen, die wohl gut drauf sind.

Bei meinem Einkauf hatte ich 10 Euro mit, 7,92 hab ich verbraucht und dann jedem von den beiden einen Euro in die Hand gedrückt. Die Zeitung selbst interessiert mich nicht. Selbst wenn, ich könnte die Kostenlos beziehen. - Das war mir das schlicht wert. Ich hätte gerne mehr gegeben, aber mehr war nicht da.


Wobei, um noch einmal auf einen anderen Aspekt dieser Diskussion zurück zu kommen, ich selbst mal gebettelt habe. Also nicht lange, nur so knapp zwei Wochen lang.
Ich bin als Teenager mal für drei Wochen von zu Hause abgehauen. Nach einer Woche im Wald ist Zivilisation eine echt schicke Sache. - Und Toilettenpapier eine wirklich tolle Erfindung!!

Was mir jedoch besonders im Gedächnis geblieben ist, ist diese erzwungene NICHT WAHRNEHMUNG. Ich bin irgendwo und bettele um Geld. Und ich werde von ganz vielen Menschen schlicht ignoriert. - Das tut oder zumindest mir tut so etwas viel mehr weh, als das ich eben kein Geld bekomme. Ich bin nicht mal mehr als Mensch, also etwas wie du und ich, bemerkt worden oder eben mit Absicht ignoriert worden.

Wenn man es genau nimmt, ist das jedes mal eine Verletzung der Menschenwürde!

Aber ich sehe es halt aus meiner Sicht und aus meiner Erfahrung. Für mich ist es völlig Normal, das ich Bettlern zumindest einen Augenblick der Aufmerksamkeit schenke um ihnen zu zeigen, das es die Person gibt. Das diese Person existiert. Selbst mit den Wachturm-Leuten verfahre ich so. Eigentlich versuche ich immer und überall die Wertschätzung, die sie einfach als Mensch schon von Grund auf verdient haben, zukommen zu lassen. Das gehört sich aus meiner Sicht einfach so als Mensch mit vielen anderen Menschen.


P.S.
Was bitte ist ein Personaler? - Mir sagt dieser Begriff nichts.
 
Was bitte ist ein Personaler? - Mir sagt dieser Begriff nichts.
Ich arbeite in einer Personalabteilung.

Bei meinem Arbeitgeber wird das Konzept der sog. Ganzheitlichen Personalsachbearbeitung verfolgt, als Personaler ist man für seine zu betreuenden Beschäftigten für alles zuständig.

Das fängt schon mit der Stellenausschreibung an, das Einstellungsverfahren, die Entgeltabrechnung, Personalgespräche, Beratungen, usw.

Trotzdem bilden sich natürlich Schwerpunkte, zum Einen weil man nicht jeden Sachbearbeiter in jeder Hinsicht umfassend schulen kann und zum Anderen, weil es eben Tätigkeiten gibt, die dem einen mehr liegen als dem anderen.
Grundsätzlich muss aber jeder alles können (zumindest die Basics), aber bei speziellen Fragen oder Problemen geht man halt doch zu dem Sachbearbeiter, der sich da besser auskennt als der Durchschnitt.

Das hat natürlich Vor- und Nachteile.

In meinem (kleinen) Team kann tatsächlich jeder jeden vertreten (zumindest in den Basisfunktionen), dafür muss eben auch jeder alles können.
Macht die Arbeit natürlich auch viel interessanter, weil man z.B. nicht immer nur mit der reinen Entgeltabrechnung beschäftigt ist, sondern auch Arbeitsverträge ausstellen und Betriebsratsmaßnahmen vorbereiten muss, usw.

Eben alles, was in einer Personalabteilung so anfällt.
 
Öh.. doch im Kontext finde ich das durchaus richtig.

Wobei mir durchaus bewusst ist, das es zwischen der bettelnden Person und den Leuten die einfach vorbei laufen durchaus hier und da etwas Emotionales gibt.



Ohne jetzt genau zu wissen, wie du deinen Einwand meinst, möchte ich an dieser Stelle ein Beispiel veröffentlichen.

Vor (oh Gott, das ist schon über 20 Jahre her) hatte ich mal ein wichtiges Vorstellungsgespräch im Sommer in der Nähe des Hauptbahnhofes von Hamburg.
ot:
Für die, die diese Stadt nicht so kennen.. Hauptbahnhof Nord grenzt an dem Abschaum der Menschheit, Hauptbahnhof Süd ist so die Einkaufmeile der Mittelständler bis Superreichen. Ist auf beiden Seiten ein relativ kleines Areal, besteht jedoch wohl irgendwie Dauerhaft. War schon so, als ich hier ankam, ist nach fast 30 Jahren in Hamburg immer noch so.

Ich hatte mir für dieses Vorstellungsgespräch einen Anzug (also so etwas mit Krawatte) ausgeliehen. Ich sah also im Vergleich zu sonstigen Gewohnheiten eventuell eher ... naja.. sagen wir mal "passabel" aus.

Das Ergebnis war negativ.

Ich hab mir nach dieser Absage damals dann ne Anzahl an Dosenbier besorgt und mich in die so ziemlich abstoßendste Ecke im Nordteil des Hauptbahnhofes gefleezt. Die Jungs (und die ganz wenigen Frauen haben zwar doof gekuckt... aber die haben ganz anderes gesehen, erlebt, etc. als das es dann da nen Aufstand gibt.)
In der Zeit, in der ich damals versucht habe meinen Kummer zu ertränken, habe ich eine Vielzahl an Leuten erlebt, die irgendwie recht verstört wirkten, als sich mich unter den augenscheinlichen Pennern gesehen haben. - Am Anfang war mir das klar egal.

Später, als mich dann drei Mädels in Richtung ihrer "Behausung" abgeschleppt haben (nicht was ihr denkt... das waren alles Omis, die einfach ein gutes Herz hatten und mich beschützten wollten), hab ich bei denen da auf der Ecke gelegen und konnte die Schritte der Menschen hören.
Normale Schritte bis auf etwa meine Höhe (oder eben die Sichtbarkeit meiner Person im Anzug mit Krawatte). Manchmal ein Verharren. Von mir weg immer ein energischer Schritt als vorher. Der Rhythmus der vorher in ihrem Lautklang des Auftreten des Schrittes war, war nach meinem Anblick anscheinend irgendwie gestört. :ROFLMAO:

Ob dass nun das ist, was 0815 unter emotional versteht, weiß ich nun nicht. Da nun jedoch die letzte Omi aus diesem Dreierkreis vor einigen Tagen verstorben ist, ist es mir schlicht ein Bedürfnis diese drei Frauen zumindest auf einer Ebene erwähnt zu haben und schlicht zu würdigen.



Was ich aus dieser Zeit (zumindest was dieses Thema anbelangt) gelernt habe ist: Menschen beurteilen andere Menschen nach ihren Kleidern.
Von einer "Penner-Gruppe" erwartet man, das diese wie Penner aussehen. Sieht man nicht danach aus, so gibt es Irritationen. Der vorbeilaufende Mensch wird in seiner Wahrnehmung und in seinem Weltbild gestört.

Rein aus meinem Erfahrungswert wird eher für Menschen gespendet, die in das Weltbild der allgemeinen Vorstellung passen. Wird dieses Weltbild gestört, gibt es keine Spenden.

Aus dieser einfachen Einsicht, sieht man viele viele echt abgerissene Menschen die betteln. Gibt einfach mehr Kohle, wenn man Scheiße und Abgerissen aussieht. ;)



Und spätestens hier sollte eigentlich ne Art von Unterscheidungsmerkmal auftreten. Ganz klar gibt es ne ganze Liste von Menschen, die so etwas wie einen festen Wohnsitz oder schlicht eine Wohnung nicht ertragen können. Aber mit denen kann man sich unterhalten. ;)
Jeder oder jede der/die dort sitzt und Worte nicht versteht, sitzt da für Kohle.

Finde ich persönlich für echt traurig, ich hab jedoch mehrmals erleben dürfen, das es klare Platzwerte gibt. Gewisse Bereiche sind für gewisse Gruppen. Die Menschen, die in ihren eigenen Augen nichts mehr sind oder sich schlicht aufgegeben haben, haben eben niemanden der dahinter steht und notfalls mit Gewalt dafür sorgt. Die Leute haben nix mehr, sind nix mehr.. wissen meist einfach nicht, warum sie noch leben.

Die "echten Bettlerplätze" sind laut meiner Erfahrung längst reserviert. Ne "Rotte" kann da eventuell mal das System durcheinanderbringen, aber im Großen und Ganzen sind die einträglichen Plätze in Hamburg rundherum längst vergeben.
 
......dann jedem von den beiden einen Euro in die Hand gedrückt. Die Zeitung selbst interessiert mich nicht.
Zu dem Euro in die Hand drücken, was wirklich gut gemeint ist, nur dieses kleine Zitat aus den FAQ:
https://www.hinzundkunzt.de/projekt/faq/ schrieb:
Kann ich einfach nur Trinkgeld geben, ohne das Magazin zu nehmen?

Der Verkäufer freut sich natürlich über ein Trinkgeld. Aber dann bleibt er ein Mensch, der Almosen empfängt – und nicht ein Hinz&Künztler, der ein Produkt verkauft. Wir wollen ja gerade eine Alternative bieten zum Betteln. Langfristig gefährdet wäre natürlich auch das Projekt, wenn die Auflage sinkt.
Wir sind ja vom eigentlichen Thema eh schon länger weg, aber ärgert mich wenn in den Beiträgen hier von "Pennern" gesprochen/geschrieben wird!
Da fehlt mir ein wenig der Respekt.
 
aber ärgert mich wenn in den Beiträgen hier von "Pennern" gesprochen/geschrieben wird! Da fehlt mir ein wenig der Respekt.
Ich kann den Einwand durchaus verstehen, im Sinne der Vereinfachung halte ich dies jedoch in einer Diskussionsrunde für durchaus legitim. Wobei, wenn ich jetzt drüber nachdenke, ist es wahrscheinlich eher schwierig zu verstehen, wie z.B. ich dieses Wort definiere und eben auch benutze. Einige Menschen könnten daraus wohl tatsächlich eine abfällige Bezeichnung heraushören.
Dazu müsste man wahrscheinlich mich ein bisschen besser kennen und sehen und erleben wie ich so ganz im allgemeinen mit Menschen umgehe. ;)
 
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