[Information] Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!

t_matze

Senior Member
Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!

Hallo Freunde,

jetzt ist es also tatsächlich endlich geschafft! Nach 7 Jahren Studium und vielen Examina bin ich jetzt fertig und darf mich Arzt nennen. Ich bin sehr erleichtert und froh, daß auch die letzte Prüfung gut verlief. Einfach war sie nicht. Aber ich sollte etwas vorher anfangen...

little_bird hatte während des Praktischen Jahres bereits immer einen Abend der Woche auf mich verzichten müssen, weil da Max und ich Lerngruppe hatten. So haben wir uns frühzeitig und kontinuierlich vorbereitet, um unser Wissen aufzubessern. Dafür war es ganz praktisch, daß Max die Tertiale in der Reihenfolge Innere Medizin - Neurologie - Chirurgie hatte, und ich mit Chirurgie begonnen und mit der Inneren beendet habe. So konnten wir Chirurgie und Innere zweimal als Schwerpunkt bearbeiten, und in der Neuro waren wir gemeinsam.

Nach dem Ende des Praktischen Jahres (und nach einem kurzen, aber schönen Urlaub mit little_bird) verschwand ich dann vollends hinter den Büchern oder abends in der Lerngruppe. Der Endspurt von 5 Wochen bis zum Examen nötigte mir ein sehr intensives Lernen ab. Das zeigte bald auch Verbrauchsspuren, obwohl ich sonst eigentlich immer sehr entspannt und ausgeglichen bin - little_bird hat mich da tapfer unterstützt und gelegentlich dafür gesorgt, daß ich auch noch was vom Leben hatte, das Tanzen haben wir als schönen Ausgleich empfunden. Eine große Hilfe waren auch die beiden "Prüfungssimulationen" mit dem Professor, der die Kinderchirurgie leitet - meinem Paps! Das hat uns allen sehr viel gebracht, und es kamen auch drei der besprochenen Fragen/Krankheitsbilder in genau identischer Form in der Prüfung dran.

Und am 28.10. war es dann soweit:

Morgens um 9 bekamen wir vom Prüfungsvorsitzenden drei Zettel entgegen gestreckt, auf denen der Anfangsbuchstabe des Patienten stand. Somit zogen wir selbst unser "Schicksal"... Mein Patient hatte zum wiederholten Mal Metastasen eines bösartigen Tumors des Weichteilgewebes in der Lunge. Vor Jahren war ihm der eine Fuß abgenommen worden, um den Primärtumor zu entfernen, aber leider muß dieser schon gestreut gehabt haben. Max und Butzi (die beiden anderen Prüflinge) hatten einen Patienten mit einer Blutkrebserkrankung, die auch schon im Hirn eine Absiedelung gesetzt hatte (extrem schwieriger Fall für eine Prüfung, daher wohl auch die Lose) bzw. einen Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (relativ dankbarer Fall für die Prüfung).

Nachdem ich meinen Patienten zu seiner Krankheitsgeschichte und den aktuellen Beschwerden befragt hatte, habe ich ihn ausführlich körperlich untersucht. Er war ein sehr gut informierter und freundlicher Patient, sehr angenehm für die Prüfung. Seine Erkrankung war das einzig Unerfreuliche daran. Anschließend habe ich aus der Krankenakte die Informationen zu weiterer Diagnostik und Therapie herausgesucht, die ich für meinen ausführlichen Bericht benötigte, den ich bis Mittag abgeben mußte.

Die Mittagspause kam mir viel zu kurz vor, um mich über das äußerst seltene Krankheitsbild meines Patienten noch etwas schlau zu machen. Zumindest reichte sie, um mich auf die Patientenvorstellung vorzubereiten und was zu essen. Am Nachmittag stellte ich dann meinen Prüfern den Patienten vor und erzählte, was ich in der Untersuchung gefunden hatte. Dann stellten die Prüfer Fragen zu Untersuchungstechniken und ließen mich diese vormachen (Leber- und Milzgröße bestimmen, Meningismusprüfung etc.). Das lief gut, ich war erstaunt, wie schnell die Viertelstunde am Patientenbett verflog. Die anschließende knapp dreistündige theroretische Prüfung war doch deutlich länger... auch wenn auf mich nur ein Drittel dieser Zeit entfiel, weil die anderen beiden ja mit mir geprüft wurden.

Es ging immer reihum, der Neurochirurg fragte den ersten, der Neurologe den zweiten, der Internist den dritten, der Chirurg wieder den ersten, der Neurochirurg den zweiten und so weiter. Bis eben jeder von uns drei Prüflingen einmal von jedem der vier Prüfer befragt worden war. Die Prüfer waren fair und es herrschte eine angenehme Prüfungsatmosphäre, soweit das bei der Anspannung eben möglich ist, unter der wir standen. Hier zeigte sich, wie wertvoll die häufigen Lerngruppenabende und besonders die Prüfungssimulationen mit Paps gewesen waren: Wir haben die Fragen deutlich strukturierter und besser beantwortet, als uns das zu Beginn der Lernabende gelungen war. Natürlich sind uns hinterher wieder alle möglichen Dinge eingefallen, die wir noch zusätzlich hätten sagen wollen, aber das ist wohl so üblich in Prüfungen.

Als wir dann gegen 18:30 h nach draußen gebeten wurden, damit sich die Prüfer über die Noten abstimmen konnten, hatte ich keine feste Vorstellung davon, welche Note ich wohl erreicht haben könnte. Zu sehr schwirrte mir der Kopf vor gegebenen und fehlenden Antworten... Um so schöner war das Gefühl dann, als wir eine gute Prüfung attestiert bekamen und alle mit einer Zwei benotet wurden! Damit habe ich die erhoffte Zwei auch in der Gesamtnote meines Studiums!

Es ist schwer, die Gefühle zu beschreiben, die mich erfüllt haben. Das war eine riesen Erleichterung, ein immenses Glücksgefühl. Und ein Staunen darüber, daß ich jetzt also wirklich Arzt bin! Ich! Uiuiui! :)

Draußen gab es dann ein großes Hallo von allen Freunden, die sich mit uns freuten. Wir feierten dann mit einem gemeinsamen Abendessen im nahegelegenen Restaurant, wo auch little_bird dann dazu kam. Die Tanzstunde am späteren Abend, die little_bird und ich nicht ausfallen ließen, verlief sehr beschwingt vor Glück... In der Nacht bin ich dann noch zur Party-Fortsetzung zurückgekehrt, aber mit meinen Freunden war zu diesem Zeitpunkt erwartungsgemäß schon nicht mehr viel Vernünftiges anzufangen. Irgendwie schade.

Jetzt habe ich den Kopf erstmal wieder frei und bin sehr erleichtert. Die ganzen Kleinigkeiten, die ich während des Lernens immer vor mir hergeschoben habe, drängen jetzt auf Erledigung. Und natürlich auch ein paar Großprojekte: Meine Doktorarbeit möchte noch fertig geschrieben werden, und dann wäre auch eine Stelle nicht falsch... ;)

little_bird und ich erleben diese Zeit der großen Ereignisse sehr intensiv und bewußt. Wir genießen es, unser Leben gemeinsam zu planen und hin und wieder auch zu träumen, wie es denn werden könnte.
 
t_matze schrieb:
Natürlich sind uns hinterher wieder alle möglichen Dinge eingefallen, die wir noch zusätzlich hätten sagen wollen, aber das ist wohl so üblich in Prüfungen.
Allerdings, geht mir auch immer so - und meinem Mitbewohner, der gerade im Staatsexamen steckt... :trost
Um so schöner war das Gefühl dann, als wir eine gute Prüfung attestiert bekamen und alle mit einer Zwei benotet wurden! Damit habe ich die erhoffte Zwei auch in der Gesamtnote meines Studiums!
Schlichtweg: geil :funny (y)

Ich wünsche dir und euch alles Gute - und erstmal eine schöne Erholung von all dem Stress. :)
Klasse Beschreibung, bin ich froh, dass ich mal einfach eine Diplomarbeit schreiben muss und gut ist ;)
 
Yep, das klingt alles ganz super! Und auch wenn ich keine Sekunde daran gezweifelt habe, dass es klappen würde (das hätte einfach nicht zu Dir gepasst): Herzlichen Glückwunsch! :bier

Die ganzen Kleinigkeiten, die ich während des Lernens immer vor mir hergeschoben habe, drängen jetzt auf Erledigung.

Und ich kenne sogar die Reihenfolge einer Teilmenge dieser Kleinigkeiten: ISDN oder DSL (mit Fastpath) beschaffen, UT kaufen und installieren, endlich mit uns zocken... ;) :ROFLMAO: :)
 
Herzlichen Glückwunsch! :bier (<- das physikalische Anstoßen folgt nächste Woche :)).

Und auch vielen Dank dafür, dass Du meinen Glauben daran wiederbelebt hast, dass man mit einem Studium auch wirklich fertig werden kann - gelle KOENICH :devil ;).
 
Und ein Staunen darüber, daß ich jetzt also wirklich Arzt bin! Ich! Uiuiui!

Herzlichen Glückwunsch.

So ein Thread überzeugt einen doch mal wieder das man weitermachen soll.
Dass man sich hinsetzen soll und einfach nur pauken, pauken, pauken. Dann klappts auch mit dem Nachbarn oder so (y) .

Schön wie du die Prüfung beschrieben :)

Lass es dir gut gehen .... und den Doktor packst du auch noch.
Nochmals herzlichen Glückwunsch:bier:)
 
Ja die Erleichterung kann man deinen Worten entnehmen.

Alles Gute :bier zur bestandenen Prüfung und ganz dicke die Daumen gedrückt für eine Stelle als Arzt, die auch noch einigermaßen bezahlt wird für diesen Knochenjob. ;)
 
Meinen allerherzlichsten Glückwunsch!
Sieben Jahre? Eine Wahnsinnig lange Zeit ist das, aber ich werd wohl für mein Bio-Studium bei einer ähnlichen Zeit landen...
 
Huhu t_matze :)!
Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist! Auch von unserer Seite einen herzlichen Glückwunsch :laola, Klasseleistung! Es geht in großen Schritten in die Zukunft, wie man sieht :)
Eine sehr plastische Schilderung der Prüfung, Hut ab, dass ihr Drei die Nerven behalten habt.
Jetzt erst einmal viel Spaß bei der Rückkehr in das "normale" Alltagsleben :D

Gruß
J.
 
@ t_matze :)

Ersteinmal auch von mir meinen herzlichsten Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. :) ............

Habe mir deinen Bericht über die Prüfung ganz genau durchgelesen und finde es sehr interessant wie so eine Arztprüfung über die Bühne geht.
Der ganze Tag Anspannung pur!!! Wow!!! :)

Genieße das schöne Gefühl es geschafft zu haben und für die Doktorarbeit auch TOI TOI TOI von mir (y)
 

(y) Superspitzenklasse! (y)


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einwandfrei! herzlichen Glückwunsch :)

und die Ernennung zum "Dr. med." ist dann nur noch Formsache (bzw. Fleißarbeit) mit der Doktorarbeit oder kann da noch was schiefgehen?
 
Allerherzlichsten Glückwunsch! :)

Wenn eine solch lange Zeit der Mühen von Erfolg gekrönt wird, ist das immer eine tolle Sache. Wir alle freuen uns mit Dir :) .

Übrigens, ich habe da so ein Zwacken rechts hinten in der Nierengegend. was könnte das......?



:ROFLMAO:
 
Na da gratulier ich doch (y)
Ich bewundere jeden, der sein Studium erfolgreich beenden kann.
Selbst habe ich es nicht durchgezogen. Studieren liegt mir überhaupt nicht.
 
Ich freu mich auch riesig für Dich, gratuliere Dir von Herzen zu Deinem guten Abschluss :blumen und danke Dir auch für Deine ausführliche Schilderung des ganzen Prüfungsablaufs. Das ist wirklich interessant, wie ihr das ganze theoretische, angelernte Wissen dann ganz praxisnah habt umsetzen müssen. Daran hapert's ja bei unseren schulischen Prüfungen noch erheblich.

Dann genieße die doch kurze Zeit der Nach-Prüfungs-Erholung bis Dich Dein Doktorarbeits-Projekt wieder eingeholt hat. Aber das flutscht jetzt sicher um so besser! (y)

gruß schrotti :) :)
 
Herzlichen Glückwunsch.

Nach inzwischen einigen Berufsjahren kann ich nur sagen: Du hast es selbst so gewollt und weisst, was auf Dich zukommt.
Such Dir eine gute Frau, die das alles auch mitmacht. Du wirst sie brauchen.


Halt, nein, hast Du ja schon.



"Ich schwöre bei Apollon dem Arzt, Asklepios und Hygieia und Panakeia und rufe alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde:
Den, der mich diese Kunst lehrte, meinen Eltern gleich zu achten, mit ihm den Lebensunterhalt zu teilen und ihn, wenn er Not leidet, mitzuversorgen; seine Nachkommen meinen Brüdern gleichzustellen und, wenn sie es wünschen, sie diese Kunst zu lehren ohne Entgelt und ohne Vertrag; Ratschlag und Vorlesung und alle übrige Belehrung meinen und meines Lehrers Söhnen mitzuteilen, wie auch den Schülern, die nach ärztlichem Brauch durch den Vertrag gebunden und durch den Eid verpflichtet sind, sonst aber niemandem.
Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten.
Auch werde ich nie einer Frau ein Abtreibungsmittel geben.
Heilig und rein werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.
Auch werde ich den Blasenstein nicht operieren, sondern es denen überlassen, deren Gewerbe dies ist.
Welche Häuser ich betreten werde, ich will zu Nutz und Frommen der Kranken eintreten, mich enthalten jedes willkürlichen Unrechtes und jeder anderen Schädigung, auch aller Werke der Wollust an den Leibern von Frauen und Männern, Freien und Sklaven.
Was ich bei der Behandlung sehe oder höre oder auch außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen, werde ich, soweit man es nicht ausplaudern darf, verschweigen und solches als ein Geheimnis betrachten.
Wenn ich nun diesen Eid erfülle und nicht verletze, möge mir im Leben und in der Kunst Erfolg zuteil werden und Ruhm bei allen Menschen bis in ewige Zeiten; wenn ich ihn übertrete und meineidig werde, das Gegenteil."
 
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