Diskussion Wirtschaftslage in Griechenland und die Folgen

Der ESM wird am 8. Oktober 2012 "zusammentreten". :(

Karlsruhe hat ja den "Rettungsschirm" genehmigt – unter Bedingungen. Das heißt für Deutschland, das innerhalb der nächsten 10 Jahre sich hier noch einige Zeitgenossen kräftig die Augen reiben werden, spätestens wenn sie etwas älter geworden sind.


Das Karlsruher Urteil ist ein Volkswirtschaftliches Skandalurteil - Keine Frage.
Was heisst das jetzt für die meisten Bürger?

- sein letztes Hemd nur dann verpfänden, wenn noch ein Notgroschen in der Besteckschublade liegt
- den Notgroschen nur aus der Besteckschublade holen, wenn der Kneipenwirt nichts mehr auf den Deckel schreiben läßt
- den Deckel in der Kneipe nur ausreizen, wenn die Briefmarkensammlung aufgelöst ist
- die Briefmarkensammlung nur dann verscherbeln, wenn das Marmeladenglas mit dem Kupfergeld zur Sparkasse gebracht wurde
- das Kupfergeld nur einwechseln, wenn Tafelsilber und Goldzähne eingeschmolzen sind
- nur dann an Tafelsilber und Goldzähne gehen, wenn das Bündel Scheine unter dem Kopfkissen ausgegeben ist
- die Scheine unter dem Kopfkissen nur anrühren, wenn das letzte Hemd verpfändet worden ist


..... schönes Wochenende, oder besser friedlich in die Katastrophe! :ROFLMAO:
 
Nur mal so zur Erinnerung, was uns (doofen) Deutschen von unseren eigenen Parteien vor der Einführung des Euro versprochen wurde:


Und genau so hätte ich es gerne: die Griechen, Spanier, Portugiesen, Italiener, usw. haften für ihre eigenen Schulden und wir haften für unsere Schulden. Und zwar nur für unsere Schulden.
 
Und genau so hätte ich es gerne: die Griechen, Spanier, Portugiesen, Italiener, usw. haften für ihre eigenen Schulden und wir haften für unsere Schulden. Und zwar nur für unsere Schulden.
Genau so wird es kommen.
Aber leider erst, wenn die Schulden der Griechen, Spanier, Portugiesen und Italiener unsere Schulden geworden sind.
 
Genau so wird es kommen.
Aber leider erst, wenn die Schulden der Griechen, Spanier, Portugiesen und Italiener unsere Schulden geworden sind.
Full Ack.
Aber nach meiner Einschätzung ist das nur die kleine Ouverture des Konzerts. Da wird ein ganz anderes, größeres Spiel gespielt. Es geht nicht darum, den PIGS ne Kopfnuss zu verpassen. Es geht imho darum, die Bilanzen einer kleinen, aber auserlesenen Schar Banken mit allem in aller Welt greifbaren Kapital auf zu blasen und zu verlängern, um sich "fit" zu machen für den finalen Wirtschaftskrieg. In den ersten Scharmützeln spielt Europa wie in den Kriegen der letzten 500 Jahren bereitwillig den Part des zentralen Schlachtfeldes. In und hinter diesen Banken stehen etwa 400 bis 500 "Familien", oder eher Bündnisclans, weltweit. Viele von diesen Namen sind uns geläufig, und alle haben ihre Spielchen nur nach dem Motto gespielt: Geld her und weg, nach uns die Sintflut.

Wer Lust hat, vor dem kollektiven materiellen Selbstmord noch schnell ein paar wirklich Schuldige zu suchen, sollte sich die Vita der bisher beteiligten Personen mal genauer ansehen. Hier nur ein Tipp: Wo war z. B. Draghi früher Vizepräsident?

Und was unsere Schlachteplatte für die PIGS betrifft, da "stolpert" der Mann mit dem 100.000-Mark-Koffer im Rollstuhl demnächst auch ganz heftig: Die ersten ca. 20 Milliarden sind ganz zügig fällig. Die wird er uns schon noch mit irgendwelchen Pseudo-Wohltaten aus dem Knie leiern. Aber die anderen paar Milliarden - es werden so ca. 170 sein - müssen noch irgendwie als Verpflichtungsermächtigung in den Haushalt reingebastelt werden, weil die sehr plötzlich fällig werden können. Wenn er es damit geschafft hat, den Haushalt auf fast das doppelte aufzupusten, muss der ratifiziert werden. Das schau ich mir live an, der Urlaub ist schon reserviert.
Aber ihm kanns ja schlussendlich egal sein, der Mann ist 70 und hat die Schnauze sicher voll. Außerdem steht da ja noch so eine kleine, lästige Wahl an....:smokin
 
Griechenland fehlt mehr Geld als bekannt

Die Lücke im griechischen Staatshaushalt ist größer als bislang erwartet. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, über die der SPIEGEL berichtet, fehlen der Regierung von Ministerpräsident Antonis Samaras derzeit rund 20 Milliarden Euro - fast doppelt so viel wie zuletzt eingestanden. Nur wenn die Finanzierungslücke geschlossen wird, kann die nächste EU-Tranche nach Athen überwiesen werden.

Samaras soll bereits mehrfach angefragt haben, ob die öffentlichen Gläubiger bereit wären, auf die Rückzahlung von Schulden zu verzichten. Zudem hofft er, zwei Jahre mehr Zeit für die Erfüllung seiner Sparziele zu bekommen. Dann würden wohl weitere 20 Milliarden Euro an Hilfe fällig.
Wie zu vermuten war braucht Griechenland (noch) mehr Geld.
Und (noch) mehr Zeit.
Und anschließend wieder mehr Geld.
Und anschließend …

Das entwickelt sich zu einer Never-Ending-Story. Auch das dürfte bereits zu Beginn der Griechenland-Krise jedem halbwegs verständigen Menschen klar gewesen sein.

Wie ich schon mehrfach (auch in diesem Thread ;)) angemerkt habe:

die Griechen (bzw. die demokratisch gewählte griechische Regierung) haben die EU bereits mehrfach belogen und betrogen, sich die Aufnahme in die Eurozone durch betrügerische Bilanzmanipulationen erschlichen und haben auch seit Beginn der sog. Griechenland-Krise kaum eine ihrer Zusagen und Versprechungen eingehalten.

Das nun permanent neue Haushaltslöcher "entdeckt" werden, die vorher angeblich unbekannt oder unabsehbar waren, stößt bei der Vorgeschichte irgendwie auf meine Ungläubigkeit. Oder die Griechen sind noch sehr viel unfähiger, als ich es bisher wahrhaben wollte und kriegen noch nicht mal eine Buchhaltung auf die Reihe, die zumindest auf +/- 1 Milliarde Euro genau ist.

Beide Möglichkeiten lassen nur den Schluss zu, dass man Griechenland besser wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. Noch besser wäre es gewesen, man hätte das bereits vor ~24 Monaten gemacht. Und sogar noch besser wäre es, man hätte Griechenland niemals in die Eurozone aufgenommen.
 
Hallo interessierte Boardies,
und in ein paar Jahren werden wir feststellen was eine "Bürgschaft" wert ist, wenn das betreffende Land "blank wie Adolf" ist. :D
Das wird ein Spaß! Aber diese "Option" wird auch in der aktuellen Politik noch überhaupt nich kommuniziert. :(

@Grainger
Das Eulenland überhaupt in der Währungsunion ist, ist Der Skandal überhaupt. Was mich interessiert, warum werden denn bei dieser Strafwürdigen "Lügenbilanz" von Hellas nicht die "Beraterfirmen" in Haftung genommen, bzw. an den Ausfallkosten beteiligt?


Greetz & einen schönen Sonntag noch.
 
Das Eulenland überhaupt in der Währungsunion ist, ist Der Skandal überhaupt. Was mich interessiert, warum werden denn bei dieser Strafwürdigen "Lügenbilanz" von Hellas nicht die "Beraterfirmen" in Haftung genommen, bzw. an den Ausfallkosten beteiligt?
Weil Berater in der Wirtschaft und in der Politik niemals für irgend etwas haften.

Die werden nur bezahlt (und das teilweise richtig gut), damit die Verantwortlichen sich anschließend mit der Ausrede, sie seien ja falsch beraten worden, aus der Verantwortung stehlen können.

Eigentlich sollte das nicht funktionieren, da die Verantwortliche auch die Verantwortung dafür tragen, dass sie sich falsch beraten lassen (und imho auch haften sollten). Genau für diese Verantwortung bekommen sie ihre zum Teil absurden Vergütungen.

Aber es funktioniert, im Großen wie im Kleinen.
 
Hallo Boardies.
hier noch ein lesenwerter Link, der ziemlich genau das beschreibt, was ich bisher aus verschiedenen Quellen mitbekommen habe.
Nach dem lesen dieses Artikels weiß jeder in welche Richtung der Zug mit Europa abfahren wird.
Europa landet innerhalb der nächsten Jahrzente in einer Sklavengesellschaft, soviel ist klar.

Der Euro zerstört alles


tty.
 
Wenn wir alle unser Geld verlieren, dann frage ich mich, warum die verlinkte Seite zu 90 Prozent aus Werbung besteht?
Nützt dem Betreiber doch sowieso nix mehr :D.
Den Text habe trotzdem gefunden - er ist hirnverbrannter Bullshit.
 
Das Griechenland mehr Geld benötigt, war mir klar. Ein Land, was sich reingelogen hat, lügt auch nach der Katastrophe weiter.

Das sie jedoch nach der absehbaren Kataststrophe noch immer nicht bereit sind, die Reichen in ihrem Land zu schröpfen, zeigt mir nur, das Politiker und Reiche unter einer Decke stecken.

Wobei, das "Tafelsilber" in Griechenland ist vergleichsweise riesig. Was dort alles dem Staat gehört........Ich kann gut verstehen, das die da alle Tage ne große Demo veranstalteten.
Der "Zufriedenheitsstatus", weil der Staat ja immer zahlt, ist dort vergleichbar, mit den Kardinälen der katholischen Kirche. (Komme was da wolle.... wir werden bezahlt!)

Denen ist schlicht nicht bewusst, was eine komplette Einstellung der Zahlungen bedeutet. Dem Einzelnen nicht und wohl auch nicht den Politikern, auch wenn diese überhaupt nicht darauf angewiesen sind.


Nachtrag:

Supernature schrieb:
Wenn wir alle unser Geld verlieren
Da bin ich fein raus! Ich hab kein Geld, was ich verlieren könnte....;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Land, was sich reingelogen hat, lügt auch nach der Katastrophe weiter.
Zur Erinnerung: Griechenland ist gegen den Willen der meisten, aber auf Betreiben der reichsten Griechen in die Euro-Drachme hinein gelogen worden. Übrigens wegen des großen Widerstandes - der Bevölkerung sowohl Griechenlands als auch der der 11 Gründungsmitglieder - 2 Jahre später. Das war die Zeit, die Joschka und seine Spießgesellen zu ihrer Frisieraktion brauchten.
Die Währungsunion der EU war das Versprechen, das Kohl dem Mitterand - unbemerkt und eilig - geben musste, um das französische OK zu Birnes eigenhändig herbeigeführter Wiedervereinigung zu bekommen. Da gabs - wie auch sonst immer beim Dicken üblich - kein Nachdenken über die Folgen. Macht war wichtiger: (damals) Millionen von (käuflichen) Stimmen im Osten bei rapide zurück gegangener Beliebtheit im Westen.

Und zum eigentlichen Thema:
Bevor hier denn alle in die aus dem Geschichtsunterricht sattsam bekannten Loblieder auf das ehrliche, fleißige und sparsame Deutschland und die Hasstiraden gegen die faulen, arbeitsscheuen und tricksreichen Nicht-Teutsch-Länder ausbrechen, wollen wir doch wenigstens denen eine Chance geben, die wissen wollen, was hier wirklich abläuft: Am Teutschen Wesen muss der Euro genesen! (Bei Besichtigung diverser versteckter Schandtaten könnten sich ja betriebswirtschaftlich geschulte Leute mal Gedanken über die Gesellschaftsform "GmbH" bei einer Staatstochter machen...)

Allerdings sollten wir bis zum Herbst 2013 nicht vergessen, wer wann wo und mit wem als Finanzminister den ersten "Schirm" aufgespannt hat: Im März 2008 einigten sich Merkozy darauf, den über "Griechenland" zu entfalten.

So jedenfalls die offiziell verlautbarte Version.

Meine Version dagegen: Die griechische Regierung hatte sich fleißig bei den griechischen Banken die Refinanzierung ihres merkwürdigen Staatshaushalts zusammen gepumpt. Den sie - wohlgemerkt - ganz "urdemokratisch" übers Land gestülpt hatte. Der kleine Grieche, über den hier alle jetzt so herziehen, hatte da wenig Einfluss drauf, es war ein abgekartetes Spiel zwischen Großverdienern, jeweiligen Regierungen und der durch beide eingerichteten Staatsadministration.

Also wie bei uns auch.

Die griechischen Banken mussten sich die horrenden Summen ihrerseits im Rahmen der EU von "potenten" Rückversicherern und Dickbanken zu entsprechenden Zinsen leihen. Die saßen in X und Y, logisch (Z hielt sich durch seine "splendid EU-isolation" vornehm zurück). Das war aber deswegen lautlos notwendig, um die Mauscheleien und Rechnungstricks von X und Y zum Euro-Beitritt der Südländer nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Wer die beiden federführenden Länder damals waren und unter welchen Regierenden, das solltet Ihr denn schon selber rausfinden können. Und vielleicht auch die beiden Länder, die als erste den Maastricht-Vertrag gebrochen haben....

Und wenn Ihr dann noch weiter behaupten wollt, das "alle" oder "die" Griechen verdorben und verantwortungslos sind, um "ihren" Reichtum zu schützen, dann könntet Ihr wenigstens zugeben, dass Ihr Euch auch im Herbst 2013 wieder hinter einem "ausgewählten", "starken Mann" verstecken wollt, weil Ihr Eure eigene Feigheit nicht eingestehen könnt. Dieser "starke Mann" wird dann allerdings vermutlich eine Frau sein - egal ob sie Angela oder Peer heißen wird.
Wir könnten dann ja gleichzeitig mit der 80-Jahr-Feier eines sehr ähnlichen Anlasses einen Feiertag fordern, als Ersatz für den dann hinfälligen 3. Oktober.
Ich schlage den 30. Januar vor, viell. als "Tag der nationalen Erhebung". :smokin
 
Zuletzt bearbeitet:
Griechenland und die Folgen.
In Zypern hat man angefangen "Bankkunden" zu erleichtern. Das muß man sich mal vorstellen, das die Großen Griechischen Reeder
nach wie vor Steuerfrei sind. Aber hier der Videolink.
Dirk Müller 18.03.2013 Zypern und Zwangsenteignung - YouTube

.... das Vertrauen in die Märkte und in den Euro wächst stündlich, wenn es nach unserer IM-Erika geht.

In Wahrheit ist Frau Merkel mit Ihrer Koalition total unglaubwürdig mit Ihrer Euro und Wirtschaftspolitik.
 
In Wahrheit ist Frau Merkel mit Ihrer Koalition total unglaubwürdig


Öh,....ja,...... natürlich!

Wieso erwähnst du das extra?

siehe zum Beispiel hier oder hier oder hier ..... jeder, der nicht fett in der Wirtschaft steckt, verliert mit CDU/CSU/FDP.


Eigentlich müsste das bekannt sein. Trotz allem gibt es irgendwie noch Wähler dieser Parteien. (Traurig)
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] jeder, der nicht fett in der Wirtschaft steckt, verliert mit CDU/CSU/FDP [...]
Nicht ganz.

Ich habe mich letztens in einer interessanten Diskussion über die schwarz-rote Wirtschaftspolitik und die Euro-Rettung wiedergefunden. Ich verstehe mich selbst nicht als Wirtschaftsexperte oder -kenner, doch war mir nicht bewusst, wie wenig die Grundlagen der Wirtschaftspolitik bei meinem Gegenüber ausgebildet waren. Letztendlich haben wir aneinander "vorbeidiskutiert", ich mit meiner mehr oder wenig fachlich ausgebildeten Meinung und mein Gesprächspartner mit seinen - ja, ich muss sagen - "Stammtischargumenten".

Ich beschloss daraufhin, diese Grundlagen anderen Menschen näherzubringen. Am meisten Menschen erreiche ich über dieses Forum, deswegen folgt jetzt eine kleine wirtschaftliche Aufklärung à la bastla - es gibt nämlich nichts schlimmeres, als auf unterschiedlichen Ebenen zu diskutieren. Also habe ich in der Suchmaske "Wirtschaftspolitik" eingeben, et voila, dieser Thread hier erschien mir passend.

Ich werde versuchen, politisch neutral zu schreiben/erklären.

Fangen wir an: Man unterscheidet in der Wirtschaftspolitik zwei Lager, angebotsorientierte Wirtschaftspolitk und nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik. Diese beiden Lager streiten sich um die Rolle des Staates in der Wirtschaft einer Nation. Ziel beider Lager ist es, im Falle einer Rezession das Wachstum der Wirtschaft wieder herzustellen. Denn, das ist einleuchtend und klar, nur wirtschaftliches Wachstum kann die Lebensumstände erhalten und ausbauen.

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitiker, das sind meistens Neoklassiker (also Verfechter der freien Marktwirtschaft/des Kapitalismus), sind der Ansicht, dass der Staat so wenig wie möglich in die Wirtschaft eingreifen sollten. Sie fordern einen sogenannten Nachtwächterstaat, der nur dafür sorgt, dass die Rahmenbedingungen für komplett freien Handel sichergestellt sind (dazu zählen unter anderem Durchsetzung des Vertragsrechts, stabile Außen- und Handelspolitik, Bereitstellung öffentlicher Güter, wie Bildung, etc). Infolge dessen meinen sie auch, dass im Falle einer Rezession (wo die eigentliche Wirtschaftspolitik aktiv wird) der Angebotsseite (also den Unternehmen, Produzenten/Dienstleistungsanbietern, Arbeitgebern) geholfen werden sollte. Sie glauben in vollem Umfang an die Selbsheilungskräfte des Marktes, an den Preismechanismus, an das sich selbst findende Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot. Sie fordern typischerweise Sachen wie Lohnnebenkostenkürzungen, Abbau von Sozialleistungen - also alles, was optimale Produktionsbedingungen schafft.
Weitere Werkzeuge: Subventionsabbau, Flexibilisierung der Arbeitszeiten (Zeitarbeit, Leiharbeit).

Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitiker gehen dagegen davon aus, dass im Falle einer Rezession der Staat so stark wie möglich in die Wirtschaft eingreifen sollte, da das Spiel von Nachfrage und Angebot im Falle einer Rezession ja offensichtlich versagt hat. Statt also diesen Kräften wieder optimale Bedinungen zu schaffen, muss der Staat regeln, was die Wirtschaft nicht hinbekommt. Sie wollen die Nachfrage hochhalten. Im Falle einer Rezession soll der Staat investieren (beispielsweise durch Sanierung der Straßen/Brücken, Aufrüstung etc) und somit die Nachfrage künstlich hochhalten. Dazu soll der Staat auch Schulden aufnehmen, die die Wirtschaft, wenn sie wieder im Wachstum ist, durch Steuern wieder zurückzahlen soll. Das nennt man deficit spending.
Die Wirtschaft schrumpft (Rezession), der Staat fängt durch Investitionen diese Talfahrt ab.
Die Wirtschaft zieht wieder an (Wachstum), der Staat fängt durch Erhöhungen der Steuern diesen Aufschwung ab, um ein Überhitzen des Marktes zu verhindern.

Kurzes Resüme:
  • Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik geht davon aus, dass langfristig der Markt sich selbst heilt.
    (Skepsis gegenüber der Fähigkeit der Politik das Marktsystem durch staatliche Maßnahmen zu stabilisieren, deshalb sind die Bedingungen für Produktion und Investition zu verbessern, um Wachstum und Beschäftigung zu fördern. Günstige Angebotsbedingungen erhöhen die Rentabilität und damit die Tendenz zu Investitionen.)
  • Nachfrageorientierte Wirtschaftspoltik hält dagegen, dass langfristig nicht reicht, der Rezession muss unverzüglich entgegengewirkt werden (das kann halt nur der Staat). (Ich zitiere hier gerne Keynes: "Langfristig sind wir alle tot.")
    (Beschäftigung hängt an der Gesamtnachfrage und diese wiederum vom Volkseinkommen ab. In der Krise kann kein anderer Wirtschaftsfaktor außer der Staat die Gesamtnachfrage ankurbeln)

Jetzt können wir schonmal die Parteien in dieses Schema einordnen:
  • Angebotsorientiert (schwacher Staat, liberaler Staat, Nachtwächterstaat): CDU/CSU, FDP, AfD
  • Nachfrageorientiert (starker Staat, regulierender/eingreifender Staat): SPD, Grüne, Linke

Das sind natürlich keine Wundermodelle, zumal sich beide komplett gegenseitig ausschließen.
Kommen wir zu den Schwachpunkten der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik:
  • Kritiker werfen den Befürwortern eines aktiven, starken und Staates vor, dass der Staat zum einen die Nachfrage durch Investitionen künstlich hochhält. Dieser Strohfeuereffekt sorgt dafür, dass der Aufschwung zusammenbricht, sobald keine Investitionen mehr getätigt werden. Deficit spending ist demnach nur eine kurzfristige Lösung.
  • Zum anderen ist der Staat nicht in der Lage, zeitnah auf einen Konjunkturbschwung zu reagieren, sodass Investitionen getätigt werden, wenn die Konjunktur wieder steigt. Dann verdrängt die staatliche Nachfrage sogar die private - der gegenteilige Effekt tritt ein.
  • Ebenfalls besteht die Gefahr eines Überreagierens des Staates (besonders, wenn er zeitnah aktiv werden will), sodass sinvolle Strukturveränderungen auf dem Markt behindert werden. Beispiel Bergbau: Durch staatliche Subventionen wurde dieser, mittlerweile nicht mehr ertragreiche, Markt künstlich am Leben gehalten. Ohne Subventionen, im freien Markt, wäre dieser längt durch die Marktkräfte zugrunde gegangen.
  • Schulden zu machen ist für jeden Politiker einfach (zumindest sobald es die Situation - hier die Rezession - erfordert). Diesen Schuldenberg jedoch im Wachstum durch Erhöhung der Steuern wieder abzubauen, ist (besonders in Zeiten des Aufschwungs) für Politiker schwer zu rechtfertigen. Sprich: Schulden sind leicht gemacht, but they last.

Doch auch die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik hat Schwachpunkte:
  • Kurzfristig kann der Markt einer Rezession nicht entgegenwirken (auf jeden Abschwung folgt zwar ein Aufschwung, doch dazwischen können Jahrzehnte liegen).
  • Es ist keinesfalls sichergestellt, dass private Unternehmen Investitionen tätigen, wenn eine optimale Marktlage herrscht. Investitionen bemessen sich nämlich nur am möglichen Profit.
  • Niedrige Löhne erhöhen zwar die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich (sodass auch ausländische Investoren angelockt werden), sie schaden der Wirtschaft aber auch indirekt selbst, da die private Nachfrage sich vor allem an den Löhnen orientiert (man beachte Deutschlands starkte Exportwirtschaft).

Es wird ziemlich schnell ersichtlich, dass weder die blinde Durchsetzung der nachfrage-, noch der angebotsorientieren Wirtschaftspolitik zu dem gewünschten Ergebnis führt. Politiker greifen deswegen zu einem policy mix: Durch Konjunkturprogramme, also durch Investitionen, wird die Nachfrage im Falle einer Rezession kurzfristig künstlich angekurbelt. Im weiteren Verlauf, spätestens beim Auslaufen der Konjunkturprogramme, wird das Wachstum durch angebotsorientierte Werkzeuge, wie Leiharbeit, gesichert.

Ich komme zurück zur Realität und zu Griechenland: In Griechenlands Wirtschaft hat man jahrelang investiert, ein klassisches Beispiel wie der Schuldenberg anwuchs und nicht zurückgezahlt werden konnte. Die Reformen, die Merkel dem Land nun aufzwingen will, kommen nicht von ungefähr: Um langfristig Wachstum sicherzustellen, muss der griechische Markt weg vom "staatlichen Tropf" kommen.

Auch in Deutschland gab es mit der Agenda 2010 solch eine schmerzhafte Reform. Solche Reformen zeigen kurzfristig keine Wirkung, sondern entfalten erst auf längere Sicht ihre Wirkung. So war diese Reform Schröders politisches Ende, während die nachfolgenden Regierungen (wie die schwarz-gelbe) die Lorbeeren dafür einfuhren. Es ist im Übrigen auch klar, dass solche sozialen Einschnitte, wie sie die Agenda 2010 mit sich brachte, nur von der SPD gemacht werden können.

Letztendlich ist Wirtschaftspolitik immer ein Wechsel von angebots- und nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik, bestimmt durch die aktuelle wirtschaftliche Lage. Insofern ist es auch veständlich, dass in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs die SPD ihre damals (Agenda 2010) getroffenen Entscheidungen wieder rückgängig macht, Stichwort Mindestlohn. Zur damaligen Zeit war die Reform unausweichlich, nun erfolgt eine "Rückbesinnung" auf die jeher gepflegten politischen Werte.


Ich hoffe, dass ich diese Erklärung zumindest eine kleine Vorstellung von den Grundlagen vermitteln konnte.

Gruß
bastla:)
 
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