Information Kleine Ursache, große Wirkung

chmul

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Es war ein mal ein Tankstellenbetreiber, dessen Tankstelle nicht nur ganz tolles Benzin anbot, sondern auch Autowäschen von besonderer Güte. Ein Autofahrer, der sich, aufgefordert durch in Staub und Dreck geschriebene Sätze wie "Wasch mich, Du Sau!", dort einfindet, kann vor der Kratzer freien und somit schonenden Automatikwäsche selbst Hand anlegen und mittels einer Druckwasserpistole sein Vehikel von hartnäckigen Verschmutzungen befreien, die die sanft streichelnden Softlappen der Autowaschanlage möglicherweise nicht zu lösen vermögen.

Nun hat diese Druckwasserreinigungsanlage an besagter Tankstelle ein klitzekleines Problem mit dem klitzekleinen Überdruckventil. Letzteres funktioniert nämlich nicht. Da ein Austausch teuer ist, hilft sich der clevere Tankstellenbesitzer mit einem originellen, ja fast genialen Kniff. Tagsüber spielt das defekte Ventil keine Rolle, da durch intensive Nutzung immer wieder Druck abgebaut wird. Nicht so des nachts, wenn die Anlage aus Sorge um der Nachbarn Schlaf nicht in Betrieb ist.

Unser cleverer Tankwart hat festgestellt, dass man auch Druck ablassen kann, wenn man den Abzug der Druckwasserpistole durchzieht, ohne zuvor einen Euro in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken. Auf diese Weise erlaubte er dem unter Druck stehenden Wasser in geringen Mengen die Anlage zu verlassen und so den Druck nicht weiter ansteigen zu lassen. Einfach und genial. Bereits nach der ersten Nacht überdachte unser Tankwart die Umsetzung seiner Ideeaber nochmals, schließlich hätte er lieber den Tatort angesehen und gerne noch ein wenig geschlafen, statt die ganze Nacht nur wegen des defekten Ventils mit der Druckwasserpistole hinter der Tankstelle zu stehen und den Abzug zu betätigen.

Die Lösung war sogar noch etwas genialer als die ursprüngliche Idee. Er steckte die Pistole ins Halfter, das aus einem in einem 45°-Winkel an der Wand angebrachten Kunststoffrohr besteht und klemmte eine zufällig in der Nähe liegende Abdeckkappe unter den Abzug. Auf diese Weise fungierte die Pistole als Druckablassventil und der Tankstellenbetreiber konnte abends wieder in Ruhe seinen Feierabend genießen. Und das ging eine ganze Weile gut.

Und zwar bis zu dem Tag im Spätherbst dieses Jahres, an dem an meinem Auto die Reifen gewechselt werden sollten. Der Termin mit dem Reifenhändler war schon eine Woche zuvor vereinbart worden und die Reifen lagen bereit. Ich hatte den Termin auf einen möglichst frühen Zeitpunkt gelegt, um nicht wesentlich später im Büro anzukommen als sonst üblich. Nun weiß wer mich kennt um mein gutes Herz und meinen unbedingten Willen, meiner Umwelt jegliche Sorgen durch mich und/oder mein Verhalten zu ersparen. Also, dachte ich mir mit Blick auf meine Felgen, dass es notwendig wäre, diese noch ein wenig zu reinigen, bevor mein Reifenwechsler sie vom Auto entfernt.

Also fuhr ich wohlgemut - ich bin kein Morgenmuffel und außerdem war das Wetter schön - zur Tankstelle, um an der dortigen Druckwasserreiningungsanlage, dem Dreck an den Felgen meines Autos den Garaus zu machen. Es war so etwa 7:15 Uhr, als ich das Euro-Stück aus meinem Geldbeutel fischte und mich anschickte es in den entsprechenden Schlitz zu stecken. Dabei fiel mein Blick noch auf das an der Wand angebrachte Rohr, im dem die Pistole steckte, die ich wenige Sekunden später in der Hand halten würde, um die Felgen zu reinigen.

Das Geldstück fiel, das Wasser kam, die Pistole wurde vom Rückstoß des Wasserdrucks aus dem Rohr nach hinten gerissen und verpasste mir im Fluge eine unerwünschte Morgendusche, weil der Tankstellenbetreiber noch nicht dazu gekommen war, die Blockade des Abzugs zu entfernen und die Pistole dadurch wieder zu entschärfen. Ich fing dann die Pistole wieder ein, reinigte die Felgen und brachte das Auto zum Reifenhändler. Nur meine tiefe innere Ruhe ermöglichte es mir bei der Übergabe des Schlüssels nicht handgreiflich zu werden, nach dem der Reifenhändler ob meiner durchnässten Garderobe fragte: Regnet's? :cry:
 
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