Daher könnte die Diskussion in diesem Thread meiner Meinung nach auch lauten: "Meint ihr denn es wird genug für junge Mütter getan heutzutage an Förderung und... naja Perspektivenschaffung?"
Ich habe heute meinen provokanten Tag (eher einen wütenden, aber glücklicherweise ist es produktive Wut.):
Meint ihr nicht, dass junge Frauen heute viel zu sehr mit dem Gedanken an Kinder kriegen beschäftigt sind, statt es auf sich zukommen zu lassen?
Diese These möchte ich jedoch auch begründen:
Ich bin ab und zu bei Einstellungsgesprächen und in Besprechungen dabei. Ab und zu sind auch Frauen anwesend. Hochqualifizierte Frauen.
Bei Einstellungsgesprächen lauert meistens schon im Hinterkopf der Gedanke: Wenn ich ein Kind bekomme kümmere ich mich um das Kind.
Diesen Gedanken werden die meisten der Frauen nie los und planen schon auf ein Kind, selbst wenn noch lange kein Kind "geplant" ist und noch völlig in den Sternen steht, ob überhaupt irgendwann ein Kind in die Welt gesetzt wird. Dadurch passiert öfters später folgendes:
Bei Besprechungen, wenn mal so ganz locker die Frage in den Raum geworfen wird, wer denn ein bestimmtes Projekt übernehmen und leiten will, sieht man zig Männer-Hände hoch gehen und die Herren der Schöpfung haben plötzlich alle Rasierklingen in den Achselhöhlen, während die Frauen sich freiwillig (!) nicht mal mit an den Hauptkonferenztisch gesetzt haben, obwohl einige von ihnen Zehn Mal so qualifiziert gewesen wären, das Projekt zu leiten, wie einige der Testosteron-Tarzans.
Die Einstellung in den Köpfen ist einfach falsch.
Nicht irgendwer muss für die Mütter Perspektiven schaffen, sie müssen sich selbst erst einmal eine Perspektive geben! Sie müssen sich mit "an den Tisch setzen" und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Beispiel Frankreich: Dort würde es einer Frau mit einem guten Beruf nicht im Traum einfallen, nur wegen eines Kindes ihren Job aufzugeben, selbst die Auszeit um die Geburt herum überschreitet insgesamt selten mehr als 3 Monate (Entgegen anders lautender Behauptungen ist Schwangerschaft keine Krankheit! Bis auf einen ziemlich kurzen Zeitraum sind die Frauen voll leistungsfähig!) dafür gibt es aber ein ziemlich dichtes Netz an Kindertagesstätten, sie auch schon Säuglinge aufnehmen, und einen ganzen Stapel qualifizierte Tages-Kinderpflegerinnen (neudeutsch Nanny). Die voll im Beruf stehende Frau bezahlt einen Teil ihres Geldes an die Kinderpflegerin, ein Teil wird vom Staat zugeschossen, und nicht nur eine sondern gleich Zwei Frauen stehen in Lohn und Brot. Kinder zu lange selbst zu versorgen weckt bei den Nachbarn sogar das Gefühl, dass die Eltern egoistisch sind ...
Gegen die "deutsche" Einstellung helfen keine Quoten oder Förderungsmaßnahmen, da muss sich grundlegend etwas in den Köpfen ändern.
So, das war zu Müttern und Perspektiven.
Zu "Wegwerfkindern" (Achtung, der nächste dicke Hammer):
Nun ist da eine Familie, die ein neues Kind nicht will. Was passiert mit dem Kind? Glückliche Adoption oder, wie bei den meisten, ein ziemlich perspektivloses Leben in einem Heim und auch im Anschluss nichts wirklich gutes? Oder, teilweise noch schlimmer: Aufzucht (<- ja das Wort ist Absicht) bei den leiblichen Eltern, die einen hassen und sich immer denken, um wie viel besser sie es mit einem anderen Kind gehabt hätten - oder gleich ganz ohne Kinder?
Wen hier kümmern denn wirklich Kinder?
Vor allem welche, die man nicht sieht?
Hat sich mal jemand Gedanken darüber gemacht, wie viele Kinder tagtäglich verdursten, verhungern, an behandelbaren Krankheiten krepieren, zur Prostitution gezwungen werden, von Drogen abhängig gemacht werden, zufällig von einer Landmine, Bombe, verirrten Gewehrkugel getötet, (...), oder einfach so ermordet werden? Warum einigen Kindern in ärmeren Ländern z.B. eine Niere fehlt?
So, das war jetzt alles sehr hart, aber auch diese Gedanken muss man sich machen, wenn man über so ein Thema wie das dieses Threads nachdenkt. Dann muss man sich aus dem ersten emotionalen Aufschrei des kleinen gerechten Menschen in einem drin zurücklehnen und die ganze Sache noch einmal ohne die ersten aufschäumenden Emotionen durchgehen. Wenn man dann zu einer Entscheidung gekommen ist, dann kann man die Emotionen wieder einschalten und testen, ob es einem gefällt (wahrscheinlich nicht).
Wenn man das nicht macht, ist alles, was man von sich gibt, kulturell geprägtes leeres Gewäsch was rein garnichts ändert.