Kakaobauern probieren das erste Mal in ihrem Leben Schokolade

JackInTheGreen

fühlt sich hier wohl
Nein, ich möchte nicht auf die Situation unterprivilegierter Kleinbauern aufmerksam machen.

Trotzdem finde ich dieses Video faszinierend.:

Bewegendes Youtube-Video: Wenn Kakaobauern zum ersten Mal Schokolade essen - Genuss | STERN.DE

Für uns ist sie so normal. Wir wachsen von Kindesbeinen damit auf und viele von uns essen sie praktisch täglich. Aber diejenigen die sie für uns anbauen, wissen teilweise nicht mal wozu wir sie verwenden, geschweige denn wie Schokolade schmeckt.
 
Ich habe meine erste Berufsausbildung zum Industriekaufmann in einem Betrieb gemacht, in dem u.a. Spritzgussteile hergestellt wurden.

Produziert wurden jede Menge (zum Teil hochspezialisierte) Kleinteile aus Kunststoff. Die Beschäftigten dort wussten häufig auch nicht, wozu diese Teile letztendlich verwendet oder in welchem Gerät sie dann verbaut wurden.
Ist für die Leute, die die Maschinen bedienen (oder in der Landwirtschaft irgendwelches Obst oder Gemüse oder Gewürze oder … anbauen/ernten) vermutlich häufig auch vollkommen irrelevant.

Der durchschnittliche Schokoladenverbrauch pro Kopf wird aber gerne als inoffizieller Index für den Lebensstandard eines Landes interpretiert.
Schokolade ist ein absolutes Luxusgut ist, dass eigentlich kein Mensch zum Überleben braucht, das aber trotzdem viele gerne essen.

Wenn nun der Lebensstandard einer Volkswirtschaft steigt, so dass ein größer werdender Anteil der Bevölkerung Geld übrig hat, dass nicht ausschließlich für die echten Grundbedürfnisse verwendet werden muss, wird überproportional häufig Schokolade dafür gekauft. Natürlich auch andere Luxusnahrungsmittel wie Kaffee oder Tee oder bestimmte Gewürze, aber das unterscheidet sich teilweise regional sehr stark während Schokolade anscheinend global (sozusagen Kultur übergreifend) ein beliebtes Luxusnahrungsmittel ist.
 
Sicherlich sind Spritzgussteile eine wichtige Sache, die in interessanten Gerätschaften ihre Verwendung finden. Aber ich glaube, dass Schokolade dem Menschen dann doch irgendwie näher ist, als Kleinteile aus Duroplast. ;)
 
Wozu in die Ferne schweifen, wieviele der Arbeiter die irgendwelche Luxusautos montieren oder Teile dafür herstellen, sind selbst je auch nur in einem solchen gesessen, geschweige denn gefahren oder besitzen sogar eins?

Aber so ein Kakaobauer macht sich besser als Medium. Wir brauchen eben immer was, um den Zeigefinger zu erheben, uns mies zu fühlen oder je nach Charakter erhaben über andere.
 
Wozu in die Ferne schweifen, wieviele der Arbeiter die irgendwelche Luxusautos montieren oder Teile dafür herstellen, sind selbst je auch nur in einem solchen gesessen, geschweige denn gefahren oder besitzen sogar eins?

Aber so ein Kakaobauer macht sich besser als Medium. Wir brauchen eben immer was, um den Zeigefinger zu erheben, uns mies zu fühlen oder je nach Charakter erhaben über andere.

Wenn man sich solche Gedanken machen will bitte. Ich fand es einfach nur faszinierend. Denn weder Thermoplast noch Autos, noch Autos aus Thermoplast interessieren mich so sehr wie Schokolade. ;)
 
Wäre es für dich genauso faszinierend, im Zoo einem kleinen Äffchen zum ersten Mal in seinem Leben ein Stück Schoki zu geben?
 
Gut, daß ich den süßen Kram nicht mag - in keiner Form (ausser Zucker im Kaffee). Ich schalte mein schlechtes Gewissen bei Bedarf beim essen von saueren Gürkchen und anderem Eingelegtem zu. Da liegen Polen (u.A.) 12 und mehr Stunden in den Erntemaschinen auf dem Bauch und pflücken die Einmachgürkchen im Accord - bis vor kurzer Zeit für ein Harz4 Einkommen.

Seht Ihr, man kann sich selbst auch ein schlechtes Gewissen ohne Kakaobauern anlachen. Ist sowiso bei den allerwenigsten echt und dann auch nur für kurze Zeit, maximal bis an eine Tankstelle, ab da kann man sich bei DEN Preisen besser wieder selbst bedauern, bringt mehr Erfüllung. Der große Rest heuchelt seine Empörung raus und holt die Schokolade da, wo sie am billigsten ist. Sonst währe ja Fair Trade eine Einkaufsmacht, die alle Einkäufer der Lebensmittel Konzerne in die Knie zwingen könnte. Und? Wie siehts wirklich aus? :rotekarte
 
Mir ist der Grund, warum dieses Video gemacht wurde, eigentlich ziemlich egal und dass das nur wieder was ist "um den Zeigefinger zu erheben", ist mir auch egal.

Man kann sich das nun anschauen und rum heulen, dass die Menschen dort sich keine Schokolade leisten können.
Ich bevorzuge aber die zweite Möglichkeit: ich schaue mir dieses Video an und freue mich mit diesen Menschen. Sie können sich schließich noch über Dinge freuen, die hier bei uns nichts mehr wert sind.
 
Sonst währe ja Fair Trade eine Einkaufsmacht, die alle Einkäufer der Lebensmittel Konzerne in die Knie zwingen könnte. Und? Wie siehts wirklich aus? :rotekarte

Soviel kann ich Dir verraten: Ich arbeite in einem Supermarkt und Fairtrade-Schokolade ist bei uns nicht wirklich der Renner. In reinen Bio-Märkten schon deutlich mehr, da hat der Kundenstamm aber auch eine andere Grundeinstellung. Allerdings wird bei uns die "Billig"-Schokolade auch nicht ganz so häufig gekauft wie die Marken-Produkte.

Aber es fasziniert mich schon ein wenig, wie man zu den Massen an Waren kommt die bei uns verkauft werden, wofür so ein armer Bauer für einen Minilohn den ganzen Tag schufften muss. Und wir sind nur ein sehr kleiner Laden von insgesamt 150 Stück in Berlin und es gibt ja noch viele andere Ketten mit ebenso vielen Filialen allein in dieser einen Stadt. Aber hierzulande ist man einfach nur froh, wenn man seine Schokolade oder seine Banane kaufen kann, wie sie insgesamt in denEinkaufswagen kommt ist im Normalfall jedem egal.
 
Ist doch bei Kaffee genau dasselbe. Wie viele der Kaffeebauern werden wohl morgens erstmal in Ruhe ein Tässchen Kaffee schlürfen, bevor sie sich der Arbeit widmen? Und trotzdem interessiert das hierzulande kaum einen und die meisten Mitteleuropäer peilen nach dem Aufstehen zuerst die Kaffeemaschine an (ich auch, muss ich gestehen ;)). Aber auch das ist nur ein weiteres Beispiel aus vielen. Deshalb halte ich es einfach wie Palladin.
 
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