Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Haben wir tatsächlich noch kein Sammelthema zum teuersten Running Gag Deutschlands, dem Flughafen Berlin-Brandenburg?
Das lohnt sich immer noch, denn es wird bestimmt noch ein paar Jahre interessante Nachrichten dazu geben, über die es sich zu reden lohnt.
Heute Abend wurde offenbar ausgesprochen, was eigentlich lange klar war: Auch der Eröffnungstermin im Oktober 2013 wird nicht zu halten sein - jetzt spricht man davon, dass der Flughafen BER 'frühestens 2014' in Betrieb gehen kann. Einmal mehr sind schwere Brandschutzmängel dafür verantwortlich:
http://www.focus.de/finanzen/news/m...t-fruehestens-2014-in-betrieb_aid_892674.html
Das ist doch eine Peinlichkeit, die ihresgleichen sucht.
Und wenn das Ding dann tatsächlich irgendwann fertig sein sollte, dann wird es zu Chaos und Wartezeiten kommen, weil der Flughafen zu klein geplant wurde. Selbst wenn alle Systeme unter Volllast arbeiten, wird das Passagieraufkommen nicht bewältigt werden können. In der Zeitung stand gestern, dass schon der Ausfall eines einzigen Gepäckbandes zum Kollaps führen würde.

Der Bund - also wir Steuerzahler - sind mit rund einem Viertel an dem Projekt beteiligt.
Warum nur bin ich so sicher, dass wir am Ende aber mehr als ein Viertel dessen bezahlen müssen, was dieser ganze Murks verschlingt. Ob es nicht günstiger wäre, das Gelände zu planieren und einfach neu anzufangen?
 
...das Gelände zu planieren und einfach neu anzufangen?
Genau diese Frage habe ich mir auch schon gestellt.

Ich frage mich immer wieder, wie es dazu kommen konnte und warum bis heute keiner in der Lage ist ein brauchbares Konzept auf den Tisch zu legen.

Sind wir Deutschen den ein Volk von Dilletanten?;)
 
ICH als Insider wusste schon bei Bekanntgabe das es vor ENDE 2014 nichts wird mit der Eröffnung.
Am Wahrscheinlichsten ist das Frühjahr 2015 ins Auge zu fassen :)
 
Lasst uns doch ein Wettbüro aufmachen und schätzen, wann das Teil seine Pforten öffnet :ROFLMAO:
Ich sag... 2020
 
Irgendwer ist doch bei so einem Großprojekt auch verantwortlich für die Durchführung. Das wird -anders als bei einem privaten Häuslebau - vielleicht nicht ein einzelner Architekt sein, aber doch irgendein Konsortium.

Und warum nimmt man die nicht in die Verantwortung?

Wenn man die ganzen Verlautbarungen so hört, ist da seltsamerweise keiner richtig verantwortlich und die ganzen Fehler sind scheinbar auf seltsame Art und Weise durch himmlische Fügung oder höhere Gewalt passiert.

Die ganze Sache ist bisher ohne irgendwelche personellen und finanziellen Konsequenzen geblieben (mit Ausnahme der finanziellen Konsequenzen für den Steuerzahler).

Ein Paradestück für die deutsche Wirtschaft und Technik und ganz sicher eine echte Empfehlung für solvente ausländische Kunden, die ähnliche Großprojekte zu vergeben haben.
Als ausländischer Auftraggeber würde ich nach so einem Desaster deutsche Firmen als potentielle Auftragnehmer für so etwas gleich von meiner Liste streichen.
 
Das Problem liegt einfach ganz woanders
Man hat sich als Bau den Flughafen München als Beispiel vorgenommen (was auch stimmt). Mann wollte besser und schneller als die Bayern sein. Das dieses von vorne herein schon in die Hose ging ist schon an der Planung zu sehen.
Und viele Überhastete gekaufte Grundstücke wurden erst zu spät in die Planung mit einbezogen obwohl sie schon zur Verfügung standen.
Ob der gesamte (incl. Wowi) Aufsichtsrat schuld ist bezweifle ich persönlich. Denn der Aufsichtsrat kann nur reagieren wenn er Meldungen erhält bzw. sich von der Richtigkeit der Angaben überzeugt. Das hat er wohl zu 90% getan. Und die restlichen 10% sind mit Sicherheit nicht schuld an der Verzögerung.
Und das es jetzt nicht weitergeht ist auch klar. Welche Firma erbringt Leistungen wenn sie kein Geld erhält, auch nicht die bisher noch offenen Rechnungen sind noch nicht bezahlt. Vorleistung ist ja schön und gut nur alles hat seine Grenzen.
Und das der Flughafen zu 60% auch jetzt schon wieder umgebaut werden muss ist auch klar, denn er ist nun mal zu klein für das was die Passagierplanung der nächsten Jahre (sofern er offen ist :) ) vor sieht.
In diesem Sinne werde ich jetzt nach Schönefeld fahren um zu arbeiten aber nicht auf dem BER
 
Also ist keiner verantwortlich? Das kann es ja auch nicht sein, schon gar nicht bei einem Projekt dieser Größenordnung.

Natürlich steht der Aufsichtsrat in der Verantwortung, und wenn es "nur" wegen Organisationsverschulden bzw. mangelnder oder gar nicht ausgeübter Dienstaufsicht ist.
Selbst die falschen Leute beauftragt zu haben liegt letztendlich in der Verantwortung der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates.

Denn genau dafür kassieren Geschäftsführung und Aufsichtsrat ihre (meist nicht all zu gering bemessenen) Bezüge: verantwortlich zu sein. Wenn sie das nicht können (egal ob aus Mangel an persönlicher Kompetenz oder weil sie auf so vielen Hochzeiten tanzen, dass sie die Zeit dafür gar nicht erübrigen können), dann ist das ebenfalls ihr verschulden.

Für die erneute Verschiebung des Eröffnungstermins wird als offizieller Grund angegeben, dass beim Brandschutz abweichend von der Baugenehmigung gebaut wurde. So etwas muss doch bereits während der Bauphase ständig kontrolliert werden, dafür gibt es eine verantwortliche Bauaufsicht. Dass man so etwas erst hinterher feststellt ist einfach lächerlich.
 
Sagen wir mal, es sollte kontrolliert werden, eine Vorschrift gibt es da nicht.
Die zwingend vorgeschriebene Brandschutzschau muss vor Erteilung der Genehmigung durchgeführt werden. Und wenn sich dabei heraus stellt, dass der Bauherr Murks gebaut hat, dann ist das sein Problem - er bekommt keine Freigabe und muss auf eigene Kosten umbauen. Es kann ja nicht Aufgabe der Brandschutzbehörde sein zu prüfen, ob der Bauherr dumm ist. Und ob der Flughafen pünktlich fertig wird und was er kostet, ist auch nicht deren Problem. Wenn sie da vorher mal vorbei schaut, dann ist das quasi eine Gefälligkeit gegenüber dem Bauherrn.
Vermutlich ist der Kreis der Personen, die geschlampt, geschludert und geschlafen haben, tatsächlich sehr groß. Oben an der Spitze ein paar Leute zu feuern, wäre zwar zumindest mal eine Maßnahme, wirklich helfen würde das aber auch nicht.
Ich habe gestern nicht genau hingeschaut - neben der 26prozentigen Beteiligung des Bundes 26 halten Berlin und Brandenburg ja noch weitere je 37 Prozent - somit ist das ja schon jetzt per Definition mehrheitlich ein Staatsbetrieb. Das verschiebt dann auch die Verantwortung in genau diese Richtung. Am Ende wird der Staat die Mehrkosten tragen, und wenn BER irgendwann mal in Betrieb gehen sollte, werden die beteiligten Privatunternehmen vermutlich sofort verdienen und der Staat weiterhin die Verluste bezuschussen.

Was mich einmal mehr in meiner Meinung bestätigt, dass alles, was mit Infrastruktur hat, in staatliche Hände gehört. Jede Form der Privatisierung in den letzten 30 Jahren haben wir mit höheren Preisen bezahlt und zahlen über die Steuern gleich nochmal drauf.
 
Ich finde das alles ziemlich peinlich für unser Land. In anderen Ländern werden Bauprojekte, die weitaus größer sind als BER oder S21, ohne Probleme und sogar termingerecht durchgeführt. In Deutschland enden Projekte, die über ein Haltestellenwartehäuschen hinaus gehen, regelmäßig im Chaos. Offenbar ist es völlig unmöglich, die Kosten und die Bauzeit für ein größeres Bauprojekt auch nur ansatzweise korrekt zu berechnen. In der Regel kann man das von vorn herein verdoppeln, und wenn die Hälfte fertig gestellt ist nochmal 50% drauf legen.

Ich frage mich nur wie das kommt. Sind die mit der Planung eines Großprojekts beauftragten Unternehmen zu blöd oder wird einfach nur zu optimistisch geplant? BER ist doch nicht der erste Flughafen der in Deutschland gebaut wird und auch im Ausland sind große deutsche Bauunternehmen an derartigen Projekten beteiligt. Dort endet das doch auch nicht regelmäßig im Chaos. Ich denke eher, dass die Kosten klein gerechnet werden, damit so ein Großprojekt überhaupt abgesegnet wird. Wenn die Kosten dann später explodieren ist es egal, schließlich hat man schon mit dem Bau begonnen. Ob S21, Elbphilharmonie oder BER - das die Kosten in die Höhe schnellen, und der Fertigstellungstermin nicht eingehalten wird, war doch von vorn herein klar - oder wurde in Deutschland jemals ein Großprojekt, an dem der Staat beteiligt war, termingerecht und zu den anfangs kalkulierten Kosten fertig gestellt?

Und nun stellt sich auch noch heraus, dass BER vermutlich zu klein sein wird. Aber was solls, sobald der Flughafen im Jahre wann auch immer eröffnet wird, kann ja direkt mit dem Ausbau begonnen werden.
 
Das die Kosten bei solchen Großaufträgen explodieren hat u.a. einen recht einfachen Grund:
Ein Lastenheft für so einen Bau ist gewaltig und der Konkurrenzdruck enorm. Der Zuschlag geht in der Regel an das Unternehmen, was die Leistung am günstigsten anbietet. Also wird im Angebot auf Firlefanz verzichtet und Zusatzarbeiten für teuer Geld verkauft.

Der Bau wird begonnen und nach und nach stellt man fest, das "Kleinigkeiten" in der Planung nicht bedacht wurden oder einfach nicht vorgesehen waren. Das wird nach in der eigentlichen Bauphase nachgeholt und so kommen zum einen teure Arbeitsstunden hinzu und Arbeit wird doppelt und dreifach gemacht, weil man z.B. statt einer großen Kernbohrung in einer Wand plötzlich drei kleine machen mußte.

Dementsprechend verlängert sich dann auch die Bauzeit.

Das man sich aber, wie in Berlin passiert, mit der Planung der Bauzeit um mindestens zwei Jahre verschätzt und dieses erst kurz vor dem geplanten Eröffnungstermin merkt, respektive kommuniziert, hat schon eine ganz besondere Qualität und würde es nicht auch in anderen Städten diese Planungsfehler geben, würde ich es auf das unverwüstliche Ego unser Berliner Freunde schieben.

Das man einen neuen Großflughafen am zukünftigen Bedarf vorbei plant, ist der nächste Klopper und es wächst in mir das Verlangen, die Verantwortlichen bei Wasser und Brot für die nächsten 20 Jahre in einer Holzhütte am Ende der Startbahn einzusperren!
 
Nun ja ... wir haben ja nicht alleine mit solchen Problemen zu kämpfen.

In Doha (Katar) wird z.B. auch seit 2004 ein neuer Airport gebaut ... sollte auch schon zum Großteil nutzbar sein ... und ... nichts. Auch hier viele Verzögerungen und hohe nachträgliche Zuschüsse ...

Ich denke mir, das liegt am "modernen Projekmanagement" und dem dazugehörigem "Berichtswesen". Schaut man sich die Systematik mal etwas genauer an, fällt auf, dass die Behebung von zwischendurch festgestellten Mängeln in ihrer Gesamtheit bis fast zum Ende des Projekt geschoben werden ... und dann hat man u.U. einen riesigen nicht pünktlich zu erklimmenden Berg ... von dem sich die eine oder andere Lawine löst ...

Da haben weder Politiker noch diverse Chefs von Bauunternehmen schuld ... sondern das gelebte "System" ... (und wehe einer geht mal etwas hemdsärmelig an die Sache ... der wird gleich zurück in die Versenkung gedrückt).
 
Das schlimme an der ganzen Sache ist ja nicht nur das BER nicht aufmacht, sondern dass auch Tegel nicht zu machen kann. Pläne die fertig sind für Tegel sind fertig und nun sitzt man da und wartet. Unternehmen die schon zusagten springen wieder ab. Somit ist der wirtschaftliche Verlust noch viel höher. Solange BER nicht aufmacht, steckt der Staat unmengen Geld auch in Tegel rein.

Und warum es solange dauert ist mehr oder weniger auch Schuld unseres ehemaligen Verkehrs- und Innenministers, denn diese beiden wählten Schönefeld als ausbau und nicht den 40 km entfernten Flughafen, der wohl die bessere Lösung gewesen wäre. Nicht nur wegen eines Nachtflugverbotes. ;)
 
Wowereit tritt zurück!
Nein, nicht als Bürgermeister, sondern als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft. Und er geht davon aus, dass auch der Flughafenchef Rainer Schwarz seinen Hut nehmen muss. Bürgermeister will er allerdings bleiben - da bin ich mal gespannt, ob der politische Schaden, der da entsteht, ihm das erlaubt.
 
Sagen wir mal, es sollte kontrolliert werden, eine Vorschrift gibt es da nicht.
Die zwingend vorgeschriebene Brandschutzschau muss vor Erteilung der Genehmigung durchgeführt werden. Und wenn sich dabei heraus stellt, dass der Bauherr Murks gebaut hat, dann ist das sein Problem - er bekommt keine Freigabe und muss auf eigene Kosten umbauen.
Da hast Du mich etwas falsch verstanden, ich mache der Brandschutzinspektion keine Vorwürfe. Die machen einfach nur ihren Job.
Es kann ja nicht Aufgabe der Brandschutzbehörde sein zu prüfen, ob der Bauherr dumm ist.
Eben.
Aber der Bauherr (in diesem Falle also die öffentliche Hand) hat sich scheinbar einen feuchten Kehricht um das alles gekümmert.
Und niemanden damit beauftragt, dies bereits in der Bauphase zu kontrollieren. Oder jemanden beauftragt und diesen wiederum nicht kontrolliert.
Ist ja kein neues Problem, selbst die alten Römer wussten bereits vor 2.000 Jahren um diese Problematik:
Juvenal schrieb:
Sed quis custodiet ipsos custodes?
(Sinngemäß: "Wer bewacht die Wächter?" oder "Wer kontrolliert die Kontrolleure?")
Oder um mal Lenin zu zitieren:
Lenin schrieb:
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
Der Bauherr ist also ganz offensichtlich seinen Aufgaben nicht nachgekommen, und speziell im öffentlichen Dienst gibt es sogar so etwas wie eine Dienstaufsichtspflicht.

Das keiner Verantwortung wahrnehmen wollte sieht man ja auch überdeutlich daran, dass der (noch) Flughafenchef Rainer Schwarz sich selbst öffentlich immer nur als "Sprecher der Geschäftsführung" bezeichnet hat. Jemanden, der nur "Sprecher der Geschäftsführung" ist (und scheinbar auch nur das sein will), hätte man sicherlich auch billiger als 317.000 Euro/Jahr kriegen können. Da hätte es auch irgendein Ausrufer oder Marktschreier getan.

Ich hätte denen für die Hälfte dieses Jahreseinkommens den Sprecher gemacht. :D
Und schlechter hätte ich diesen Job sicherlich auch nicht machen können.
 
Au weia - auch das noch :D

wowereit.jpg

"Maulen" kann ja jeder. Zu dem Thema hat sich aber nun auch jemand geäußert, der durchaus von sich behaupten kann, genau zu wissen, wovon er spricht:
Architekt Speer zum Flughafen Berlin: Man sieht alles rosig - Wirtschaft - Süddeutsche.de
 
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