Homöopathie: Hilft, wirkt aber nicht?

chmul

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Vor einigen Tagen lief auf irgendeinem Sender ein kurzer Bericht zum Thema Homöopathie. Darin wurde unter anderem gezeigt, wie bei einem Hersteller die Lösungen zubereitet werden, die auf die Zuckerkügelchen aufgebracht werden, die man dann später kauft.

Man sah ein Dame, die zunächst eine kleine Menge (wenige Tropfen) eines Wirkstoffes in eine Alkohol/Wasser-Lösung gab. Diese Mischung wird dann "geschlagen", d.h. die Frau nahm das Fläschchen in die Hand und schlug dann mit dem Handrücken auf ein Lederpolster. Später wird von dieser Lösung dann wieder und wieder verdünnt. Das nennt man dann potenzieren. Bis zu welcher Stufe potenziert wurde, ist auf den Etiketten dann angegeben.

Der Streitpunkt an der ganzen Sache ist die Wirkstoffmenge pro Einnahme (z.Bsp. 5 Kügelchen). Die ist nämlich nicht mehr nachweisbar. Würde man also die Etiketten entfernen, könnte man nicht mehr feststellen, welches Mittel man vor sich hat.

Es gibt inzwischen eine Menge wisenschaftliche Tests, deren Ergebnis gleich aussieht. Eine Wirkung kann nicht nachgewiesen werden. Auf der anderen Seite wurde zum Beispiel in dem TV-Bericht von einem Wissenschaftler berichtet (ich glaube er arbeitet in Basel) der Versuche mit Erbsen gemacht hat. Dabei hat er Samen einige Zeit in eine homöopathischen Düngerlösung gelegt und danach eingepflanzt. Das selbe tat er mit "unbehandeltem" Erbsen.

Das Resultat war keine Wachstumsexplosion aber es war auffällig, dass bei den "getuneten" Pflanzen ein gleichmäßiger Wachstum beobachtet werden konnte.

Ein Kritiker dieses Heilzweiges sagte in dem Bericht: Homöophatie hilft, aber sie wirkt nicht.

FrauDoktor schwört bei Bienenstichen auf die Kügelchen und ist damit im Freibad offensichtlich nicht alleine. Wenn irgendwo ein Kind in eine Biene gestanden ist, holen viele Mütter die kleinen Fläschchen raus. Offensichtlich ist, dass sich bei unserem Sohn keine Schwellung ergibt, wenn er die Kügelchen bekommt. Allerdings hatte ich noch nie die Härte einfach mal zu schauen, was passiert, wenn er gestochen wird und wir nichts tun...:devil

Was denkt/tut Ihr? Schwört Ihr auch auf diese Sachen oder ist das in Euren Augen nichts als Humbug?

Wikipedia-Link: Homöopathie
 
Ein Medikament, welches hilft, ohne zu wirken, ist die Quadratur des Kreises - Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten sind somit ebenfalls ausgeschlossen.
Den Begriff Homöopathie muss man sehr differenziert betrachten. Dass es Pflanzen gibt, die auf den menschlichen Körper wirken, wissen wir nicht erst seit dem Knollenblätterpilz, dass wussten sich die Steinzeitmenschen schon zu Nutze zu machen.

Was das von Dir genannte Beispiel angeht: Mein Sohn reagiert auf einfache Mückenstiche mit ziemlichen Beulen. Als er vorletzten Sommer zum ersten Mal von einer Wespe gestochen wurde, bekam er auch diese Kügelchen verabreicht (wir hatten die selber gar nicht dabei, eine andere Mutter hatte es mitbekommen). Der Stich war eine Stunde später praktisch nicht mehr zu sehen. Wenn darin nachweislich nichts nachgewiesen werden kann, dann macht mich das schon stutzig. Ich bin mir auch sehr unsicher, ob sich ein 7jähriger das schon erfolgreich einbilden kann, zumal er gar nicht genau wusste, was ihm da verabreicht wird.
Aber selbst wenn es so ist, was soll's - das Ergebnis zählt schließlich, und damit sind die Dinger ihr Geld wert.

Ansonsten hat mich der Artikel bei Wikipedia aufgeklärt - ich dachte bisher, unter dem Begriff Homöopathie fasst man Arzneimittel auf Pflanzenbasis allgemein zusammen - dem bin ich nämlich grundsätzlich aufgeschlossen, weil mein Hausarzt diese auch einsetzt, wenn es seiner Meinung nanch Sinn macht - zu einem ausgewiesenen Homöopathen würde ich eher nicht gehen, weil er sich auf eine Methode versteift - und das kann bei ernsten Erkrankungen eigentlich nie richtig sein.
 
Bisher bin ich selbst nur wenig mit Homöopathie in Berührung gekommen, allerdings sind meine Quasi-Schwiegereltern ziemlich militant unterwegs auf diesem Gebiet.
Da die Mutter meines Seemannes Marathonian ist, hat sie so ziemlich alle Fitmacher durch und schwört nach ihren "Nullen" (die sich als 60km-Läufe verstehen... schauder...) auf Arnika-Globuli. Als ich zuletzt die Treppen nicht mehr runterkam wegen Muskelkaters wurde mir das ebenfalls verordnet und ich kann eigentlich nicht behaupten, dass das Zeug was genützt hat. Klar, der Muskelkater verschwand relativ zügig, aber es war nun keine rasante Verbesserung in dem Sinne...
Die Seekrankheit meines besseren Dreiviertels hat man ebenfalls versucht, damit zu behandeln, aber die hat sich mehr oder weniger nach ein paar Monaten rausgewachsen - kann man auch nicht so direkt beurteilen, welches der drölfzig Mittelchen nun gewirkt oder nicht gewirkt hat. (Ich war ne Woche mit an Bord und ich kann sagen, dass der Schwell kein Spaß ist. Rollen und Stampfen gleichzeitig, da weiß man so schnell gar nicht, in welche Richtung einem schlecht werden soll
freak3.gif
)
Andererseits muss ich sagen, dass homöopathische Mittelchen auch unseren Pferden geholfen haben. Und die sind wohl dem Placebo-Effekt gegenüber immun %-)
Den Medikamenten auf pflanzlicher Basis stehe ich zumindest sehr skeptisch gegenüber @Supi weil ich bisher nur schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Zuletzt wurde mir wochenlang so ein Mittel als Antibiotika-Ersatz verordnet, was eine ziemlich böse verwachsene Bronchitis zur Folge hatte. Die Idee, Resistenzen durch übertriebenen Konsum von Antibiotika zu vermeiden, ist ja in Ordnung, aber wenn absehbar ist, dass das zu nichts führt? Ich will die Dinger ja nicht wie Bonbons naschen...
 
Danke für den Wikipedia-Link. Der dortige Text ist sehr aufschlußreich und erspart mir den Versuch, hier ein paar der Theorien erklären zu wollen, die der Homöopathie zugrunde liegen.

Vorneweg: Ich halte von der Homöopathie nicht viel - und bin daher schon einige Male mit Teilen meiner Verwandschaft aneinander geraten. ;) Die Kritikpunkte sind in der Wikipedia sehr gut dargelegt, daher verzichte ich auf eine Wiederholung.

Trotz allem gibt es Berichte von wirkungsvollen homöopathischen Therapien. Einen guten Teil dieser Wirkung würde auch ich auf eine (durchaus auch bei kleinen Kindern zu erwartenden) Placebo-Effekt zurückführen. "Ich habe etwas bekommen, von dem eine Person, der ich vertraue, sagt, daß sie wirkt. Also geht es mir jetzt besser." Zum anderen hat die klassische Homöopathie einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Schulmedizin: Um richtig zu behandeln, muß der Therapeut sich viel Zeit für den Patienten nehmen und ihn umfassend zu seinem Leiden befragen, alle möglichen Begleitumstände erfragen und mit in das ganzheitliche Behandlungskonzept einbeziehen. Das ist leider in der problemfokussierten und häufig sehr technischen schulmedizinischen Behandlung kaum umsetzbar. Von daher fühlt sich der Patient beim Homöopathen viel besser als ganzer Mensch behandelt, was die intrinsischen Heilungskräfte natürlich stärker zum Zuge kommen läßt.

Ich denke, es ist sehr wichtig, daß sowohl ein Hilfe suchender Patient als auch ein behandelnder Homöopath genau trennen, welche Erkrankungen "sanft" ausheilen dürfen und wann eine (sorry) richtige Medizin nötig ist. (In meinem künftigen Fachgebiet, der Unfallchirurgie, wird es glücklicherweise nicht viel Ermessensspielraum geben... :devil)
 
chmul schrieb:
Es gibt inzwischen eine Menge wisenschaftliche Tests, deren Ergebnis gleich aussieht. Eine Wirkung kann nicht nachgewiesen werden.
Ich vermute mal, weil man noch nicht den richtigen Test gefunden hat.

Ich war Homöopathie gegenüber auch immer eher pessimistisch eingestellt, bis ich was verabreicht bekam, was mir eindeutig geholfen hat.
Seitdem bin ich offener gegenüber dieser Behandlungsmethode und hab schon viele andere Situationen gehabt, in denen die kleinen Globuli halbe Wunder vollbracht haben.

Ein Antibiotikum z.Bsp. bei Bronchitis können homöopathische Mittel aber nicht ersetzen, das wird auch jeder vernünftige Heilpraktiker sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallöchen zusammen, :)

Ich denke auch, das die Homöopathie gar nicht so schlecht sein kann.
Vom Grundsatz her hilft sie bestimmt bei "kleineren" Beschwerden.
Meine beiden Schwestern schwören, bei sich selbst und bei ihren Kindern auf die Homöopathie - und sie scheint zu helfen. :)

Grüssliiii sway
 
Rein logisch und auch vom Bauchgefühl her kann ich der Homöopathie auch nichts abgewinnen.
Da pinkelt einer am Bodensee in den Rhein, Lolly trinkt in Köln einen Schluck Rheinwasser und so etwas soll dann wirken?

Das Verrückte ist: Es wirkt tatsächlich.
Alleine mit einem "Medikament" inzwischen dutzendfach ausprobiert. Und dabei ist das ein Medikament, welches laut reiner Homöopathielehre so gar nicht angewendet werden sollte, weil es eine Mischung aus vielen Einzel"stoffen" ist.

Eine Mitarbeiterin, seit Jahrzehnten schwerster Heuschnupfen, war dadurch die letzten 2 Jahre komplett beschwerdefrei, brauchte noch nicht einmal mehr irgendwelche Antihistaminika.
Meine Cousine mit Psoriasis (Schuppenflechte) -> weg.
Freundin meiner Frau, starke Allergie auf Hausstaub, das Mittel einige Zeit gespritzt (anfangs häufiger, mit immer weiter werdenden Intervallen), war 1 Jahr später beim Lungenfacharzt. Der ist aus allen Wolken gefallen, weil sich ihr Lungenvolumen von vormals deutlich reduziert fast in das einer Leistungssportlerin verwandelt hat.

Meine Frau, Morbus Basedow mit schon regressiven Augenveränderungen, wo die Uniklinik gesagt hatte, das wird nichts mehr (die Schilddrüse müsste operiert werden, die Augen würden sich nicht mehr bessern) -> zu einer guten Homöopathin gegangen (@Supi: eine wirklich gute Homöopathin arbeitet mit der Schulmedizin Hand in Hand), inzwischen braucht sie noch nicht mal mehr (Schulmedizin-)Medikamente, um die Autoimmunerkrankung der Schilddrüse zu behandeln. Homöopathie alleine reicht.
Seit 1 Jahr ist sie wieder berufstätig, nachdem sie vorher aus gesundheitlichen Gründen mehrere Jahre aussetzen musste.

Und von wegen Wirksamkeit oder nicht:
Ein homöopathisches Mittel, welches hilft, bewirkt zuerst praktisch immer eine sogenannte Erstverschlimmerung. Sprich das, was damit behandelt werden soll, wird (kurzfristig) schlimmer. Aber das ist dann eigentlich das untrügliche Zeichen, dass man das Richtige bekommen oder eingenommen hat.
Dass so etwas mit keine Wirkung umschrieben wird, kann ich mir nicht vorstellen.
Es ist, und daran glaube ich inzwischen, bisher nur niemanden gelungen, diese Wirkung wissenschaftlich greifbar zu machen.
Es "wirkt" ja nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Pflanzen und bei Tieren. Insofern schliesse ich hier den Placebo-Effekt eher aus.

Ausserdem: Wer heilt, hat recht.
Wie das dann zustande kommt, ist mir als Patient letztlich egal. Ob durch Placebo-Effekt oder eben doch durch eine Wirkung.
 
Mir ist Homöopathie bei den Eltern begegnet, inzwischen sind beide gestorben. Ob ihnen, oder einem der beiden, die Homöopathie auch nur einen Tag geschenkt hat? Ich kann und will es nicht beurteilen. Aber teuer war's auf jeden Fall.
Das zweite mal, wo ich mit Homöopathie in Berührung kam, war mit unserem Krümel, dem kleinen Kater. Der hatte von Geburt an eine Bronchitis und hustet teilweise jämmerlich, das tut uns mehr weh wie ihm. Antibiotika war nix mehr, dauernd das Zeug ging ja auch nicht, ergo ab zur Heilpraktikerin. 2 Jahre haben wir den kleinen Lümmel mit Tröpfchen, Spritzen und Pillchen verwöhnt, keine Besserung. Also wurde nix mehr gemacht, weder verschlimmerte sich der Husten, noch wurde es besser.
Ich halte nix davon, aber freue mich für jeden, der damit Besserung, oder sogar Heilung erzielt.
Man sagt dem Alkohol doch ungeheuer desinfizierende Wirkung nach. Innerlich angewendet muß das Zeug doch helfen. Man soll eben nur nicht zu Sparsam mit dem Medikament umgehen. :D
 
Gibt scheint's doch einen Nachweis (Text in einem anderen Forum gefunden):
Preis für Wirkungsnachweis homöopathischer Mittel
Apothekerin Franziska Schmidt, Prof. Dr. Karen Nieber und Prof. Dr. Wolfgang Süß vom Institut für Pharmazie der Universität Leipzig erhielten jetzt den Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis 2003 der Internationalen Gesellschaft für Homotoxikologie e.V. und der Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin e.V.


Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis wurde zum Gemeinschaftskongress der beiden Gesellschaften Anfang des Monats in Baden-Baden übergeben. Die ausgezeichnete Arbeit trägt den Titel "Entwicklung eines in-vitro Testsystems zum Wirkungsnachweis ausgewählter homöopathischer flüssiger Verdünnungen".

Wirkungen homöopathischer Mittel sind zwar häufig beschrieben, aber bisher kaum objektiv nachgewiesen. Schmidt, Nieber und Süß haben mit ihrer Arbeit anhand objektiver Parameter den Nachweis erbracht, dass homöopathische flüssige Belladonnaverdünnungen, die u.a. für Koliken im Magen-Darm-Bereich eingesetzt werden, eine Wirkung auslösen. Sie verwendeten die Methode der isometrischen Kontraktionsmessung. Das ist ein kompliziertes Mess- und Auswerteverfahren, mit dem man Bewegungsabläufe an bestimmten Präparaten messen kann.

Für den oben beschriebenen Versuch verwendeten die Wissenschaftler Präparate aus dem Magen-Darm-Trakt einer Ratte, die in Organbäder mit einer bestimmten Lösung eingespannt wurden. Durch die Zugabe von Acetylcholin oder Substanz P, die im Körper u.a. die Bewegungen des Darms steigern können, kam es zu Kontraktionen der Präparate, die die gemessen werden konnten und am Bildschirm in deutlichen Kurven abzulesen waren.

Dann wurden in die Organbäder flüssige Belladonnaverdünnungen eingebracht, die streng nach Deutschen Homöopathischen Arzneibuch hergestellt wurden. Die Konzentration von Belladonna in der Lösung war so gering, dass die Substanz nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Die Wirkung kann also nicht auf einer Substanzwirkung beruhen, sondern offensichtlich treten durch den homöopatischen Verdünnungsprozess Modifikationen des flüssigen Arzneiträgers auf, die zu einer physiko-chemischen Beeinflussung von Übertragungsmechanismen führen - denn ohne Schütteln keine Wirkung!

Mit der homöopathischen Belladonnaverdünnung wurden die Kontraktionen der Präparate deutlich verringert, ablesbar an den auf dem Bildschirm erscheinenden Kurven. Damit war der Wirkungsnachweis des Homöopathikums erbracht. Auch nach mehrmaliger Wiederholung der Versuche ergab sich immer das gleiche Resultat.

Dieses Resultat war für die Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie e.V. und die Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin e.V. so wichtig, dass den Wissenschaftlern der Hauptpreis auf ihrem Gemeinschaftskongress zugesprochen wurde. Den Leipziger Pharmakologen ist das sicher ein guter Anlass, auf diesem Wege weiter zu forschen.
 
Das mag ja alles sein, aber die Sache mit dem Schütteln liegt mir quer. Das klingt für mich so nach Quacksalber, nach Show...
 
Ich denke die meinen mit Schütteln das Verkleppern:
Beim Verkleppern (und umrühren) verändert sich immer wieder die Potenz etwas. So ist der Reiz nicht immer gleich und wirkt besser.
 
chmul schrieb:
Das mag ja alles sein, aber die Sache mit dem Schütteln liegt mir quer. Das klingt für mich so nach Quacksalber, nach Show...
ot:
Irgendwas muß aber dran sein am Schütteln: James Bond will seinen Martini auch immer geschüttelt, nicht gerührt! :ROFLMAO:
 
bastelmeister schrieb:
Ich denke die meinen mit Schütteln das Verkleppern:
Beim Verkleppern (und umrühren) verändert sich immer wieder die Potenz etwas. So ist der Reiz nicht immer gleich und wirkt besser.

Also wenn das richtig gemacht wird, soll sich die Potenz:sexja auch, am besten in's unendliche, verändern. Währ ja auch noch schöner. :angel
 
Aber klar gibt es das - über 50 % der Weltbevölkerung gehören der "Schüttelfraktion" :D an. Da wird sich doch eine finden lassen, die das gute Stück nicht kaputt macht? :angel
 
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