Die armen Hunde!

chmul

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Wenn man Freunde besucht, deren Haus man noch nicht gesehen hat oder aber Freunde einlädt, die die eigene Wohnung noch nicht gesehen haben, bietet sich in der Regel eine kleine Führung an. Je nachdem wie gut diese Freundschaften sind, fällt die Begeisterung überschwänglich oder eher verhalten aus. Wirklich guten Freunden kann man durchaus sagen, dass die Farbe des neuen Bades verdächtigt wird Augenkrebs zu verursachen und deshalb als gesundheitsgefährdend eingestuft werde müsste. Bei weniger guten Freunden sagt man sowas natürlich noch deutlicher. Allerdings erst auf der Heimfahrt. Aber das nur am Rande.

Analysiert man eine solche Führung nach geschlechtsspezifischen Mustern, kann man bei Männern durchaus eine Art Interessenhitliste zusammenstellen. Dabei rangiert das Wohnzimmer im Allgemeinen mit deutlichem Abstand auf Rang eins. Mit geschultem Blick erfasst der Mann Art und Größe des aufgestellten TV-Gerätes und Art und relative Position der Sitz-/Liegegelegenheit. Beides wird in Echtzeit mit den eigenen Vorlieben abgeglichen und das abschließende Urteil eventuell durch das Vorhandensein oder eben das Fehlen einer Home-Cinema-Anlage abgerundet.

Ein gut ausgestatteter Hobbyraum, am besten noch mit direktem Zugang zur Garage in dem ein neuer Aufsitzrasenmäher und/oder ein, in mittlerem Restaurierungszustand befindlicher Oldtimer und/oder ein neuer SUV steht, folgt in dieser - zugegebenermaßen nicht unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten ermittelten - Hitliste auf dem zweiten Platz. Dabei spielt es übrigens überhaupt keine Rolle, ob der Hobbyraum überhaupt genutzt wird, der Aufsitzrasenmäher maßlos überdimensioniert scheint im Hinblick auf die vier Quadratmeter Rasen oder der Oldtimer in eben diesem mittleren Restaurierungszustand gekauft wurde.

Rang drei bedeutet bei einem Mann normalerweise schon einen der hinteren Plätze und den belegt meist die Küche. Dabei muss man allerdings kochende und nicht kochende Männer unterscheiden. Der kochende Mann kann sich durchaus ehrlich für eine praktisch und mit den neuesten Geräten ausgestatteten Küche begeistern, während der nicht kochende Mann von den Geräten vor allem den großzügigen Kühlschrank bemerken wird, der ausreichend Platz zum Kaltstellen von Getränken bietet und eventuell sogar mit einem Eiswürfelspender aufwarten kann.

Dicht dahinter, nichts destotrotz noch weiter hinten auf der Liste folgt das Bad, das im Regelfall nur unter rein praktischen Gesichtspunkten beurteilt wird. Wie gut ist die Ausleuchtung beim Rasieren und wie weit muss ich mich aus der Dusche lehnen, damit ich mein Handtuch greifen kann?

Ein Schlafzimmer wird einen Mann höchstens dann in Erinnerung bleiben, wenn über dem Bett ein Spiegel an der Decke befestigt ist oder die Riemen in den vier Ecken des Bettes vom Hausherren nicht gut genug versteckt wurden.

Die Toilette hingegen ist so etwas von uninteressant, dass es durchaus vorkommen kann, dass der Gast nach der Führung fragt, wo die Toilette ist, wenn er einen Druck auf der Blase verspürt. Eine im Rahmen bleibende Geruchsbelastung und ein gewisses Maß an Sauberkeit ist alles was ein Mann von einer Toilette erwartet. Deshalb kann er auch an Volksfesten neben zehn anderen Männern in die Rinne pinkeln ohne danach mit den Freunden zehn Minuten über die untragbaren hygienischen Zustände diskutieren zu müssen.

Derart mit einfachem Gemüt ausgestattet sieht ein Mann liebevoll gestaltete Dekoration in der Toilette der Gastgeberin einfach nicht. Konkret darauf angesprochen stellt ein Mann bestenfalls fest, dass hier die Kerzen wesentlich besser aufgehoben sind als zwischen Fernseher und Sofa.

Ich bin kein Anhänger der Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache oder auf Verkehrsschildern. Ich weigere mich bei jeder Gelegenheit beide Varianten zu nennen oder gar auf neutrale Wörter zurückzugreifen, um zu vermeiden, dass sich die Frauen benachteiligt fühlen. In meiner Welt bezeichnet Gastgeber sowohl den Herren als auch die Dame des Hauses. Wenn ich speziell die Frau meine, dann verwende ich die weibliche Form. Wie zum Beispiel bei der Dekoration in der Toilette. Hier spreche ich von der Gastgeberin, weil der Mann im Haus aus eben dargelegten Gründen nicht in der Lage ist, eine Toilette zu dekorieren.

Meine Toilette ist überwiegend in grün gehalten. Eine grüne Kerze, kleine grüne Kartonboxen mit unbekanntem Zweck, Schmetterlinge mit grünem Muster am Spiegel, ein grüner Vorleger und grüne Handtücher. Auch der Seifenspender hat einen grünen Kopf. Die alte Seife roch zwar besser, hatte aber einen in blau. Nichts davon stammt von mir und ich hätte es vermutlich nicht einmal bemerkt, hätte die Seife nicht anders gerochen.

Bis hierhin also nichts Ungewöhnliches. Nun aber komme ich zu einem Vorfall, der mich doch länger beschäftigt hat, als man annehmen sollte. Ich führe ihn auf ein kurzfristiges Aufblitzen meiner femininen Seite zurück, die angeblich ja jeder Mann hat. In stark unterschiedlicher Ausprägung versteht sich.

Sei's drum, ich war wieder einmal einkaufen und dachte überraschender Weise endlich mal daran, dass ich noch Toilettenpapier brauche. Nun will ich nicht übertreiben und behaupten für Hygienepapiere gäbe es im Supermarkt meiner Wahl einen eigenen Anbau, dennoch ist die Auswahl wesentlich größer als früher. Damals hatte man die Wahl zwischen ein- oder zweilagig und später kam noch Recycling hinzu, das in der Anfangsphase an Schmirgelpapier erinnerte und entsprechend verpönt war.

Nun aber finden sich unzählige Marken und Ausführungen in den Regalen. Ein- und zweilagiges Toilettenpapier findet man nur noch in Fachgeschäften für Niedrigpreishotels oder heruntergekommene Bahnhofskneipen. An ihre Stelle sind drei und vierlagige Papiere getreten, die in unterschiedlicher Ausführung zu haben sind. Mit Kamille, frischem Duft und/oder augenschmeichelndem Muster. Letzteres bringt mich wieder zum Thema. Ich stand da also vor dem Regal und hatte den spontanen Einwurf meiner femininen Seite, doch ein Toilettenpapier zu kaufen, das sich farblich in das Gesamtbild meiner Toilette einfügt. An dieser Stelle muss ich nochmals darauf hinweisen, dass ein Mann mit weniger ausgeprägter femininer Seite beim Gesamtbild der Toilette vermutlich lediglich die Kloschüssel oder das Pissoir vor dem geistigen Auge hat.

Ich stand da also vor dem Regal und Griff nach einer Packung auf deren Rollen kleine Blumen zu sehen war. Aufgrund einer rot-grün Schwäche konnte ich mir aber nicht sicher sein, ob es denn wirklich grüne Blumen sind und um das Farbenspiel meiner Toilette nicht fahrlässig zu gefährden, fragte ich meinen Sohn, ob ich mit meiner Einschätzung richtig lag. "Du fragst mich, welche Farbe die Blumen auf dem Toilettenpapier haben, habe ich das richtig verstanden?" Ich antwortete mit weniger fester Stimme als beabsichtigt mit Ja und bekam - wenngleich mit einem deutlich zu hörenden Augenrollen - die erhoffte Bestätigung.

Jüngst saß ich nun auf der Toilette und verrichtete mein Geschäft, als mein Blick auf das farblich passende Toilettenpapier fiel. Es mag am anderen Licht liegen oder am tätigkeitsbedingten Mangel an Ablenkung, auf jeden Fall bemerkte ich, dass die grünen Blümchen keineswegs das einzige Muster auf dem Toilettenpapier sind. Das einzige gedruckte Muster ja, aber bei genauerem Hinsehen konnte man auch noch ein geprägtes Muster erkennen. Kleine Hunde! Hallo? Was in aller Welt bewegt einen Toilettenpapier-Designer dazu kleine Hunde zu Papier zu bringen?

Aber mal abgesehen davon, dass ich diese Entscheidung nicht nachvollziehen kann, denke ich aktuell darüber nach ob es ein akzeptabler Preis für passendes Toilettenpapier ist, sich den Hintern mit kleinen Hunden abzuwischen.


Kleine Vorschau auf meinen zweiten Versuch als Autor. Das Buch wird "Blah Blah Fishcake" heißen. Und wenn es einigermaßen gut läuft, sollte es noch dieses Jahr in den Handel kommen. :)
 
Danke für den Blick in deinen Toilettenbereich ;)

Ich drück dir die Daumen das du keinen Kampfhund erwischt bei der nächsten Verrichtung :D
 
:wiegeil
Danke!
Ein paar Minuten Kurzweil - Ein paar Minuten ohne Sorgen

Mehr davon und zwar zwischen zwei Buchdeckel 'geklemmt'.
Endlich mal wieder ein Grund das Bücherregal auszumisten und Platz für Gutes zu schaffen...
 
Inspiriert durch diesen Beitrag, habe ich mir mal unser Toilettenpapier etwas genauer angeschaut - vor der Benutzung, versteht sich.
Es sind kleine Schmetterlinge drauf.
Damit wäre auch geklärt, wie die kleinen Biester in den Bauch kommen.
 
Astro, Deine SNN-Redakteure sind unterbeschäftigt und werden freischaffend. Unternimm was. ;)
 
so'n Mist!
Ich hatte mal so ein tolles geknipstes Bild von einem zartlindgrünen Klopapier mit WM-Spielern drauf!
Computer-/olfaktorisch nicht herüber zu bringen: es roch auch noch nach grünem Rasen! :D

DAS hätte ich jetzt gerne hier rein gesetzt. DAS Bild. ;)

@chmul: verbale Kloimpressionen sind maximal interessant! Für mich. (y) :smokin
ein bis fünflagig - da lese ich interessiert zu! :cool: (y)

:)

PS
btw: unser Haushalt beherbergt IMMER noch 1-lagiges WC-Papier!!! :D
PPS
ich korrigiere :ROFLMAO::

wcpapier.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Chmul, Deine Sorgen möchte ich haben. Ich musste mir zur Weihnachtszeit mit nach Zimt riechenden Rentieren den Hintern putzen, und ich hasse Zimt. :motz
 
Bin ich der Einzige, der hier lieber Bilder vom Schlafzimmer sehen möchte ... :D


Da mich gerade zwei Arbeitskollegen entgeistert anschauen (war wohl zu laut gelacht),
bin ich jetzt mal auf Promotiontour :ROFLMAO:
 
Wir hatten vor kurzem auch mal so Toilettenpapier aber in weiß und da waren Welpen aufgedruckt hat aber eine Weile gedauert bis ich das gemerkt habe :angel
 
Hat eine Weile gedauert, bis ich diese Thema seine gerechte Aufmerksamkeit geschenkt habe und ich bereue nichts.

Spannend geschrieben und von vorne bis hinten so ein Kram, der ja eigentlich völlig langweilig ist, so perfekt in einen Text gefasst, dass es richtig Spaß mach, das zu lesen. ^^

Ich will mehr davon. ^^
Am besten Kapitel für Kapitel hier vor gestellt :p


Du hast doch nichts dagegen, wenn ich den Text ein paar Freunden zeige, oder? ^^
 
Wenn wir schon beim Vorzeigen unseres heimischen Klopapiers sind, dann darf meins auch nicht fehlen.Kacktus.JPGStacheldraht.JPG

Wenn die eine Sorte nicht vorrätig ist, nehme ich auch gerne die andere Variante.
 
Als es noch das Charmin Toilettenpapier gab habe ich mir immer das Klopapier von den Bären-Kackbäumen im Wald geklaut. ;)


Die Bären hatten dann zwar kein Toilettenpapier mehr, aber die wussten sich auch anders zu helfen.

 
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