Sorglos im Internet: Jeder Zweite macht sich keine Gedanken

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Paulinchen war allein zu Haus...mit diesen Worten könnte wohl auch so manche Geschichte über junge Internetnutzer beginnen, welche die weitreichenden und langfristigen Folgen ihres oft unbekümmerten Verhaltens im Web nicht richtig einschätzen. 51 Prozent der Erwachsenen und 61 Prozent der Kinder und Jugendlichen machen sich keine oder nur sehr wenig Gedanken darüber, wie sich heutige Veröffentlichungen im Internet in einigen Jahren auf die Beurteilung seiner Person auswirken könnten.
„Kein vernünftiger Mensch würde nackt auf den Marktplatz gehen, das „digitale Entblößen” aber scheint weit verbreitet zu sein und die Folgen oftmals unterschätzt, das zeigen auch die Ergebnisse der Microsoft-Studie.”, sagt Dr. Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts. "Soziale Netzwerke und andere digitale Plattformen werden zu einem der bestimmenden Faktoren für die Eindrucksbildung über Menschen. Sehr häufig entstehen Urteile über andere nicht mehr in der persönlichen Umgebung, sondern durch die Informationssuche im Netz. Solche Eindrücke können weitreichende Folgen für die berufliche und private Zukunft haben. Daher ist es umso wichtiger, dass die Nutzer sich darüber klar werden, dass nicht nur einzelne Informationen, sondern auch die Kombination aus Spuren, die im Netz hinterlassen werden, zur gesamten Eindrucksbildung beitragen. Hier besteht ein enormer Aufklärungsbedarf.”

Bei Erwachsenen mögen die Konsequenzen weniger drastisch sein, aber gerade bei Kindern und Jugendlichen stelle ich mir das sehr problematisch und gefährlich vor.
Ich muss ja nur an meine eigene Kindheit denken. Was haben wir damals für Sachen getrieben...aber genau dazu sind Kindheit und Jugend ja auch irgendwo da. Hätten wir damals schon Facebook, Youtube und Co. gehabt - mein Gott, ich mag gar nicht daran denken, wie viele damals coole und lustige, heute aber hochnotpeinliche Videos und Bilder im Internet gelandet wären. Und hätte uns jemand über die Gefahren aufklären wollen, hätten wir ihn ausgelacht.
Die heutige Jugend hat diese Werkzeuge, und auch aus dieser Generation sollen Ärzte, Rechtsanwälte und Manager hervorgehen - das wird noch bei so manchem für späte Reue sorgen.

Die Ergebnisse dieser von Microsoft in Auftrag gegebenen Studie sind in dieser Infografik zusammengefasst:

microsoft_digitales_profil.jpg
(anklicken zum Vergrößern)


Die komplette Meldung ist hier nachzulesen:
Weniger als die Hälfte der Nutzer denken über die Folgen ihres Verhaltens im Web nach - Pressemeldung
 
Und genau deshalb gebe ich Informationen über mich, nur in groben Stücken, nur an mir bekannte Nutzer und ansonsten Fotos nur an meinen Bekanntenkreis weiter ;)
Außer mein Geschlecht und Alter ist auch nichts in sozialen Netzwerken angegeben (bzw. muss ich mir wegen des Namens auf G+ noch was ausdenken), den Rest können die Leute mich direkt fragen, wenn sie interessiert sind und selbst dann gebe ich nicht immer alles preis.

Spätestens in 10 Jahren wird sich alles zeigen, sollten Probleme dadurch entstehen, dass die Leute einst (heute) soviel über sich preisgegeben haben, im Netz, dann sehen wir, ob es wirklich so gefährlich ist, oder die Sorge unberechtigt ist.
 
Hallo,

klar, nur die Zeit wird zeigen, ob es wirklich ein Problem wird, aber ich bin schon sehr besorgt deswegen. Wäre ja fatal, wenn man deshalb keine Berufschancen mehr hätte.
 
Na, ich muss da grad ganz klar an die "Klarnamen Fraktion" denken, vor allem so um '97-2000 in meinem Blickfeld in diversen Foren. "blabla keine Anonymität zum verstecken" "blabla brauche keinen Fantasienamen" "blabla Ich stehe zu meinem Namen, alles andere ist unhöflich" "blabla Knigge blabla" "blabla Klarnamen sind Pflicht in meinem Forum" etc etc etc. Schon damals haben Leute wie ich darauf gepocht, dass das absoluter Quatsch ist, und gefährlich noch dazu. "Wer soll da schon was finden" "Welcher Chef würde schon Netscape anwerfen und seine Angestellten suchen, soviel Zeit hat der gar nicht" .. waren so die gängigsten Sprüche. Erinnert sich jemand an solche Foren und Chats in den späten Neunzigern?

Moot weiss schon was er tut, im Gegensatz zu Zuckerberg. Der hat den Knall ja noch immer nicht gehört, ihm kanns ja aber auch egal sein. Es betrifft ihn ja nicht.
 
Erinnert sich jemand an solche Foren und Chats in den späten Neunzigern?
Sicher, und nicht nur Ende der Neunziger, das ging bzw. geht noch immer z.T. lustig weiter.
Aber keine Angst, ich bin kein Personalchef.
Etliche von denen werden sich ganz bestimmt daran erinnern und ihre Bewerbungskandidaten entsprechend "durchleuchten". Irgendwann im letzten Jahr hatte ich darüber mal was gelesen, war recht interessant und für die Betroffenen teils ganz schön peinlich, was dabei alles herauskam.
 
Erinnert sich jemand an solche Foren und Chats in den späten Neunzigern?
Och, du musst gar nicht soweit zurückgehen, in der Zeit.

Die Nutzer deutscher Mailinglists und Usenet-Diskussionsgruppen schreiben sich zu 99% noch heute für Klarnamen aus.

Ich war vor einer Weile in einer solchen Gruppe aktiv, schlicht, weil die Hilfe dort schneller kommt und dank spezifischer Themen der Gruppe, auch zutreffender ist, als in vielen Webforen.
Als jedoch eine ewig währende Diskussion darüber ausbrach, dass ich nicht mit meinem echten Namen im Header, sondern mit Initialen an der Unterhaltung teilnehme, es innerhalb dieser Unterhaltung auch echt ungemütlich wurde, hab ich mich dort abgemeldet.

Sehr schade, doch dann sollen sich diese Nutzer auch nicht darüber beklagen, dass ihr Name eines Tages im Spamfilter ihres sozialen Umfelds landet ;)
 
Ich muss zugeben, seit Jahren bin ich zu 99% in englischsprachigen Foren unterwegs, daher kenne ich selbst dieses Klarnamendebakel nur noch von "damals" - ich ab mich aus entsprechenden Seiten recht schnell ausgeklinkt. Leider habe ich selbst schon erlebt, wie Leute daraufhin - wegen eines Klarnamens und sogar Herkunft war bekannt - persönliche Probleme der unschönen Art erleben mussten. Da stand dann der heimliche Webverehrer vor dem Ehemann der Angebeteten, und hat das mit einem blauen Auge bezahlt. Ich selbst habe meine Frau "übers Internet" kennengelernt - weil ich jemandem auf die Schliche gekommen bin, und rausgefunden habe wo derjenige wohnt, und die eigentlich Geschädigte wusste nichteinmal, dass ihr Name, Leben und Tagesablauf samt Kind und persönlichen Fotos weitergereicht wurden. Ich sag selbst heute noch: hätte ich einen derart kranken Geist wie manch Kellerbesitzer in Österreich, ich hätte das Kind oder sie derart missbrauchen können, körperlich, psychisch, oder sonstwie, etc pp, dass nichtmal ein Hinweis auf mich gefallen wäre. Lange Geschichte, kurzer Sinn: selbst ohne direkte Klarnamen kann man durch aufmerksames lesen und kombination, mit Hilfe von Google Maps, jemanden persönlich finden und ihm Schaden zufügen. Das klappt tatsächlich, wenn derjenige einfach sorglos im Internet unterwegs ist. Unbedarfte Leute, die sich ihrer selbst nicht wehren können, haben da echt schlechte Karten.
 
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