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Bulmahn und Erdsiek-Rave: "Erfolgreiche Prominente werben für individuelle Förderchancen durch Ganztagsschulen"

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Ute Erdsiek-Rave, haben am heutigen Freitag in Kiel die bundesweit ersten Botschafter für das Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung vorgestellt. Zukünftig werden die Surf-Vizeweltmeisterin Amelie Lux, der Schauspieler Peter Lohmeyer und der Regisseur Lars Jessen das Vier-Milliarden-Euro-Programm zum Aus- und Aufbau von Ganztagsschulangeboten in Deutschland unterstützen.

Bulmahn: "Ich freue mich sehr, dass wir diese prominenten Persönlichkeiten gewinnen konnten. Sie setzen sich persönlich für Ganztagsschulen ein " für ein Programm, das bereits auf vollen Touren läuft. Ende dieses Schuljahres werden überall in Deutschland rund 5.000 Ganztagsschulen aus dem größten Schulprogramm, das es in Deutschland je gegeben hat, mit Bundesmitteln gefördert."

Erdsiek-Rave: "Die Erfolgsstory Ganztagsschulen bezieht sich aber nicht nur auf die quantitative Ausweitung, sondern auch auf die qualitative Entwicklung der Schulen. Deren Konzepte sind flexibel und den jeweiligen regionalen Gegebenheiten und Möglichkeiten angepasst. Die Schulen arbeiten bei uns in Schleswig-Holstein erfolgreich mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, sei es die Jugendhilfe, örtliche Vereine und Verbände oder die Feuerwehr." Sie ergänzte, dass Schleswig-Holstein mit rund 25 Prozent Ganztagsschulen eine erfolgreiche Bilanz ziehe und mit der Service-Agentur "Ganztägig lernen" Schulen, Kommunen und Kooperationspartner seit diesem Schuljahr eine wichtige zentrale Anlaufstelle für Beratung und Informationsaustausch erhalten hätten.

Bulmahn: "Wir sollten uns alle anstecken lassen von Kreativität und Begeisterung der Kinder und Jugendlichen! Bei unseren gemeinsamen Besuchen in den Ganztagsschulen in Schleswig-Holstein haben wir erleben können, was individuelle Förderung bedeutet. Hier werden Kinder und Jugendliche in ihren Begabungen intensiv gefördert und haben mehr Zeit zum besseren Lernen und Entwickeln."

Vier weitere Ganztagsschulbotschafter werden am 2. und 3. September 2005 in Berlin vorgestellt. Dann werden mehr als 1.200 Vertreterinnen und Vertreter der Schulpraxis, der Wissenschaft und der Verwaltung aus In- und Ausland zum zweiten Ganztagsschulkongress erwartet. Bundesbildungsministerin Bulmahn wird den Kongress eröffnen und Bundeskanzler Schröder zum Thema "Bildungschancen für alle" sprechen.

Erdsiek-Rave freute sich über das Engagement der prominenten Botschafter und konnte alle dafür gewinnen, drei Ganztagsschulen in Schleswig-Holstein durch einen Besuch zu unterstützen. "Getreu dem Motto ,Tue Gutes und rede darüber" haben sich alle drei auf meine Anfrage bereit erklärt, konkret tätig zu werden. Vielen Dank für dieses attraktive Angebot. Ich bin mir sicher, viele Schulen werden sich um diese prominente Unterstützung bewerben."

Bulmahn wies darauf hin, dass eine breite Mehrheit der Deutschen ein flächendeckendes Angebot von Ganztagsschulen fordert. 80 Prozent äußerten sich entsprechend in einer repräsentativen Umfrage des Instituts forsa, die in dieser Woche veröffentlicht worden ist.

"Das zeigt, wie sehr die Menschen die große Bildungsreform in Deutschland wollen. Trotz anfänglicher Skepsis in einigen Bundesländern gehe ich deshalb davon aus, dass alle Länder bei der Umsetzung des erfolgreichen Programms weiter an einem Strang ziehen", so die Bundesbildungsministerin.

Quelle

Weitere Informationen unter: www.ganztagsschulen.org

Zu den Förderern sollten nicht nur Prominente, sondern auch Industrie, Handel und Banken hinzukommen. Das wäre eine sinnvolle Investition für unsere Zukunft, um den Industriestandort Deutschland zu erhalten. :)
 
Ich muss gestehen, dass ich schon ein oder zwei Tränen wegwischen musste beim Lesen dieses Artikels.
Dass sich Prominente überhaupt die Zeit nehmen, mal in 3 (in Worten ´drei´) Schulen vorbeizuschauen hat mich doch sehr gerührt.
Man darf ja schliesslich nicht vergessen, dass diese Prominenten dabei auch noch von Photographen und Schreiberlingen behindert werden, die ihnen dauernd im Weg rumstehen.
Wer von uns kann nicht nachvollziehen, wie erschwerend das ist, wenn die Photographen die zahlreichen Gespräche mit den Kindern durch Zurufe wie ´bitte mal hierher sehen´ unterbrechen.

Dieser kurze Text oben würdigt in keinem Falle ausreichend dieses Engagement.

Gruss
Tim

PS: Dass dieser Text keine Smileys enthält ist beabsichtigt, da der Autor einen privaten Forschungsauftrag bezüglich ausserirdischer Intelligenz erhalten hat
 
@Tim
Welche Prominente?! :confused ;)

Den ganzen Zinnober hätte es zum Puschen des milliardenschweren Ganztagsschulprogramms eigentlich nicht gebraucht, sind doch bis auf größere Widerstände in der Lehrerschaft selber (Schule am Nachmittag? Nein, Danke! ;) ) und einzelnen KuMi-Bürokratien nahezu alle maßgeblich Beteiligten wie die Eltern klar dafür!

In Bayern, das sich durch seine guten PISA-Ergebnisse in dem bisherigen Kurs ja bestätigt sieht, geht man das recht behutsam an, aber immerhin sind 600 Mio. Bundesmittel abzugreifen ... das darf nicht ungenutzt bleiben!

Die meisten Gelder fließen bislang daher "leicht" zweckentfremdet in den Ausbau des G8 (achtjähriges Gymnasium), das in einer ziemlichen 'ad hoc -Aktion' von der Regierung Stoiber ab 1.8.04 eingeführt worden ist! Da ist noch jede Menge Bedarf an Mittagsbetreuung und Aufenthaltsräumen für die Schüler!

Aber bei dem Bulmahn'schen Gesamtschulfimmel weiß man ja nie so recht, wohin der Karren mit der Ganztagsschule im Endeffekt laufen soll, gesunde Zweifel sind angebracht! Wie DIE Frau sich "redlich" bemüht hatte, den bayrischen Erfolg bei PISA mit sozialer Auslese und zu geringer Abiturientenquote klein zu reden, statt zuzugeben, dass das gegliederte System bei uns einfach effektiver ist, bleibt hier unvergessen! :(

Nur, schnelle Investitionen in die Ganztagsschulinfrastruktur sind ja gut und schön, bloß wer bezahlt auf Dauer dann den personellen Mehraufwand? Lehrerstunden rund um die Uhr sind viel zu teuer und ein Hilfskorps aus geringer bezahlten pädagogischen Assistenten wie in Frankreichs Schulen steht bei uns noch nicht zur Verfügung!

Aber wenn die Frau Erdsieck-Rave in dem Pakt dabei ist, kann es ideologisch nicht so borniert zugehen, denn die hat sich als alte und neue Kultusministerin von Schleswig-Holstein klar für das gegliederte Schulwesen ausgesprochen! (y)

Noch ein Bayern-Link zum Thema!

gruß schrotti :) :)

PS: Dieser Post enthält einige Smilies, die der irdischen Intelligenz etwas entgegenkommen! :D
 
Auffällig ist, daß alle Parteien so einig sind, daß dieses Konzept richtig ist. Da gibt es kaum jemanden, der mäkelt. Die wenigsten von uns waren in Ganztagsschulen, und auch nicht die jetzigen Befürworter.
War denn hier im Board jemand da?
Und, gibt es auch Nachteile?
 
schrotti schrieb:
Die meisten Gelder fließen bislang daher "leicht" zweckentfremdet in den Ausbau des G8 (achtjähriges Gymnasium), das in einer ziemlichen 'ad hoc -Aktion' von der Regierung Stoiber ab 1.8.04 eingeführt worden ist!
Nun das G8 ist keinesfalls eine bay(e)rische Erfindung, so haben Sachsen und Thüringen gleich nach der DDR-Zeit am 12jährigen Abi festgehalten, das Saarland hat als erstes mit der Umstellung von 13 auf 12 angefangen. Da die meisten Bundesländer aber nicht weit über den Tellerrand schauen, hat sich noch keiner drum gekümmert, wie man das umsetzt und alle machen die gleichen Fehler nochmal neu...
G8 finde ich übrigens vollkommen i.O. - was ich von den sogenannten "Ganztagesschulen" halten soll, weiß ich aber nicht. Bereits bei G9 war an vielen Schulen Nachmittagsunterricht üblich (hier teilweise sogar an der Grundschule), demzufolge gibt es an unseren umliegenden Gymnasien schon längst Mittagessen-Angebote und Aufenthaltsräume. Nachmittags werden AGs angeboten, was auch gut genutzt wird und auch die Sportvereine sind gut besucht. Was an einer Ganztagesschule dann soviel anders sein soll bleibt mir daher verschlossen.

nette pdf zur Umstellung 13 auf 12: http://www.bundeselternrat.de/info/abi_zahlen.pdf
 
@bastelmeister
Du hast z.T. Recht, dass bisheriger Nachmittagsunterricht in dem Ganztagsschulmodell mit aufgeht, aber schau Dir mal den Stundenplan der Adolf-Reichwein-RS in Nürnberg an (Link oben!), dann siehst Du, dass gelegentlich auch "harte" Fächer nachmittags unterrichtet werden.

Aber im Großen und Ganzen dominieren die künstlerisch-kreativen Disziplinen, was ja auch richtig ist, denn nach sechs Vormittagsstunden ist ja schon die Luft etwas raus!

Der wichtigste Aspekt ist eben, dass die Schüler nachmittags sinnvoll beschäftigt und verwahrt werden, und sich nicht daheim mit dem PC, aber ohne arbeitende Eltern, allein überlassen sind oder die Innenstädte randalierend und brandschatzend unsicher machen! ;)

gruß schrotti :) :)

PS: Die Kurven in dem Diagramm über die Schulabsolventenzahlen in Deinem pdf-file gefallen mir irgendwie, besonders die für die alten Länder! :D
 
Zuletzt bearbeitet:
schrotti schrieb:
Der wichtigste Aspekt ist eben, dass die Schüler nachmittags sinnvoll beschäftigt und verwahrt werden, und sich nicht daheim mit dem PC, aber ohne arbeitende Eltern, allein überlassen sind oder die Innenstädte randalierend und brandschatzend unsicher machen!

Das sehe ich auch so. Wir haben z.B. einige Mitschüler meines Sohnes kennengelernt, deren Eltern erst spät Nachmittag sich um die Kinder kümmern können. Da ist von Betreuung nichts zu merken und diese Kinder machen was sie wollen.
 
Warum brauchen wir denn um's Verrecken Ganztagsschulen? Weil viele Eltern sich nicht um Ihre Kinder kümmern (können). Wenn Mama und Papa aus Geldnot oder Selbstverwirklichungsgründen (dann auf Kosten der Kinder) Vollzeit arbeiten, ist klar, dass für den Nachwuchs keine Zeit mehr bleibt.

Wir bewegen derzeit auf ein Szenario zu, in dem ein Kind nach dem Abstillen bis zum Abitur vom Staat betreut wird. Wobei der Staat nachts und am Wochenende (noch) kneift. Das halte ich für äußerst fragwürdig.

Natürlich ist die Bildung wichtig, aber ich denke der Ansatz mit den Ganztagsschulen zäumt das Pferd von hinten auf. Die Schaffung einer Gesetzeslage, die Familien aktiv unterstützt (dass für viele Paare der Kinderwunsch direkt mit den finanziellen Möglichkeiten verbunden ist, ist deprimierend) und Investitionen in das derzeitige Bildungssystem (Modernisierung aller Teilbereiche, also Ausstattung, Lehrpläne, Methodik, Weiterbildung für Lehrer usw.) greifen das Übel wesentlich näher an der Wurzel.

Gestern Abend kam im Ersten eine Sendung zur Wahl 2005. Dabei wurde auch das Thema Schulen angesprochen und aus verschiedenen Schulklassen berichtet. Dort waren Schüler zu sehen, die nach vier Jahren Englischunterricht nicht in der Lage waren die Wochentage an die Tafel zu schreiben und eine Neuntklässlerin musste nachfragen, was Kfz bedeutet.

Das zeigt natürlich, dass mein obiger Ansatz für eine ganze Menge Schüler zu spät käme, weil dort die Eltern vermutlich keinerlei Einfluss mehr haben. Ob denen Ganztagsschulen noch helfen können? Vermutlich einem Teil davon. Um dem Rest noch ein Mindestmaß an Bildung, Vernunft und Sozialverhalten einzutrichtern müsste man vermutlich erst das Grundgesetz ändern...
 
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