Diskussion 1378 (km) - Schwere Kritik gegen den "Half-Life 2" Mod

FestusCool

WM Tippsieger 2014
Dies ist ein reiner 100% auszug von MTV GameOne und des Autoren Chris.
Weiterhin will ich noch drauf aufmerksam machen das auch dieses Thema mit Pro und Contra bearbeitet werden muss und ich will ungerne extreme ausdrucke sondern "fachliche" gespreche sehen.


“1378(km)” ist der Name einer kostenlosen “Half-Life 2”-Modifikation, die Game-Designer und Medienkünstler Jens M. Stober während seines Studiums im Fach Medienkunst Game/InfoArt unter der Leitung von Prof. Michael Bielicky an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe realisieren will.

Derzeit gibt es eine heiße Diskussion um genau diese unscheinbare Mod. Der Hintergrund: Am 3. Oktober 2010 feiert Deutschland zum zwanzigsten Mal den Tag der Deutschen Einheit. Passend zu diesem Jubiläum sollte eigentlich “1378(km)” veröffentlicht werden.

Auch wenn ein Großteil von Euch 1990 sicherlich noch ein warmer Gedanke im Kleinhirn der Eltern war, wisst Ihr sicherlich, dass der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober laut Einigungsvertrag seit 1990 Deutschlands Nationalfeiertag ist. An diesem Tag wurde die Deutsche Wiedervereinigung vollzogen und einige von Euch wurden sicherlich auch durch vollzogene Freude an diesem Tag gezeugt. Wie dem auch sei: Der 3. Oktober ist in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag und das ganze Land feiert die Vereinigung von Ost und West. Alle sind happy, glücklich und die Welt erstickt in buntem Konfettiregen. Oder so …

Doch vor diesem ehrwürdigen Tag wurden an der Grenze, die Deutschland spaltete und 1378 Kilometer Grenzzaun enthielt, viele Menschen erschossen und festgenommen, da sie aus der DDR fliehen wollten. Die DDR, die Deutsche Demokratische Republik, war ein diktatorisch regierter, realsozialistischer Staat und bestand von 1949 bis 1990. Aber das wisst ihr sicherlich bereits aus der Schule.

Jens M. Stober will genau diese Grenzflucht thematisieren und damit in das Genre der Serious Games, also der Spiele mit Lerninhalten, rutschen. Das Spiel selbst besteht daraus, dass ein Spieler die Rolle eines Flüchtlings übernimmt und ein anderer die eines Grenzsoldaten. Als Flüchtling müsst Ihr entkommen, als Grenzsoldat müsst Ihr die Flucht verhindern. “1378(km)” spielt im Jahr 1976. 1976 gab es die meisten Mauertoten zu beklagen. 75% der rund einjährigen Entwicklungsszeit habe Stober mit Recherche verbracht.

Die Veröffentlichung der Modifikation für “Half-Life 2” wurde nun auf unbestimmte Zeit verschoben, zum Großteil deshalb, weil Jens M. Stober eine enorme Boulevard- und Nachrichten-Aufmerksamkeit bekam. Auf der offiziellen Webseite zu “1378(km)” findet sich folgendes Statement des Entwicklers: “Auf Grund der „widerwärtigen“ Berichterstattung der BILD-Zeitung („Wird das widerwärtige DDR-Ballerspiel verboten?“, BILD-Online v. 29.09.2010) ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, den Veröffentlichungs- und Präsentationstermin am 3. Oktober einzuhalten, da eine sachliche Diskussion im Augenblick nicht möglich ist.”

“Ein wesentlicher Teil der Kritik bezieht sich auch auf das von mir gewählte Medium Computerspiel. Über Computerspiele als Medium wird zu schnell geurteilt ohne diese genauer zu betrachten. Und so ist es auch bei meinem Kunstprojekt. Es soll dazu dienen, einer jungen Generation mit Hilfe ihres Leitmediums interaktiven Zugang zur jüngsten deutschen Geschichte zu ermöglichen. Mich freut die rege Diskussion und der positive Zuspruch, der meinem Spiel auch zukommt.”, fährt er fort.

Jens M. Stober sagte in einem Interview mit dem ZDF, dass er “versucht Jugendlichen geschichtliches Wissen zu vermitteln und die soziale Interaktion mitzuliefern. So, dass sie merken, ‘ich habe mich falsch verhalten’”. Er bezieht sich darauf, dass der Spieler als Grenzsoldat die Möglichkeit hat den Flüchtling zu erschießen – solllte er dies (zu häufig) tun, muss er allerdings im Jahr 2000 an den sogenannten Mauerschützenprozessen als Angeklagter teilnehmen. Allerdings hat der Spieler ebenfalls die Möglichkeit den Flüchtling festzunehmen.

"Im Computerspiel habe ich – anders als beispielweise in einem Dokumentarfilm – selbst die Kontrolle über mein Verhalten und meine Reaktionen auf in Echtzeit stattfindende und sich verändernde Situationen. Das Spiel “1378(km)” zwingt in der Rolle des „Grenzsoldaten“ nicht, „Flüchtlinge“ zu erschießen. Es lässt Wahlmöglichkeiten. Gewinnen kann man bei “1378(km)” nur, wenn man nicht schießt. Die Regeln des Spiels sind von der innerdeutschen Grenzsituation inspiriert. Grenzanlagen, Todesstreifen und Schießbefehl machen die Brutalität des Spiels aus.", so Stober.

Kritik kam allerdings nicht nur von den Medien. Auch Hubertus Knabe, Leiter der Stasi-Gedenkstätte in Hohenschönhausen, war empört. Er erstattete eine Anzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft – nun muss geprüft werden, ob “1378(km)” Gewalt verherrlicht.

Die Hochschule Karlsruhe meldete sich zur Thematik wie folgt: “Einem Teil der Presseberichterstattung und persönlichen Anschreiben an die Hochschule mussten wir entnehmen, dass sich durch das Spiel Opfer der Todesgrenze oder deren Angehörige verletzt fühlen. Die Leitung der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bedauert das sehr.” Auch Stober bedauerte die Situation: “Dass sich Opfer der Todesgrenze oder deren Angehörige verletzt fühlen, bedauere ich zutiefst. Es war keineswegs meine Absicht jemanden zu verletzen.”

Weitere Präsentationen von “1378(km)” sollen derzeit allerdings nicht stattfinden. Vielmehr will man eine Beta veröffentlichen und das Spiel anhand des Feedbacks anpassen und überarbeiten. Das Spielmaterial, welches bisher in Trailer- oder Beitragsform zu sehen war, sieht allerdings noch sehr unfertig aus.

Ohne selbst zu viel Meinung in die Diskussion zu werfen: Was haltet Ihr von “1378(km)”?

Fernab von der aktuellen Diskussion um “1378(km)” sind Serious Games ein spannendes Thema. Ihr Hauptaugenmerk liegt nicht in der Unterhaltung sondern in der Wissensvermittlung. Egal ob Ego-Shooter, Puzzle-Spiel oder Militär-Simulator – Serious Games sind in viele Subgenre unterteilt und haben das Ziel eines Lerneffektes gemein. Bekannte Serious Games sind das von der US-Army entwickelte “America’s Army”, “Crayon Physics Deluxe”, “Darfur is Dying”, “Food Force” oder “Re-Mission”.

Video: YouTube - "1378 (km)" - Computerspiel zur Deutschen Einheit



Seine Quellen findet ihr wie immer am ende des Beitrages von diesen Link
 
Ich habe nicht das Geringste gegen Ballerspiele, aber ich halte ein solches Spiel nicht für geeignet, gerade Jugendlichen die Unmenschlichkeit und Brutalität dieser Grenze mit ihren Selbstschussanlagen, Minenfeldern und Stacheldrahtfallen ins Bewusstsein zu rücken.

Andererseits dürfte es dann kein einziges Spiel geben, welches sich im zweiten Weltkrieg spielt - auch wenn man da meist auf der "guten Seite" steht.
Möglicherweise kommt 1378 km einfach noch 20 Jahre zu früh.
 
Da kann ich nur Supi zu stimmen.
Der ARme Entwickler dieses Spiels, der wird wohl jetz von allen seiten "negativ angegriffen" wegen sein Spiel.
 
Ich befürchte fast, dadurch wird das Thema "Killerspiele sind böse und gehören verboten" wieder aufgegriffen, weil eben die Medien keine Peilung haben, was eine Modifikation für HL² überhaupt ist und dass eine Modifikation nichts mit dem Urheber des Basis-Spiels zu tun haben muss.

Und gerade Half-Life wird von den meisten jüngeren Spielern nicht gerade mit der Realität verbunden. Da soll es dann Basis für eine historische Lektion sein?
Ich wette, dass sehr viele, die WK2-Spiele spielen, überhaupt nicht wissen, was damals überhaupt stattgefunden hat. Man denkt sich einfach in seinen Alter Ego hinein, der ja für die "Guten" kämpft und ende.
 

Und gerade Half-Life wird von den meisten jüngeren Spielern nicht gerade mit der Realität verbunden. Da soll es dann Basis für eine historische Lektion sein?
Ich wette, dass sehr viele, die WK2-Spiele spielen, überhaupt nicht wissen, was damals überhaupt stattgefunden hat. Man denkt sich einfach in seinen Alter Ego hinein, der ja für die "Guten" kämpft und ende
.

Und genauso wird es auch mit 1378 KM sein. Ich glaube das die wenigsten spieler versuchen was historisches draus zu lernen. Und Sowieso: Es ist ja So oder So ein Ego Shooter, als werden meiner meinung nach sowieso nur die wenigsten die Flüchtlinge mit Handschellen jagen, sondern werden eh das Feuer auf sie eröffnen :(

Und die Politiker sagen dann das wieder Ego Shooter (alle) schlecht für Jugendliche sind etc.
Und das alte Thema "Killrerspiele" wird erneut aufgegriffen.
 
Dann weiss ich ja, was ich mir heut anspiele. Eine Erfahrung sollte es jedenfalls wert sein, egal wieviele Pros und Contras es gibt. Alleine die Maps, sofern hoffentlich der richtige Grenzstreifen wiedergegeben wird, sollten es wert sein.

// Edith hats grad mal angespielt.

Vorweg: es ist ein reines LAN Spiel (leider). Als Flüchtling steht man am Zaun, und wartet bis sich jener irgendwo an irgendeiner Stelle öffnet, und kann dann durchschlüpfen. Nun heisst es laufen, Deckung suchen, durchkommen bis auch irgendwann auf der anderen Seite ein Loch sich auftut. Soweit, so spannend. Entweder bleibt man im Zaun hängen (ein Bug) weil der sich grad schliesst, oder die Wachen erschiessen einen, verhaftet wurde ich bis jetzt noch nicht, der Server war auch recht leer (8 Leute) bis jetzt. Als Wache hat man entweder das Gewehr, oder die Pistole, und kann vom Turm oder dem Boden aus Ausschau halten, und Flüchtlinge aufspüren. Hat man einen, kann man ihn also entweder erschiessen, oder durch die rechte Maustaste (Secondary Fire) verhaften, was wohl dei moralisch bessere Variante wäre.

Mein Fazit: viel Wind um eigentlich nichts. Zwei Zäune, mehrere Gegner, die einen in üblicher Free for All Manier jagen. Manko: Flüchtige haben weder Waffen noch Werkzeug. Viel zu verstecken gibts auch nicht, nichteinmal der Schutz der Dunkelheit nächtens. Man muss einfach lebend einen breiten Wiesenstreifen überqueren, Assoziationen zu "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" werden wach.
Warum allerdings das Spiel kritisiert wird, warum da Für und Wider diskutiert werden müssen, vor allem in dieser Art wie die BILD, verstehe ich nicht, in keinster Weise sehe ich IRGENDWAS spektakuläres, was man als Gamer nicht schon kennt. Nur weil man Flüchtling oder Grenzsoldat spielt, macht für mich weder einen Reiz aus, noch löst das irgendein "Oh mein Got!!!11einself" aus. Nichts, nada. Spielspass kommt dabei auch nicht auf, wenn man wenigstens das erwartet hätte, auch kein grosses "Aha, so war das damals" Gefühl.. nö.

Die Idee war nett, die Ausführung hapert hinten und vorne. Und wenn man all das links liegen lässt, und fernab von der Intention des Machers ein bisschen Spass erwartet, hat man auch hier kein Erfolgsgefühl. Die Warterei auf Löcher im Zaun, das Fehlen von Anleitung und Hinweisen und nicht zuletzt das triste langweilige Wiesenareal machen nicht gerade einen positiven Eindruck.
Mein Fazit: Als Idee nett, hätte aber eine Theorie auf dem Papier bleiben dürfen.
 
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