Unwort des Jahres 2011: Döner-Morde

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Die Ermordung von acht türkischen und einem griechischen Mitbürger durch eine rechtsextreme Terrorzelle beherrschte im Jahr 2011 unter dem Schlagwort "die Döner-Morde" lange Zeit die Schlagzeilen.
Dieser Begriff verschleiert und verharmlost das grauenhafte Ausmaß und den wahren Hintergrund dieser Taten, weshalb sich die Jury offenbar schnell einig wahr: "Döner-Morde" wurde zum Unwort des Jahres 2011 gekürt.
Auf weiteren Spitzenplätzen liegen die Begriffe "Gutmensch" und die von Bundeskanzlerin Angela Merkel propagierte "marktkonforme Demokratie".
Insgesamt gingen 2420 Einsendungen ein, 923 Wörter wurden vorgeschlagen - so viele wie nie zuvor. Das letztliche "Sieger-Unwort" wurde dabei 269 mal vorgeschlagen.
Weitere Top-Vorschläge wie "Stresstest" (186 Einsendungen) und "Rettungsschirm" (136) wurden von der Jury nicht berücksichtigt.

Die vollständige Presseerklärung zum Unwort des Jahres kann man hier nachlesen:
http://www.unwortdesjahres.net/fileadmin/unwort/download/pressemitteilung_unwort2011.pdf
 
Eine gute Wahl. Zeugt doch diese Wortschöpfung von einer interkulturellen Ignoranz des Wortschöpfers und desjenigen, der sich dieser Wortschöpfung bedient. Dunkle Haare, Migrationshintergrund und ein Schnurrbart werden gleichgesetzt mit einer ethnischen Bevölkerungsgruppe, die sich -klar die Opfer waren mehrheitlich Türken- ganz wunderbar mit dem Döner idendifizieren lässt. Italiener sind Spaghettis und die Griechen sind faul. Warum hat man es in der Presse nicht gleich Kanakenmorde genannt? Das wäre dann genauso geringschätzend wie der Begriff Dönermord und zumindest in dem versteckten Rassismus präziser und damit wenigstens ehrlich! Es sind nämlich keine Döner ermordet worden, sondern Menschen mit Familie. Es waren Menschen mit einer eigenen Geschichte, Menschen auf deren Heimkunft andere gewartet haben und denen dann die Nachricht von ihrem Tode überbracht wurde.

Die Hintergründigigkeit der Wahl zum Unwort des Jahres wird sich leider der Allgemeinheit mangels Interesse und Intellekt nicht erschliessen, daran werden auch meine Worte nichts ändern.

Denkt mal drüber nach, bevor ihr das nächste Mal beim Kiosk zum Boulevardblatt greift.
Bild Dir Deine Meinung, mit Text und Inhalt, nicht mit Schlagzeilen!
 
ot:
Ein einfacher Danke-Klick ist mir hier einfach zu wenig.
Wir haben keinen "Beitrag des Monats"-Award - aber dafür müsste man ihn fast erfinden (y)
 
Seltsam finde ich, das ich von genau diesem Wort bis eben noch nie was gehört habe. Das kann durchaus an meinem stark mangelndem Interesse an allgemeinen Nachrichten liegen, da ich häufig nicht in der Lage bin zu unterscheiden, ob die Nachricht einen inhaltlich korrekten oder Nullwert hat. Außerdem regen mich Nachrichten nur sinnlos auf, deswegen verweigere ich mich dieser Flut an, in der Regel überflüssigen wie auch inhaltslosen Meldungen.
Im Übrigen bin ich beim ersten lesen davon ausgegangen, das es sich bei den Dönern um die Mörder, nicht um die Opfer handelte. Einen ermordeten nur seiner Herkunft nach auf ein Nahrungsmittel zu reduzieren dürfte schon Gossenjournalismus der untersten Schiene sein.

Dabei ist es doch so einfach. Ein Ungarischer Kollege in unserer Firma fand seinen Rufname Paprika unpassend. Als er in Kanake umgetauft wurde, konnte er sich auch nicht wirklich damit abfinden. Jetzt hat er mit Sir Kanak entweder kein Problem mehr oder resigniert. ;)
 
Was die Menschen sehr bewegt hat wird als Unwort des Jahres vorgeschlagen."Döner-Morde"war wohl die größte Schlagzeile des Jahres 2011!"Gutmensch"&"Marktkonforme Demokratie" klingen auch sehr interressant!LGMM!:microwave!^°^:ufo1!^°^!!
 
Vielleicht stehe ich mit der Meinung alleine da, aber wären das Deutsche gewesen, und trotzdem hätten welche davon Dönerbuden besessen und wären mit Dönerbuden Bildern durch die Presse gegangen, hätte sich dann sehr wahrscheinlich trotzdem der Begriff durchgesetzt.
"Döner-Morde" - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
Die Schublade "Rassismus" sehe ich hier also nicht unbedingt gezogen, sondern eher eine Milieu-Schublade: Dönerladen Besitzer und oder Besucher. Ob das nun Afghanen, Italiener oder Russen oder Deutsche sind, wird dadurch nicht tangiert. Hab ich übrigens live alles schon erlebt, einer davon war ich selbst. Dönerlieferant in einem türkischen Restaurant im schönen Bayern. Und ich bin sowas von Deutschstämmig, das sieht man schon am Würstchen.

Ich hätte übrigens den Begriff "Swag" gewählt.

LG
 
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