Museumsbesuche kostenlos?

chmul

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Heute morgen wurde auf SWR3 über verschiedene Projekte gesprochen, wie Museen auf den Rückgang der Besucherzahlen reagieren. Unter anderem wurde dabei berichtet, dass sechs der großen Museen in Paris für einen Testzeitraum besucht werden können ohne dafür Eintritt zahlen zu müssen.

In Norwegen hat die letzte Regierung bei einigen Museen den Eintritt abgeschafft, die Nachfolgeregierung hat sie aber wieder eingeführt.

Vergünstigte Tarife gibt es quasi überall, Schüler und Kinder haben oft freien Eintritt. Die deutschen Museen werden jährlich von etwa 100.000 Millionen Gästen besucht. Aus den genannten Zahlen lässt sich ableiten, dass die Eintrittspreis dann niedrig sind, wenn das Museum staatlich bezuschusst wird, private Museen verlangen (oft) deutlich mehr.

Grundsätzlich ein zwiespältiges Thema. Müssen alle Steuerzahler dafür aufkommen, dass eine schrumpfende Zahl Interessierter zeitgenössische Kunst, römische Münzen oder bahnbrechende Erfindungen ansehen können? Muss verhindert werden, dass sich nur noch Besserverdiener den Besuch von Museen leisten können. Brauchen wir im Zeitalter des Internets, in der Googlepedia-Ära, überhaupt noch Museen?

Ich - obwohl ich mich für interessiert und einigermaßen informiert halte - bin überhaupt kein Fan von Museen. Wenn ich mich recht erinnere, war mein einziger Abstecher in diesen Bereich, ein Besuch im Verkehrsmuseum in Luzern (CH). Der Reiz Gemälde anzuschauen oder ägyptischer Schätze, erschließt sich mir nicht.

Was die Finanzierung angeht, halte ich nichts davon, auf sinkendes Interesse mit sinkenden Preisen zu reagieren, wenn dadurch die Allgemeinheit belastet wird. Ich bestreite nicht, dass Kunst und Kultur einen Platz in der Gesellschaft haben sollte und halte diese Bereiche auch für unterstützungswürdig. Ich denke aber, dass staatliche Zuschüsse an anderer Stelle besser investiert wären. Schüler die von kompetenten Lehrern gut ausgebildet werden, statt sich von Freistunde zu Freistunde zu hangeln, unterbrochen von seit Jahrzenhten unveränderten Unterrichtsstunden, abgehalten von resignierten Altlehrkräften, werden vermutlich automatisch Interesse an Museen entwickeln.

Was meint Ihr dazu? Seid Ihr Museumsbesucher? Ist es Euch ein paar Euro Wert, Kunstschätze und technische Errungenschaften hautnah zu erleben? Schaut Ihr einfach ins Internet, wenn Ihr mal was wissen wollt?
 
@QuHno

Klar, hier wird auch viel im Bereich Erhaltung usw. getan. Dazu müsste aber vermutlich nicht immer ein Prachtbau oder ein modernes architektonisches Bauwerk unterhalten (und ggf. gebaut) werden.
 
Also die letzten Museen, die ich besucht habe waren die Technik Museen in Sinsheim und in Speyer (2007). Wenn mich so etwas interessiert möchte ich das schon von nahem betrachten und nicht per Internet. Der Eintritt ist ziemlich teuer, da es ein privates Museum ist. Aber es war bei beiden Besuchen ziemlich gut besucht für meine Begriffe. Das Deutsche Museum in München wird eventuell noch dieses Jahr mal wieder besucht werden.

LG Sandro
 
Durch meine Eltern hab ich in meiner Kindheit mehr Museen, Kirchen, Burgen und historische Stätten besucht als gut für mich war. Paris, London, Straßburg, etc pp

Trotzdem interessiere ich mich dafür nach wie vor für gut gemachte Museen. Zumal ich dieses "schau's dir doch im Internet an" für total verfehlt halte. Wenn wir schon soweit sind, daß wir alles nur noch per Internet erleben, dann hat unsere Gesellschaft wohl ein mächtiges Problem.

Zu meiner Zeit ist man bei so manchem Kindergeburtstag noch ins Museum gegangen. Die ganze Truppe in zwei Autos verfrachtet und ab zum Dinosaurier gucken ins Senckenberg-Museum. Oder als in den 80ern bei uns Kiddies noch die Römer in waren auf's Kastell Saalburg. Und zB das Senckenberg-Museum hatte sich da schon auf solche Gästetruppen eingestellt. Es gab einen Familienraum wo man mitgebrachtes Essen in Ruhe futtern konnte (und auch etwas lauter sein dürfte) und ein Museumsangestellter hat dem Geburtstagskind aus dem Shop ein paar kleine Geschenke gebracht.

Und hat's uns geschadet? :nuts2 :D

Was die Finanzierung angeht - Museen werden wohl immer auf Steuermittel angewiesen sein. Aber wenn wir nur noch nach Effizienz gehen und Bildung nur als Wirtschaftsgut sehen, werden wir bald chinesische Verhältnisse haben.

Ich denke auf Dauer muss weiter nach alternativen Lösungen gesucht werden. Ein örtliches Heimatkunde-Museum hat's da natürlich schwieriger als überregional bekanntere Einrichtungen, aber da muss man halt kreativ sein. Ich zB würde als Kulturleiter meiner Stadt zB auf eine lustige Art des Lokalpatriotismus setzen und Werbeslogans einführen wo auf den hohen kulturellen Bildungsgrad meiner Stadt hingewiesen wird und gleichzeitig die Nachbargemeinde herabgesetzt wird ("Wir wollen doch nicht genauso tumbe Bauern werden, wie die da drüben!". ;)
 
OK, ich wurde direkt angesprochen, also muss ich auch antworten...
Klar, hier wird auch viel im Bereich Erhaltung usw. getan. Dazu müsste aber vermutlich nicht immer ein Prachtbau oder ein modernes architektonisches Bauwerk unterhalten (und ggf. gebaut) werden.
... architektonische Wunderwerke sollten erhalten werden.

Wenn sie weg sind, gibt es sie nicht mehr. Der Dresdner Zwinger z.B. sollte auch weiterhin unterhalten werden und ein Museum ist mir darin deutlich lieber, als ein Bürokomplex mit uniformen Schreibtischen in Grau und Angestellten die genau so aussehen.

... neue architektonische Wunderwerke?

Och Gottchen, was kosten die denn gemessen an Nettoinlandsprodukt (Das ist nicht das Bruttosozialprodukt!)?
Betrachtet es als Investition in künftige Generationen.

Das Centre Pompidou in Paris z.B. ist ein echter Hingucker. Noch mehr Kästen, wie z.B. unser Finanzamt im Ort brauch' ich echt nicht und wenn die Museen die einzigen sind, die sich noch außergewöhnliche Gebäude leisten:
Klasse!
Weiter so!
Nieder mit der Gleichmachererei!
Mehr Mut! Vielleicht folgen euch andere...


Auf alles andere (Erhaltung ... ) antworte ich erst, wenn ich wieder so wach bin, dass ich mich darauf konzentrieren kann, halbwegs vernünftig zu antworten, aber dass das u.a. genau das ist, was den nachkommenden Generationen vermittelt was wir getan haben oder die vor uns getan haben und dass dazu auch Forschung gehört, die teilweise nicht ohne die Museen möglich wäre, sollte aber eigentlich auch klar sein, oder? ;)
 
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