Schpaik
jeder nach seiner Façon
Ich muss für etwas sehr offizielles so eine Art Bericht aufschreiben. Daran sitze ich schon seit einiger Zeit. Eigentlich dachte ich, das es einfach einfach wäre, mal so über die Vergangenheit zu "plaudern". Dies ist leider nicht so.
Es nimmt mich tatsächlich sehr mit. (sagt man das so?) Es gibt zur Zeit tatsächlich niemanden, dem ich das einfach erzählen könnte. Daher komme ich auf das Forum zurück. Ich hab tief in meiner Vergangenheit gegraben, ich hab Geister von früher ausgegraben um den Bericht ehrlich zu gestalten. Aber ich kann nicht einfach so weiter. Schimpft mich von mir aus Weichei oder so, aber ich brauch jemand der mir zu hört. Einfach jemand, der da ist.....
Es nimmt mich tatsächlich sehr mit. (sagt man das so?) Es gibt zur Zeit tatsächlich niemanden, dem ich das einfach erzählen könnte. Daher komme ich auf das Forum zurück. Ich hab tief in meiner Vergangenheit gegraben, ich hab Geister von früher ausgegraben um den Bericht ehrlich zu gestalten. Aber ich kann nicht einfach so weiter. Schimpft mich von mir aus Weichei oder so, aber ich brauch jemand der mir zu hört. Einfach jemand, der da ist.....
Ich verliere in solchen Fällen häufig den Bezug zur Realität, bzw. mir fehlen gedanklich wichtige Bezugspunkte, die für eine sozial- und gesellschaftsfähige Kompetenz wichtig sind.
(Klingt kompliziert. Ist es auch! Ich werde *weiter unten* es noch einmal versuchen anders zu formulieren. Vielleicht gelingt es mir dann besser.)
*weiter unten* Versuch einer deutlicheren Erklärung
Es fällt mir naturgegeben schwer, etwas zu erklären, was aus meiner Sicht eigentlich völlig normal ist, da ich schon immer so bin und ich eigentlich dachte, das jeder so ist. Erst durch die Diagnose „Klinefelter-Anomalie“ (2009), welches ich seit meiner Geburt habe (geschieht beim Zeugungsakt), weiß ich, das ich Anders bin.
Anders im Sinne von:
Verarbeitung von Informationen in meinem Kopf.
(Störung des Hormonhaushaltes von Adrenalin, Dopamin und Noradrenalin. - Vielleicht noch mehr, aber da diese Art vom Staat bislang bei erwachsenen Menschen nicht anerkannt ist, müsste ich, wie die Diagnose auch schon, alles selbst bezahlen. Dies ist jedoch bei meinen finanziellen Verhältnissen schlicht nicht gegeben.)
Wie ich weiter oben geschrieben habe, habe ich versucht, mich soweit wie möglich über meine „Krankheit?“ (Krankheit trifft es nicht. Krankheit ist etwas, was kommt und geht. Chronisch ist auch falsch. Ich wüsste nicht, wie es korrekt heißen muss.) schlau zu machen und um Strategien für eine bessere Integration mit meinem Umfeld zu entwickeln.
Beispiele dazu:
- Ich höre keine Musik mehr, wenn ich unterwegs bin. Es hat sich gezeigt, das ich dazu neige, die Emotionen die das Lied transportiert, zu übernehmen.
- Ich sehe mir keine Gesellschaftsdramen, Grusel- oder Horrorfilme mehr an. Traurige oder erschreckende Geschichten erinnern mich an Dinge aus meiner Vergangenheit und ich bin nicht in der Lage einfach zu ignorieren oder umzuschalten.
- Musik höre ich sehr gemischt. (Zu Hause!) Ein zu langes Verbleiben in einer bestimmten Richtung führt dazu, das ich in die emotionale Botschaft „ab drifte“ und diese übernehme.
- Ich versuche Konfrontationen und/oder Ärger aus dem Weg zu gehen. (Siehe auch weiter oben „Harmoniebedürftig“)
Meine Erfahrung zeigt mir, dass, wenn es einmal geschafft wurde, mich „auf die Palme“ zu bringen, ich dort nicht einfach wieder runterkommen kann. In den letzten Jahren war es einige Male so schlimm, das ich mich von meiner Tätigkeit unter anderen Menschen freistellen lassen musste, da ich durch meine Unaufmerksamkeit andere Menschen massiv unfair oder schlicht in Gefahr brachte.- Ich gehe nur noch sehr selten auf Parties. Es hat sich gezeigt, das ich auch bei zu viel Freude meine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich werde regelmäßig „Euphorisch“ und bin dann nicht mehr zu bremsen oder zu kontrollieren.
- Mir ist es leider nicht gegeben, Eindrücke/Informationen, die ungewollt auf meine Sinne treffen, zu filtern. (Speziell Augen und Ohren – also das, was schon Kinder in jungen Jahren instinktiv lernen.)
Das bewirkt (siehe dazu www.adhs-zentrum.de), das ich in einer Welt der ständigen Reizüberflutung lebe.- Ich versuche eigentlich allen intensiveren emotionalen Eindrücken aus dem Weg zu gehen. Das gelingt mir nur sehr selten, da ich von meiner Grundstruktur selbst schon sehr emotional aufgebaut bin. (Reizüberflutung). Bisher schaffe ich es in den meisten Fällen, dies nicht nach draußen zu tragen, sondern diesen Zustand bei mir zu Hause zu klären. (Ich verkrieche mich, versuche mich zu Hause abzureagieren, etc.) Manchmal schaffe ich es zwar nicht einmal mehr, mich aus meinem Bett raus zutrauen um mich der Welt zu stellen, aber im Gegensatz zu früher weiß ich jetzt, das ich diese Tiefpunkte „nur“ überstehen muss um danach weitermachen zu können.
Zwischenkapitel: Kapazität in meinem Kopf
- Ich versuche alle Arten von „Stress“ zu vermeiden. Stress hier in Anführungsstrichen, da ich persönlich sehr gerne unter hohen Anforderungen bei einer Tätigkeit oder unter Zeitdruck arbeite. Es hilft mir schlicht, meine Kapazität, die mein Kopf mir gibt auf ein klar definiertes Ziel auszurichten. „Stress“ kommt erst dann auf, wenn ich bei der Arbeit / Tätigkeit unterbrochen werde. Ganz besonders durch ein Ende der Arbeitszeit (Feierabend). Da ich nicht einfach abschalten kann, hilft mir eine Ruhephase in keinster Weise.
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, tue ich mich damit schwer, Ihnen auf den Punkt genau zu sagen, was ich eigentlich ausdrücken will. Um ehrlich zu sein, ich habe noch keine endgültige Erklärung gefunden, wie mein Kopf funktioniert. Es gibt einige Dinge, die ich inzwischen weiß und ich versuche mich dementsprechend an meine Eigenarten anzupassen, aber wenn ich an die vielen verständnislosen Gesichtsausdrücke in meinem Umfeld denke, dann bin ich nicht mal Ansatzweise nahe dran, zu verstehen, wie ich oder die anderen Leute funktionieren.
Ein Beispiel
Ich hab in meiner letzten Fortbildung (Fortbildung zum City-Lebensmittel-Logistiker) diverse Dozenten zur Weißglut getrieben, weil ich in ihrem Unterricht nebenbei gelesen habe (keine Zeitung/Zeitschrift – sondern Fantasy-Romane). Ich hatte zwar explizit in der Sozialabteilung von „TÜV NORD“ in der Steilshooper Allee schon vor der Fortbildung darauf hingewiesen, das ich wohl anders funktioniere als andere Menschen, aber diese hatten die Information wohl nicht weiter geleitet.
Die Aufforderung der Dozenten: „Legen Sie das Buch weg!“, hab ich gekontert mit der Aufforderung: „Dann erhöhen Sie bitte die Unterrichtsgeschwindigkeit!“
Die Folge war halt die „Weißglut“ des Dozenten! Eine Handhabe hatten sie nicht (in den Regeln steht nix von einem Verbot von lesen von Romanen im Unterricht!) aber ich bekam standardmäßig den Satz zu hören: „Sie werden schon sehen, was Ihnen ihre Ignoranz zum Unterricht einbringt!“
Ich hab in den knapp fünf Monaten theoretischen Unterrichts fast 80 Bücher gelesen (abziehen muss man hier jeden Tag knapp zwei Stunden für Hin- und Rückfahrt) und bin trotzdem in fast allen Fächern (Ausnahme sind Gabelstaplerprüfung Praxis und Ladungssicherheit Praxis) Bester gewesen.
Es wäre für mich vielleicht leichter gewesen, hätten die Dozenten nicht erst über mich gewettert um mich dann nach den jeweiligen Prüfungen immer über den grünen Klee zu loben.
(Die Idioten! - Da kommt dann zum tragen, das solche Institutionen keine Lehrkräfte einstellen sondern Leute, die sich mit ihren Erfolgen brüsten müssen um auf dieser Welt weiter zu kommen.) Ich wollte einfach nur lernen, gut bestehen und sonst in Ruhe gelassen werden. - Aber nein, die hohe Punktzahl, die ich erreicht habe „muss“ ja wohl davon deuten, das Mann/Frau ein guter Dozent ist. - Zum einen Schwachsinn, zum anderen hat es dafür gesorgt, das ich nach den ersten drei Prüfungen echt gehasst worden bin.
Alleine schon die Abfahrtkontrolle für den Flurförderschein: Jeder Prüfling benötigte zwischen 30 und 40 Minuten. Meine war nach 27! Sekunden vorbei. (ja – ich hab es anders angestellt, aber der Prüfer hätte mir keinen schlechteren Gefallen tun können!) Gerade weil der Prüfer gemerkt hat, das ich alles wusste und ich mich sehr intensiv auf die Prüfung vorbereitet habe, hätte er mich extra quälen müssen. So war ich wieder der *******, den man schneiden, verurteilen, fertig machen muss.
Versucht haben sie es vor der theoretischen Führerscheinprüfung. Währen wir nicht gut 90 Minuten zu früh dagewesen und hätte ich in der Zeit nicht die Möglichkeit ergriffen, einen langen Spaziergang zu machen (wobei ich eine ansässige Firma darauf aufmerksam machte, das einige ihrer Unterlagen wohl hier auf dem Feldweg liegen – also eine Abwechslung um meinen Kopf von der Wut, die in meinem Kopf herrschte abzulenken), hätte ich die Prüfung wohl nicht bestanden.
Natürlich schon wieder als Bester mit 0 Fehlern. Zum Glück war die Fortbildung danach vorbei.
(Überprüfen kann man diese Aussagen bei Herrn Trautmann und Herr Klingberg (Klingenberg? - genau weiß ich es nicht mehr.... es war immer nur Ekkardt. Klein, unscheinbar, alt, der einzige der mit Vornamen angeredet werden durfte und dies auch explizit wollte und Andreas, mein Fahrlehrer.)
Nach dieser Fortbildung hab ich es leider nicht geschafft, mich auf die geänderte Situation umzustellen, um mir mit meinen neu erworbenen Möglichkeiten einen Job zu suchen.
Ich brauchte erst einmal schlicht Ruhe. Erst nach gut sechs Monaten legte sich meine Anspannung und meine Angst.
Im Nachhinein weiß ich, was alles schief lief. Ich bin tatsächlich sehr stolz drauf, das ich diese Aufgabe bewältigen konnte. Ich hab jedoch auch gemerkt, das diese Fortbildung nicht länger hätte dauern dürfen. Meine Regenerationszeit, also die Zeit, die ich brauchte, um für mich selbst wieder Bereit zu erklären, etwas Neues anzufangen, dauerte gut sechs Monate.
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