geplante Obsoleszenz: Elektroartikel und Verbrauchsgüter mit Verfallsdatum

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Je neuer ein technischer Gerät, desto kürzer seine Lebenserwartung - das ist weiß Gott keine neue Erkenntnis.
Insofern ist der gestrige PlusMinus-Beitrag keine skandalöse Enthüllung, sondern bestenfalls ein weiteres Indiz für das, was man als Verbraucher schon immer geahnt hat: Die Geräte werden absichtlich so gebaut, dass sie nach einer gewissen Zeit - möglichst kurz nach Ablauf der Garantie - den Geist aufgeben.

ARD Mediathek: Plusminus - Elektrogeräte - Verschleiß gleich mit eingebaut - Mittwoch, 28.03.2012 | Das Erste

Neu war für mich allerdings, dass auch Nylonstrumpfhosen seit 60 und Glühbirnen schon seit 70 Jahren absichtlich so produziert werden, dass sie möglichst schnell kaputt gehen.

Ich meine, es hätte dazu auch schon mal ein Thema gegeben, aber ich habe wohl bei der Suche die falschen Stichworte verwendet, jedenfalls finde ich es nicht mehr.
 
Wir haben ja mehrere Threads zu dem Thema - ich hole diesen wieder hoch, weil darin auch die beiden anderen verlinkt sind - so hat man alles beisammen.

Inzwischen gibt es die Initiative "Murks? Nein Danke", angeführt von Stefan Schridde. Wenn man den zugehörigen Blog liest, kann einem schlecht werden. Es ist so offensichtlich, auch wenn die Hersteller immer das Gegenteil beteuern.

Erneut Aufmerksam wurde ich auf das Thema durch einen Bericht bei ZDnet:
Streit um geplante Obsoleszenz: Ein Betriebswirt heizt den Herstellern ein | ZDNet.de
 
Bei den Glühlampen hat die Industrie das sogar so hinbekommen, daß das Ableben der Leuchtmittel auf wenige Stunden genau vorherzussehen ist :eek:
Da haben die mächtig geforscht.
 
Ein Phänomen der Industrialisierung und Massenfertigung. Noch vor wenigen Generationen war bei nahezu allen Dingen des täglichen Bedarfs (vom Nagel bis zur Kartoffel) die Nachfrage größer als das Angebot, da mussten sich die Hersteller keine Gedanken um Fragen wie Lebensdauer, Marktsättigung, usw. machen.

Erst mit der Massenfertigung ist bei sehr vielen Artikeln sukzessive das Angebot deutlich größer als die Nachfrage geworden. Wenn man also permanent weiter verkaufen will, muss man die Lebenserwartung der Produkte reduzieren, sonst ist man irgendwann bei 100% Marktsättigung angelangt und verkauft nur noch die paar Sachen, die nach 30 Jahren Gebrauch dann doch mal endlich kaputt gehen.

Und die Industrie bringt natürlich ständig scheinbar neue und innovative Produkte auf den Markt. Jedes Jahr ein neues iPhone (obwohl das Modell von vor 5 Jahren vielleicht immer noch funktioniert und wahrscheinlich durchaus noch seinen Zweck erfüllen würde). Weil aber auch die Zahl der tatsächlichen Innovationen begrenzt ist muss man eben ständig neue Trends, Moden, usw. initiieren, damit die Masse der Verbraucher sich ständig neue Produkte kauft. Oder kleinste Detailverbesserung zum technisch-wissenschaftlichen Durchbruch hoch jubeln.

Über die geplante Obsoleszenz muss man sich eigentlich keine sooo großen Gedanken machen. Ich bin mir sicher, in den Industrienationen werden wesentlich mehr gebrauchsfähige Güter ausgemustert, nur weil sie nicht mehr 'In' sind. Und zumindest das hat jeder mündige Konsument selbst in der Hand.

Manchmal muss man sich eben selbst auch fragen: Brauche ich das wirklich?
Und wenn die Antwort ehrlicherweise Nein lautet, auf den Kauf verzichten!

Aber wer macht das schon konsequent (ich nehme mich selbst da gar nicht aus)?
 
Grainger hat es schon sehr schön umschrieben. Das Problem aus meiner Sicht ist der Kapitalismus in dem wir leben. Damit Kapitalismus funktioniert benötigen wir "ewiges Wachstum". Ewiges Wachstum ist jedoch ein Motto was schon im Namen selbst die Unmöglichkeit trägt. Ewiges Wachstum auf einer endlichen Welt ist schlicht nicht möglich.

Jemand, der das viel besser als ich beschreiben kann findet ihr hier und hier.
 
Das es bei vielen technischen Geräten durchaus gewollt ist, dass sie nicht zu lange halten, ist wohl allgemein bekannt. Immer scheint die eingebaute Sollbruchstelle aber nicht zu funktionieren. So benutze ich noch fast täglich einen über 6 Jahre alten 19" TFT-Monitor von Acer, der noch immer einwandfrei funktioniert. Ebenso ein inzwischen über 8 Jahre alter 15" TFT-Monitor von Philips, Auch mein 6 Jahre alter Epson DX3850 funktioniert nach wie vor einwandfrei, und das obwohl ich nie die Original-Tinte benutzt habe (was einen Tintenstrahldrucker laut der Hersteller ja unverzüglich zerstört). Auch meine 12 Jahre alte Spülmaschine verrichtet noch immer problemlos ihren Dienst. Es scheint wohl auch etwas Glück dazu zu gehören, wie lange ein Gerät hält.

Defekte Geräte kann man aber auch oft ohne großen Aufwand reparieren. So heizte die gerade mal 5 Jahre alte Spülmaschine einer Bekannten nicht mehr. Der erste Verdacht war natürlich ein defektes Heizelement, was eine Reparatur unrentabel gemacht hätte. Defekt war jedoch lediglich ein minderwertiges Relais auf der Steuerplatine, welches so heiß wurde, dass es sich praktisch selbst ausgelötet hat. Ein neues Relais kostete stolze 85 Cent und der Austausch dauerte inklusive Aus- und Einbau der Steuereinheit und Austausch des Relais nicht mal eine Stunde. Der Hersteller empfiehlt übrigens den Austausch der gesamten Platine. Kostenpunkt 150 Euro (ohne Montage) was sich bei einem 5 Jahre alten 450 Euro-Gerät schon kaum noch lohnt. In der Regel wäre dieses Gerät wohl auf dem Müll gelandet.
 
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