Diskussion Übertriebenes Infotainment im Auto

Gamma-Ray

Moderator
Teammitglied
Theorie:
Durch Infotainment kann man die Aufnahmefähigkeit des Empfängers erhöhen, damit ein besserer Lerneffekt erzielt ist. Die Botschaft kann man dann leichter aufnehmen und verarbeiten.
Dies kann durch verschiedene Mittel geschehen. Es hängt vom Medium ab, welche Mittel infrage kommen.
Bei Printmedien sind das z.B. Grafiken und Bilder, im Online-Bereich eher Videos oder interaktive Inhalte.

Die Nutzung von visuellen Reizen und Interaktion ist beim Infotainment besonders wichtig. Diese kann sich der Betrachter besser merken als bloßen Text. Das Problem hierbei kann sein, dass durch zu viele Reize die Informationen verloren gehen können, die eigentlich vermittelt werden sollten.Der Medienwissenschaftler Neil Postman kritisierte die zunehmenden visuellen Reize beim Fernsehen. Durch ihn wurde der Begriff des Infotainment geprägt. Andererseits kann man aber bestimmte Inhalte durch Grafiken besser transportieren.

Praxis:
Unser Auto ist jetzt 4 Jahre alt und hat ein nicht vom Infotainment zerschossenes Bedienungskonzept. Radio und Telefon kann ich noch mit Hardwaretasten am Lenkrad bedienen, was mich auch nicht ablenkt.
Das Display für das Radio bediene ich faktisch fast gar nicht, denn alle wichtigen Funktionen des Autos zum Fahren kann ich über die üblichen Schalter und Taster gut bedienen. Das lenkt mich nicht ab, weil ich im Prinzip da kaum hinschaue, wenn ich die verwende.

Gestern musste ich mit einem neuen Leihfahrzeug fahren, weil das Auto in der Werkstatt war. Hier war schon deutlich mehr in das Display integriert, als mir lieb war und eigentlich hat das Fahrzeug mehr mich beherrscht als umgekehrt. Zu viel Information sind nicht unbedingt von Vorteil.
Zufällig war das Auto meiner Tochter zeitgleich auch in der Werkstatt zur Inspektion. Dieser Wagen hat schon eine Menge mehr Infotainment, aber noch so gerade erträglich. Sie bekam einen Leihwagen, wo das ganze Infotainment auch noch Grundelemente für das eigentliche Führen des Fahrzeugs integriert hatte, was ihr überhaupt nicht gefiel. So viel zu den Generationsunterschieden, sie ist insgesamt für solche Klickorgien an TV usw. empfänglich.

Ich werde ja irgendwann mal wieder was neues kaufen müssen, aber hier muss ich wohl schwer aufpassen, dass der Hersteller es nicht übertrieben hat.
Die Bedienung hat für mich auch etwas mit Beherrschung zu tun und wenn das der Trend ist, dann gute Nacht.

Annehmlichkeiten sind mir schon in vielerlei Hinsicht willkommen, so möchte ich auf das Doppelschaltgetriebe nicht mehr verzichten.
Aber auf ein übertriebenes Bedienungskonzept per Infotainment kann ich verzichten.

Und ihr?
 
Mir ist es auch lieber, die wichtigsten Funktionen "blind" mit der Hand bedienen zu können, anstatt meine Augen vom Verkehr nehmen zu müssen, um auf einem Touchscreen erkennen zu können, ob ich gerade die Sitzheizung angeschaltet, oder versehentlich die Klimaautomatik auf 38 Grad hochgedreht habe ...

Leider geht der Trend zu mehr Bildern und fast ausschließlichen Touchscreens. Man muss sich nur mal die Bedienelemente der aktuellen E-Autos ansehen. :cry:

Nach diverser Fernsehwerbung sind manche Autos ohne Google anscheinend schon gar nicht mehr bedienbar (z. B. der Nissan Juke).
 
Irgendwie paradox, wenn das überhand nimmt, dann kann man ja auch das Bußgeld fürs Handy am Ohr im Auto wieder streichen. :confused:
 
Das ist tatsächlich ein Generationenproblem! Ich fahre ja nun beruflich immer die neuesten Modelle aus dem Hause VW/Audi und bin immer froh, wenn ich da noch ein älteres Modell mit "Knöpfen" erwische, als diese ganz neuen, wo wirklich komplett alles über Touchscreen gesteuert wird. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig.

Getestet hat man das aber auch mit der "Generation Smartphone" und die kommt tatsächlich mit Touchbedienung besser und schneller zurecht als wir, die sagen wir mal "Generation Wählscheibe" ^^.

Dummerweise müssen wir uns aber leider umgewöhnen, den die Technik bleibt ja nicht stehen und entwickelt sich immer weiter. Beim I.D.3 / I.D.4 beispielsweise findest du gar keine Knöpfe mehr. Selbst die wenigen Bedienelemente die es noch gibt sind Touch. Der Weg geht allerdings mehr hin zur Sprachbedienung (wenn sie denn mal funktioniert).
 
Also ich kann es kaum erwarten, auf längeren Fahrten in Ruhe einen Film zu gucken und ab und zu mit einem Auge auf die Straße zu gucken, ob mein Auto noch in die richtige Richtung fährt.
Manche aktuellen Infotainment-Systeme sind allerdings in der Tat ein Verbrechen an der Menschheit, MBUX von Mercedes zähle ich da beispielsweise dazu. Ganz schrecklich.
 
Das Autofahren hat ja mal Spaß gemacht ... ich meine das Fahren an sich.
Der Trend geht ja eher dahin, sich von A nach B fahren zu lassen ... und damit einem nicht langweilig wird, braucht´s ein wenig Unterhaltung.

Für mich ist das alles nichts. Ich will Auto fahren. Ich brauche die alleinige Kontrolle, damit mir das auch Spaß macht ... Infotainment bietet die Straße genug.
Ja, Assistenzsysteme sind ungemein praktisch und machen vieles sicherer ... nur (nochmal) der Spaß bleibt manchmal auf der Strecke.

Ich habe schon vor einiger Zeit entschieden, dass ich zum Ruhestand (der hoffentlich nicht mehr soooo lange auf sich warten lässt ;)) mir etwas besonders robustes gönne -> K5 / K30 - Morlock Motors
Das ist kein Witz. Das wird dann mein letztes Auto ... und das muss halten ... (davon mal abgesehen - ich fand die Kisten schon immer super).
 
Das autonome Fahren wird sicherlich auch ein Generationenthema. Vor allen Dingen werden wir nicht von heute auf morgen in selbstfahrend Autos einsteigen. Wir sehen aktuell in jedem neuen Modell neue Assistenz-Systeme, so wird das nach und nach immer mehr um sich greifen. Dass wir irgendwann an den Punkt kommen, wo der "Fahrer" von allen Mitwirkungspflichten befreit wird, kann ich mir derzeit auch nicht vorstellen. Trotzdem halte ich es für möglich.
Es kommt außerdem noch die emotionale Komponente hinzu: Dass Menschen Fehler machen und es deshalb zu Unfällen mit Verletzten und Toten kommt, sehen wir als gegeben an. Tragisch, aber unvermeidlich. Einer Mutter zu erklären, dass ihr Kind von einem Roboter überfahren wurde und man deshalb die Technologie nicht anzweifelt, weil sowas halt einfach passiert, dürfte ungleich schwerer sein.
 
Ich fahre nun seit 2 Jahren Mazda. Als Japaner merkt man dem an, das der bis unters Dach mit Technik vollgestopft ist.
Erstaunlicher Weise sieht man das aber deutlich weniger. Ich kann noch nicht mal meinen Touchscreen bedienen, wenn das Auto rollt. Somit lernt man recht zügig, das Fahrzeug mit den Knöpfen blind zu bedienen. Selbst die Assi Systeme sind vornehm zurückhaltend.
Wenn ich da sehe, wie viel Bling-Bling in deutschen / europäischen Marken verbaut ist, der aber am Ende auch nicht mehr oder sogar weniger kann, kann das nur eins bedeuten, beim Westlichen Autokäufer kauft das Auge mit. ;)
 
So ein Ausfall des Displays ist dann noch ein weiteres Desaster, wenn man Schwierigkeiten mit der Bedienung hat.
Dann geht nämlich gar nichts mehr und der Fahrer bekommt vermutlich erst recht einen Anfall auf das "schöne neue Infotainment".
Bei den normalen Bedienungselementen fällt vielleicht mal ein Schalter aus, aber das ganze System?!

FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung: VW will alle Golf VIII in die Werkstatt rufen. F.A.Z. exklusiv: VW will alle Golf VIII in die Werkstatt rufen
 
In diesem Thema scheint Bewegung aufzukommen, aber ob die neue Technik wirklich weniger ablenkt, sei mal dahin gestellt.
Ein weiterer Aspekt ist für mich auch die Störanfälligkeit sowie die Kosten für evtl. Reparaturen und Ersatzteile.
Man sieht es ja schon an den Preisen für Autoradios, die gleichzeitig viele andere Funktionen haben. Da sind 2000-3000 Euro nichts außergewöhnliches.
Die Entwicklung bleibt auf jeden Fall spannend, vor allem wenn sich in solche komplexen Systeme auch noch Hacker "einwählen" können.
Alles für mich irgendwie überflüssig.

 
Ich hab in meinem CX3 auch ein HeadUp. Aber nicht so was elegantes mit Frontscheibe, sondern nur so ein kleines Plastik Fensterchen, was nach oben klappt, wenn der Motor läuft.
Das war jenes Teil, an welches ich mich nach gefühlt 100m Fahrt gewöhnt hatte und ich auf keinen Fall mehr missen möchte.
Man merkt, wie extrem der Unterschied ist, wenn man die Geschwindigkeit mal in der Instrumententafel suchen muss, weil z.B. die Sonne zu sehr blendet. Ich gucke in der Instrumentenanzeige nur noch nach der Tankfüllung. Alles Wesentliche, auch Navianzeigen bekomme ich in das Display. Und man hat tatsächlich immer noch die Straße im Blick. Wenn ich aufs Navi gucke, seh ich von der Straße nicht wirklich mehr was. 8_mazda_2.jpg
 
Ich fahre ja nicht mehr so allzu oft Auto, aber wenn ich das hier so lese, frage ich mich:
WIE sind wir denn nur früher ohne diesen Schnickschnack zurande gekommen?
Ich gehöre zwar nicht zur Zielgruppe dieser Neuerungen, aber wie Gamma schon sagte:
Alles für mich irgendwie überflüssig.
Wir konnten bei den älteren Autos noch kleine Reparaturen selbst erledigen, heute brauchst du dafür die Werkstatt.
 
Wenn man bei Google die Begriffe: "Gerichtsurteil Bedienung Fahrzeug Touchscreen" eingibt, habe ich die Hoffnung, dass die Automobilhersteller
durch die Gerichtsurteile wieder mehr zum umdenken gezwungen werden.
Bestimmte Dinge sollten halt "blind" bedient werden können, solange man das Auto immer noch selbst steuert.

Als ich beim letzten Werkstattbesuch etwas länger warten musste, hatte ich die Zeit genutzt um eine der neueren Modelle anzuschauen und mich mit dem relativ jungen Verkäufer zu unterhalten.
Er sah den Trend auch kritisch gegenüber.
Interessant fand ich, das die jüngere Generation durchaus auch so ihre Problem damit hat - nur anders herum.
In der Fahrschule ist er mit Top-moderen Fahrzeug gefahren und geschult - später selbst jedoch ein älteres Auto mit manueller Handbremse usw. 🤣

Gruß Matze
 
Selbst die Zeit! Ich merke es hier auf der Arbeit auch besonders an der Bedienung der Klimaanlage. Bis die "neuen" Systeme mal endlich "hochgefahren" sind um sie bedienen zu können... - und die Touchfunktionen reagieren zum Teil sehr langsam. Die Lüftung für diese Witterung jetzt einzustellen dauert mit Touchbedienung mitunter bis zu 2 Minuten. Bei einem "billigeren" Modell mit Knöpfen habe ich die Klimaanlage in Sekundenbruchteilen eingestellt. Das sind drei Drehknöpfe - fertig.
 
Selbst die Zeit! Ich merke es hier auf der Arbeit auch besonders an der Bedienung der Klimaanlage. Bis die "neuen" Systeme mal endlich "hochgefahren" sind um sie bedienen zu können... - und die Touchfunktionen reagieren zum Teil sehr langsam. Die Lüftung für diese Witterung jetzt einzustellen dauert mit Touchbedienung mitunter bis zu 2 Minuten. Bei einem "billigeren" Modell mit Knöpfen habe ich die Klimaanlage in Sekundenbruchteilen eingestellt. Das sind drei Drehknöpfe - fertig.
Was fahrt ihr auf Arbeit denn für ne Marke wenn ich fragen darf?
Habe ja schon ne neuere Generation Seat (VW Technik). Da geht das Hochfahren und Einstellen super schnell.
Einzig die Navi-Daten dauern etwas es. Aber unterhalb 10 Sekunden.

Hatte letztens das selbe Auto aber mit "altem" und kleinerem Touchscreen und da war die Bedienung schon träge.
Wenn man da gewischt hat hing der unsichtbare Mauszeiger schon hinterher was ich als störend empfand.

Sonst bin ich damit zufrieden.

Was die Ablenkung während des Fahrens angeht bin ich allerdings ganz bei euch.
Da schaut man schon laufend hin- und her um z.B. den Equalizer aufzurufen.

Vieles lässt sich allerdings auch per Sprache steuern.
 
Ich bin schon sowohl BMW als auch LADA gefahren und der Meinung, dass Perfektion in jedem Fall anders aussieht. ;)
Wer jetzt weiter davon entfernt ist möchte ich nicht beurteilen, aber für den Preis eines 5er BMW erhielt man auf jeden Fall mehrere LADA (die man vermutlich auch als Ersatzteilträger verwenden konnte :D).
 
Was fahrt ihr auf Arbeit denn für ne Marke wenn ich fragen darf?

Alles aus dem Großkonzern VW. Also quasi sämtliche VW-Modelle, Audi-Modelle, Skodas und Seats, sowie die Premiummarken Porsche, Bentley und Lamborghini. Täglich steige ich ca. 60 Mal in einen Neuwagen und stelle Sitz, Spiegel, Klima und Radio für mich ein.
Ich will allerdings nicht ausschließen, das es am "Transportmodus" liegen könnte. Bis der "unbekannte User" geladen ist und man endlich am Screen Einstellungen vornehmen kann bin ich mit dem Wagen schon mindestens 1 Minute unterwegs.
 
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