Deutschland - USA: Schrumpfteam ärgert Völler

AlterKnacker

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Nach der Absage von drei weiteren WM-Kandidaten läuft am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD live) im ausverkauften Rostocker Ostsee-Stadion eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Testspiel gegen die USA auf, die in dieser Zusammensetzung wohl kaum noch einmal zusammenkommen wird.

Am Dienstag erhöhten Miroslav Klose, Lars Ricken und Marco Bode die Ausfallliste im Kader des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf rekordverdächtige 14 Spieler. Auch hinter Michael Ballack steht ein Fragezeichen. Der Mittelfeldstar von Bayer Leverkusen trabte beim Abschlusstraining vor rund 1000 Fans im Rostocker Ostseestadion wegen einer Oberschenkel-Verhärtung nur in Turnschuhen über den Rasen. In seiner Not sah sich Teamchef Rudi Völler genötigt, mit Neuling Thomas Brdaric von Bayer Leverkusen und dem Hamburger Verteidiger Ingo Hertzsch zwei Bundesliga-Spieler ohne große WM-Perspektive nachzunominieren. Angesichts immer neuer Hiobsbotschaften fiel es sogar dem sonst oft beschwichtigenden Völler schwer, weiterhin gute Miene zum bösen Spiel zu machen. "Ehrlich gesagt, 14 Ausfälle sind ein bisschen viel."

Nicht nur der personelle Notstand verstimmte den Teamchef, sondern auch der Zustand des noch zur Verfügung stehenden Personals. Der sei so bedenklich, dass die Rumpfmannschaft kein einziges ernst zu nehmendes Training machen konnte. "Bis auf Christian Wörns und Jens Nowotny sind alle so angeschlagen, dass sie wirklich nicht spielen können", stemmte sich Völler allerdings erneut gegen den Verdacht, im WM-Kader gebe es Drückeberger. Dagegen ließ Interims-Kapitän Christian Ziege, mit 63 Länderspielen dienstältestes Kader-Mitglied, Zweifel an der Einstellung einiger Kollegen durchblicken. "Die Frage muss man jedem Einzelnen stellen. Dabei will ich es belassen", sagte der Tottenham-Legionär, der zum ersten Mal in seinem Profi-Leben eine Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen darf. "Er hat es verdient", sagte Völler.

Die Personalnot sorgt aber auch für andere einmalige Experimente. Plötzlich gehört auch wieder Oliver Bierhoff zur ersten Wahl in Deutschland, obwohl der 33-Jährige selbst bei seinem Club AS Monaco nur noch Gelegenheitsarbeiter ist. Völlers Ankündigung, dass Bierhoff seinen Platz im WM-Aufgebot bereits sicher habe, kam deshalb am Dienstag umso überraschender. "Er wird dazu gehören, unabhängig von seinen Einsätzen in Monaco", stellte Völler dem Ex-Kapitän einen Freifahrtschein aus. Bierhoff will nach der WM seine Länderspiel-Karriere definitiv beenden, möglicherweise auch auf Vereinsebene aufhören: "Es könnte sein, dass Schluss ist."

Eine Bewährungschance erhält auch Frank Baumann. Der Bremer Abwehrchef, in der Nationalelf bisher nie über die Rolle des Notnagels hinausgekommen, soll den neu formierten Abwehrblock zusammenhalten. Der lange verletzte Münchner Jens Jeremies steht erstmals seit fast genau einem Jahr wieder in der Anfangsformation, obwohl er noch weit von der Form früherer Tage entfernt ist.

Dem nachnominierten Brdaric stellte Völler ein Länderspiel-Debüt in der zweiten Halbzeit in Aussicht. Auch Hertzsch habe "ganz, ganz kleine WM-Chancen". "Wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber den Zuschauern im Stadion und den Fans am Fernseher", versuchte der Teamchef trotz aller Widrigkeiten, Spannung im Rumpfteam aufzubauen. Gerade gegen die USA hat die Mannschaft diese Verpflichtung zwei Mal sträflich vernachlässigt. 0:3 und 0:2 hieß es vor drei Jahren in Florida und beim Konföderationen-Pokal in Mexiko. Beide Male bot eine Verlegenheitsauswahl eine desolate Vorstellung gegen einen hochmotivierten Gegner - beide Male gab es danach Wochen lange Diskussionen, ob sich eine deutsche Fußball-Auswahl derart desaströs präsentieren darf.


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