[Diskussion] Brigitte Mohnhaupt vorzeitig entlassen?

Maliko

Vormals Nightstalker
Brigitte Mohnhaupt vorzeitig entlassen?

Politiker wollen RAF-Rädelsführer freilassen

Zwei einst besonders fanatische Köpfe der RAF könnten bald aus der Haft entlassen werden: FDP-Politiker fordern, die Ex-Terroristin Brigitte Mohnhaupt auf Bewährung freizulassen - und ihren einstigen Mitstreiter Christian Klar zu begnadigen.

Frankfurt am Main - Die früheren Bundesminister Gerhart Baum und Klaus Kinkel haben sich für eine Freilassung der beiden RAF-Terroristen ausgesprochen. Die FDP-Politiker begründeten ihren Standpunkt mit der "guten Praxis des deutschen Rechtssystems", Straftäter nicht ein ganzes Leben gefangen zu halten.

Link: Artikel im Spiegel

Was haltet ihr davon??
 
Ungefähr genau so viel als wenn man Sexualstraftäter als "Geheilt" entlässt - Was da raus kommt können wir ja viel zu oft in den Zeitungen lesen.
 
Toller Vergleich... (n)
Sollen sie beiden rauslassen, mit knapp 60 nach 24 Jahren Knast.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der meinung bin ich selber auch. Die beiden haben lange genug für ihre Taten büßen müssen.
 
sandro schrieb:
Ungefähr genau so viel als wenn man Sexualstraftäter als "Geheilt" entlässt - Was da raus kommt können wir ja viel zu oft in den Zeitungen lesen.


Kann man nicht vergleichen.

Ein Sexualstraftäter ist normalerweise auf sich alleine gestellt, und damit jederzeit fähig wieder den gleichen Mist zu machen.

Bei den anderen handelt es sich um Terroristen. Ihre Organisation gibt es in diesem Sinne gar nicht mehr. Auch ihre damaligen Ansichten sind längst überholt. Daher halte ich einen Rückfall in alte Zeiten für ziemlich unwahrscheinlich.
 
Das ist schwer zu entscheiden, grundsätzlich bin ich der Meinung das "lebenslänglich" auch Inhaftierung für die Dauer der verbleibenden natürlichen Lebenserwartung heißen sollte.

Denn sonst könnte man die Täter ja auch gleich zu 10, 15 oder 20 Jahren verurteilen.

In so fern könnte es sich hier nur um einen Akt der Begnadigung handeln und ich bin kein sehr gnädiger Mensch, andererseits könnte ich mit zunehmender Politverdrossenheit mehr und mehr mit der RAF sympathisieren (ich weiß, Gewalt ist keine Lösung, Gewaltfreiheit aber auch nicht immer).

Ich bin da echt zwischen meinen beiden extremeren Seiten hin und her gerissen.
 
Man könnte sich durchaus vorstellen, dass derzeit durchaus wieder Platz wäre für eine Organisation wie die RAF. Je größer die Probleme und die Politikverdrossenheit werden und je weiter die Schere zwischen arm und reich auseinanger geht, desto empfänglicher sind die Menschen für Lösungen jenseits der Lagalität.

Das die Abneigung gegen die Wirtschaft inzwischen vielerorts stärker ist, als die gegen Ausländer, könnte zwei reaktivierte Ikonen durchaus wieder zum Problem werden.

Mag sein, dass die Ziele der RAF mehr von nachvollziehbaren Idealen geprägt waren, als die der Selbstmordattentäter im Nahen Osten, aber das Ergebnis ist in etwa das gleiche. Brutale Morde mit trauernden Hinterbliebenen. Und für mich ist ein Toter nicht weniger wert, eine Tat nicht weniger verachtenswert, weil es sich nicht um eurpäische Touristen sondern um einen Arbeitgeberpräsidenten gehandelt hat.

Ich habe mich mit den beiden nicht beschäftigt und ich kann nicht beurteilen, ob sie wieder zu einer Gefahr werden könnten. Ich neige dazu zu glauben, dass es sich so verhält, wie luckyotze es beschrieben hat. Ihre "Bewegung" ist tot und ihre Überzeugungen dürften sich während der vergangenen 20 Jahre geändert haben.

Dann wäre da noch die Frage, warum man sie rauslassen sollte. Sie haben aus Überzeugung gemordet. Gnadenlos. Ebenso gnadenlos haben sie damals die Angehörigen gefoltert, die gebangt und gehofft haben und deren Hoffnung dann brutal zerschlagen wurden. Warum sollte man die nun begnadigen?

Weil wir (der Staat) eben nicht auf dem Niveau von Terroristen handelt?

Ich tu mich ein wenig schwer mit einer klaren Entscheidung. Aber im Hinblick auf das lebenslange Leid der Angehörigen, wäre ich wohl eher für drin lassen.
 
Hm...
nur zwei dinge die mich etwas machdenklich machten, als als ich es im Radio hörte:
1. Frau Mohnhaupt wurde zu "fünfmal Lebenslänglich plus 15 Jahre" verurteilt, also eine der härtesten Strafen in Deutschland!
...und
2. kein NS-Verbrecher hat so lange gesessen wie Frau Mohnhaupt! (das wurde so vom WDR gesendet)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte es da eher mit der Ansicht chmuls.

Die RAF-Terroristen haben gnadenlos Jagd auf Schleyer, Buback, Ponto usw. gemacht. Ich war zu der Zeit ein Teenie, habe mich eigentlich noch nicht für Politik interessiert, aber die Terroristenmorde sind nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Noch heute empfinde ich diese Namen wie Klar, Baader, Meinhof, Enslin, Mohnhaupt als Bedrohung. (Im übrigen weiß ich, dass Enslin, Baader und Meinhof in Stammheim Selbstmord begangen haben.)

Was mögen da wohl die Angehörigen der Opfer empfinden, wenn sie diese Namen hören? Was mögen sie denken, wenn sie diese bei einem normalen Spaziergang treffen können?

Nein, ich plädiere für lebenslänglich. Brigitte Mohnhaupt wird oder ist jetzt 54 Jahre alt. Was sind 54 Jahre im Vergleich zur heutigen Lebenserwartung? Welche Lebenserwartung hätten wohl die Opfer gehabt? Wir werden es nie erfahren.

Gruß
 
Ich würde sagen, es reicht. Sie haben nicht aus niederen Beweggründen gehandelt, sondern aus politischer Überzeugung. Sie dürften mittlerweile begriffen haben, daß keines der beiden Gesellschaftssysteme die Menschen in eine gute Zukunft führen kann und das es sich nicht lohnt, für eines der beiden Systeme zu töten und zu sterben.
 
Auch wer aus politischen Gründen mordet, handelt aus niederen Motiven, sorry. Und gerade diese beiden haben sich als extrem brutal und unbarmherzig gezeigt. Höchstwahrscheinlich urteilen die Generationen hier anders. Ich kann mich noch zu gut an die Vorgänge erinnern, um jetzt sagen zu können: Es reicht.

Ich würde sie nicht entlassen.
 
Desperado schrieb:
Sie haben nicht aus niederen Beweggründen gehandelt, sondern aus politischer Überzeugung.
Ich unterscheide bei Mord nicht nach der Motivation der Täter, die spanische Inquisition war sicher auch der Meinung die Seelen ihrer Opfer zu retten.

Tatsächlich bin ich manchmal noch nicht mal Willens zwischen Mord, Totschlag und schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu unterscheiden, denn das Resultat ist (unabhängig vom Willen und der Motivationslage) immer dasselbe:

ein Mensch ist tot.

Dem Opfer nützen derartige Unterscheidungen nämlich gar nichts mehr, warum sollten sie also dem Täter nutzen?
 
Der Stuttgarter Staatsanwalt, der die damals verknackt hat, hat es ganz gut getroffen:

Man sollte aus Terroristen nicht mehr machen, als sie sind:
Gewöhnliche Verbrecher.
 
Vielleicht sollten die Opfer über die Freilassung entscheiden können.

Ich selbst könnte und wollte die Entscheidung nicht treffen. Aber wie @Bio-logisch zitiert, daß es gewöhnliche Verbrecher sind, dann müssten sie ja raus dürfen, so wie wir es bei vielen anderen (ohne politischen Hintergrund) "leider vorschnell" tun. Grundsätzlich neige ich zur der Meinung, daß Mörder gar nicht mehr raus dürfen, aber gleichzeitg bin ich der Meinung, daß sie nicht länger drin bleiben müssen nur weil sie Menschen mit hohen Ämtern getötet haben. Mensch bleibt Mensch.
 
Hallo,

die beiden sind seinerzeit zu 5 bzw. 6 mal lebenslänglich verurteilt worden. Nach herrschender Meinung entspricht lebenslänglich bei uns ca. 15 Jahre, d.h. sie sind zu 90 bzw. 105 Jahren verurteilt worden.

Manche der Beiträge hier lesen sich wie die zur privaten Insolvenz - nach 7 Jahren ist man wieder schuldenfrei, nach 15 Jahren sollte der Mörder wieder rauskommen.

Diese Menschen haben andere brutal ermordet und hingerichtet. Die dürfen, wenn es nach mir geht, nie mehr aus dem Gefängnis raus. Es geht doch nicht nur darum, die Gesellschaft vor ihnen zu schützen, was bei einer günstigen Sozialprognose evtl. möglich ist, sondern auch darum, für die schrecklichen Taten angemessen bestraft zu werden.

:)
 
Grainger schrieb:
Tatsächlich bin ich manchmal noch nicht mal Willens zwischen Mord, Totschlag und schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu unterscheiden, denn das Resultat ist (unabhängig vom Willen und der Motivationslage) immer dasselbe:

ein Mensch ist tot.

Dem Opfer nützen derartige Unterscheidungen nämlich gar nichts mehr, warum sollten sie also dem Täter nutzen?

Manchmal bin ich tatsächlich auch dieser Meinung, auch bei "Verkehrstoten" und dergleichen.

Ich weiss aber sehr wohl dass das eine sehr strenge Sicht der Dinge ist und
es macht selbst mir manchmal Angst wie radikal ich denken kann.

Ja, nochmal ich und jetzt total die andere Schiene:

Desperado schrieb:
Ich würde sagen, es reicht. Sie haben nicht aus niederen Beweggründen gehandelt, sondern aus politischer Überzeugung.

Wenn die Leute ein paar Jahre früher gelebt hätten und sich gegen Hitler
gewannt hätten wären sie heute Helden.

Oder anders, Sie hätten zu ihrer Zeit die Massen so hinter sich scharen
können das es ein Umsturz des Systems gegeben hätte wären sie es auch.

So ist das mit der Geschichte, sie wird immer von den Siegern geschrieben.
( Ist das Zitat von Churchill ?,ich geh mal Wiken..)

EDIT: Ich war so frei, die Beiträge zusammenzufassen. Du bist ja noch nicht so lange dabei! ;)

EDIT2: Ich hatte das bewusst so gewählt ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gebe zu daß ich auch ein heimlicher Sympatisant bin natürlich sind die Ziele edel aber eben mord ist keine Lösung und ich finde es sollte mal wieder was kommen das den Großen ein bisschen auf die Füße tritt aber wie schon gesagt auf die Füße tritt kein bumbum und schießen und Pfeil und Bogen und so.
Aber warum machen wir nicht eine Abstimmung aus dem Thema?
Bin mal auf das Ergebniss gespannt.
Gruß Merlin
 
hotman schrieb:
Vielleicht sollten die Opfer über die Freilassung entscheiden können.
Hexe schrieb:
Was mögen da wohl die Angehörigen der Opfer empfinden, wenn sie diese Namen hören? Was mögen sie denken, wenn sie diese bei einem normalen Spaziergang treffen können?
TBuktu schrieb:
Sind die Opfer eigentlich immer noch tot ?
Grainger schrieb:
Dem Opfer nützen derartige Unterscheidungen nämlich gar nichts mehr, warum sollten sie also dem Täter nutzen?

Mir graut's vor einem Rechtssystem bei dem die Opfer über die Strafe entscheiden. Das hat nichts mehr mit Rechtsstaatlichkeit zu tun, sondern ist einfach nur eine verbürokratisierte Lynchjustitz.
Ich halte eine Straffortführung für überflüssig, wenn eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft möglich ist und der Täter echte Reue zeigt. Ob das in diesem Fall der Fall ist, darüber kann man sich streiten.

Ich dachte eigentlich, dass wir über das Alte Testament hinaus sind.
 
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