[Diskussion] Das Internet und seine Stilblüten .. oder: wie leicht sich viele belügen lassen

Threepwood

UnBunt.
Das Internet und seine Stilblüten .. oder: wie leicht sich viele belügen lassen

Moinsen liebe Mitboardies.

Ich möchte hier mal eine kleine Diskussion anregen, aufgrund einer wahren Begebenheit. Mich würden eure Meinungen interessieren, wie würdet ihr euch verhalten, wie würdet ihr reagieren.

Die Grundgeschichte:

Drei Hauptpersonen:
die Enkelin (5 J)
die Tochter (30 J)
die Grossmutter (60 J)

Das Umfeld:
alle wohnen im selben Haus, Tochter ist finanziell und sozial abhängig von Grossmutter, kann nicht einfach ausziehen. Familienleben soweit ok, alles in geregelten Bahnen, "heile Welt" etc.

Das Ereignis:
Tochter bekommt durch einen dummen Zufall mit, dass Grossmutter ihr Pakete und Briefe vorenthält. Vor allem ein Paket für Enkelin zu deren Geburtstag macht sie misstrauisch. Tochter stellt Grossmutter zur Rede, und erfährt auf sehr langes zureden und drohen:
Grossmutter hat über Jahre hinweg mit der Identität der Tochter im Internet Bekanntschaften gepflegt, Freundschaften aufgebaut, virtuellen Sex gehabt. Es wurden von Grossmutter Tagesabläufe von Tochter als eigene ausgegeben, der Name von Tochter wurde als der eigene angegeben, selbst Fotos aus dem Familienalbum und auch von sehr pikanten Teilen des Familienalbums. Inklusive familieninterner Bilder, wo auch mitunter Enkelin bei alltäglichen Sachen abgelichtet ist, u.a. Badewanne.

Kurz: Grossmutter kopiert die komplette Identität von Tochter, gibt sie als ihre eigene aus. Es werden Männer auf einer Flirtseite mit den echten Daten von Tochter versorgt, es werden Arbeitsstelle genannt, wo Enkelin in den Kindergarten geht, wo Tochter sich alltäglich im Leben bewegt. Es werden Fotos verschickt, an interessierte Männer, welche aber jedesmal vor einem Treffen eine Absage bekommen.

Wer sich nun fragt: HÄ?

So einfach, so kompliziert ist es auch.
Grossmutter ist arbeitslos, und sitzt den gesamten Tag am Rechner. Ehemann geht schaffen, Tochter ebenfalls. Grossmutter gibt sich für Tochter aus, Tochter weiss von alledem nichts.


Durch eben die Sache mit dem Paket fliegt die gesamte Geschichte auf, dennoch behauptet Grossmutter, es sei nichts passiert. Durch Recherche lassen sich verschmähte Liebhaber finden. Tochter ist bestürzt und entsetzt, traut sich kaum vor die Tür, da jederzeit einer der Verschmähten plötzlich vor ihr stehen könnte. Ihr gesamtes Privatleben wurde ausgebreitet vor einem Publikum, und hat keine Handhabe, daran im Nachhinein etwas zu ändern. Intime Details aus Kindheit, Jugend, aktuelle Daten des Erwachsensein..

Grossmutter leugnet noch immer, was würdet ihr als Betroffene, als "Tochter" tun?

LG
 
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Nur zum Verständnis: Es handelt sich um Mutter, Tochter und Enkelin, oder?

Es dürfte schwierig sein, sich in die Lage der Hauptpersonen zu versetzen und damit ebenso schwierig zu sagen, was man in einer solchen Situation täte. Vor allem das "sozial abhängig" ist schwer zu bewerten. Finanzielle Abhängigkeit kann auch unterschiedlich stark sein.

Rein aufgrund Deiner Darstellung gibt's aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten: Bleiben und versuchen zu verhindern, dass die Mutter weiter macht oder abhauen und der Mutter unter Strafandrohung gerichtlich verbieten lassen, die Identität der Tochter zu verwenden.

Je nach Geisteszustand wäre ein Besuch der Mutter beim Therapeuten vermutlich auch eine Option. Notfalls gegen ihren Willen.
 
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Wie chmul schon feststellte sind "finanzielle und soziale Abhängigkeit" weite Begriffe, Unabhängigkeit wird bei der Tochter wahrscheinlich nur zum Preis eines eingeschränkten Lebensstandardes und vermutlich mit heftigen Bequemlichkeitseinbußen zu erreichen sein (die kostenfreie Kinderbetreuung im eigenen Haus zu haben ist natürlich ein weiterer Aspekt).

Da ich die näheren Lebensumstände nicht kenne sind das natürlich nur Vermutungen, aber wenn ich mir in meinem Bekanntenkreis Leute ansehe, die im fortgeschrittenen Erwachsenenalter (und 30 Jahre zähle ich da durchaus schon dazu) noch dermaßen von ihren Eltern abhängig sind, ist das oft auch zu einem guten Teil auf
- Bequemlichkeit,
- die Inanspruchnahme der kostenlose Vorteile des "Hotels Mama" und
- manchmal auch auf eigene Unselbstständigkeit
zurück zu führen.

Das entschuldigt natürlich nicht einen derartig weitreichenden virtuellen Identitätsdiebstahl (was anderes ist das ja eigentlich nicht), aber vielleicht ist die Mutter ja auch frustriert und kommt sich ausgenutzt vor (eventuell noch nicht mal zu Unrecht).

Andererseits stellt das Verhalten der Mutter einen immensen Vertrauensbruch dar, ich persönlich würde dazu neigen mich möglichst schnell (und damit meine ich wirklich schnell, nicht noch Monate aussitzen) aus der elterlichen Abhängigkeit zu lösen, selbst wenn es mit drastischen Einschränkungen verbunden wäre.
 
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Ich bin bei solchen "Geschichten" ein wenig mehr der Hardliner - du hattest ja nach unserer Meinung gefragt .....

An Stelle der "Tochter" (ich denke mal nebst "Enkelin") würde ich mir schnellstmöglich, still und heimlich, eine neue Bleibe suchen.
Auszug aus dem gemeinsamen Heim ohne viel "TamTam".
Abruch jeden weiteren Kontakts (jedes weitere Wort wäre zu viel).
Mittels Anwalt gerichtliches Umgangsverbot mit der "Enkelin" durchsetzen - wenn´s nicht anders geht.
Dann den "Papa" über die Situation in Kenntnis setzen - am besten über seine Arbeitsstelle (Mittagspause oder so).
Wenn man dann noch ein wenig vom naturgegebenen Sarkasmus übrig hat - Veröffentlichung der Geschichte über die Lokalpresse inkl. Nennung der Namen ...

Ich denke, da lässt sich nichts mehr "regeln" - hier ist wirklich ein Schlussstrich zu ziehen!

Noch etwas zu den "Abhängigkeiten": Alles, aber auch wirklich alles lässt sich organisieren - wenn man nur will!
 
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Danke bis hierhin,

das offenbart zumindest neue Möglichkeiten. Allerdings nochwas dazu: die Abhängigkeit Grossmutter <-> Tochter ist nicht Bequemlichkeit, sondern eher unfreiwilliger Natur. Quasi ein Neuanfang, der allerdings weniger mit Ausnutzen zu tun hat, soviel kann ich sagen. Aber ich bin mal gespannt, ob ich hier die eine oder andere Stimme in die Gegenrichtung finde. Denn dort, wo alles seinen Lauf nahm, wird die Sache (sogar von langjährig Betrogenen!) eher heruntergespielt, und sich auf die Seite der Grossmutter geschlagen, es sei nicht so schlimm, wäre ja nix passiert, etc.

Daher auch meine Ambition, mal eine meinungsfreie Geschichte niederzuschreiben und durch euch beurteilen zu lassen. Gestern abend zumindest dachte ich, in der falschen Welt zu sitzen, als sich die ersten Stimmen PRO Grossmutter erhoben..

LG
 
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Bitte???
Nichts passiert???

Ich überlege mir gerade, was ich tun würde, wenn ein Familienmitglied mit meinem Namen im Netz Schindluder treibt.

Wenn der Großmutter etwas am Verhältniss zu ihrer Tochter liegt, dann sollte sie zumindest den Mum aufbringen und alles wieder gerade rücken.

Das wäre der einzigste Punkt, mit dem man noch etwas retten könnte.

Ansonsten - siehe Smuggler.
 
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Wenn ich die betroffene Tochter wäre, würde ich mir, schon um mein Kind (hier die Enkelin) zu schützen, schnellstens eine neue Bleibe suchen. Der Vertrauensbruch ist extrem und ob ich je wieder der Großmutter vertrauen könnte wäre für mich fraglich.
 
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Schon mal daran gedacht den Geisteszustand der alten Dame überprüfen zu lassen? Senile Menschen sollen ja auf die abstrusesten Ideen kommen, wobei das über Senilität weit hinaus geht.

Umziehen ok lässt sich vermutlich bewerkstelligen...
Arbeitsplatzwechsel könnte sich unter Umständen schwierig gestalten...
Der Kindergarten sollte umgehend gewechselt werden, wer weis was für Psychopathen Oma derartige details anvertraut haben...

An die große Glocke würde ich das ganze nicht unbedingt hängen irgendwo ist es ja doch ne Familienangelegenheit und derartige Schmutzäsche gehört nicht in der Öffentlichkeit gewaschen.
 
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Und wenn es nicht wahr ist so ist es zumindest gut erfunden...

Gruss
Tim
 
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Hihi ja :) hat was von Bild dir deine Meinung da hast du schon recht TBuktu
 
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OSI-L8 schrieb:
An die große Glocke würde ich das ganze nicht unbedingt hängen irgendwo ist es ja doch ne Familienangelegenheit und derartige Schmutzäsche gehört nicht in der Öffentlichkeit gewaschen.

Eigentlich richtig, wäre die Dame willens und zumindest so fair, die Kontakte, zu denen Beziehungen geführt wurden, aufzuklären. Das tut sie nicht, und die Tochter möchte sich einfach von über vier Jahren(!!) Scheinleben distanzieren. Das geht leider nur öffentlich, da wir nicht anders an diese verschmähten Liebhaber (so bescheuert das klingt) herankommen. Selbst die "sichergestellten" Logdateien sind nicht wirklich aufschlussreich, da man sich in Messengern seine Kontakte ja umbenennen kann, und somit aus bla@blub.de leicht "schatzi" wird. Bei fünf verschiedenen Schatzis konnten wir die echten Daten rekonstruieren, ohne Mithilfe der Dame.

@TBuktu: schön wäre es. Ich hab sogar meinen Wohnort deshalb hierher verlegt. Und zum Glück bin ich bisher der einzige der ANgelogenen, die vor Ort aufgetaucht sind, ich will gar nicht daran denken, dass durchaus mal ein Pädo am Kindergarten oder unserem Wohnort auftaucht. ANhand eines der verschickten BIlder konnte ich ohne weiteres per google Earth und einigen Kleinigkeiten den Wohn-, Arbeits-, und KiGa Ort ausfindig machen.

Und da wir einige der Betroffenen mit "pro Grossmutter" Reaktionen antreffen, wollten wir mal eine halbwegs objektive Reaktion erfragen.
LG
 
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Also Oma hat wirklich ne Feile im Kopp. Wenn die alte Dame nichteinmal willens ist bei der Schadenseindämmung zu helfen würde ich wohl mal ne Anzeige machen. Scheint wirklich n Fall für den Doc zu sein die Frau
 
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Ich versteh´s nicht ...

Wenn die "Tochter" schon betrogen wurde (wohl vom "EX"), deshalb in ihr Elternhaus zurück zog - und ihr ergeht es jetzt auch nicht viel besser ...

Wo, verdammt nochmal, ist da auch nur ein einziger Grund dort zu bleiben?

Hat die "Tochter" denn keine Freunde, die sie entsprechend unterstützen und wieder "aufrichten" können?
Ist das Selbstbewußtsein der Tochter so weit gesunken?
Ist denn, nicht nur in der Familie, niemand da der hilft?

BTW - auch in einem solchen Fall kann ein Sozialamt helfen - vor allem, wenn´s schnell geh´n muss ...
 
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Oma ins Heim, Rente weiter kassieren ...!

Die sollte doch verstehen, daß sie Ihre eigene Tochter und, für die meisten Großmütter noch schlimmer, ihr Enkelkind möglicherweise in Lebensgefahr gebracht hat. Es laufen so viele kaputte da draussen rum, ich möchte mir die schlimmsten Szenarien nicht mal vorstellen. Das sowas passiert ist ja schon fast "normal", aber das man sein eigenes Kind/Enkelkind vielleicht in so eine Situation bringt, ist doch schon etwas sehr heftig. Vielleicht sollte die Gute mal dem Bundesamt für Merkfreiung vorstellig werden ...:eek:
 
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