Hans- Peter
dem Board verfallen
Nach der Diskussion, die Supis hervorragende Beiträge zum Thema Linux hier losgetreten hat, will ich mal der allgemeinen Euphorie etwas entgegenwirken und schildern, wie es ist, wenn man den Linux- Rechner zum arbeiten benutzen will und wie es um die Benutzbarkeit und die Ergonomie bestellt ist.
Wer schon Beiträge von mir gelesen hat, weiß, dass ich im Grunde ein Linux- Anhänger bin, gleichzeitig aber jemand, der nicht nur an Konfigurationsdateien herumschrauben,sondern die Kiste dafür benutzen will, wofür sie gedacht ist, nämlich um bestimmte Aufgaben damit erledigen.
Angefangen habe ich vor Urzeiten mit einer SuSE 5.3, die nach kurzem wieder in die Ecke geflogen ist, weil ich das alles überhaupt nicht gepeilt habe.
Benutzbar wurde Linux für mich ab der SuSE 7.1, zwischendurch habe ich mal aus Sympathie Mandrake ausprobiert, diese Distribution war mir aber immer zu unzuverlässig (7.0- 8.2).
Heute besitze ich die SuSE 8.0 und bin damit recht zufrieden, allerdings nur, weil ich mich im Laufe der Zeit einigermaßen in das Thema Linux eingefuchst habe und weiß, wo ich nachzugucken habe, wenn es hakt.
Trotzdem würde ich noch immer keinem, der völlig unerfahren ist, Linux empfehlen, da sich immer noch etliche Probleme ergeben, wenn man Dinge tun will, die von der Grundinstallation abweichen.
Ich besitze "normale Hardware", einen Duron 800, je eine 30GB und eine 60 GB Maxtor- Festplatte, DVD- Laufwerk, einen 12x LiteOn Brenner, einen HP DJ930 und einen NEC MultiSync XP21 (1280x 1024 Punkte) (alles ohne Probleme), eine ATI Radeon 7000 (3D Funktionen unter Linux fehlerhaft, daher ausgeschaltet), einen Mustek ScanExpress 2400 (wird nicht unterstützt) und einen HP PhotoSmart S20 (wird erkannt, funktioniert aber nicht).
Die Installation von SuSE 8.0 ergab keine Probleme, ich habe das schon ein paar mal gemacht, wußte auch, dass es anfangs Probleme gab und habe das mit einem Online- Update gleich zu Anfang ausgeräumt.
Dann habe ich auf meinem Rechner noch ein gut gepflegtes, von Anfang an gut laufendes Windows XP, das ich, mal abgesehen von div. Schnüffeleien, die MS eingebaut hat, für ein hervorragendes Betriebsystem halte.
Meine gesamte, oben genannte Hardware funktioniert damit problemlos.
Wie gesagt, ich habe mich mal drangesetzt und wollte mal vergleichen, wie sich der "Computeralltag" für den Normaluser auf diesen beiden Systemen gestaltet und habe mir mal ein paar Aufgaben gestellt, um zu sehen, mit welchem System ich besser zu Potte komme.
Ich wollte auch mal sehen, welche System "schneller" ist, wie Anwendungen und Tools arbeiten und wollte auch die Ergonomie nicht ausser acht lassen.
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Los gehts:
Der Systemstart, wie lange dauert es, bis ich "drin" bin:
Vom Lilo bis zum einloggen:
Windows: 25 sek. SuSE: 70 sek.
Einloggen:
Windows: 15 sek. KDE: 40 sek. WindowMaker: 3 sek.
Ja, das dauert echt lang bei Linux, ich betrachte das aber als nicht so schlimm, denn bei Linux bin ich so gut wie nie gezwungen, neu zu starten, bei Windows schon ab und zu mal, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher.
Im Detail weiß ich es nicht genau, aber bei Linux werden beim Start ein Haufen Dienste gestartet, t-dsl on demand und so weiter.
Was den Sinn bestimmter Dienste anbelangt, findet man bei Linux übrigens weit weniger Informationen, welche man abschalten kann als bei Windows.
Das KDE ein Brecher ist, dürfte hinlänglich bekannt sein, obwohl 3.0 schneller als 2.2.2 läuft, wenn er erst mal gestartet ist.
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Ergonomie:
Der Monitor läuft bei mir unter beiden Systemen mit ausreichenden 75 Hz, mehr sollte man dem alten Kameraden auch nicht zumuten.
Die Darstellung des Desktops ist unter Windows über jeden Zweifel erhaben, unter Linux gut.
Die Schriftenglättung ist unter Linux abgeschaltet, weil es mir bis heute nicht gelungen ist, eine akzeptable Darstellungsqualität zu erzielen.
Da nützt einem die Installation von Windows- TTF- Fonts ebenso wenig wie stundenlanges Experimentieren, die geglätteten Schriften unter Linux sind einfach verschwommen und unscharf.
Zum Teil ganz schlimm ist die Darstellung der Schriften, wenn man ins Internet geht, dort hat man, je nach Browser, eine völlig unterschiedliche Schriftenverwaltung, was bis zur Unlesbarkeit geht.
In dieser Beziehung ist Windows weit vorne, das normale Surfen im Internet geht unabhängig vom verwendeten Browser entspannter vor sich. Ich bemerke unter Linux, dass ich nach einer Zeit die Augen zusammenkneife.
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KDE 3.0:
Na, ich würde mal sagen, KDE ist der am meisten gehassliebte Desktop in der Linuxwelt.
Die einen verabscheuen ihn, weil er ein Ressourcen- Fresser ist und überhaupt die Konsole das einzig Wahre ist, die anderen vergöttern ihn und überladen ihn mit allen möglichen Gimmicks wie einen Schrein.
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte:
Ich benutze ihn, weil er für mich die Schnittstelle zu den Anwenderprogrammen und Funktionen meines Computers ist, auch wenn er noch so Windows- Like ist (muß ja nix schlimmes sein).
Aber auch hier gibt es Umständlichkeiten, Eigenarten und Fehler, die das Leben nicht unbedingt einfacher machen.
Der Konqueror ist der zentrale Bestandteil von KDE und macht seine Sache recht gut.
Als Browser benutze ich ihn am liebsten, als einfacher Dateimanager zum Auswählen und starten von Dateien ist er o.k., im MidnightCommander- Modus ist er unbrauchbar.
Ab und zu hat man das Gefühl, er verzettelt sich, denn frei von Abstürzen ist er nicht.
Weitere KDE Programme, ob integriert oder nicht, sind von guter Qualität, KMail ist mein Standard Mailprogramm, KOffice oder KWord sind mit Vorsicht zu genießen.
Das KDE Menü ist der blanke Horror, erstens ist es völlig überladen, Programme die man nur selten benutzt, sucht man oft lange Zeit, vor allem, weil einem die zugrunde liegende Logik der Menüstruktur nicht unbedingt erschließt.
Tja, und selbermachen ist schwierig und langwierig, man vermisst das drag & drop sowie die Kontextmenüs, die es einem bei Windows so leicht machen, ein individuelles Starmenü zu erstellen.
Im Großen und Ganzen ist KDE aber o.k., ist es erstmal gestartet, ist es ziemlich fix.
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Ich schreibe einen Brief:
Kleinere Sachen, die ich nur ausdrucken will, schreibe ich unter Windows wie Linux mit AbiWord, größere mit Grafikeinbindung, die dauerhaft gespeichert werden sollen, mit StarOffice 5.2
Mit StarOffice 5.2 arbeite ich lieber unter Windows, da ich dort weder Probleme mit den Fonts noch mit der Druckereinbindung habe, außerdem kann ich dort den integierten Desktop abschalten.
Unter Linux hat es einiger Fummeleien bedurft, bis ich meinen Turboprint- Druckertreiber integriert hatte, es dauert unter Linux wesentlich länger, bis das Dokument zum Drucken aufbereitet wird und vor allem sieht das gleiche Dokument unter Linux nach dem Ausdruck u.U. anders aus als unter Windows(nix Wysiwyg).
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Multimedia:
Hier sieht es unter Linux ganz schlimm aus. Es gibt kein Programm, das alle Multimedia- Formate abspielen kann.
Unter Windows klicke ich beliebige MM- Dateien an, der Ultra- Player (Windows Media- Player benutze ich aus Sicherheitsgründen nicht) startet und spielt das File ab, Bilder werden von IrfanView fix dargestellt.
Unter Linux bring einen der Maus- Rechtsklick- Dialog "öffnen mit" manchmal zur Verzweiflung: Entweder tut sich nix, das Programm startet und tut nich oder es meldet, dass das Format nicht unterstützt wird.
Das betrifft vor allem Video Formate, mp3's oder wav's werden brav von Xmms abgespielt, wenn man es in den Dateizuordnungen als default einstellt.
Das standardmäßige Programm noatun ist Dreck.
Wenn man einen allmächtigen Video- Player haben will, sollte man lt. der Community den MPlayer installieren, womit wir beim nächsten Problem wären, der
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Installation von Programmen:
SuSE .rpm Dateien stellen kein Problem dar, solange man mit dem, was SuSE anbietet, zufrieden ist.
Geht man mal etwas wildern und erwischt ein Fremd- .rpm, kann es schon Probleme geben, ganz schlimm ist es für den User, ein Programm aus Sourcen zu kompilieren.
Beispiel MPlayer:
Ich habe mich in div. Foren herumgetrieben und eine Seite gefunden, die eine idiotensichere Anleitung enthielt, wie man den MPlayer (für SuSE) kompiliert.
Also habe ich Compiler und andere Hilfsmittel installiert, die benötigten Sourcen heruntergeladen, alles nach Anleitung vorbereitet und mutig ein ./configure eingegeben.
Schon beim Durchlaufen des configure- Textes fiel mir auf, dass da was nicht stimmen kann.
Trotzdem wurde nach Beendigung des Konfigurierens angezeigt, dass ich nun "make" eingeben sollte, tat es und nach ewigen Gerödel wurde "make" mir einer "Fehler 1" Meldung beendet.
Nach einiger Recherchiererei, wußte ich, dass "Fehler 1" bedeutet, beim configure sei schon etwas schiefgegangen.
Also sah ich mir das configure.log an und sah, dass einige Sachen nicht gefunden wurden, die aber beim Nachprüfen zum großen Teil installiert waren.
Bingo!
Da ich keine Lust hatte, mich stunden- und tagelang mit der Installation eines Programmes zu beschäftigen, bin ich bei "Xine" gelandet, der die meisten Video- Formate abspielt. Allerdings beschwert sich Xine, dass er keine DVD's abspielt, weil ihm ein Plugin fehlt; das allerdings installiert ist.
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Programme im allgemeinen (und bei SuSE im speziellen)
File- Sharing Programme:
Mir ist es bisher (warum auch immer) noch nicht gelungen, ein solches Programm befiedigend zum Laufen zu bekommen und eine Verbindung zu einem Server aufzubauen.
Nach intensiver Recherche in Newsgroups und Foren stellte ich fest, dass ich mit diesen Problemen nicht allein bin und mir auch niemand einen Tipp geben konnte, obwohl es eine Menge Leute gibt, die behaupten, bei ihnen laufe alles einwandfrei.
Weder lopster noch audiogalaxy bauen eine Verbindung auf andere (qtella) lassen sich nicht installieren,weil durch ein neues SuSE neue (unlösbare) Abhängigkeiten entstehen, LimeWire passt die Java- Version nicht.
Auch SuSE hat einige Leichen im Keller, zwar geht im Großen und Ganzen alles, aber es gibt Programme, die funktionierten seit der 7.3 nicht oder stürzen ab.
So benutze ich gerne gcdmaster, ein Frontend für cdrdao, in das man lange wav- Files (gewandelte "full album mp3's z.B) laden kann, Trackmarken setzen und das ganze dann als Audio CD brennen kann.
Seit der 7.3 ist gcdmaster nicht in der Lage, die Files im Track- Editor abzuspielen.
Der Dateimanager Krusader schmiert ab, auf der SuSE Seite liegt eine neue Version, die genauso gerne abschmiert.
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Zu guter letzt hab ich mir eine Aufgabe gestellt, die ich jeweils unter Linux und unter Windows erledigen wollte, um mal zu gucken, wie der "Workflow" so ist.
Ich hatte mir ein "fullalbum mp3", also eine komplette CD als mp3 aus dem Internet gezogen, das Cover besorgt und wollte mir damit eine CD basteln.
Linux:
Ich wandele und normalisiere das mp3 mit Xmms über die eingebauten Plugins in eine wav- Datei. Das geht ganz schnell.
Ich lade das File in "gcdmaster", um die Trackmarken zu setzen und es anschliessend als Audio CD zu brennen.
(Um den Track abspielen zu können, habe ich die fehlerhafte Version deinstalliert und durch ein mit "alien" von .deb (Debian) nach .rpm konvertierte Version ersetzt.)
Das Setzen der Trackmarks dauert eine Zeit, weil man das File nach Pausen durchsuchen muss.
Nun geht es ans Brennen, nach einem Dummy- Write, der als Option angewählt werden kann, wird der eigentliche Brennvorgang mit einem Fehler, ohne nähere Angaben abgebrochen. Später stellt sich heraus, dass der Brenner durch das Dummy- Write blockiert war, man hätte das Atapi device neu starten müssen, da ich den Befehl aber nicht im Kopf hatte (bei Linux ein oft auftretendes Problem), habe ich einen Neustart gemacht (schäm), dann ging's.
Dann habe ich KWord geöffnet (ich hätte auch "kover" nehmen können, aber das braucht 2 Blätter für die Ausgabe von Vorder- und Rückseite), die beiden Cover- Bilder importiert, die Maße eingestellt und auf "Drucken" geklickt, die Optionen eingestellt und OK geklickt.
Als nach Mhreren Minuten nichts passiert, gucke ich in den Druckerspooler, siehe da, der Ausdruck ist in Arbeit... Naja 600x600, hohe Qualität, das kann ein wenig dauern.
Ich beschäftige mich mit etwas anderem, nach einer halben Stunde ist es mir zu blöd, Rechner aus, Feierabend.
Windows:
Ich starte "Feurio", ziehe das mp3 in das Projektfenster, Feurio wandelt und normalisiert es.
Ich öffne den Track- Editor, setze meine Trackmarken, schließe den Editor, klicke auf brennen mit der Option "Testen, bei Erfolg brennen" und nach ca. 12 Minuten ist die CD fertig.
Ich nehme die Cover- Files und lade sie in "Cover- Pro", klicke auf Drucken, stelle die Optionen ein, OK und fast augenblicklich fängt der Drucker an zu drucken.
Weil ich Linux nicht benachteiligen will, erstelle ich das Cover noch mal mit StarOffice, weil ich mir denke, hier dauert die Aufbereitung des Dokuments zum Drucken länger - Pustekuchen, auch hier geht das Drucken gleich los.
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Übrigens: Am nächsten Tag, irgendwann, fing unter Linux der Drucker an zu Drucken...
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Mein Fazit:
Linux wird noch lange brauchen, um Windows auf dem Desktop Paroli bieten zu können, in der "Einfachheit" der Bedienung und der Integration vieler Funktionen in ein Programm wie Feurio oder Nero hat Windows die Nase weit vorn.
Auch werden durch OpenSource die Programme nicht besser, viele tolle Sachen gibt es auch unter Windows kostenlos (z.B. Ragtime), viele,ebenfalls kostenlose Tools unter Windows sind besser, ein UltraPlayer oder etwas wie Feurio würde Linux gut zu Gesicht stehen.
Das Installations- Chaos ist für NormalUser unzumutbar, da ist mir ein Windows- Klick auf "Setup" tausendmal lieber.
Die ganze Uneinheitlichkeit wird wahrscheinlich mehr User wieder abwandern lassen als auf Dauer gewinnen und das einmal gebildete Urteil "Linux ist Scheisse" hält lange vor.
SuSE, Mandrake und RedHat sind bestimmt auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht angekommen..
Trotzdem mag ich Linux, ich benutze es gern und viel, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, das ich Windows starte, wenn ich mal eben schnell etwas machen will, was die normalen "Fähigkeiten" von Linux, speziell im Multimedia- Bereich, nicht oder nur schwerlich abdecken.
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Wer Rechtscheibfehler findet, darf sie behalten.
Wer schon Beiträge von mir gelesen hat, weiß, dass ich im Grunde ein Linux- Anhänger bin, gleichzeitig aber jemand, der nicht nur an Konfigurationsdateien herumschrauben,sondern die Kiste dafür benutzen will, wofür sie gedacht ist, nämlich um bestimmte Aufgaben damit erledigen.
Angefangen habe ich vor Urzeiten mit einer SuSE 5.3, die nach kurzem wieder in die Ecke geflogen ist, weil ich das alles überhaupt nicht gepeilt habe.
Benutzbar wurde Linux für mich ab der SuSE 7.1, zwischendurch habe ich mal aus Sympathie Mandrake ausprobiert, diese Distribution war mir aber immer zu unzuverlässig (7.0- 8.2).
Heute besitze ich die SuSE 8.0 und bin damit recht zufrieden, allerdings nur, weil ich mich im Laufe der Zeit einigermaßen in das Thema Linux eingefuchst habe und weiß, wo ich nachzugucken habe, wenn es hakt.
Trotzdem würde ich noch immer keinem, der völlig unerfahren ist, Linux empfehlen, da sich immer noch etliche Probleme ergeben, wenn man Dinge tun will, die von der Grundinstallation abweichen.
Ich besitze "normale Hardware", einen Duron 800, je eine 30GB und eine 60 GB Maxtor- Festplatte, DVD- Laufwerk, einen 12x LiteOn Brenner, einen HP DJ930 und einen NEC MultiSync XP21 (1280x 1024 Punkte) (alles ohne Probleme), eine ATI Radeon 7000 (3D Funktionen unter Linux fehlerhaft, daher ausgeschaltet), einen Mustek ScanExpress 2400 (wird nicht unterstützt) und einen HP PhotoSmart S20 (wird erkannt, funktioniert aber nicht).
Die Installation von SuSE 8.0 ergab keine Probleme, ich habe das schon ein paar mal gemacht, wußte auch, dass es anfangs Probleme gab und habe das mit einem Online- Update gleich zu Anfang ausgeräumt.
Dann habe ich auf meinem Rechner noch ein gut gepflegtes, von Anfang an gut laufendes Windows XP, das ich, mal abgesehen von div. Schnüffeleien, die MS eingebaut hat, für ein hervorragendes Betriebsystem halte.
Meine gesamte, oben genannte Hardware funktioniert damit problemlos.
Wie gesagt, ich habe mich mal drangesetzt und wollte mal vergleichen, wie sich der "Computeralltag" für den Normaluser auf diesen beiden Systemen gestaltet und habe mir mal ein paar Aufgaben gestellt, um zu sehen, mit welchem System ich besser zu Potte komme.
Ich wollte auch mal sehen, welche System "schneller" ist, wie Anwendungen und Tools arbeiten und wollte auch die Ergonomie nicht ausser acht lassen.
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Los gehts:
Der Systemstart, wie lange dauert es, bis ich "drin" bin:
Vom Lilo bis zum einloggen:
Windows: 25 sek. SuSE: 70 sek.
Einloggen:
Windows: 15 sek. KDE: 40 sek. WindowMaker: 3 sek.
Ja, das dauert echt lang bei Linux, ich betrachte das aber als nicht so schlimm, denn bei Linux bin ich so gut wie nie gezwungen, neu zu starten, bei Windows schon ab und zu mal, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher.
Im Detail weiß ich es nicht genau, aber bei Linux werden beim Start ein Haufen Dienste gestartet, t-dsl on demand und so weiter.
Was den Sinn bestimmter Dienste anbelangt, findet man bei Linux übrigens weit weniger Informationen, welche man abschalten kann als bei Windows.
Das KDE ein Brecher ist, dürfte hinlänglich bekannt sein, obwohl 3.0 schneller als 2.2.2 läuft, wenn er erst mal gestartet ist.
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Ergonomie:
Der Monitor läuft bei mir unter beiden Systemen mit ausreichenden 75 Hz, mehr sollte man dem alten Kameraden auch nicht zumuten.
Die Darstellung des Desktops ist unter Windows über jeden Zweifel erhaben, unter Linux gut.
Die Schriftenglättung ist unter Linux abgeschaltet, weil es mir bis heute nicht gelungen ist, eine akzeptable Darstellungsqualität zu erzielen.
Da nützt einem die Installation von Windows- TTF- Fonts ebenso wenig wie stundenlanges Experimentieren, die geglätteten Schriften unter Linux sind einfach verschwommen und unscharf.
Zum Teil ganz schlimm ist die Darstellung der Schriften, wenn man ins Internet geht, dort hat man, je nach Browser, eine völlig unterschiedliche Schriftenverwaltung, was bis zur Unlesbarkeit geht.
In dieser Beziehung ist Windows weit vorne, das normale Surfen im Internet geht unabhängig vom verwendeten Browser entspannter vor sich. Ich bemerke unter Linux, dass ich nach einer Zeit die Augen zusammenkneife.
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KDE 3.0:
Na, ich würde mal sagen, KDE ist der am meisten gehassliebte Desktop in der Linuxwelt.
Die einen verabscheuen ihn, weil er ein Ressourcen- Fresser ist und überhaupt die Konsole das einzig Wahre ist, die anderen vergöttern ihn und überladen ihn mit allen möglichen Gimmicks wie einen Schrein.
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte:
Ich benutze ihn, weil er für mich die Schnittstelle zu den Anwenderprogrammen und Funktionen meines Computers ist, auch wenn er noch so Windows- Like ist (muß ja nix schlimmes sein).
Aber auch hier gibt es Umständlichkeiten, Eigenarten und Fehler, die das Leben nicht unbedingt einfacher machen.
Der Konqueror ist der zentrale Bestandteil von KDE und macht seine Sache recht gut.
Als Browser benutze ich ihn am liebsten, als einfacher Dateimanager zum Auswählen und starten von Dateien ist er o.k., im MidnightCommander- Modus ist er unbrauchbar.
Ab und zu hat man das Gefühl, er verzettelt sich, denn frei von Abstürzen ist er nicht.
Weitere KDE Programme, ob integriert oder nicht, sind von guter Qualität, KMail ist mein Standard Mailprogramm, KOffice oder KWord sind mit Vorsicht zu genießen.
Das KDE Menü ist der blanke Horror, erstens ist es völlig überladen, Programme die man nur selten benutzt, sucht man oft lange Zeit, vor allem, weil einem die zugrunde liegende Logik der Menüstruktur nicht unbedingt erschließt.
Tja, und selbermachen ist schwierig und langwierig, man vermisst das drag & drop sowie die Kontextmenüs, die es einem bei Windows so leicht machen, ein individuelles Starmenü zu erstellen.
Im Großen und Ganzen ist KDE aber o.k., ist es erstmal gestartet, ist es ziemlich fix.
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Ich schreibe einen Brief:
Kleinere Sachen, die ich nur ausdrucken will, schreibe ich unter Windows wie Linux mit AbiWord, größere mit Grafikeinbindung, die dauerhaft gespeichert werden sollen, mit StarOffice 5.2
Mit StarOffice 5.2 arbeite ich lieber unter Windows, da ich dort weder Probleme mit den Fonts noch mit der Druckereinbindung habe, außerdem kann ich dort den integierten Desktop abschalten.
Unter Linux hat es einiger Fummeleien bedurft, bis ich meinen Turboprint- Druckertreiber integriert hatte, es dauert unter Linux wesentlich länger, bis das Dokument zum Drucken aufbereitet wird und vor allem sieht das gleiche Dokument unter Linux nach dem Ausdruck u.U. anders aus als unter Windows(nix Wysiwyg).
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Multimedia:
Hier sieht es unter Linux ganz schlimm aus. Es gibt kein Programm, das alle Multimedia- Formate abspielen kann.
Unter Windows klicke ich beliebige MM- Dateien an, der Ultra- Player (Windows Media- Player benutze ich aus Sicherheitsgründen nicht) startet und spielt das File ab, Bilder werden von IrfanView fix dargestellt.
Unter Linux bring einen der Maus- Rechtsklick- Dialog "öffnen mit" manchmal zur Verzweiflung: Entweder tut sich nix, das Programm startet und tut nich oder es meldet, dass das Format nicht unterstützt wird.
Das betrifft vor allem Video Formate, mp3's oder wav's werden brav von Xmms abgespielt, wenn man es in den Dateizuordnungen als default einstellt.
Das standardmäßige Programm noatun ist Dreck.
Wenn man einen allmächtigen Video- Player haben will, sollte man lt. der Community den MPlayer installieren, womit wir beim nächsten Problem wären, der
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Installation von Programmen:
SuSE .rpm Dateien stellen kein Problem dar, solange man mit dem, was SuSE anbietet, zufrieden ist.
Geht man mal etwas wildern und erwischt ein Fremd- .rpm, kann es schon Probleme geben, ganz schlimm ist es für den User, ein Programm aus Sourcen zu kompilieren.
Beispiel MPlayer:
Ich habe mich in div. Foren herumgetrieben und eine Seite gefunden, die eine idiotensichere Anleitung enthielt, wie man den MPlayer (für SuSE) kompiliert.
Also habe ich Compiler und andere Hilfsmittel installiert, die benötigten Sourcen heruntergeladen, alles nach Anleitung vorbereitet und mutig ein ./configure eingegeben.
Schon beim Durchlaufen des configure- Textes fiel mir auf, dass da was nicht stimmen kann.
Trotzdem wurde nach Beendigung des Konfigurierens angezeigt, dass ich nun "make" eingeben sollte, tat es und nach ewigen Gerödel wurde "make" mir einer "Fehler 1" Meldung beendet.
Nach einiger Recherchiererei, wußte ich, dass "Fehler 1" bedeutet, beim configure sei schon etwas schiefgegangen.
Also sah ich mir das configure.log an und sah, dass einige Sachen nicht gefunden wurden, die aber beim Nachprüfen zum großen Teil installiert waren.
Bingo!
Da ich keine Lust hatte, mich stunden- und tagelang mit der Installation eines Programmes zu beschäftigen, bin ich bei "Xine" gelandet, der die meisten Video- Formate abspielt. Allerdings beschwert sich Xine, dass er keine DVD's abspielt, weil ihm ein Plugin fehlt; das allerdings installiert ist.
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Programme im allgemeinen (und bei SuSE im speziellen)
File- Sharing Programme:
Mir ist es bisher (warum auch immer) noch nicht gelungen, ein solches Programm befiedigend zum Laufen zu bekommen und eine Verbindung zu einem Server aufzubauen.
Nach intensiver Recherche in Newsgroups und Foren stellte ich fest, dass ich mit diesen Problemen nicht allein bin und mir auch niemand einen Tipp geben konnte, obwohl es eine Menge Leute gibt, die behaupten, bei ihnen laufe alles einwandfrei.
Weder lopster noch audiogalaxy bauen eine Verbindung auf andere (qtella) lassen sich nicht installieren,weil durch ein neues SuSE neue (unlösbare) Abhängigkeiten entstehen, LimeWire passt die Java- Version nicht.
Auch SuSE hat einige Leichen im Keller, zwar geht im Großen und Ganzen alles, aber es gibt Programme, die funktionierten seit der 7.3 nicht oder stürzen ab.
So benutze ich gerne gcdmaster, ein Frontend für cdrdao, in das man lange wav- Files (gewandelte "full album mp3's z.B) laden kann, Trackmarken setzen und das ganze dann als Audio CD brennen kann.
Seit der 7.3 ist gcdmaster nicht in der Lage, die Files im Track- Editor abzuspielen.
Der Dateimanager Krusader schmiert ab, auf der SuSE Seite liegt eine neue Version, die genauso gerne abschmiert.
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Zu guter letzt hab ich mir eine Aufgabe gestellt, die ich jeweils unter Linux und unter Windows erledigen wollte, um mal zu gucken, wie der "Workflow" so ist.
Ich hatte mir ein "fullalbum mp3", also eine komplette CD als mp3 aus dem Internet gezogen, das Cover besorgt und wollte mir damit eine CD basteln.
Linux:
Ich wandele und normalisiere das mp3 mit Xmms über die eingebauten Plugins in eine wav- Datei. Das geht ganz schnell.
Ich lade das File in "gcdmaster", um die Trackmarken zu setzen und es anschliessend als Audio CD zu brennen.
(Um den Track abspielen zu können, habe ich die fehlerhafte Version deinstalliert und durch ein mit "alien" von .deb (Debian) nach .rpm konvertierte Version ersetzt.)
Das Setzen der Trackmarks dauert eine Zeit, weil man das File nach Pausen durchsuchen muss.
Nun geht es ans Brennen, nach einem Dummy- Write, der als Option angewählt werden kann, wird der eigentliche Brennvorgang mit einem Fehler, ohne nähere Angaben abgebrochen. Später stellt sich heraus, dass der Brenner durch das Dummy- Write blockiert war, man hätte das Atapi device neu starten müssen, da ich den Befehl aber nicht im Kopf hatte (bei Linux ein oft auftretendes Problem), habe ich einen Neustart gemacht (schäm), dann ging's.
Dann habe ich KWord geöffnet (ich hätte auch "kover" nehmen können, aber das braucht 2 Blätter für die Ausgabe von Vorder- und Rückseite), die beiden Cover- Bilder importiert, die Maße eingestellt und auf "Drucken" geklickt, die Optionen eingestellt und OK geklickt.
Als nach Mhreren Minuten nichts passiert, gucke ich in den Druckerspooler, siehe da, der Ausdruck ist in Arbeit... Naja 600x600, hohe Qualität, das kann ein wenig dauern.
Ich beschäftige mich mit etwas anderem, nach einer halben Stunde ist es mir zu blöd, Rechner aus, Feierabend.
Windows:
Ich starte "Feurio", ziehe das mp3 in das Projektfenster, Feurio wandelt und normalisiert es.
Ich öffne den Track- Editor, setze meine Trackmarken, schließe den Editor, klicke auf brennen mit der Option "Testen, bei Erfolg brennen" und nach ca. 12 Minuten ist die CD fertig.
Ich nehme die Cover- Files und lade sie in "Cover- Pro", klicke auf Drucken, stelle die Optionen ein, OK und fast augenblicklich fängt der Drucker an zu drucken.
Weil ich Linux nicht benachteiligen will, erstelle ich das Cover noch mal mit StarOffice, weil ich mir denke, hier dauert die Aufbereitung des Dokuments zum Drucken länger - Pustekuchen, auch hier geht das Drucken gleich los.
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Übrigens: Am nächsten Tag, irgendwann, fing unter Linux der Drucker an zu Drucken...
>>>
Mein Fazit:
Linux wird noch lange brauchen, um Windows auf dem Desktop Paroli bieten zu können, in der "Einfachheit" der Bedienung und der Integration vieler Funktionen in ein Programm wie Feurio oder Nero hat Windows die Nase weit vorn.
Auch werden durch OpenSource die Programme nicht besser, viele tolle Sachen gibt es auch unter Windows kostenlos (z.B. Ragtime), viele,ebenfalls kostenlose Tools unter Windows sind besser, ein UltraPlayer oder etwas wie Feurio würde Linux gut zu Gesicht stehen.
Das Installations- Chaos ist für NormalUser unzumutbar, da ist mir ein Windows- Klick auf "Setup" tausendmal lieber.
Die ganze Uneinheitlichkeit wird wahrscheinlich mehr User wieder abwandern lassen als auf Dauer gewinnen und das einmal gebildete Urteil "Linux ist Scheisse" hält lange vor.
SuSE, Mandrake und RedHat sind bestimmt auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht angekommen..
Trotzdem mag ich Linux, ich benutze es gern und viel, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, das ich Windows starte, wenn ich mal eben schnell etwas machen will, was die normalen "Fähigkeiten" von Linux, speziell im Multimedia- Bereich, nicht oder nur schwerlich abdecken.
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Wer Rechtscheibfehler findet, darf sie behalten.