Im »Gift-Gipfel« von Madrid ist der FC Bayern München von den »Königlichen« entthront worden und erstmals seit vier Jahren bereits im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden.
322 Tage nach dem Endspiel-Triumph in Europas Meisterliga über den FC Valencia musste sich der Titelverteidiger Real Madrid mit 0:2 (0:0) geschlagen geben und blieb trotz des 2:1 im Hinspiel auf der Strecke. Vor 75 000 Zuschauern im ausverkauften Bernabeu-Stadion avancierten Ivan Helguera (69.) und Guti (85.) zu Reals Matchwinnern. Die Bayern verloren in einer denkwürdigen und knallharten Partie noch Hasan Salihamidzic wegen groben Foulspiels (90.) durch Platzverweis.
Die Madrilenen treffen in der Vorschlussrunde auf den FC Barcelona, der sich am Dienstag gegen Panathinaikos Athen (3:1/0:1) durchgesetzt hatte. Den Bayern, die nach 19 Spielen ohne Niederlage erstmals seit 13 Monaten bei den Champions verloren, bleibt als Trostpreis der Weltpokalsieg als einziger Titel der laufenden Saison.
Im Beisein des spanischen Königs-Paares begann das »weiße Ballett« aus Madrid das Duell der Champions-League-Sieger der letzten beiden Jahre mit einer sehr offensiv ausgerichteten Mannschaft. .Auch Star- Akteur Luis Figo, der zuletzt verletzungsbedingt gefehlt hatte, war zum ersten Mal seit sechs Wochen von Anfang an dabei. Entsprechend heißblütig gingen die wie aufgedreht aufspielenden Madrilenen zur Sache. So musste Salihamidzic nach Roberto Carlos'' .nallhartem .Einsteigen früh wegen eines Nasenbeinbruches behandelt werden (7.).
Zu diesem Zeitpunkt hätte Real schon führen können. Als Jens Jeremies zu nachlässig agierte, flankte Santiago Solari, doch Raul verpasste das Leder knapp (6.). Sieben Minuten später hätte Fernando Morientes das 1:0 erzielen müssen, doch nach Figos Maßflanke trat der in die Start-Elf zurückgekehrte Stürmer völlig unbedrängt über den Ball. Die Münchner vermittelten den Eindruck, viel mehr Respekt vor dem Gegner zu haben als umgekehrt, wirkten in der Hintermannschaft noch unorganisiert und hatten viel Glück. Nur Robert Kovac behielt in der Phase den Überblick und rettete zweimal (20./22.) in größter Not gegen die flinken, aber zu wenig effektiven Angreifer des Gegners.
Erst allmählich konnte sich der deutsche Meister von dem enormen Druck der Gastgeber befreien. Das lag daran, dass diese dem extrem hohen Anfangstempo Tribut zollen mussten. Zudem konnte Spielmacher Stefan Effenberg die Fäden nun mehr in die Hand nehmen. Es dauerte jedoch 34 Minuten, ehe Salihamidzic den ersten gefährlichen Schuss auf das Tor abgab. Sechs Minuten später blockte der zurückgeeilte Figo Giovane Elbers Schussversuch in aussichtsreicher Position ab.
»Real ist unglaublich offensiv aufgestellt, aber das bietet uns auch eine gute Chance. Wir müssen ein Tor machen, das würde Real schocken, dann hätten wir gute Chancen auf das Weiterkommen«, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zur Pause. Auch nach dem Wechsel legten die Spanier los wie die Feuerwehr. Erst traf Zinedine Zidane mit einem Schlenzer aus 14 m nur die Latte (54.), dann rettete erneut der starke Kovac vor Raul (55.).
Dann eskalierte die Situation: Effenberg wurde beim Versuch, einen Eckball auszuführen, von Wurfgeschossen am Kopf getroffen (66.). Die Partie ging aber weiter. Und Real schaffte die lang ersehnte Führung, als Helguera eine scharfe Flanke von Geburtstagskind Roberto Carlos (29) aus Nahdistanz über die Linie drückte. Trainer Ottmar Hitzfeld brachte mit Claudio Pizarro einen weiteren Angreifer in das emotionsgeladene Spiel, doch da dessen Sturmkollege Elber (79.) bei der besten Bayern-Gelegenheit der zweiten Halbzeit am starken Real- Keeper Cesar scheiterte, blieben die Bemühungen erfolglos. Edeljoker Guti sorgte dann vier Minuten nach seiner Einwechslung für die Entscheidung.