Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Nein, keine Angst, hier geht es nicht um Suizid - eher um das Gegenteil davon, nämlich den Weg zurück vom virtuellen ins normale Leben.
Viele, die auf den Web 2.0 Zug aufgesprungen sind und sich in diversen sozialen Netzwerken angemeldet haben, bereuen diesen Schritt nach einer Weile, da ihnen nicht bewusst war, wie sehr sie sich und ihr Leben damit öffentlich machen.
Darum gibt es inzwischen eigene Webseiten, die sich ganz dem Abschied aus dem Netz widmen - und sie tragen brachiale Namen wie z.B. "Web 2.0 Suicide Machine". Die virtuelle Selbstschussanlage löscht Profile von Twitter, myspace und linked in - aber nicht mehr von Facebook, die haben ihrerseits die Schnittstelle zu diesem Service gekappt.
Weitere Seiten sind beispielsweise ausgestiegen.com oder alleinr.de - diese beiden verfolgen aber eher eigennützige Zwecke, wie man an eingeblendeter Werbung und externer Verlinkung erkennen kann.

Aufgeschnappt hier:
HOME /// DASDING.de
 
Man kehrt sein Innerstes nach außen und veröffentlicht die privatesten Sachen nur um festzustellen, das man sein Innerstes nach Außen gekehrt und privateste Sachen veröffentlicht hat?
Und dann hat man davor Angst?
Wahnsinn! Ich bereue es, niemals dabei gewesen zu sein um jetzt bereuen zu können. :)
 
Man kehrt sein Innerstes nach außen und veröffentlicht die privatesten Sachen nur um festzustellen, das man sein Innerstes nach Außen gekehrt und privateste Sachen veröffentlicht hat?
Und dann hat man davor Angst?
Wahnsinn! Ich bereue es, niemals dabei gewesen zu sein um jetzt bereuen zu können. :)

ja gut, aber das kann man ja nicht so einfach verklausulieren. Vielen war doch zunächst gar nicht Bewusst, wo sie sich da anmelden. Und ich unterstelle auch heute noch einer Mehrheit, dass sie die langfristigen Folgen nicht abschätzen können. Klingt jetzt vielleicht etwas abgehoben, aber ich hab mich mit dem Social Web auch wissenschaftlich beschäftigt. Und mein Schluss ist: wir wissen nicht, in welche Welt wir da gehen. Das ist doch mehr als nur noch eine Übertragung medialer Öffentlichkeit auf ein neues Medium. Das Social Web ist mehr als blosse Öffentlichkeit im ursprünglichen, soziologischen Sinne.
 
Wenn mir die Folgen nicht bewusst sind, wenn ich z.B. Bilder von einer Party da rein stelle, wo ich komatös und vollgekotzt in der Ecke liege, dann ist mir auch nicht mehr zu helfen. Wer der Meinung ist, sich in einer dezentralen Vernetzung von Computern Weltweit in einer privaten Sphäre zu befinden, der hat das Internet nicht verstanden. Mein Mitleid für Leute mit Profilproblemen die sich als Aufmerksamkeits-Defizit-Ausgleichsplattform ein Facebook zu Nutze machen wollten hält sich in Grenzen.

Im Übrigen weiß ich sehr wohl in welche Welt ich gehe. Oder im Falle Social Web wohin nicht.
 
Da greifst Du jetzt ein Extrembeispiel auf, das so für sich genommen natürlich auch richtig ist.
Aber versuche es etwas einfacher zu betrachten. Wer war mit wem wie lange zusammen? Wer hört welche Musik? Wer war in welcher Kneipe? Wer hat bei welcher Partei auf "gefällt mir geklickt"? usw.
Die Leute legen ein ziemlich vollständiges Persönlichkeitsprofil von sich an - wer das bewusst tut, bei dem ist alles in Ordnung, aber in der jugendlichen Leichtigkeit werden auch schon mal Dinge publiziert, auf die man später vielleicht lieber nicht mehr angesprochen werden möchte.
Für die jungen Leute sind diese neuen Medien eine Selbstverständlichkeit, sie wachsen damit auf - sich bewusst dafür oder dagegen zu entscheiden, wie uns "Älteren" das noch gegeben ist, das kennen die gar nicht, denn sie kennen die Welt ohne Facebook gar nicht.

Man kann es als Eltern nicht verbieten, und man kann auch nicht jedes Statusupdate vorab genehmigen.
Und daher ist der vielfach geforderte digitale Radiergummi wirklich wichtig.
 
Naja, gesunden Menschenverstand vorausgesetzt, kann man schon erheblich Einfluss nehmen auf das, was zumindest die private Öffentlichkeit erfährt. Wie man zB weiss, landen ja auch nicht-FB-Nutzer bei FB, über Kontakte etc. der eigentlichen Mitglieder. Den Mond anheulen und sich standhaft weigern, weil einem die neue Technik Angst macht, sollte man aber auch nicht. Klar, wer verzichten will, hat jedes Recht dazu, verzichtet dabei aber auch darauf, Einfluss nehmen zu können was andere über ihn preisgeben. Das hat man nichtmal als Nutzer so wirklich unter Kontrolle. Zum einen brauchen diese Netzwerke die eigene Aktivität, zum anderen muss man sich aber auch damit abfinden, dass es diese Techniken und "Orte" nunmal gibt, egal wie sehr man sich dem Verweigert. Es hat für mich ein bisschen von Realitätsverlust, wenn man sich hinstellt und bockig "Bäh, da mach ich nicht mit" schreit. Denn das tun immernoch sehr viele, nur wenige wissen wirklich warum und wie sie sich verweigern. Zu ersteren zähle ich einige wenige meiner Freunde/Bekannte, die schlicht irgendwelche Stammtisch-Sprüche nachplappern ohne je einen Hauch von Ahnung zu zeigen, von was sie eigentlich labern, und das halte ich für ebenso dumm und gefährlich wie diejenigen, die alles preisgeben ohne nachzudenken.

Solchen Leuten rate ich dann meist, wenn ich dazu komme, sich mal ein Fakeprofil samt Wegwerf-Email anzulegen um sich mit der Materie halbwegs anonym vertraut zu machen. Wenn es dann doch gefällt, und die Profileinstellungen halbwegs sicher eingestellt und verstanden wurden, kann man sich ja immernoch "echt" anmelden, oder dann zumindest bewusst verzichten und wissen was ihnen entgeht, positiv wie negativ, ohne irgendwas preisgegeben zu haben. Nach dem Motto "Kenne deinen Feind". Denn sture Ignoranz und ein Denken wie "Kenn mer net, wolln mer net" ist das andere Extrem der Skala. Nicht wenige Solcher sind dann genau die, einmal drin, die den grössten Mist verzapfen oder lauthals verkünden wie toll das doch alles sei. Aber das kennt man ja auch aus anderen Bereichen zur Genüge.
 
Man kann es als Eltern nicht verbieten, ...
Doch, kann man. ;) Bringt zwar nahezu tägliche Diskussionen, aber kann man.

Ich hatte so einen von Threepwood angeregten Fakeaccount - obwohl dieser angeblich und nach Antrag längst gelöscht ist (nicht nur deaktiviert), ich nirgendwo "Freund" war und auch kein "gefällt mir" geklickt habe, geistert dieser Fakename, den es nur für diesen Test gab, immer noch durchs Netz und irgendwelche Unbekannten wollen mein "Freund" werden...

Deshalb halte ich die angebotenen Privatsphären-Profil-Einstellungen auch nur für Augenwischerei, die Leute fühlen sich sicher, sind aber trotzdem viel öffentlicher als sie denken. Privatsphäre ist bei Facebook nunmal keine vorgesehen, damit sollte man sich bei Anmeldung abfinden und nicht glauben, dass dies nur für "die anderen" zutrifft.
 
Natürlich können Eltern etwas verbieten.
Wenn sie danach fest genug daran glauben und halbwegs clevere Kinder haben, werden sie sich damit auch super fühlen :).
 
Clever sicher, aber auch intelligent genug, sich der Folgen bewusst zu sein und zu wissen, dass das nicht vom Glauben der Eltern abhängt. ;)
 
Ich würde digitalen Selbstmord eher darunter zusammenfassen, dass man auch nicht mehr in Foren oder Chaträumen über sich redet.
Da man allerdings auch etwas Spaß am Netz haben will, würde das so wohl nie klappen.

Insgesamt finde ich es gut, dass es solche Seiten gibt, welche einem beim killen, der eigenen Web2 Profile behilflich sind, leider scheint dies hinten heraus ja dann doch nicht so ganz zu funktionieren, nutzen viele doch auch weiterhin diese Dienste, allen voran hier Facebook *würg*.

Doch ich weiß ja, selbst bin ich auch in drei Netzwerken angemeldet, wenn man MySpace dazu zählt, welches sich ja dagegen sträubt, mein Konto zu löschen.
Vielleicht wäre so ein Dienst da ja passend.
 
Oben